Der böse Datenschutz

Teil 1: „Moral ist, wenn man mora­lisch ist.“

Nein, man darf Schü­le­rin­nen und Schü­ler als Leh­rer nicht dazu brin­gen, im Netz Pro­duk­te unter dem jewei­li­gen Klar­na­men zu ver­öf­fent­li­chen. Man darf auch nicht Pro­duk­te von Schü­le­rin­nen und Schü­ler der Netz­öf­fent­lich­keit zugäng­lich machen. Bil­der ver­öf­fent­li­chen? Fehl­an­zei­ge, wenn Per­so­nen den Motiv­schwer­punkt bil­den – das gilt auch für z.B. Klas­sen­fo­tos. Man darf so erst­mal im Unter­richt kei­ne Web2.0‑Tools mit ihnen nut­zen und man darf auch Face­book oder Twit­ter nicht zu unter­richt­li­chen Zwe­cken einsetzen.

Dass man das alles nicht darf, liegt an denen im Ver­gleich zur übri­gen Welt recht eng gefass­ten Daten­schutz­ge­set­zen, an die wir als ver­be­am­te­te Lehr­kräf­te in ganz beson­de­rer Wei­se gebun­den sind. Das ist schlimm, oder? Es behin­dert uns gemein­sam mit dem Urhe­ber­recht in unse­rer täg­li­chen Arbeit, es behin­dert uns dabei, zeit­ge­mäß mit digi­ta­len Medi­en im schu­li­schen Kon­text umzu­ge­hen. Das könn­te doch alles viel leich­ter sein!

Ein Auf­schrei ertönt in der Gesell­schaft, wenn Bür­ger­rech­te beschnit­ten wer­den, wenn pri­va­te Unter­neh­men z.B. ohne Rich­ter­vor­be­halt per­so­nen­be­zo­ge­ne Daten abfra­gen kön­nen – dann ist es ganz schnell aus mit der Anony­mi­tät – als anonym blog­gen­der Kol­le­ge jeman­dem zivil­recht­lich auf die Füße tre­ten? Der Klar­na­me ist dann nur einen Klick ent­fernt – übri­gens wahr­schein­lich sogar auf Jah­re noch nach­weis­bar. Des­we­gen so rich­tig nach Daten­schutz schrei­en? Aber der Staat hat gefäl­ligst dafür zu sor­gen, dass mei­ne Daten und mei­ne Rech­te geschützt wer­den! Und das bit­te­schön auch prak­ti­ka­bel! Und umsetzbar.

Was waren Beam­te noch ein­mal? Ach ja – Bediens­te­te und damit Ver­tre­ter des Staa­tes. Wenn per­sön­li­che Frei­hei­ten bedroht sind, ruft man laut. Wenn Geset­ze, die dafür da sind, per­sön­li­che Frei­hei­ten Drit­ter zu schüt­zen, von uns Lehr­kräf­ten umge­setzt wer­den sol­len, ruft man auch laut.

The­se 1: Ist man selbst als Per­son betrof­fen, fin­det man Daten­schutz super. Soll man Daten­schutz in der Rol­le des Staa­tes umset­zen, fin­det man das doof.

Teil 2: „Die Daten von Schü­lern sind für nie­man­den rele­vant. Die Sor­gen der Daten­schüt­zer sind übertrieben.“

Elek­tro­ni­sche Klas­sen­bü­cher sind eine fei­ne Sache. Unter­richts­pro­to­kol­le, Krank­mel­dun­gen, Beur­lau­bun­gen, Tadel, ver­ges­se­ne Haus­auf­ga­ben – alles kom­for­ta­bel über die Web­schnitt­stel­le oder per Syn­chro­ni­sa­ti­on auf dem Mobil­ge­rät abruf­bar. Lern­platt­for­men mit Leis­tungs­da­ten und Schü­ler­pro­duk­ten – end­lich eine Über­sicht zu den ein­zel­nen Leis­tungs­stän­den, end­lich die Mög­lich­keit, indi­vi­du­ell zu för­dern. Port­fo­lio­sys­te­me? Sehr bequem und trans­pa­rent. Und vor allem: Jeder sieht nur die Daten, die er auch sehen darf! Die­se Daten wer­den meist bei exter­nen Anbie­tern gehos­tet und sind dort zen­tral zugäng­lich. Das ist auch kein Pro­blem. Schließ­lich sind die­se Daten dort sicher und für nie­man­den inter­es­sant – zumin­dest wird das ger­ne kommuniziert.

