Schneeball

Ges­tern gab es zum aller­ers­ten Mal an unse­rer Schu­le einen Schul­ball – völ­lig los­ge­löst von irgend­wel­chen Anläs­sen. Ein­fach ein­mal gemein­sam mit SuS, Eltern und LuL in gedie­ge­nem Rah­men fei­ern. Orga­ni­siert wur­de die gan­ze Sache durch Schü­le­rin­nen und Schü­ler – von A‑Z (Saal, Musik, Pro­gramm, Geträn­ke, Cate­ring, Kal­ku­la­ti­on, Mar­ke­ting, Deko usw.). Das soll nun erst­mal eine Schu­le der unse­ren nachmachen.

Das Fest hat­te den übli­chen Span­nungs­bo­gen: Nach einem eher etwas stei­fen Beginn um 20:00 Uhr füll­te sich der Saal ab ca. 22:00 Uhr merk­lich und die Stim­mung locker­te sich denk­bar auf. Spä­tes­tens gegen 23:00 Uhr war es eine stil­vol­le Par­ty – man konn­te noch paar­wei­se tan­zen, muss­te aber nicht. Die Tanz­flä­che war voll und – ent­ge­gen dem, was Süd­ol­den­bur­gern immer ger­ne nach­ge­sagt wird – die Besu­cher eigent­lich eher gar nicht. Alles blieb – zumin­dest bis ich um 1:00 Uhr gegan­gen bin – völ­lig im Rah­men. Angenehm.

Für mich ist es stets eine Offen­ba­rung, wenn ich SuS im Ball­kleid oder im Anzug sehe, die mor­gens dann doch eher in indi­vi­du­el­ler Klei­dung im Unter­richt sit­zen. Man muss fai­er­wei­se sagen, dass man Herrn Riecken auch nie im Anzug vor­her so rich­tig gese­hen hat – das Ver­gnü­gen dürf­te also beid­sei­tig gewe­sen sein. Hin und weg bin ich immer auch, wenn ich die Tanz­fä­hig­keit so man­cher SuS sehe – vor allem, weil es um die mei­ne wahr­lich nicht zum bes­ten bestellt ist.

Was macht einen sol­chen Abend zum Erleb­nis? Es sind der Tratsch und die Flak­se­rei. Ich freue mich immer total wenn ich Jun­gens mit Frau im Arm sehe, denen ich das nie zuge­traut hät­te. Ich freue mich über die oft­mals sehr ritua­li­sier­ten Schü­ler – Herr Riecken Gesprä­che, die ja nie wirk­lich locker sind, weil es die Rol­len nicht zulas­sen. Ich freue mich, Ehe­ma­li­ge zu sehen und ihre Ent­wick­lung wenn­gleich ober­fläch­lich mit­zu­be­kom­men. Net­te Geschich­ten über das Kol­le­gi­um hört man ja außer­dem. Und ich freue mich dar­über, mit Men­schen zu fei­ern, auch wenn in den Wochen davor teil­wei­se hef­ti­ge Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit ihnen gelau­fen sind. So ein Fest rela­ti­viert oft so man­ches, weil man sich pri­va­ter wahrnimmt.

Und: Ich weiß jetzt end­lich, wer hier in der nähe­ren Umge­bung Monark-Räder  (däni­sche Trans­port­rä­der) ver­treibt. Mein gutes Stück bräuch­te näm­lich ein­mal neue Decken – und die suche ich seit Jah­ren. Und da tref­fe ich auf dem Ball einen Schü­ler mei­nes Kur­ses mit sei­ner Freun­din im Arm, deren Vater die­ser Laden gehört.

Alle, die nicht mit dabei waren, haben etwas ver­passt und dür­fen sich jetzt ärgern. Und das sagt ein beken­nen­der Tanz­muf­fel und Ball­has­ser, der sich im Anzug ver­klei­det vorkommt.

Schulische Evaluation mit Moodle, LDAP und dem Feedbackmodul

Die­ser Arti­kel wird etwas län­ger und daher mehr­tei­lig. Im Fol­gen­den wer­de ich zunächst beschrei­ben, war­um gera­de die­se Soft­ware­kom­po­nen­ten aus­ge­wählt wur­den, um anschlie­ßend Stück für Stück zu erklä­ren, wie die tech­ni­sche Rea­li­sie­rung erfolgte.

