Argumente gegen Lehrergejammer

Auf mei­nen Streif­zü­gen durch das Web tref­fe ich immer wie­der auf Leh­ren­de, die jam­mern. Und ich tref­fe auch Men­schen, die die­sem Gejam­mer mit den immer wie­der glei­chen Argu­men­ten begeg­nen. Mit zwei immer wie­der gehör­ten Argu­men­ten möch­te ich mich ein wenig auseinandersetzen.

Jam­me­re nicht: Du bist finan­zi­ell gut ver­sorgt. Du bist unkünd­bar und hast Pri­vi­le­gi­en, von denen ande­re Berufs­grup­pen nur träu­men können.

Wei­ter­le­sen

Abiturkorrekturen

Hier in Nie­der­sach­sen gibt es seit eini­ger Zeit das Zen­tral­ab­itur und the­ma­ti­sche Schwer­punk­te, d.h. man bekommt im Prin­zip grob gesagt, wel­che Inhal­te für die Abitur­prü­fung rele­vant sind. Was in der Pra­li­nen­schach­tel der Abitur­prü­fung tat­säch­lich steckt, sehe ich auch erst mit den SuS zusam­men. Für die Kor­rek­tur wird ein Erwar­tungs­ho­ri­zont mit­ge­lie­fert, der mal mehr, mal weni­ger dezi­diert aus­weist, wie vie­le Punk­te für wel­che Teil­auf­ga­be zu geben sind. Über die Qua­li­tät und den Anspruch der Auf­ga­ben  sowie den Erwar­tungs­ho­ri­zont schrei­be ich bes­ser ein­mal nichts. Ich fra­ge mich gele­gent­lich, ob das Gelie­fer­te den Ansprü­chen der frü­he­ren Fach­be­ra­ter – die haben  damals mei­ne  ein­ge­reich­ten Auf­ga­ben schul­ex­tern  gegen­ge­prüft – gerecht gewor­den wäre.

Lan­ge Rede – kur­zer Sinn. Ich habe ges­tern durch mei­nen Kor­re­fe­ren­ten etwas gelernt: Er gab mir zwei Din­ge mit auf den Weg:

  1. Maik, du musst nicht mehr „erzie­hend“ kor­ri­gie­ren. Du erziehst dei­nen Kurs nicht mehr. Die haben gera­de Abitur geschrie­ben – das soll in der Regel ihre letz­te schu­li­sche Tat sein. Lass“ dei­nen Anspruch ein­mal bei­sei­te und hol‘ her­aus, was der Erwar­tungs­ho­ri­zont her­gibt. Dein Erzie­her­job ist vorbei.
  2. Wenn der Erwar­tungs­ho­ri­zont sich selbst nicht in allen Punk­ten eins ist, dann lege nicht dei­ne per­sön­li­chen Maß­stä­be an. Wenn das da so steht, ist das auch bei SuS rich­tig. Du musst kei­ne Erwar­tungs­ho­ri­zon­te kor­ri­gie­ren. Das haben ande­re Instan­zen mehr­fach vor dir getan.

Ich fin­de, dass er mit bei­den Aus­sa­gen Recht hat. Und fin­de es nicht schlimm, wenn mei­ne Kon­troll­in­stanz sagt, dass ich vor dem ein­gangs zitier­ten Kon­text doch bit­te noch den einen oder ande­ren Noten­punkt her­aus­rü­cken soll – trotz aller ver­blei­ben­den Frei­heit. Ich mag ein gutes Ergeb­nis im Abitur.

Regeln, um kein LdL zu machen

Vor­wort

In die­sem Text steht viel, was ich in der Wei­se wie es dort steht, nicht ver­stan­den wis­sen will. Wer Din­ge fin­det, die er wie­der­erkennt, darf sie für sich  behal­ten oder einer Per­son oder vie­len an einem Ort und in einer Art und Wei­se sei­ner Wahl mit­tei­len. Der Text ist stark  inspi­riert durch „Fünf Regeln, Lie­be zu ver­hin­dern“ von Clau­de Stei­ner, qua­si ein Paralleltext.

1. Regel: Zei­ge nicht, dass du dei­ne SuS magst

Sei spar­sam mit Aner­ken­nung und Lob ihnen gegen­über. Behal­te unbe­dingt für dich, wenn du dich über ein Lern­grup­pen­mit­glied sehr freust. Zei­ge in dei­nem Ver­hal­ten eher das Gegen­teil, damit nie­mand – die betref­fen­de Per­son ein­ge­schlos­sen – merkt, dass du sie ger­ne hast. Per­sön­li­che Bezie­hun­gen trü­ben die Objek­ti­vi­tät und scha­den der Autorität.