Nur: Abso­lu­te Daten­si­cher­heit gibt es nicht, obwohl jeder Anbie­ter alles dar­an set­zen wird, den maxi­ma­len Stan­dards gerecht zu wer­den. Lei­der sind zen­tral vor­lie­gen­de Daten immer recht attrak­tiv, da sie in der Regel struk­tu­riert und in ein­heit­li­chen For­ma­ten vor­lie­gen­den, die sich sehr leicht aus­wer­ten las­sen. Die Attrak­ti­vi­tät beschränkt sich dabei nicht auf „die bösen Hacker“. Vor­stell­bar sind auch Aus­wer­tun­gen für künf­ti­ge Arbeit­ge­ber und Ver­si­che­rungs­ge­sell­schaf­ten. Die Rele­vanz von Daten für zukünf­tig denk­ba­re Kon­tex­te ist heu­te nicht vor­her­seh­bar. Daher ist die Aus­sa­ge „Die Daten von Schü­lern sind für nie­man­den rele­vant“ m.E. sehr mutig, weil eine gehö­ri­ge Por­ti­on „Glas­ku­gel“ ein­ge­dacht wird.

Und ich weiß nicht, ob sowas nie gesche­hen wird. Ich sehe, dass es Men­schen gibt, die bei EC-Kar­ten­za­hun­gen vor mir an der Kas­se bei jedem noch so klei­nen Betrag ihre PIN ein­ge­ben müs­sen, wäh­rend ande­re bei wesent­lich höh­re­ren Sum­men einen Wisch unter­schrei­ben. Das liegt natür­lich nicht dar­an, dass die Zah­lung per PIN dem Händ­ler garan­tiert wird, wäh­rend die Ein­tei­lung der Ein­zugs­er­mäch­ti­gung per Unter­schrift weni­ger Kos­ten ver­ur­sacht, aber das Risi­ko eines unge­deck­ten Kon­tos birgt. Es kom­men auch nie Zugangs­da­ten gro­ßer Web­diens­te in Umlauf. Auch Kre­dit­kar­ten­da­ten wer­den nicht in ent­spre­chen­den Foren gehan­delt. Unse­re Daten sind sicher. Alle. Immer.

The­se 2: Die Attrak­ti­vi­tät bzw. Rele­vanz von Daten für die Zukunft ist heu­te nicht vor­her­sag­bar. Aus­sa­gen wie „Damit wird schon nichts pas­sie­ren!“ erschei­nen gera­de im Kon­text der heu­te schon beob­acht­ba­ren Ent­wick­lun­gen mutig. 

Teil 3: „Die Klas­sen­bü­cher lie­gen in den Pau­sen frei aus. Im Leh­rer­zim­mer trei­ben sich auch SuS her­um. Da ist es doch gera­de­zu hirn­ris­sig zu sagen, dass Daten in einer geschütz­ten IT-Umge­bung bei einem Anbie­ter nicht viel siche­rer auf­ge­ho­ben sind!“

Rechen­zeit ist nicht teu­er. Auch das Algo­rith­men­schrei­ben nicht son­der­lich. Daten auf Papier sind einem Algo­rith­mus nur mit erheb­li­chem Auf­wand zugäng­lich. Ein Klas­sen­buch muss Sei­te für Sei­te gescannt wer­den, um einer Daten­ver­ar­bei­tung zugäng­lich zu wer­den – auf­grund der indi­vi­du­el­len Klas­sen­buch­füh­rung dürf­ten auch OCR-Ver­su­che einer erheb­li­chen Nach­be­ar­bei­tung bedür­fen. Und dann habe ich immer noch nur die Daten einer Klas­se. Der Auf­wand rech­net sich in der Regel nicht – Leh­rer­ka­len­der und Klas­sen­bü­cher sind Daten­schutz­ka­ta­stro­phen – ohne Fra­ge. Aber nur in einem eng begrenz­tem Kon­text. Eine Daten­bank liegt immer in einem For­mat vor, was einem Algo­rith­mus direkt zugäng­lich ist. Daten auf Papier nicht. Dass die­se bei­den Medi­en so unter­schied­lich behan­delt wer­den, hat also tech­ni­sche Gründe.

