Ausbildungsseminare

Die Aus­bil­dungs­se­mi­na­re in Nie­der­sach­sen haben es zur­zeit nicht gera­de leicht: In ca. 1,5 Jah­ren sol­len sie bereits Out­put in Form fri­scher Lehr­kräf­te für die Schu­len lie­fern. Die Refe­ren­da­re haben von Anfang an eigen­ver­ant­wort­li­chen Unter­richt zu ertei­len – frü­her gab es eine Art Schon­frist von einem hal­ben Jahr, in dem der jun­ge Kol­le­ge bzw. die jun­ge Kol­le­gin ein­fach schau­en und expe­ri­men­tie­ren konn­te. Auch neu ist, sämt­li­che Prü­fun­gen für das 2. Staats­examen an einem Tag durch­zie­hen zu müssen.

Bei mir in Schles­wig-Hol­stein war das damals alles auch so – nur gab es einen zwei­jäh­ri­gen Vor­be­rei­tungs­dienst und  an der Schu­le Men­to­ren, die mir fest zuge­teilt waren, dafür etwas Ent­las­tung beka­men und in der Prü­fung auch Stimm­recht besa­ßen. Das waren zusam­men mit dem Schul­lei­ter der Aus­bil­dungs­schu­le immer­hin drei von sie­ben Stim­men. Grund­sätz­lich war dort die Arbeit als Fach­lei­ter in einem Semi­nar mit einer Beför­de­rungs­stel­le mit ent­spre­chend for­ma­li­sier­tem Aus­wahl­ver­fah­ren verbunden.

Die Refe­ren­da­re wer­den hier in Nie­der­sach­sen in der Aus­bil­dungs­zeit schwer­punkt­mä­ßig von ihren Fach­lei­tern betreut – die für die­se Arbeit m.E. alles ande­re als eine ange­mes­se­ne Ent­las­tung erhal­ten, wenn sie als soge­nann­te „Mit­wir­ker“ fun­gie­ren. Ein Mit­wir­ker hat ent­spre­chend der Anzahl der von ihm betreu­ten Refe­ren­da­re ein gewis­ses Depu­tat an Ent­las­tungs­stun­den. Eine Ent­las­tung für die beglei­ten­den Kol­le­gen an der Schu­le ist nicht vor­ge­se­hen. Das ist bei uns Teil der Dienstverpflichtung.

Das Bild des Fach­lei­ters von der aus­zu­bil­den­den Lehr­kraft ist dem­nach sys­tem­be­dingt ein äußerst punk­tu­el­les, aller­dings kom­men die hie­si­gen Fach­lei­ter immer­hin ein wenig öfter in den den Unter­richt der Refe­ren­da­re als mei­ne „damals“.

Die Refe­ren­dars­zeit prägt, die sie sich in der Schwe­be von Anpas­sung und bes­ten­falls Wider­stand bewegt. Von der Beur­tei­lung der Fach­lei­ter hängt in sehr extre­men Maße ab, inwie­weit ein Mensch sei­nen ange­streb­ten Beruf auch aus­üben kann. Nach einem doch recht lan­gem Fach­stu­di­um ohne rich­ti­gen aka­de­mi­schen Abschluss besteht da doch ein „gewis­ser“ Druck (Staats­examen – was soll das in der Wirt­schaft sein?). Inwie­weit die Umstel­lung auf das Bache­lor-/Mas­ter­sys­tem hier Ent­las­tun­gen bringt, ver­mag ich nicht zu beur­tei­len. Im schlimms­ten Fall sind die Erfah­run­gen in der Refe­ren­dars­zeit so mas­siv, dass sie den Umgang mit Auto­ri­tät für die gesam­te Dienst­zeit prägen.

Ich erle­be die Aus­bil­dungs­se­mi­na­re jetzt natür­lich nur noch aus der Sicht eines betreu­en­den Leh­rers. Bei Beför­de­rungs­be­su­chen bin ich hin und wie­der auch noch selbst Bespre­chungs­si­tua­tio­nen aus­ge­setzt.  Eigent­lich soll­te die regel­mä­ßi­ge Über­prü­fung mei­ner Arbeit durch eine exter­ne Instanz selbst­ver­ständ­lich sein – immer­hin geht es dabei ja auch um vie­le ande­re Men­schen, deren Lebens­chan­cen ich beeinflusse.

