Frühlings Erwachen, Aufklärungsszene

Frau Berg­mann Denk dir, Wend­la, die­se Nacht war der Storch bei ihr und hat ihr einen klei­nen Jun­gen gebracht.

[…]

Wend­la Ein Mann, Mut­ter – drei­mal so groß wie ein Och­se! – mit Füßen wie Dampfschiffe…!

Frau Berg­mann (ans Fens­ter stür­zend) Nicht mög­lich! – Nicht möglich! -

2. Akt, 2. Szene

Die­se bei­den Text­stel­len ste­hen nicht zusam­men, son­dern sind durch ca. eine Sei­te Text eines recht sprung­haf­ten Dia­lo­ges von­ein­an­der getrennt. Schü­ler, 9. Klas­se (sinn­ge­mäß):

Also Wend­la macht doch hier genau das Glei­che, was die Mut­ter mit ihr macht. Sie tischt ihr eine Lügen­ge­schich­te auf und an der Mut­ter lässt sich erken­nen, wie eine nor­ma­le Reak­ti­on dar­auf aus­se­hen muss: Unglau­ben. Span­nend ist doch auch, dass Wend­la hier einen Rol­len­wech­sel vor­nimmt: Sie han­delt wie ihre Mut­ter, spie­gelt qua­si ihr Verhalten.“

Tat­säch­lich klärt Frau Berg­mann ihre Toch­ter nicht auf, sie bekommt die „Influ­en­za“ (Schwan­ger­schaft) , die durch Frau Schmit­ter „geheilt“ (Abtrei­bung) wer­den muss – an den Fol­gen die­ser „Hei­lung“ (Infek­ti­on) wird Wend­la sterben.

Da wir uns dem The­ma Inter­pre­ta­ti­on erst lang­sam nähern, hat mich ins­be­son­de­re die­ser für mich sehr neue Denk­an­satz zum „Kna­cken der Sze­ne“ umge­hau­en – so sehr, dass ich ihn hier ein­fach fest­hal­ten muss.

Ich kann den Text für eine leis­tungs­star­ke 9. Klas­se immer wie­der emp­feh­len, weil man sich in dem betref­fen­den Alter noch heu­te „so ver­hält“ wie teil­wei­se die Figu­ren des Dra­mas. Und wie man sieht, lässt sich dar­an eine Men­ge zei­gen, weil es ein­fach inhalt­lich, sprach­lich und for­mal schön geschrie­ben ist.

Meritokratie im Machtsystem Schule

Das The­ma „Macht“ ist bei mir ja ein Dau­er­bren­ner. Die­ser spie­gelt sich in ver­schie­de­nen Arti­keln dazu im Kon­text von Schu­le wie­der, z.B. hier. Ich unter­schei­de in der Schu­le immer zwi­schen ideel­ler Macht (die z.B. auf Grund einer beson­de­ren Fähig­keit erwächst) und insti­tu­tio­nel­ler Macht (für die das nicht unbe­dingt gel­ten muss). Im Ide­al­fall fällt bei­des zusam­men, d.h., die­je­ni­gen, die etwas kön­nen, gelan­gen in die Schul­lei­tung und nicht die, die gera­de „dran“ sind.

Ich habe auch schon kri­ti­siert, dass Schu­le sich nicht ver­än­dern kann, weil die ideel­len Macht­ha­ber oft kei­ne insti­tu­tio­nel­len Macht­po­si­tio­nen mehr anstre­ben, um nicht die Nach­tei­le eines insti­tu­tio­na­li­sier­ten Amtes in Kauf neh­men zu müs­sen. Das waren bis­her Deskrip­tio­nen, Zustands­be­schrei­bun­gen, die ich bei ande­ren Leu­ten immer sehr stark kritisiere.

Wei­ter­le­sen

Sie kaufen Suchbegriffe

Die Initia­ti­ve „Wir wol­len ler­nen“, die sich gegen die Ein­füh­rung der sechs­jäh­ri­gen Pri­mar­schu­le in Ham­burg durch fast den kom­plet­ten Senat ein­setzt, kauft offen­bar bei Goog­le Such­be­grif­fe ein – gibt man die Schlag­wor­te „Schul­streit“ + „Ham­burg“ ein, so erscheint ganz oben über den Such­ergeb­nis­sen fol­gen­de Anzeige:

An die­sem Vor­ge­hen ist nichts ver­werf­lich – es zeigt aber in mei­nen Augen ein­mal mehr, dass geziel­te Lob­by­ar­beit im Netz gar nicht so schwie­rig ist und der finan­zi­ell Stär­ke­re auch hier sei­ne Vor­tei­le hat. Vor­teil­haft dürf­te für die Initia­ti­ve zudem sein, dass wahr­schein­lich die Medi­en­kom­pe­tenz vie­ler Nut­zer nicht aus­reicht, die­sen Schach­zug zu erken­nen. Daher hier noch ein­mal ein Ver­weis auf „die ande­re Seite“:

http://www.proschulreform.de

Ich habe bei­de Sei­ten nur kurz über­flo­gen – und bin ver­wirrt: Teil­wei­se wird das glei­che Doku­ment ganz unter­schied­lich aus­ge­deu­tet… Lob­by­ar­beit auf bei­den Sei­te halt. Das dürf­te span­nend wer­den mit dem Volksentscheid.

