Es ist Zeit, Abschied zu nehmen…

… denn mor­gen, lie­be Abitu­ri­en­tin­nen und Abitu­ri­en­ten, schrei­ben die­je­ni­gen von euch mit Deutsch als Prü­fungs­fach ihre zen­tra­le Prü­fungs­ar­beit. Ihr wer­det in der Sta­tis­tik die­ses Blogs  und damit mei­nem Ego sehr feh­len. Exem­pla­risch sei hier ein­mal auf die Auf­ruf­sta­tis­tik mei­ner Inter­pre­ta­ti­on des gefürch­te­ten Bloch­tex­tes verwiesen:

Die klei­nen Zacken ganz am Anfang bezeich­nen das zwei­te Semes­ter in der 12. Jahr­gangs­stu­fe, in der der zuge­hö­ri­ge The­men­schwer­punkt ver­bind­lich war – also eigent­lich, denn wenn man den Kom­men­ta­ren Glau­ben schen­ken darf, wur­de das stel­len­wei­se sehr indi­vi­du­ell von den Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen ausgelegt.

Wenn ich mor­gen wie jedes Jahr vor der ver­sam­mel­ten Prüf­lings­schar mei­nen Umschlag öff­ne, wird das ein­mal mehr etwas von Wim Thoel­ke haben: „Ich wäh­le Umschlag drei!“ – ach nee, mor­gen gibt es ja nur zwei.

Immer schön dran den­ken: „You are the one“ – auch wenn die­ses Schmun­zel­vi­deo mir den schön W3C-kon­for­men Code die­ses Blogs zerhaut:

- nicht, dass auch euch lie­ben wür­de, aber ohne euch fällt mein Blog zurück in die Mit­tel­mä­ßig­keit der Abruf­sta­tis­tik und ich muss mir wie­der etwas Neu­es ein­fal­len lassen.

Toi, Toi, Toi!

Ich bin ein schlechter Lehrer…

Dies ist ein fik­ti­ver Arti­kel. Alle Schick­sa­le und Namen sind erdacht. Das Aller­meis­te habe ich durch (Blog-)beiträge ande­rer Leh­rer und Eltern(-foren) auf­ge­schnappt. Die Zahl 180 SuS ist für den gym­na­sia­len Bereich rea­lis­tisch, da das Depu­tat bei vol­ler Stel­le in etwa 6–7 Lern­grup­pen umfasst. Die sys­tem­kun­di­gen Leser mögen beur­tei­len, ob die fol­gen­de Zusam­men­stel­lung irre­al ist.

Die Ich-Form ist bewusst gewählt, um ein Iden­ti­f­kat­i­ons­an­ge­bot zu schaf­fen. Der Ich-Erzäh­ler des Tex­tes ist selbst eine Fik­ti­on und hat mit dem Autor (mir) nicht alles gemein – also nur das Gute…

Die SuS (kei­ne Extremfälle):