Bei der Bespre­chung von Unter­richt durch Fach­lei­ter erle­be ich immer wie­der Din­ge, die aus mei­ner Sicht gra­vie­ren­de Män­gel dar­stel­len, die mich als gestan­de­nen Kol­le­gen nicht son­der­lich tan­gie­ren, für die „Prä­gung“ eines Refe­ren­dars jedoch fatal sei kön­nen. Eini­ge der m.E. schlimms­ten nen­ne ich hier stellvertretend:

Feh­len­de Ori­en­tie­rung an cur­ri­cu­la­ren Vorgaben

Immer wie­der erle­be ich in Bespre­chun­gen, dass sel­bi­ge sich nicht am Kom­pe­tenz­be­griff ori­en­tie­ren, bzw. das Wort „Kom­pe­tenz“ nicht ein­mal außer­halb des Lehr­pro­ben­ent­wur­fes Anwen­dung fin­det. Man kann zum Kom­pe­tenz­be­griff ste­hen wie man will – er ist eine wesent­li­che Vor­ga­be der Cur­ri­cu­la. Die­se wird oft dadurch „erfüllt“, dass man den Refe­ren­dar zwar nötigt, in sei­nem Ent­wurf Kom­pe­ten­zen aus­zu­wei­sen, die in der tat­säch­li­chen Stun­de rele­van­ten Kom­pe­ten­zen jedoch allen­falls auf der fach­li­chen Ebe­ne the­ma­ti­siert. Hier­bei scheint es pri­mär um Bewah­rung zu gehen, was den Auf­ga­ben eines Aus­bil­dungs­se­mi­nar dia­me­tral ent­ge­gen­läuft. Man ver­mit­telt dem Refe­ren­dar impli­zit, dass man sich z.B. als Kom­mis­si­on nicht an Regeln hal­ten muss, als Refe­ren­dar schon. Der Kom­pe­tenz­be­griff wird bald tot sein und wahr­schein­lich durch den Begriff des Pro­zes­ses ersetzt wer­den. Was kon­stant blei­ben wird, ist die durch den Kom­pe­tenz­be­griff in der Vor-Ber­tels­mann-Ära inten­dier­ten Ver­än­de­run­gen der Haltung.

Ver­fehl­te Kommunikationsstrategien

Jedes Aus­bil­dungs­se­mi­nar, das mir bekannt ist, ver­mit­telt die Wer­te der direk­ten Kom­mu­ni­ka­ti­on. Ein Schü­ler soll nicht sagen: „Petras Text ist…“, son­dern „Petra, an dei­nem Text gefällt mir…“. Ich habe noch nie eine Bespre­chung von Fach­un­ter­richt erlebt, in der der anwe­sen­de und gegen­über­sit­zen­de Refe­ren­dar nicht über einen län­ge­ren Zeit­raum in der drit­ten Per­son „ange­spro­chen“ wur­de. „Die Lehr­kraft hat <loben­des Satz­ad­jek­tiv> reagiert!“ – lieb gemeint, aber eine kom­mu­ni­ka­ti­ve Voll­ka­ta­stro­phe, ins­be­son­de­re wenn es aus dem Mund von Päd­ago­gik­fach­lei­tern kommt – und das ist mir mehr als ein­mal passiert. 

Heim­li­che Regeln

Ich erle­be immer wie­der, dass Stun­den bespro­chen wer­den, wie man sie hät­te machen kön­nen und nicht Stun­den, wie sie im Ent­wurf ste­hen (hin und wie­der scheint auch der Ent­wurf selbst nicht hin­rei­chend prä­sent zu sein). Man kommt zwar sel­ten zu einem ande­ren Ergeb­nis, mit der abschlie­ßen­den Beno­tung wäre ich oft ein­ver­stan­den gewe­sen, nicht jedoch mit der Begrün­dung.  Man kann den Spieß ja auch umdre­hen: Wenn man eine Stun­de hät­te anders machen kön­nen (und das kann man immer), so hat der aus­bil­den­de Fach­lei­ter ent­we­der auf vol­ler Linie ver­sagt oder sei­ne Kri­te­ri­en für eine gelun­ge­ne Stun­de im Vor­we­ge nicht hin­rei­chend trans­pa­rent gemacht. Die Kunst als betreu­en­der Kol­le­ge besteht oft dar­in, die heim­li­chen Regeln des Fach­lei­ters her­aus­zu­fin­den. Typi­sche heim­li­che Regeln, die ich erlebt habe, sind z.B.