Wasser auf meine Mühlen…

Ich wer­de heu­te eine empi­ri­sche Unter­su­chung vor­stel­len, nach der wir in der neun­ten Jahr­gangs­stu­fe eines nord­rhein-west­fä­li­schen Gym­na­si­ums eine Abitur-Leis­tungs­kurs­ar­beit Bio­lo­gie haben schrei­ben las­sen – ohne jede inhalt­li­che Vor­be­rei­tung. Das Ergeb­nis war erschre­ckend, denn zwei Drit­tel Schü­ler hät­ten die Abitur­ar­beit bestan­den, einer sogar mit einer Eins.“

Fund­stel­le: FR-online

Nun ist der gute Hans Peter Klein ursprüng­lich ein Gym­na­si­al­leh­rer und damit für eine Viel­zahl von Ste­reo­ty­pen prä­de­sti­niert – aber die­se Stu­die deckt sich mit mei­nen sub­jek­ti­ven Erfah­run­gen in mei­nen Fächern hier in Niedersachsen.

Mein Spruch dazu letz­tens im Che­mie­kurs auf erhöh­tem Niveau: „Ich berei­te euch nicht auf das Abitur vor – ich möch­te, dass ihr spä­ter im Grund­stu­di­um klar­kommt“. In mei­nem Deutsch­kurs auf erhöh­tem Niveau gab es in die­sem Jahr auch einen sat­ten Schnitt – nur: Das dazu not­wen­di­ge Wis­sen hät­te  wahr­schein­lich auch in einem hal­ben Jahr ver­mit­telt wer­den können.

Viel­leicht bin ich ein unglaub­li­cher Mie­se­pe­ter und freue mich nicht des eige­nen „Erfolgs“. Viel­leicht sind mei­ne Ansprü­che mitt­ler­wei­le welt­fremd, ich weiß es manch­mal nicht mehr.

Der letzten Schultage

… sind bei uns geprägt von Ritua­len. In die­sem Jahr muss­ten eine Rei­he von Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen aus ver­schie­de­nen Grün­den ver­ab­schie­det wer­den. Wir vier vom Per­so­nal­rat sagen natür­lich auch immer ein paar Wor­te auf der Fei­er und zwar tei­len wir uns dazu auf. So gerät die Ver­an­stal­tung abwechs­lungs­rei­cher, weil jeder sei­ne Per­sön­lich­keit in die Reden ein­brin­gen kann und mit jeder neu­en Stim­me wird es zusätz­lich für den Zuhö­ren­den inter­es­san­ter. Wich­tigs­ter Grund ist jedoch, dass wir als Per­so­nal­rats­team wahr­ge­nom­men wer­den wol­len, dass – so weit es mög­lich ist – pari­tä­tisch han­delt. Das Ver­fah­ren hat sich für uns bewährt und das Feed­back aus dem Kol­le­gi­um gerät durch­weg positiv.

Das viel­leicht aber bemer­kens­wer­tes­te Ritu­al ist unser gemein­sa­mer Abschluss im Leh­rer­kol­le­gi­um. Nach der Zeug­nis­aus­ga­be gibt es eine kur­ze Dienst­be­spre­chung und danach das Ange­bot sei­tens des Per­so­nal­ra­tes, das Jahr gemein­sam aus­klin­gen zu las­sen. In die­sem Jahr nah­men über 96% des Kol­le­gi­ums die­ses Ange­bot an, sodass wir  als Gesell- und Gemein­schaft zwang­los drau­ßen vor einem Lokal in musea­ler Umge­bung den Rest des Tages ver­strei­chen las­sen haben – natür­lich lau­fen dort auch Gesprä­che über die Unter­richts­ver­tei­lung, die an die­sem Tag dann auch fast fest­steht, damit der Per­so­nal­rat in den fol­gen­den Tagen auch etwas zu tun bekommt…

Sein Essen zahlt dabei jeder selbst. Bewährt hat sich immer wie­der ein Grill­buf­fet zum Fest­preis, sodass jeder sei­nen Vor­lie­ben ent­spre­chend spei­sen kann. Wei­ter­le­sen

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