  1. Petra hat AD(H)S. Sie kann sich nicht kon­zen­trie­ren. Sie kann sich nur hel­fen, indem sie sich bewegt, indem sie laut ist, indem sie auf­fällt. Petra kann dafür nichts.
  2. Ulrich ist hoch­be­gabt und stän­dig unter­for­dert. Ulrich fällt auf, wird zor­nig, stört. Ulrich geht mich vor der Klas­se ver­bal an.
  3. Con­stan­ze ist still. Con­stan­ze schreibt her­vorr­ra­gen­de Arbei­ten, trägt zum Unter­richt jedoch nichts bei. Bei Con­stan­ze müss­te ich eigent­lich ganz oft die Haus­auf­ga­ben nachschauen.
  4. Hus­sein kommt aus einem Haus­halt, in dem der Mann alles und die Frau nichts zählt. Mei­ne Kol­le­gin­nen quä­len sich mit Hussein.
  5. Chloé ist sozi­al hoch enga­giert. Sie setzt sich stän­dig für die Klas­se ein, sagt mir, was aus ihrer Sicht schief­läuft, wo es brennt – mit Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen, in der Klas­se. Ihr fehlt ein wenig Empa­thie und Rede­tech­nik. Da müss­te man sie fördern.
  6. Petr kommt aus einem kli­schee­haf­ten(!!!) Spät­aus­sied­ler­haus­halt. Er kann kei­nen guten Auf­satz schrei­ben, weil zu Hau­se nur rus­sisch gespro­chen wird. Vie­le Wor­te ver­steht er ein­fach nicht. Petr bräuch­te drin­gend Deutschförderunterricht.
  7. Haa­kon ver­hält sich unauf­fäl­lig. Haa­kon ent­wi­ckelt in Tests sehr eigen­stän­di­ge, hoch­in­ter­es­san­te Lösungs­an­sät­ze, die er allein metho­disch nicht sinn­voll zu Ende führt. Auf einen Drei­er kommt Haa­kon immer. Man sieht Haa­kon aber an, dass er damit nicht zufrie­den ist, dass er denkt: „Da muss doch noch mehr sein!“. Man müss­te ihm mehr bieten.
  8. Mar­ti­na ist ein hüb­sches Mäd­chen. Sie sagt von sich, dass sie für Natur­wis­sen­schaf­ten eh zu dumm ist. Mar­ti­na legt eher wert auf Mode. Mar­ti­na glaubt nicht an sich. Mar­ti­na liest kei­ne Haus­auf­ga­be vor, ohne vor­her zu beto­nen, dass ihr Text schlecht ist oder irgend­wel­che Macken hat. Mar­ti­na braucht drin­gend Unter­stüt­zung im Bereich Selbst­be­haup­tung – viel­leicht hilft Mar­ti­na auch schon Mann‑, äh: Frauschaftssport.
  9. Geor­gi­nas Eltern haben sich kürz­lich schei­den lassen.
  10. Cyn­thia war lan­ge krank.
  11. … (bit­te hoch­zäh­len bis 180)

Wei­ter­le­sen

Korrekturhilfe und WordPress als Textabladeplatz

Kor­rek­tur­hil­fe

Seit Ein­füh­rung der neu­en deut­schen Recht­schrei­bung und ihrer wie­der­hol­ten Refor­mie­rung erwi­sche ich mich immer wie­der dabei, wie ich bei den stets glei­chen Wor­ten und Wort­kom­bi­na­tio­nen in Tru­deln kom­me. Ein Licht ist mir bei mei­ner momen­ta­nen Kor­rek­tur die Sei­te http://www.korrekturen.de gewor­den: All die Her­aus­for­de­run­gen, denen sich der Kalk in mei­nen Gan­gli­en hart­nä­ckig bezüg­lich eines Merk­pro­zes­ses ent­ge­gen­stellt, sind dort über eine ein­fa­che Such­funk­ti­on zugäng­lich. 95% mei­ner Wackel­kan­di­da­ten bekom­me ich mit dem aus­ge­klapp­ten Net­book dar­über in den Griff, vor allem die verf***** Getrennt- und Zusammenschreibung…

Word­Press als Textabladeplatz

Ich blog­ge jetzt mit mei­nen SuS – nun­ja: Sie fer­ti­gen län­ge­re Haus­ar­bei­ten in einem Blog an. Das geht natür­lich nicht, wenn nicht alle zu Hau­se über einen Inter­net­zu­gang ver­fü­gen. Damit die­ses Blog nicht öffent­lich zugäng­lich ist, nut­ze ich ein Plug­in: Mem­bers Only. Es ist zwar nicht für aktu­el­le Ver­sio­nen von Word­Press getes­tet, aber es läuft damit aus­ge­zeich­net.  Alle SuS haben die Rol­le „Autor“, sodass sie nur eige­ne Tex­te über­ar­bei­ten, aber frem­de wenigs­tens kom­men­tie­ren kön­nen. Ich bin von den Mög­lich­kei­ten abso­lut begeis­tert. Ich kann jetzt:

  1. Sprach- und Recht­schreib­phä­no­me­ne an authen­ti­schen Tex­ten besprechen
  2. Heim­lich“ SuS mit beson­de­ren Her­aus­for­de­run­gen för­dern, z.B. durch eine Kor­rek­tur per Mail (kom­men­tier­tes PDF)
  3. Tex­te über­ar­bei­ten las­sen auf Basis von Schülerkommentaren
  4. Beson­ders gelun­ge­ne Tex­te auf öffent­li­che Platt­for­men portieren