  • Jede Stun­de muss Form und Inhalt glei­cher­ma­ßen berück­sich­ti­gen. Es gibt kei­ne Begrün­dung für ein ande­res Vorgehen.
  • Epi­sche Tex­te dür­fen nicht in der Form einer sze­ni­schen Inter­pre­ta­ti­on erschlos­sen wer­den – das dür­fen nur Dramen.
  • Die Siche­rung muss in der Stun­de selbst erfol­gen. Es gibt kei­ne Begrün­dung, die ein ande­res Vor­ge­hen rechtfertigt.
  • Die Notie­rung von Ein­hei­ten hat streng nach IUPAC-Regeln zu erfol­gen, z.B. [mL] und nicht [ml]
  • […]

Um mit einem Refe­ren­dar eine Stun­de zu bau­en, die zu den heim­li­chen Regeln eines Fach­lei­ters passt, muss man den Fach­lei­ter lei­der min­des­tens vor­her bei einer Bespre­chung erlebt haben. Das ist orga­ni­sa­to­risch oft schwie­rig. Wenn mir die Regeln zu heim­lich sind, fra­ge ich sie auch schon­mal aus dem Fach­lei­ter her­aus.  Das ist bloß meist recht unan­ge­nehm – weil die­se Regeln oft nicht reflek­tiert sind – des­we­gen ja auch heim­li­che Regeln.

Ver­fehl­ter Ein­be­zug des Entwurfs

Ein Lehr­pro­ben­ent­wurf ist ein umfas­sen­de schrift­li­che Leis­tung, die zudem hohe Anfor­de­run­gen an sprach­li­che Ver­dich­tung und Prä­gnanz stellt. Er ist auf­grund der enor­men Arbeit, die in einem Ent­wurf steckt, geson­dert zu beno­ten und vor der Beno­tung einer Lehr­pro­be zu einem fes­ten Pro­zentz­satz ein­zu­rech­nen. Das gebie­tet die Wert­schät­zung, nicht die Prü­fungs­ord­nung. Das wird gene­rell nicht gemacht und als Grund genannt: „Man muss sich die Note offen hal­ten.“ Ent­lar­vend, oder? Impli­zit gibt man damit zu, dass eine Stun­de nur begrenzt plan­bar ist und ein guter Ent­wurf nicht zwin­gend eine gute Stun­de nach sich zieht. Rela­tiv sicher scheint mir, dass schlech­te Ent­wür­fe mit hoher Wahr­schein­lich­keit zu einer schlech­te Stun­de füh­ren wer­den. Impli­zit gibt man aber damit zu, dass man sich selbst nicht zutraut, schwe­re Pla­nungs­feh­ler im Vor­feld einer Stun­de zu erken­nen. Umge­kehrt ist es für den Prü­fer viel leich­ter: „Das ging schief und die­ser Feh­ler ist ja auch schon im Ent­wurf ange­legt!“. Bör­se ist zwei Tage spä­ter auch immer ein­fach. Das, was ich mir zutraue, darf ich von ande­ren erwarten.

Fazit

Ich habe auch aus­ge­zeich­ne­te Stun­den­be­spre­chun­gen erlebt, die zei­gen, dass Fach­lei­ter und Semi­na­re her­vor­ra­gend und trans­pa­rent arbei­ten kön­nen. Aber das ist nicht selbst­ver­ständ­lich. Des­we­gen soll­ten zwin­gend auch die Aus­bil­dungs­se­mi­na­re m.E. inspi­ziert und eva­lu­iert wer­den – genau wie eine Schu­le. Die Kri­te­ri­en müss­ten wahr­schein­lich gar nicht so viel anders sein. 

Geister

In mei­ner Tätig­keit als medi­en­päd­ago­gi­scher Bera­ter begeg­nen mir zur Zeit eine gan­ze Men­ge Geis­ter, die ich frei nach Charles Dickens  hier ein­mal vor­stel­len möch­te. Gemein­sam mit Dickens Geis­tern haben sie, dass sie mich zur­zeit ganz stark in Grü­beln brin­gen und vie­les aus den letz­ten Jah­ren in einem ganz ande­ren Licht erschei­nen lassen.

Die Dämo­nen

Dämo­nen sind für einen Tech­ni­ker ziem­lich wich­tig: Man sieht von ihnen nichts, aber sie lau­schen unauf­hör­lich, ob Auf­ga­ben anlie­gen, die sie immer oder auch zeit­ge­steu­ert abar­bei­ten. Ohne Dämo­nen kommt ein Unix­sys­tem völ­lig zum Erlie­gen – die CPU bekommt kei­ne Auf­ga­ben, die Auf­ga­ben kei­ne Rechen­zeit. Dämo­nen nimmt man als etwas Selbst­ver­ständ­li­ches hin – sie funk­tio­nie­ren halt.