2. Regel: Traue SuS nichts zu

Du bist der Leh­rer, du hast stu­diert. Alle dei­ne metho­di­schen und fach­li­chen Fähig­kei­ten hast du im Stu­di­um oder in der Schul­zeit erlernt. Das Leben und die Erfah­rung außer­halb der Schu­le prä­gen nicht.  Schu­lisch rele­vant ist nur die Schu­le. SuS kön­nen z.B. Inhal­te nicht struk­tu­rie­ren, SuS wir­ken nicht auf die Klas­se. SuS sind unfer­ti­ge Men­schen und in ihrer Indi­vi­dua­li­tät kei­ne Berei­che­rung für dein Leben und dei­nen Unterricht.

3. Regel: Freue dich nicht über eine gelun­ge­ne Unterrichtsstunde

Eigen­lob stinkt. Erzäh­le nie­man­dem davon. Sei nicht stolz auf dei­ne Fähig­kei­ten und Mög­lich­kei­ten. So blei­ben alle Schät­ze bei dir und dein eigen. Ler­nen kann von dir nie­mand etwas. Dafür ist dein Stil zu individuell.

4. Regel: Bit­te nicht um Hil­fe oder um Lob

Nur wenn jemand von sich aus erkennt, dass du guten Unter­richt machst, ist die­se Aner­ken­nung etwas wert. Äuße­re des­halb nie­man­dem gegen­über, dass du Bestä­ti­gung brauchst oder gelobt wer­den willst, auch wenn du es von dir aus drin­gend brauchst. Dar­aus könn­ten sich Gesprä­che ent­wi­ckeln, in denen dei­ne Schwä­chen offen­bar wer­den. Du bist Leh­rer, nicht Mensch. Gesprä­che über Schwä­chen schaf­fen Distanz, nicht Nähe.

5. Regel: Freue dich nicht über Kleinigkeiten

Wen­de dei­nen Blick auf das, was schief­ge­lau­fen ist. Den ideel­len Leh­rer­lohn gibt es sofort oder nie. Dei­ne Stun­den spie­len im spä­te­ren Lebens­lauf von SuS kei­ne Rolle.

6. Regel: Nimm kein posi­ti­ves Feed­back an

Traue nie­man­dem – auch und ins­be­son­de­re nicht SuS – der dei­nen Unter­richt lobt. Jemand, der das tut, möch­te sich grund­sätz­lich bei dir ein­schmei­cheln. Unter­richt kann nie von vor­ne bis hin­ten völ­lig gelun­gen sein.

7. Regel: Traue dei­nen ethi­schen Grund­sät­zen nicht

Alles ist rela­tiv. Jedes Ver­hal­ten ist in einem ent­spre­chen­den Kon­text denk­bar. Du musst kei­ne Wer­te und Grund­sät­ze ver­mit­teln, weil heu­te sowie­so alles im Fluss ist. Außer­dem wür­de dadurch ein Teil dei­ner selbst offen­bar, den du gera­de vor SuS immer ver­ste­cken musst.

8. Regel: Sei stets verteidigungsbereit

Alles Neue ist ein Angriff auf das Bewähr­te. Jede Kri­tik rich­tet sich direkt gegen dei­ne Per­son und gegen dei­ne bis­he­ri­ge Arbeit, nicht gegen dei­ne Rolle.

Noteninflation

Es soll Bun­des­län­der geben, in denen der pro­zen­tua­le Anteil an Abitu­ri­en­ten durch das Kul­tus­mi­nis­te­ri­um als Ziel­vor­ga­be bestimmt wird. Es soll wei­ter­hin Bun­des­län­der geben, in denen die Qua­li­tät einer Schu­le nicht zuletzt auch an dem erreich­ten Noten­durch­schnitt ihrer abge­hen­den SuS gemes­sen wird – Zah­len sind schließ­lich stets objek­tiv. Nach die­ser Logik hat etwa ein Gym­na­si­um mit einem Abitur­no­ten­durch­schnitt von 2,6 weit­aus bes­ser gear­bei­tet als eines mit einem Durch­schnitt von 2,8.