Teil­wei­se log­gen sich SuS mehr­mals ein und lesen ihre Haus­auf­ga­be noch­mals quer – Kor­rek­tu­ren gehen jetzt ja schnell und schmerz­los, auch weil Word­Press im Gegen­satz zu Mood­le ja extrem benut­zer­freund­lich und intui­tiv ist, wenn es um UGC (user gene­ra­ted con­tent) geht. Eben­so gestal­ten eini­ge SuS ihre Tex­te mit Bil­dern und Links – frei­wil­lig! Natür­lich kön­nen SuS Haus­auf­ga­ben auch sim­pel per Mail schi­cken, da ihre Adres­sen ja alle im Word­Press regis­triert sind. Es gibt in der Klas­se jetzt Über­le­gun­gen, ob wir alle Redak­teu­re mit einem Codex wer­den: Der Codex sähe erst­mal so aus, dass wir still­schwei­gend auch in frem­den Tex­ten Recht­schreib­feh­ler kor­ri­gie­ren (und sonst nichts).

Mei­ne SuS möch­ten ihre Haus­auf­ga­ben nicht öffent­lich blog­gen. Sie wol­len die Sicher­heit der geschütz­ten Lern­grup­pe. Das respek­tie­re ich und fra­ge jeden vor der welt­wei­ten Ver­öf­fent­li­chung sei­nes Tex­tes. Es gibt jetzt die Über­le­gung, beson­ders gelun­ge­ne Arbei­ten in ein Maha­ra­port­fo­lio zu legen (statt das Heft am Ende des Jah­res in den Papier­korb). Das wäre doch ein­mal eine schö­ne Auf­ga­be  für die Woche vor den Sommerferien.

Beamen statt Kreide

Zwei klei­ne­re Erfahrungen:

Unse­re natur­wis­sen­schaft­li­chen Fach­räu­me ver­fü­gen über einen fest­in­stal­lier­ten Bea­mer mit VGA-Anschluss (D‑SUB) am Leh­rer­tisch. Die Kom­bi aus Net­book und Bea­mer ist in 30 Sekun­den ein­satz­be­reit (Ubun­tu boo­tet schnel­ler als ein Win­dows aus dem Tief­schlaf auf­wacht – der Bea­mer braucht ca. eine hal­be Minu­te zum Vor­wär­men der Lam­pe). Ich habe ges­tern die Aus­wer­tung eines Ver­su­ches tabel­la­risch am Net­book mit Open­Of­fice gesi­chert. Dabei konn­te ich stets die Klas­se anschau­en und damit viel prä­sen­ter sein, als hät­te ich mich zur Tafel umge­dreht und mit Krei­de gear­bei­tet – ich konn­te sichern und simul­tan kom­mu­ni­zie­ren. Das hat mir gefallen.

Nicht bei jeder Art von Tafel­bild wird sich das anbie­ten, aber es muss nicht immer ein SMART-Board sein. Tech­nik brach­te an die­ser Stel­le für mich einen ech­ten Mehr­wert. Jetzt brau­che ich nur noch Schlit­ze an jedem Schü­ler­tisch, aus denen dann der fer­ti­ge Druck kommt – oder eben das Tafel­bild gleich in das E‑Portfolio eines jeden Schü­lers an die pas­sen­de Stel­le bea­men – dann kön­nen auch die unstruk­tu­rier­ten Heft­füh­rer bei der Vor­be­rei­tung der nächs­ten Klau­sur mit glei­chen Chan­cen antreten.

In Deutsch habe ich heu­te eine Linoit-Pinn­wand zurück auf das SMART-Board geholt – also qua­si auch gebeamt. Die SuS hat­ten sofort Zugriff auf die The­men der vor­letz­ten(!) Stun­de, sodass wir auf einem recht hohen Niveau über einen Sach­text dis­ku­tie­ren konn­ten. Das hat mir auch gefallen.