Jeder Leh­rer erfüllt Dämo­nen-Auf­ga­ben, die Schul­lei­tung mehr, der nor­ma­le Kol­le­ge weni­ger. Der Unix-Dämon braucht eigent­lich nichts außer Updates (von ande­ren Dämo­nen gesteu­ert), eine Lauf­zeit­um­ge­bung oder Ener­gie. Dar­an hapert es auf einem IT-Sys­tem meist nicht. Stirbt ein Dämon, star­tet man ihn neu und er ist der­sel­be wie vor­her – genau so belast­bar, genau­so effek­tiv, gefühls­los, nicht nachtragend.

Geben wir den mensch­li­chen Dämo­nen­auf­ga­ben immer die Ener­gie, die sie brau­chen? Aner­ken­nung – still oder offen? Haben sie eine Lauf­zeit­um­ge­bung, die ihnen gibt, was sie für ihre Funk­ti­on benötigen?

Geis­ter­kon­zep­te

Wir pro­du­zie­ren in Nie­der­sach­sen an den Schu­le zur­zeit vie­le Kon­zep­te. Die Pro­duk­ti­ons­ra­te steigt im Vor­feld einer Inspek­ti­on dabei erheb­lich an. Vie­le davon sind schön geschrie­ben und vol­ler Kom­pe­tenz­buz­zwords. Wie vie­le wer­den gelebt? Wie misst man das Gelebt­wer­den von Kon­zep­ten durch z.B. eine Eva­lua­ti­on? Wie lebt man geschätz­te 20 Kon­zep­te gleich­zei­tig anm ein und der­sel­ben Schu­le? Ein nicht geleb­tes Kon­zept ist halt so da – ein Pro­dukt, was man vor­zei­gen kann. Es ist aber ohne die Hand­lung, die dicho­to­misch zu ihm gehö­ren muss, wenn es einen Wert haben soll, nicht real. Es ist dann ein Geist. Für die einen ein guter, weil er die Inspek­to­ren beglückt, für die ande­ren ein abgrund­tief böser, weil er die Res­sour­cen Zeit und Wahr­neh­mung ohne Gegen­leis­tung ver­schwen­det. Drei wirk­lich geleb­te Kon­zep­te an einer Schu­le. Wäre das nicht eine Basis?

 Der Geist einer Schule

Es ist ziem­lich ver­rückt und es klingt total ein­ge­bil­det: Bei den bis­he­ri­gen Schu­len, die ich besucht habe, war mir schon nach weni­ge Metern im Gebäu­de klar, wie das sich anschlie­ßen­de Gespräch mit dem meist Schul­lei­ter ver­lau­fen wür­de. Die Mix­tur als Geräu­schen und Stil­le, aus Archi­tek­tur, aus Geruch und Licht­stim­mung spricht Bän­de bar jed­we­der Ratio­na­li­tät. Das Selt­sa­me dar­an ist, dass ich den Geist mei­ner eige­nen Schu­le am wenigs­ten von allen erleb­ten beschrei­ben kann- viel­leicht weil alles schon viel zu gewohnt und ver­traut ist.

Mir sind Äußer­lich­kei­ten eigent­lich immer recht egal gewe­sen, obwohl ich immer neid­voll in reich geschmück­te Klas­sen­zim­mer gehe – ich den­ke dabei dann doch eher an: „Und wer räumt das alles wie­der auf?“. Ich weiß, dass ich einen eige­nen Raum möch­te, den ich selbst gestal­ten kann, in dem mein Geist herrscht, in dem ich Lern­an­ge­bo­te und ‑medi­en bereit­hal­ten kann, die mir eine wei­te­re Öff­nung des Unter­richts ermöglichen.

An die­sen Ideen mer­ke ich, wie sehr ich das, was Schu­le im All­ge­mei­nen als Geist vor­gibt, als unab­än­der­lich hin­ge­nom­men habe. Jetzt, wo die Müh­le zwar noch läuft – aber an min­des­tens zwei ver­schie­de­nen Orten, begrei­fe ich, was noch alles mög­lich ist und was schon anders­wo tat­säch­lich gemacht wird. Viel zu ler­nen gibt es für mich an den Grundschulen.

Es ist, was den Geist angeht, aber bis­her recht egal, was drau­ßen an der Tür steht.