Pro­blem­stel­lung

Es galt ein Kon­zept für die Eva­lua­ti­on unter­schied­li­cher Grup­pen an einer Schu­le zu erstel­len. Dabei muss­ten fol­gen­de Kri­te­ri­en erfüllt werden:

  1. Trans­pa­rent zu ver­mit­teln­de Anonymisierung
  2. Geeig­net für SuS, LuL und Eltern, d.h. mög­lichst leich­te Bedienbarkeit
  3. Kei­ne Unkos­ten für Soft- oder Hardware
  4. Ver­tret­ba­rer tech­ni­scher Aufwand
  5. Größt­mög­li­che Frei­heit bei der Daten­aus­wer­tung (z.B. Nach­be­ar­bei­tung mit einer Tabellenkalkulation)
  6. Syn­er­gie­ef­fek­te

Wei­ter­le­sen

Zentrale Abiturprüfung – effiziente, kostenneutrale Lehrerfortbildung

Wäre ich ein Kul­tus­mi­nis­te­ri­um und hät­te kein Geld für Fort­bil­dung mei­ner Bediens­te­ten, wür­de ich ein Zen­tral­ab­itur mit ver­bind­li­chen the­ma­ti­schen Vor­ga­ben einführen.

Ich wür­de die Vor­ga­ben so wäh­len, dass sich sich grund­sätz­lich nicht auf bis­her exem­pla­ri­sche Tex­te ein­zel­ner Epo­chen bezie­hen und so den Hori­zont mei­ner Leh­rer­schaft wir­kungs­voll erwei­tern. Zudem ist es abso­lut ver­mes­sen zu glau­ben, dass es inner­halb der Deutsch­di­dak­tik auch über Jahr­zehn­te bewähr­te Tex­te geben soll­te. Leh­rer unter­rich­ten schließ­lich metho­disch und inhalt­lich veraltet.

Wei­ter­le­sen

Die Weiber in der Volksversammlung (Aristophanes) – Theaterstück am CAG

 

 

Frau­en wer­den von ihren Ehe­män­nern die hal­be Nacht durch das Bett geru­dert. Män­ner bege­ben sich in Frau­en­klei­dern ins Freie, weil sie ihre Not­durft ver­rich­ten müs­sen, um dort von ihrem bes­ten Bekann­ten in hocken­der Stel­lung und ent­blöß­tem Gesäß über­rascht und in poli­ti­sche Dis­kur­se ver­wi­ckelt zu wer­den. Ange­se­he­ne Bür­ge­rin­nen pro­kla­mie­ren ein poli­ti­sches Mani­fest im Geis­te der Ideen von Karl Marx und Fried­rich Engels – in Bezug auf die Regeln, die den sexu­el­len Umgang von Bür­ge­rin­nen und Bür­gern fest­schrei­ben viel­leicht nicht voll­stän­dig im Sin­ne die­ser Per­sön­lich­kei­ten… Alle tun das in Clop­pen­burg. Mit­ten in Clop­pen­burg. Auf der Büh­ne des Cle­mens-August-Gym­na­si­ums. Und wie recht­fer­ti­gen sie ihre Taten? Sie spie­len dem amü­sier­ten wenn­gleich gele­gent­lich etwas ver­wirr­ten Publi­kum unter der Regie von Chris­tia­ne Johan­nes und Hubert Gel­haus das Stück „Die Frau­en in der Volksversammlung“ von Aris­to­pha­nes vor, einem weit­ge­hend unbe­kannt geblie­be­nen Dich­ter der grie­chi­schen Antike.