Lei­der ist das nicht ganz so ein­fach: Viel­leicht haben  das Gym­na­si­um mit dem schlech­te­ren Abitur­no­ten­durch­schnitt nicht genug SuS aus bil­dungs­na­hen, wohl­ha­ben­den Schich­ten besucht. Viel­leicht sind die Anfor­de­run­gen an die­sem Gym­na­si­um höher. Viel­leicht gibt es dort mehr LuL, die einen höhe­ren Anspruch an das Wort Bil­dung ver­fol­gen. Viel­leicht arbei­tet das besag­te Gym­na­si­um wirk­lich päd­ago­gisch und inhalt­lich schlech­ter. Viel­leicht ist der Noten­durch­schnitt in den natur­wis­sen­schaft­li­chen Fächern dort aber wesent­lich bes­ser als bei dem Gym­na­si­um mit dem bes­se­ren Abitur­no­ten­durch­schnitt usw..

Wei­ter­le­sen

Macht und Schule

Die­je­ni­gen, die die Gabe haben, die Macht effek­tiv anzu­wen­den, besit­zen meis­ter­haf­te Kräf­te, wie Tele­pa­thie, Tele­ki­ne­se, Vor­her­wis­sen und geis­ti­ge Beein­flus­sung ande­rer Lebe­we­sen. In der Ori­gi­nal­tri­lo­gie wur­den zwei Aspek­te der Macht her­vor­ge­ho­ben: Die hel­le und die dunk­le Sei­te. Die hel­le Sei­te der Macht ist auf Ver­tei­di­gung, Gut­mü­tig­keit, Wohl­wol­len und Hei­lung aus­ge­rich­tet. Die dunk­le Sei­te der Macht beschäf­tigt sich dage­gen mit Furcht, Hass, Aggres­si­on und Bos­haf­tig­keit; die­se Sei­te der Macht scheint von Hass und Wut kon­trol­liert zu wer­den – die­se Wir­kung ist weit effek­ti­ver und mäch­ti­ger in Bezug auf Ver­nich­tung. Meis­ter Yoda, der eine füh­ren­de Rol­le unter den Jedi-Rit­tern inne hat­te, bezeich­net in Star Wars V die dunk­le Sei­te der Macht als schnel­ler und ver­lo­cken­der als die hel­le. In den Fil­men erlan­gen jedoch eini­ge Jedi die Unsterb­lich­keit, was den Sith der dunk­len Sei­te offen­bar ver­schlos­sen blieb.

Quel­le: http://de.wikipedia.org/wiki/Star_Wars#Die_Macht

An der Schu­le kommt es mir so vor, als hät­te ich selbst oft mit den bei­den Sei­ten der Macht zu tun. Schu­le ist für mich ein Raum, der in sehr hohem Maße durch Macht­struk­tu­ren gekenn­zeich­net ist.

Die insti­tu­tio­nel­le Macht

Schu­le ist im Prin­zip hier­ar­chisch orga­ni­siert. Es gibt z.B. Aus­hilfs­leh­rer, KuK mit Lebens­zeit­ver­be­am­tung, KuK in der Schul­lei­tung, KuK ohne Lebens­zeit­ver­be­am­tung, ange­stell­te LuL, Dezer­nen­ten, einen Schul­lei­ter usw. – ach ja: SuS gibt es ja auch noch. Sie alle sind ein­ge­bun­den in ein Gefü­ge insti­tu­tio­nel­ler Macht­struk­tu­ren, die im Prin­zip nicht flüch­tig sind – es sei denn bei gro­bem  und öffent­li­chen Fehl­ver­hal­ten eines Prot­ago­nis­ten. Die­se hiera­chi­sche Aus­rich­tung ist zum einen der Garant für die blo­ße Funk­ti­on von Schu­le. Ande­rer­seits führt sie bei allen Betei­lig­ten auch oft genug zu Ohnmachtsgefühlen.

Die­se Form der Macht wird für mich z.B. spür­bar, wenn

  • Eltern mit Lehr­kräf­ten aus Angst vor schlech­ten Noten für ihre Kin­der nicht in der Deut­lich­keit reden, die rein logisch not­wen­dig wäre
  • Ich mich ohne Lebens­zeit­ver­be­am­tung anders an der Schu­le bewe­ge als mit
  • SuS, die sich unge­recht behan­delt füh­len, das aus Sor­ge um ihr Anse­hen bei der Lehr­kraft nicht äußern
  • Wei­sun­gen durch die Schul­ei­tung erfolgen
  • Noten erteilt werden
  • usw.

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