Bleibt noch dies:

Wer mir sagt, dass man Geis­ter mes­sen, beschrei­ben und allein durch die­se bei­den Ope­ra­tio­nen ent­wi­ckeln kann, der hat ein Welt­bild, das zu dem mei­nen nicht passt. Ich habe noch nie einen bösen Geist gese­hen, der dadurch ver­schwand oder einen guten, der dadurch zum über­mäch­ti­gen Dschinn wurde.

Klassenarbeiten – eigenverantwortliche Schule (NDS)

Im Rah­men einer Vor­be­rei­tung für eine Fach­kon­fe­renz habe ich mich ein wenig in die Erlass­struk­tur hier in Nie­der­sach­sen ein­ge­le­sen, um mei­ne Posi­tio­nen auf eine schul­ver­wal­tungs­recht­li­che Ebe­ne zie­hen zu kön­nen. Das hört sich tro­cken an, wird aber sehr span­nend, wenn man dar­über päd­ago­gi­sche Neue­run­gen an gewach­se­nen Struk­tu­ren vor­bei durch­set­zen kann, falls man in den ent­spre­chen­den Gre­mi­en (s.u.) Mehr­hei­ten erreicht – z.B. auch durch Vor­de­mo­kra­ti­sie­rung von Ent­schei­dun­gen.

Das Gan­ze spie­le ich hier ein­mal am Bei­spiel der Art und der Anzahl von Klas­sen­ar­bei­ten in der Mit­tel­stu­fe des Gym­na­si­ums hier in Nie­der­sach­sen durch. Ich wei­se dar­auf hin, dass hier­bei mei­ne Inter­pre­ta­ti­on der ent­spre­chen­den Rechts­quel­len zum Aus­druck kommt – ich bin aber nur ein ein­fa­cher Leh­rer und kein Jurist. Alles von dem, was sich mein gesun­der Men­schen­ver­stand hier zusam­men­reimt, kann also falsch sein.

Wer regelt Anzahl und Art der Klas­sen­ar­bei­ten (Leis­tungs­nach­wei­se, Lern­kon­trol­len etc.) in Niedersachsen?

Erst­mal gibt es einen über­ge­ord­ne­ten Erlass:

6.4 Für die Anzahl der zu zen­sie­ren­den schrift­li­chen Lern­kon­trol­len gilt in den Schul­jahr­gän­gen 5 bis 10: In einem fünf­stün­di­gen Fach sind 5 bis 7, in einem vier­stün­di­gen Fach 4 bis 6 und in einem drei­stün­di­gen Fach 3 bis 5 schrift­li­che Lern­kon­trol­len je Schul­jahr zu schrei­ben; die mitt­le­re Zahl gibt den Regel­fall an.

6.5 In den übri­gen Fächern sind mit Aus­nah­me des Faches Sport zwei zen­sier­te schrift­li­che Lern­kon­trol­len im Schul­jahr ver­bind­lich. Bei Unter­richt, der nur ein Schul­halb­jahr erteilt wird, ent­schei­det die Fach­kon­fe­renz, ob eine zen­sier­te schrift­li­che Lern­kon­trol­le ver­bind­lich ist oder zwei zen­sier­te schrift­li­che Lern­kon­trol­len ver­bind­lich sind; sofern eine ver­bind­lich ist, kann die­se nicht ersetzt wer­den durch eine ande­re Form von Lern­kon­trol­le nach Nr. 6.7.

6.7 An die Stel­le einer der ver­bind­li­chen Lern­kon­trol­len nach den Nrn. 6.4 und 6.5 kann in den Schul­jahr­gän­gen 7 bis 9, in den Fächern Musik und Kunst in den Schul­jahr­gän­gen 5 bis 9 nach Beschluss der Fach­kon­fe­renz eine ande­re Form von Lern­kon­trol­le tre­ten, die schrift­lich oder fach­prak­tisch zu doku­men­tie­ren und münd­lich zu prä­sen­tie­ren ist. Die Lern­kon­trol­le hat sich auf die im Unter­richt behan­del­ten Inhal­te und Metho­den zu bezie­hen. Das Nähe­re regelt die Fach­kon­fe­renz.