The­se 3: „Das Vor­han­den­sein von Daten­schutz­lü­cken auf Papier­me­di­en ist kein Argu­ment für die Daten­ver­ab­ei­tung in Rechenzentren.“

Was macht der Datenschutz?

  1. Er for­dert eine gesetz­li­che Grund­la­ge zur Ver­ar­bei­tung von per­so­nen­be­zo­ge­nen Daten, da dies ein Ein­griff in die Grund­rech­te des Ein­zel­nen darstellt.
  2. Er for­dert Daten­spar­sam­keit: Nur für den jewei­li­gen Zweck erford­li­che Daten dür­fen erho­ben wer­den. Im Fal­le einer tech­ni­schen Pan­ne sind so die offen­ge­leg­ten Daten in ihrer Men­ge von vorn­her­ein begrenzt.
  3. Er schreibt Rech­te fest: Man hat z.B. das Recht, Aus­kunft über die durch eine Fir­ma oder Behör­de ver­ar­bei­te­ten Daten zu verlangen.
  4. Er schützt in beson­de­rer Wei­se die Rech­te von Per­so­nen, die nicht in aus­rei­chen­dem Maße über tech­ni­sche Kom­pe­ten­zen ver­fü­gen, um mög­li­chen Stol­per­stei­ne auszuweichen.
  5. Er nervt, wenn man selbst mit Daten Drit­ter umge­hen möchte.
  6. Er ist viel­leicht jetzt schon voll­kom­men über­flüs­sig, weil eh schon alle Daten über uns frei ver­füg­bar sind. Die Fra­ge ist, ob wir das in eini­gen Jah­ren immer noch den­ken wer­den. Naja. Der Mensch ist von Natur aus gut.

Wer mehr über die Grund­la­gen des Daten­schut­zes im Kon­text von Schu­len hier in Nie­der­sach­sen wis­sen möch­te, sei auf eine Pre­zi ver­wie­sen, die ich nach einer Schu­lung durch Mit­ar­bei­ter des Lan­des­da­ten­schutz­be­auf­trag­ten erstellt habe.

Wie gehe ich als explo­ra­ti­ve Lehr­kraft damit um?

  1. Ich erzeu­ge öffent­lich kei­ne per­so­nen­be­zo­ge­nen Daten (mehr). Ent­spre­chen­de Ein­trä­ge lösche ich zur Zeit aus die­sem Blog. Ich kann im Netz Schü­ler­na­men pseud­ony­mi­sie­ren. Es ist wich­tig, dass ICH das tue. SuS nei­gen oft dazu, gän­gi­ge Nicks aus sozia­len Netz­wer­ken weiterzuverwenden.
  2. Ich kann mir die Ein­wil­li­gung des Erzie­hungs­be­rech­tig­ten für die Ver­ar­bei­tung von Daten holen, die nicht durch Geset­ze oder Erlas­se abge­seg­net ist. Am bes­ten ent­wi­ckelt dabei die Schu­le selbst Richt­li­ni­en und Ein­wil­li­gungs­er­klä­run­gen, die dann ein­fach im Rah­men der Schul­an­mel­dung mit unter­zeich­net wer­den – das macht ja eh jede Schu­le schon für die Ver­wen­dung von Schü­ler­fo­tos, oder? An so eine Ein­wil­li­gungs­er­klä­rung sind aber bestimm­te for­ma­le Regu­la­ri­en geknüpft. Viel­leicht gibt es ja einen Juris­ten in der Elternschaft.
  3. Mit exter­nen Anbie­tern müs­sen zwin­gend Ver­ein­ba­run­gen zur Auf­trags­da­ten­ver­ar­bei­tung geschlos­sen wer­den (Bun­des­da­ten­schutz­ge­setz).  Es gibt die Unsit­te, z.B. Lern­platt­for­men oder Web­diens­te für die Schul­or­ga­ni­sa­ti­on ein­fach als Erwei­te­rung des „Ver­wal­tungs­net­zes“ zu dekla­rie­ren, des­sen Daten­ver­ar­bei­tung meist durch z.B. hier in Nie­der­sach­sen das Schul­ge­setz gere­gelt ist. Aber auch da gilt der Grund­satz der Erfor­der­lich­keit – hier für Verwaltungsaufgaben.
  4. Die Daten dezen­tral spei­chern, z.B. indem ich eige­ne Schul­clouds auf­baue. Die Daten lie­gen dort meist nicht struk­tu­riert und in einem Umfang vor, der es son­der­lich loh­nend machen wür­de, die­sen Daten­be­stand von außen anzu­grei­fen. Für Angrif­fe von innen hat man ggf. ganz ande­re foren­si­sche Mög­lich­kei­ten.  Neben­ef­fekt: Für einen „staat­li­chen Ser­ver“ gel­ten vie­le Rege­lun­gen nicht, die ein pri­va­ter Anbie­ter umzu­set­zen hat – z.B. die Schaf­fung von „Abhör­schnitt­stel­len“ ab einer gewis­sen Nutzerzahl.