Die atti­sche Demo­kra­tie ist kor­rupt gewor­den. Nicht das Inter­es­se an poli­ti­schen Ver­än­de­run­gen moti­viert die männ­li­cher Volks­ver­tre­ter zum Besuch der Volks­ver­samm­lung, son­dern die dort aus­ge­zahl­ten statt­li­chen Sit­zungs­gel­der. Popu­lis­ten über­neh­men oft genug das poli­ti­sche Ruder. Wich­ti­ge Refor­men kön­nen so nicht mehr statt­fin­den. Zu sei­ner Zeit beklagt selbst Peri­kles in einer Grab­re­de (gele­sen in Aus­zü­gen als Pro­log von Alex­an­der Rol­fes) die­sen Umstand. In die­ser miss­li­chen poli­ti­schen Situa­ti­on beschlie­ßen die Frau­en Athens (Man­dy Stie­ber, Nico­la Hach­m­öl­ler, Vere­na Becker, Lui­sa Teixei­ra, Jan­na Mey­er, Fidan Mut­lu, Eva-Maria Evers, Dina Dvor­chi­na) unter der Füh­rung von Pra­xa­go­ra (Anja Bel­ke) das anzu­ge­hen, was ihre Män­ner nicht zu tun im Stan­de sind. Dazu ent­wen­den sie ihren Ehe­gat­ten (u.a. Dani­el Tie­mer­ding als Bley­py­ros) die not­wen­di­gen Aus­rüs­tungs­ge­gen­stän­de (Man­tel, Stab) und pro­ben in nächt­li­chen Sit­zun­gen ihren per­sön­li­chen Auf­tritt in der rea­len Volks­ver­samm­lung. Die List gelingt: Vie­le von ihnen kön­nen sich in die Volks­ver­samm­lung ein­schlei­chen und dort die Stim­men­mehr­heit errei­chen. Tat­säch­lich gelin­gen ihnen in der Fol­ge vor­der­grün­dig eine Rei­he von Refor­men: Hab und Gut der athe­ner Bür­ger sol­len ver­staat­licht, die sexu­el­le Begat­tung auch älte­rer Frau­en sicher­ge­stellt und öffent­li­che Spei­sun­gen ein­ge­rich­tet wer­den. Natür­lich schei­tert die­ses gele­gent­lich prä­kom­mu­nis­tisch anmu­ten­de Sys­tem an der Hab­gier und den Intri­gen der ein­fluss­rei­chen Grö­ßen Athens, die kei­nes­falls gewillt sind, ihre Güter (und Frau­en) mit ande­ren zu tei­len und den sich dar­aus erge­ben­den Macht­ver­lust hin­zu­neh­men. Zudem regt sich auch gera­de unter den Jüng­lin­gen (Judith Twen­hö­vel) der Unmut, vor der Gelieb­ten erst in der Pflicht zu ste­hen, das Bett mit einer ver­welk­ten Blu­me tei­len zu müssen.

Natür­lich las­sen sich in die­sem Stück eine Rei­he von Par­al­le­len zur heu­ti­gen poli­ti­schen Situa­ti­on im Bun­des­tag fin­den. Eben­so natür­lich wür­de man durch der­ar­ti­ge Fest­le­gun­gen dem Werk und der Leis­tung der Spie­len­den und ihrem „Stab“ (Souf­fleu­se: Frie­de­ri­ke Arnold, Musi­ker: Hen­rie­ke Wem­pe, Johan­nes Rol­fes, Sebas­ti­an Kes­sin, Beleuch­tung: Robert Kod­de­busch, Kos­tü­me: Doro­thee Vor­werk, Bühne/Maske/Programm: Wil­fried Kört­zin­ger) nicht gerecht. Denn wann sonst erlebt es ein Thea­ter­be­su­cher, dass im über­wie­gend katho­li­schen Clop­pen­burg ein Stück von der­ar­tig iro­ni­scher und pikan­ter Spra­che zum bes­ten gege­ben wird und dadurch eine Sicht auf die atti­sche Gesell­schaft offen­bart, die in inhalt­schwe­ren Inter­pre­ta­tio­nen oft ver­bor­gen bleibt: Die­se Gesell­schaft leb­te und pul­sier­te im Genuss von Wein, Weib und Gesang. Die aus­ge­las­se­nen und aus­schwei­fen­den Fes­te im Ange­sicht des Got­tes Dio­ny­sos hat­ten eben­so ihre fes­ten Platz wie der ratio­na­le appol­li­ni­sche Dienst an Staat und Philosophie.

Es geht zwar die Kun­de, dass sich in unse­rer Gegen­wart all­jähr­lich am 1. Mai auf der Wie­se des REHA-Zen­trums und in den angren­zen­den Wäl­dern ver­gleich­ba­re Dio­ny­si­en abspie­len sol­len, jedoch hal­te ich das allen­falls für eine Aus­nah­me­erschei­nung, wenn nicht sogar für rei­nes Gere­de – natür­lich – denn wie sonst wäre zu erklä­ren, dass mein letz­ter 13er Deutsch­kurs es nicht durch den Fül­ler brach­te, ein Dingsym­bol in Theo­dor Fon­ta­nes Roman „Mathilde Möhring“ als das zu benen­nen, was es war: Ein Sym­bol für die erwa­chen­de Sexua­li­tät der Prot­ago­nis­tin. Selbst Frie­de­ri­ke Arnold beschreibt im Pro­gramm­heft zur Auf­füh­rung, dass die Thea­ter-AG in einer dem Ori­gi­nal nähe­ren Über­set­zung „teilweise erschreckt von der Direkt­heit der vul­gä­ren Gossensprache“ war und hat dadurch mein Welt­bild von einer weit­ge­hend unver­dor­be­nen Clop­pen­bur­ger Jugend dann noch noch eine Wei­le erhalten.