Quel­le: Arbeit in den Schul­jahr­gän­gen 5 bis 10 des Gym­na­si­ums (VORIS 22410 von 3.2.2004)

Zu den Auf­ga­ben der Fach­kon­fe­renz gehört u.a.:

Die Fach­kon­fe­renz:

  • trifft Abspra­chen über die Anzahl und Ver­tei­lung ver­bind­li­cher Lern­kon­trol­len im Schuljahr
  • trifft Abspra­chen zur Kon­zep­ti­on und Bewer­tung von schrift­li­chen, münd­li­chen und fach­spe­zi­fi­schen Lernkontrollen

Quel­le: Kern­cur­ri­cu­lum für das Gym­na­si­um – Schul­jahr­gän­ge 5–10

Die Fach­kon­fe­renz kann also prin­zi­pi­ell beschlie­ßen, vom Regel­fall des Rah­men­er­las­ses abzu­wei­chen und z.B. weni­ger Lern­kon­trol­len zu schrei­ben, oder bestimm­te Lern­kon­trol­len durch neue For­men zu erset­zen, die natür­lich auch einen schrift­li­chen Teil umfas­sen. Natür­lich ist bei­des kom­bi­nier­bar. Natür­lich erfor­dert bei­des einen demo­kra­ti­schen Pro­zess, jedoch einen an der Basis. Und die Klas­se 10 sieht bei alter­na­ti­ven Lern­kon­troll­kon­zep­ti­on, die an die Stel­le einer klas­si­schen tritt, in die Röh­re (das mit der Röh­re scheint mir in die­ser Stu­fe ohne­hin ein sich durch­zie­hen­des Merk­mal zu sein).

Lei­der ist es doch nicht ganz so ein­fach, da es im Zuge der eigen­ver­ant­wort­li­chen Schu­le eine Art „Over­lay-Erlass“ gibt, der den Spiel­raum einer Schu­le in die­sem Bereich regelt:

Nrn. 6.4, 6.5 und 6.7 (Schrift­li­che Lern­kon­trol­len) mit der Maß­ga­be, dass die Schu­le in eige­ner Ver­ant­wor­tung ent­schei­den kann, dass in einem drei- oder mehr­stün­di­gem Fach min­des­tens zwei schrift­li­che Lern­kon­trol­len je Schul­halb­jahr, in einem zwei­stün­di­gen Fach mit Aus­nah­me des Fachs Sport min­des­tens eine schrift­li­che Lern­kon­trol­le je Schul­halb­jahr und in einem nur ein Schul­halb­jahr unter­rich­te­ten Fach eine oder zwei schrift­li­che Lern­kon­trol­len nach Ent­schei­dung der Fach­kon­fe­renz geschrie­ben wer­den und außer­dem dar­über, ob in einem Fach wei­te­re schrift­li­che oder wei­te­re ande­re, z. B. fach­prak­tisch zu doku­men­tie­ren­de und münd­lich zu prä­sen­tie­ren­de For­men von Lern­kon­trol­len ver­langt werden,

 

Eigen­ver­ant­wort­li­che Schu­le umfasst in mei­ner Les­art den Kom­pe­tenz­be­reich des Nie­der­säch­si­schen Schul­vor­stan­des, der nicht per Erlass, son­dern per Gesetz gere­gelt wird. Bei den Auf­ga­ben steht nicht expli­zit, dass der Schul­vor­stand die Anzahl und die Art der Klas­sen­ar­bei­ten regelt, gleich­wohl ist er aber durch den „Over­lay-Erlass“ anschei­nend mit im Boot, denn es heißt in §38a, Abs. 3:

Der Schul­vor­stand ent­schei­det über die Inan­spruch­nah­me der den Schu­len im Hin­blick auf ihre Eigen­ver­ant­wort­lich­keit von der obers­ten Schul­be­hör­de ein­ge­räum­ten Ent­schei­dungs­spiel­räu­me,

womit der oben zitier­te „Over­lay-Erlass“ mit im Spiel ist. Damit scheint mir das recht­li­che Pro­ze­de­re vorgegeben:

  1. Die Fach­kon­fe­renz beschließt
  2. Die Fach­kon­fe­renz stellt einen ent­spre­chend begrün­de­ten Antrag an den Schulvorstand
  3. Der Schul­vor­stand befin­det über den Antrag
  4. Der Beschluss des Schul­vor­stands wird umgesetzt
Die Anzahl der Klas­sen­ar­bei­ten in Klas­se 10 lässt sich z.B. aber nicht unter zwei pro Halb­jahr absen­ken, weil der Ent­schei­dungs­spiel­raum des Schul­vor­stan­des hier durch den „Over­lay-Erlass“ beschnit­ten ist. Das ist recht übel, da durch Spie­le­rei­en wie das ver­bind­li­che Betriebs­prak­ti­kum zwei Wochen Unter­richt im ers­ten Halb­jahr weg­fal­len und so in Ver­bin­dung mit den not­wen­di­gen vier Klau­su­ren auch päd­ago­gisch sinn­vol­le Klas­sen­fahr­ten (immer­hin tren­nen sich in der Zehn vie­le Wege, z.B. durch Abgän­ge zu den Fach­gym­na­si­en) fast schon obso­let werden.