Rückschau: Smartboard, Web2.0, Lesekonferenzen

In letz­ter Zeit habe ich so eini­ge Din­ge ange­dacht – es wird Zeit ein­mal von kon­kre­ten Erfah­run­gen zu berichten.

1. Smart­board-Erfah­run­gen

Ich habe jetzt eini­ge Erfah­run­gen mit der Smart­board-Soft­ware sam­meln dür­fen. Wer mich kennt, weiß, dass ich ein ganz schlech­ter Kli­cker bin. Ganz viel lässt sich damit anstel­len und noch mehr ist intui­tiv bedien­bar, aber es macht mir viel zu oft „Pop“ auf dem Board (wenn ich mit dem Fin­ger dar­auf tip­pe, um z.B. Werk­zeu­ge zu wech­seln oder die Hand­schrift­er­ken­nung zu akti­vie­ren). Bes­ser haben mir in Kom­bi­na­ti­on mit dem Smart­board zwei Web2.0‑Dienste gefallen:

  • http://en.linoit.com/ – eine vir­tu­el­le Pinn­wand, die sich sehr intui­tiv und ein­fach bedient und eigent­lich auch genug kann, um z.B. Meta­pla­ning zu vir­tua­li­sie­ren. Die durf­te ich ein­mal mehr durch René Schepp­ler ken­nen ler­nen. Es fehlt mir noch eine Export­funk­ti­on, etwa als PDF, oder ich fin­de sie nicht.
  • http://mind42.com/ – ein Dienst zur kol­la­bo­ra­ti­ven Erstel­lung von Mind­maps, man kann sogar simul­tan mit meh­re­ren Per­son an einer Map arbei­ten. Ken­nen gelernt habe ich die­sen Dienst durch Dani­el Juling auf dem Edu­Camp in Hamburg.

Oberst ner­vig ist für mich der Medi­en­bruch bei der Pinn­wand, wenn gesi­chert wer­den soll. Bei mind42 expor­tie­re ich ein PDF und lade das z.B. in einem Mood­le­kurs hoch, bei linoit bleibt mir bis­her nur der Griff zum Bild­schirm­fo­to. Tja – wenn wir jetzt Schü­ler­note­books hätten…

2. Lese­kon­fe­renz­er­fah­run­gen

Ich war heu­te sehr stolz auf eine mei­ner Klas­sen. Die Bei­trä­ge (Haus­auf­ga­ben) wur­de so dif­fe­ren­ziert und eben nicht aus­schließ­lich defi­zit­ori­en­tiert von den SuS bespro­chen, dass man wirk­lich sehen konn­te, wie dem einen oder ande­ren Vor­tra­gen­den die Brust schwoll. Außer­dem kam ich mir in die­sen ers­ten 15 Minu­ten ziem­lich über­flüs­sig vor. Hof­fent­lich ver­lie­ren sie nach­hal­tig die Angst vor dem Haus­auf­ga­ben­vor­trag. Ob das jetzt an mei­nen päd­ago­gi­schen Impe­tus liegt oder an der Klas­se selbst oder an bei­den ist mir eigent­lich egal. Das Ergeb­nis zählt.

3. Blog im Unterricht

Ich ver­su­che gera­de eine Art Zei­tungs­pro­jekt mit einer mei­ner Klas­sen auf die Bei­ne zu stel­len. Dafür nut­ze ich ein Word­Press-Blog – natür­lich (wer mich kennt, weiß es…) kein öffent­li­ches, son­dern ein selbst auf unse­rem Schul­ser­ver instal­lier­tes. Schei­tern, schei­tern, schei­tern. Die Regis­trie­rungs­mails kom­men nicht an, die ver­schick­ten Pass­wor­te funk­tio­nie­ren nicht usw. Seufz – mit wordpress.com wäre das schon ein­fa­cher, aber eben total öffent­lich und eben noch’n Account noch’n Gedicht… Aber heu­te scheint es end­lich geklappt zu haben. Viel­leicht kön­nen wir mor­gen schon los­blog­gen. Und am Schluss der Ein­heit zei­ge ich ihnen natür­lich auch Blog­diens­te wie wordpress.com.

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