Von Erschro­cken­heit war jedoch am Abend der Pre­mie­re nicht mehr viel zu sehen – hat­te sich die Thea­ter-AG zu die­sem Zeit­punkt von ihren Vor­be­hal­ten bereits frei­ge­spielt? Kam nur etwas zum Vor­schein, was in jedem von ihnen bereits steck­te? Wenn die gezeig­te Text­vor­la­ge bereits eine gemä­ßig­te war – hät­te das Publi­kum im Saal womög­lich ange­sichts des Ori­gi­nals mit hoch­ro­tem Kopf dagesessen?

Ich zumin­dest bin ein wei­te­res Mal bezüg­lich der Clop­pen­bur­ger Gesell­schaft kon­struk­tiv ver­un­si­chert. So viel lust­be­ja­hen­de Lebens­freu­de ist ein­fach zu viel für mich. Und damit ist auch jeder Ver­such einer ratio­na­len Durch­drin­gung die­ses Abends unan­ge­bracht. Die­ses Stück lehrt nicht durch kla­re Bot­schaf­ten. Es trans­por­tiert ein Stück Lebens­ge­fühl des alten Grie­chen­lands in unse­re Zeit und stellt gera­de die uns Deut­schen so typi­sche skep­ti­sche Welt­sicht ange­nehm unauf­dring­lich in Frage.

Pygmalion (2004) – ein Theaterstück am CAG

Die meis­ten von uns machen sich ger­ne Bil­der und Vor­stel­lun­gen: Vom idea­len Lebens­part­ner, vom per­fek­ten Leben an sich und manch­mal sogar von Gott. Haben wir unser Ide­al nach lan­gen Mühen erreicht, stellt sich nicht sel­ten Ernüch­te­rung ein: Ent­we­der müs­sen wir unse­re Vor­stel­lun­gen nach­bes­sern oder das erwar­te­te Glücks­ge­fühl mag sich ein­fach nicht ein­stel­len. Die­ser schein­ba­re Wider­spruch reg­te so man­chen Autoren zum Nach­den­ken an, so auch G.B. Shaw, des­sen dra­ma­ti­sches Stück „Pygmalion“ uns die Thea­ter- und Musik-AG des Cle­mens-August-Gym­na­si­ums an drei Ter­mi­nen im Juni 2004 durch eine niveau­vol­le Auf­füh­rung näherbrachten.

Der genia­le Sprach­wis­sen­schaft­ler Hen­ry Hig­gins (Jonas Strick­ling) schließt mit Oberst Picke­ring (Bar­ba­ra Hach­m­öl­ler) eine Wet­te ab: Gelingt es ihm inner­halb von weni­gen Mona­ten das ein­fa­che Blu­men­mäd­chen Eli­za (Anne Wig­bers) bei Hofe ein­zu­füh­ren, so erhält er einen hohen Geld­be­trag. Im Ver­lauf der Hand­lung wird sehr schnell deut­lich, dass es Hig­gins weni­ger um das Geld als viel­mehr um eige­nen Ruhm geht. Eli­za zieht nach eini­gem Zögern bei Hig­gins ein, um sich bald dar­auf einem her­ri­schen, gna­den­lo­sen und unmensch­lich stren­gen Lehr­meis­ter gegen­über­zu­se­hen. Trotz tag­täg­li­cher ver­ba­ler Ernied­ri­gun­gen stel­len sich rasch die ers­ten Erfol­ge ein: Eli­za über­win­det schnell den eige­nen der­ben Dia­lekt, lernt sich als Dame des Hofes zu bewe­gen und zu arti­ku­lie­ren. Sie ent­wi­ckelt all­mäh­lich Zunei­gung zu ihrem Lehr­meis­ter, der in ihr jedoch nur das Werk­zeug der Erfül­lung sei­ner eige­nen Sucht nach Ruhm sieht: Für ihn ist sie ein Expe­ri­ment, redu­ziert auf den Gegen­stand, das Objekt. 