 

Mei­ne Bewer­tung des recht­li­chen Rahmens
Zunächst ein­mal bie­tet der Rah­men die Mög­lich­keit für Ver­än­de­rung – nicht nur im Bereich der Klas­sen­ar­bei­ten. In der Fach­kon­fe­renz sit­zen (zumin­dest theo­re­tisch) auch Eltern und Schü­ler, im Schul­vor­stand bil­den sie eine fes­te Grup­pe, die jedoch gegen­über der Leh­rer­schaft in der Min­der­heit ist (acht Lehr­kräf­te + Schul­lei­ter + vier Eltern + vier Schü­ler). Den­noch sind Eltern und Schü­ler erkenn­bar am Ent­schei­dungs­pro­zess beteiligt.
Prak­tisch müs­sen alle Ent­schei­dun­gen zwei Hür­den neh­men, die z.B. Kräf­ten mit „Bewah­rer­qua­li­tä­ten“ auf ver­schie­de­ne Ebe­nen erlau­ben, den Pro­zess in ihrem Sin­ne zu steu­ern – das ist ein Hemm­nis für Inno­va­ti­on, da sich Bewah­rer auch auf allen Ebe­nen und in allen Grup­pen finden.
Daher ist eine inno­va­ti­ons­freu­di­ge Fach­schaft eben­so wich­tig wie ein Schul­vor­stand (mehr Sit­ze für enga­gier­te sowie poli­tisch moti­vier­te Eltern und Schü­ler dar­in wären eigent­lich auch nicht schlecht), der auf die fach­li­che und päd­ago­gi­sche Kom­pe­tenz sel­bi­ger ver­traut, so dass ent­spre­chen­de Mehr­hei­ten tat­säch­lich auch zustan­de kommen.

Graphische Multiplikation

Heu­te gibt es wie­der etwas auf die Augen von mir. Schon vor eini­ger Zeit habe ich bei You­Tube Vide­os ent­deckt, die die­ses Ver­fah­ren nut­zen. Was mir ein biss­chen fehlt, ist eine mathe­ma­ti­sche Erklä­rung für die­ses Phä­no­men. Viel­leicht hat ja einer von euch eine Idee. Wech­sel­wei­se wird behaup­tet, dass Chi­ne­sen oder Japa­ner so mul­ti­pli­zie­ren wür­den… In der Tat braucht es nur den Zah­len­raum von 1–10, um auch gro­ße Zah­len ablei­ten zu können.

Neues Schuljahr – ganz viel Änderung

Ich wer­de in die­sem Schul­jahr aller Vor­aus­sicht nach noch gan­ze 14 Schul­stun­den Unter­richt ertei­len und einen Tag nicht vor Ort sein, da ich mich im spä­ten Früh­jahr erfolg­reich als medi­en­päd­ago­gi­scher Bera­ter mit dem Schwer­punkt E‑Learning bewor­ben habe. In die Struk­tu­ren der Medi­en­be­ra­tung hier in NDS wer­de ich Anfang des Schul­jah­res in einer Start­up-Ver­an­stal­tung ein­ge­führt. Die Funk­ti­on ist nicht mit einer Beför­de­rung, son­dern mit einer Abord­nung im Umfang von acht Stun­den ver­bun­den – daher muss­te ich auch kei­nen Unter­richt vor­tan­zen – bei mei­ner ers­ten erfolg­lo­sen Bewer­bung auf eine Funk­ti­on (A14) hat­te ich noch zwei Voll­ent­wür­fe, zwei Unter­richts­stun­den, zwei Bespre­chungs­stun­den und das Gespräch zum Amt zu absol­vie­ren – an einem Tag. Mitt­ler­wei­le ist selbst für A15 die­ser Umfang dras­tisch gekürzt wor­den – wahr­schein­lich ist kein Per­so­nal mehr da, was den gan­zen Kram liest und Bewer­ber soll es dem Hören­sa­gen nach auch nicht mehr all­zu vie­le geben.

Nun denn – ich bin gespannt, was da auf mich zukommt, was sich dort bewe­gen lässt und wie ich mit den neu­en Teams von neu­en Men­schen zusam­men­ar­bei­ten kann. Da die Medi­en­be­ra­tung direkt in einem Lan­des­in­sti­tut (NLQ) orga­ni­siert ist, gibt es auch so merk­wür­di­ge Din­ge wie Fort­bil­dun­gen wäh­rend der Dienst­zeit mit Über­nach­tung, Dau­er­rei­se­ge­neh­mi­gun­gen und so Zeugs, was das „gemei­ne Fuß­volk“ sich sonst bit­ter erstrei­ten muss.

Gleich­zei­tig fällt für mich in die­sem Jahr das LAz­Ko weg, d.h. ich muss kei­ne LAz­Ko-Stun­den mehr ertei­len. Auch schei­de ich aus der Per­so­nal­ver­tre­tung aus, eine Auf­ga­be, mit der mich eine höchst ambi­va­len­te Bezie­hung ver­bun­den hat. Wenn man neue Din­ge beginnt, müs­sen aber mei­ner Mei­nung nach alte wei­chen. Vie­le Erfah­run­gen wer­den mir in spä­te­ren Bera­tungs­pro­zes­sen unge­mein nüt­zen. Immer­hin bin ich bis zur Neu­wahl noch im Amt und erhei­sche dafür auch eine hal­be Ent­las­tungs­stun­de auf das Jahr gese­hen, so dass ich in die­sem Schul­jahr doch glatt eine Minus­stun­de ein­fah­re – das hat es noch nie gege­ben. Macht aber nichts, da ich im nächs­ten Jahr in die Ver­gü­tungs­pha­se des LAz­Ko ein­tre­te und noch­mal zwei Stun­den zurück­be­kom­me. Es wird für mich also deut­lich ruhi­ger und das war auch irgend­wie nötig. Aller­dings rech­ne ich 2012/2013 eigent­lich recht fest damit, dass das Stun­den­de­pu­tat hier in NDS ange­zo­gen wird – aber das wäre einen eige­nen Arti­kel wert.

Bei mei­ner jet­zi­gen Unter­richts­ver­tei­lung bedeu­ten 14 Schul­stun­den gera­de ein­mal drei unter­schied­li­che Lern­grup­pen, von denen ich zwei schon ken­ne. Ich freue mich sehr auf einen Kurs auf erhöh­tem Niveau im Fach Deutsch – erst­ma­lig nach dem neu­en Kern­cur­ri­cu­lum mit all den damit ver­bun­de­nen Her­aus­for­de­run­gen orga­ni­siert. Ent­ge­gen aller Unken­ru­fe gibt es aber den­noch kon­kre­te Vor­ga­ben für das Abitur 2013 – so rich­tig traut man sich da oben dann wohl doch nicht, das wie z.B. in Bay­ern ganz in die Hän­de der Lehr­kräf­te zu geben. Ich habe mit die­sem Kurs ein gro­ßes Expe­ri­ment vor – geht in Rich­tung eines Blogs… Wenn es so weit ist, erzäh­le ich mehr davon.

Wei­ter­hin hat man mich sei­tens der Schu­le gebe­ten, an einem neu­en IT-Kon­zept mit­zu­ar­bei­ten. Mei­nes ist schon fer­tig und ich kann es sogar inner­halb eines vir­tu­el­len Netz­werks inkl. Win­dows2008RC2-Ser­ver (Evu­alua­ti­ons­ver­si­on) schon zei­gen. Soll­te ich das wirk­lich umset­zen, möch­te ich es mit einer Grup­pe von Schü­le­rin­nen und Schü­lern (AG) tun und dafür auch eine Ent­las­tungs­stun­de bekom­men. Ich den­ke auch nicht, dass es in dem Fall da Schwie­rig­kei­ten geben wird…

Fazit:

Es wird mit Sicher­heit nicht weni­ger Arbeit, aber ande­re – und genau das wird mir mei­nen Kopf frei pus­ten. Der Grund­te­nor vie­ler Arti­kel und Tweets von mir war ja gera­de zum Ende des Schul­jah­res nur bedingt posi­tiv. Drei Lern­grup­pen sind von der Kor­rek­tur­tä­tig­keit im Ver­gleich zu einem vol­len Depu­tat ein ziem­li­cher Witz – ich rech­ne mit ca. 1/3 weni­ger Kor­rek­tur­wo­chen­en­den. Dafür wer­de ich wohl hin und wie­der ganz­tä­gig auf Rei­sen sein und auch in den Feri­en Fort­bil­dun­gen besu­chen – schließ­lich sind acht Ent­las­tungs­stun­den schon eine gan­ze Men­ge, die auch „ver­dient“ sein wollen.

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