Aber das Expe­ri­ment ent­wi­ckelt sich, es ent­wi­ckelt sich zu einem Men­schen, der sei­ner selbst bewusst ist. Eli­za lernt in der Aus­ein­an­der­set­zung mit Hig­gins die reflek­tier­te Wahr­neh­mung ihrer selbst und der sie umge­ben­den, in blo­ßen For­men erstarr­ten Gesell­schaft, dar­ge­stellt durch Tei­le der Fami­le Eyns­ford-Hill (Lui­se Bus­se, Tina Schuck­mann) und Eli­zas Vater Alfred Doo­litt­le (Mari­na Sie­mers). In ihrer Reflek­ti­on nimmt sie ihren Lehr­meis­ter als­bald als das war, was er ist: ein sno­bis­ti­scher, wenn­gleich genia­ler Wis­sen­schaft­ler, der von sei­ner Mut­ter (Ana­sta­sia Trom­fimt­schuk) und sei­ner Haus­häl­te­rin Mrs. Pear­ce (Kat­rin Weil­bach) höchst abhän­gig, ohne sie sogar kaum exis­tenz­fä­hig ist. Auf­grund sei­ner Begrenzt­heit im Den­ken kommt er als Part­ner nicht mehr in Fra­ge. Eli­za eman­zi­piert sich von Hig­gins und erreicht einen Stand in ihrer Ent­wick­lung, der ihr eine Rück­kehr in ihr Milieu unmög­lich macht, sie aber befä­higt, den sie umwer­ben­den, auf­rich­ti­gen jun­gen Mann Fred­dy Eyns­ford-Hill (Jan Schul­te) als nach­hal­ti­gen Part­ner zu erkennen. 

Die neu­en Fähig­kei­ten erre­gen das Inter­es­se von Hig­gins zu spät: Er geht in zwei­fa­cher Hin­sicht leer aus. Die Frau sei­ner Träu­me ver­lässt ihn. Viel bedeut­sa­mer: Die Chan­ce der Erwei­te­rung des eige­nen Hori­zonts ver­lässt ihn mit ihr. 

Die schau­spie­le­ri­sche Leis­tung der Akteu­re über­rasch­te: sämt­li­che Rol­len wur­den authen­tisch gefüllt und mach­ten den Abend zu einem Erleb­nis, wel­ches mir per­sön­lich oft nur von pro­fes­sio­nel­len Büh­nen ver­mit­telt wird. Der Haupt­dar­stel­ler Jonas Strick­ling (Prof. Hig­gins) schien gera­de­zu in sei­ner Rol­le auf­zu­ge­hen, und auch Anne Wig­bers (Eli­za) meis­ter­te pikan­te Sze­nen pro­fes­sio­nell und beherrscht. Wir­kungs­voll umrahmt wur­den die Haupt­fi­gu­ren durch die Rol­len von Petra Wilkens/Friederike Arnold (sar­kas­ti­sche Zuhö­re­rin­nen), Julia­ne Rich­ter (Stu­ben­mäd­chen) und Hun­ter Götz­mann (ein Mann).

Das Stück wur­de immer wie­der durch qua­li­ta­tiv anspre­chen­de und sti­lis­tisch über­ra­schend breit gefä­cher­te Band­mu­sik der Musik-AG unter der Lei­tung von Jens Scholz berei­chert. Ins­be­son­de­re die Gesangs­ein­la­gen des Aus­tausch­schü­lers Hun­ter Götz­mann sorg­ten durch imma­nen­te Komik für viel Erhei­te­rung in die­sem ernst­haf­ten Stück. Die Stim­me von Clau­dia Lam­ping unter­strich sowohl die schwa­chen als auch die selbst­be­wuss­ten Facet­ten der Figur Eli­za in einer Auf­füh­rung, die ohne die Mit­hil­fe vie­ler hier unge­nann­ter guter Geis­ter im Hin­ter­grund (Mas­ke, Licht, Ton, Büh­nen­bild, Soff­leu­sen, Kos­tü­me…) nicht hät­te rea­li­siert wer­den können.

Bei­de Regis­seu­re, Hubert Gel­haus (Lei­ter der Thea­ter-AG) und Alex­an­der Rol­fes, ver­si­cher­ten mir, ihr „Handwerk“ nicht gelernt zu haben: Das fällt schwer zu glau­ben ange­sichts des Ein­drucks, wel­chen die­ses Stück hinterlässt. 

Das sich ent­wi­ckeln­de Eigen­le­ben der „Kreation“ von Prof. Hig­gins ver­lieh ihm, dem gefühls­kal­ten Wis­sen­schaft­ler für einen Moment Emo­tio­nen wie Sehn­sucht, Lie­be und Schmerz. Die blo­ße Rea­li­sie­rung sei­nes Bil­des hät­te die­se Ver­än­de­run­gen nie bewir­ken kön­nen. Viel­leicht wer­den uns die Bil­der des­we­gen so oft ver­bo­ten: Sie bedeu­ten Still­stand, wenn nicht sogar Regres­si­on, wodurch sie den Pro­zess der Ent­wick­lung ver­hin­dern. Viel­leicht ist das eine mög­li­che Erkennt­nis die­ses unter­halt­sa­men Abends.

 

Vie­len Dank Thea­ter-AG, vie­len Dank Musik-AG!

 

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