Alles Quatsch und realitätsfern …

… es sind doch eh alle in sozia­len Netz­wer­ken. Post-Pri­va­cy! Es gibt schon jetzt kein Zurück. Mei­ne kur­ze Ant­wort: Was Men­schen selbst durch die Gegend pus­ten, pus­ten sie selbst durch die Gegend. Ich fin­de es nicht immer schlecht, Beruf­li­ches und Pri­va­tes zu tren­nen. Immer­hin erwar­te ich auch von mei­nem Arbeit­ge­ber, dass er sich in bestimm­te Ange­le­gen­hei­ten nicht ein­mischt. Und natür­lich sorgt die Vor­la­ge von Ein­wil­li­gungs­er­klä­run­gen für sozia­len Stress, wenn z.B. eini­ge Eltern oder SuS nicht unter­schrei­ben wol­len. Die­ser Stress erzeugt nach mei­ner Erfah­rung aber auch eine Aus­ein­an­der­set­zung mit dem The­ma Daten­schutz. In der Schul­cloud kann man durch­aus die Ertei­lung eines Accounts von die­ser Erklä­rung abhän­gig machen. Ist es gar nicht zu lösen, arbei­te ich eben mit der gan­zen Grup­pe pseud­ony­mi­siert und bin dann durch nichts ein­ge­schränkt, weil ich – etwas Umsicht vor­aus­ge­setzt – kei­ne per­so­nen­be­zo­ge­nen Daten erzeuge.

 

 

Mein Fragenset für die Evaluation von Unterricht

… natür­lich in die­ser Form nur für die Oberstufe:

  1. Ich habe mich im Unter­richt wohl gefühlt.
  2. Ich habe den Ein­druck, dass Herr Riecken bestimm­te SuS bervorzugt
  3. Die Haus­auf­ga­ben­be­las­tung war in Ordnung.
  4. Ich füh­le mich durch den Unter­richt gut auf das Abitur vorbereitet.
  5. Ich habe im Fach Deutsch etwas bei Herrn Riecken gelernt.
  6. Ich fin­de, dass Herr Riecken im Ver­gleich zu den Par­al­lel­kur­sen zu hohe Ansprü­che hat.
  7. Herr Riecken gibt sich Mühe, den Unter­richt abwechs­lungs­reich zu gestalten.
  8. Herr Riecken ist gut auf den Unter­richt vorbereitet.
  9. Herr Riecken ist fach­lich kompetent.
  10. Herr Riecken hält die not­wen­di­ge Distanz (ver­bal & phy­sisch) zu mir ein.
  11. Herr Riecken lässt sich leicht vom Unter­richts­ge­gen­stand ablenken.
  12. Die Klau­su­ren waren für mich zu anspruchsvoll.
  13. Die Rück­mel­dun­gen (Gut­ach­ten) zu den Klau­su­ren waren für mich nachvollziehbar.
  14. Die Rück­mel­dun­gen (Gut­ach­ten) zu den Klau­su­ren haben mir gehol­fen, mich zu verbessern.
  15. Die schrift­li­chen Noten sind nachvollziehbar.
  16. Herr Riecken gibt zu wenig Vor­ga­ben für das Schrei­ben eines Textes.
  17. Die münd­li­chen Noten der ande­ren SuS fand ich gerechtfertigt.
  18. Mei­ne eige­nen münd­li­chen Noten fand ich gerechtfertigt.
  19. Herr Riecken soll­te fest­hal­ten, wer Auf­ga­ben erle­digt und wer nicht.
  20. Im Ver­gleich zu ande­ren Kur­sen wird bei Herrn Riecken viel mit unter­schied­li­chen Medi­en gearbeitet.
  21. Der Medi­en­ein­satz (Blog), White­board stellt für mich einen Gewinn dar.
  22. Das Unter­richts­blog war mir eine Hilfe.
  23. Ich bedaue­re, dass die Pro­to­kol­le im Blog irgend­wann nicht mehr ver­fasst wurden.
  24. Ich habe mich im Unter­richt im Rah­men mei­ner Mög­lich­kei­ten engagiert.
  25. Der Kurs war ins­ge­samt sehr engagiert.
  26. Die Unter­richts­qua­li­tät hat zum Ende des Kur­ses nachgelassen.
  27. Ich habe nichts dage­gen, dass Herr Riecken (Teil-)Ergebnisse die­ser Umfra­ge anonym in sei­nem Blog veröffentlich.

Die SuS müs­sen sich dann für jeweils eine der fol­gen­den Ant­wort­mög­lich­kei­ten entscheiden:

  • trifft zu
  • trifft meis­tens zu
  • trifft weni­ger zu
  • trifft nicht zu

Wie man sieht, gibt es kei­ne „Flucht­mög­lich­keit“ zur Mit­te hin. Die Fra­gen zum Blog bezie­hen sich auf die­sen Arti­kel.

Tech­nisch löse ich das mit dem Feed­back­mo­dul von Mood­le, da das sau­ber anony­mi­siert – selbst für den Admi­nis­tra­tor ist nicht nach­voll­zieh­bar, wer wie geant­wor­tet hat. Zusätz­lich gibt es immer einen Text, der sinn­ge­mäß mehr oder weni­ger so lautet:

Bit­te nimm dir etwas Zeit für die fol­gen­den Fra­gen. Es ist NICHT nach­voll­zieh­bar, wer wel­che Ant­wor­ten gege­ben hat, auch für den Admi­nis­tra­tor die­ser Sei­te nicht.

Die Beant­wor­tung macht nur Sinn, wenn du ehr­lich ant­wor­test. Weder soll­test du aus Sym­pa­thie­grün­den „freund­lich“, noch aus Aver­sio­nen her­aus „unfreund­lich“ bewerten.

Die­se Eva­lua­ti­on kommt dir nicht mehr zugu­te, wohl aber den nach­fol­gen­den Schülergenerationen.

In die­sem Jahr gab es sehr wich­ti­ge und auch über­ra­schen­de Ergeb­nis­se zum Blog­ein­satz – ich neh­me da eine Men­ge für die „nächs­te Run­de“ mit. Immer wie­der tre­ten Wider­sprü­che auf, da ich eini­ge Erwar­tun­gen mitt­ler­wei­le bewusst auch enttäusche.

Im Ver­gleich zur einer vor­he­ri­gen Eva­lua­ti­on habe ich mich in vie­len Punk­ten zwar „ver­bes­sert“, trotz­dem wie­gen bei eini­gen Fra­gen unzu­frie­den machen­de 20% weit­aus schwe­rer als zufrie­den machen­de 80% – der nächs­te Qua­li­täts­ma­nage­m­ent­zy­klus möge also beginnen.

Neu mit dabei ist die Fra­ge nach der Distanz (10). Die Ant­wor­ten auf die­se Fra­ge waren für mich mehr als eine Erleich­te­rung, das sich anschlie­ßen­de Gespräch „aus dem Näh­käst­chen der Schul­erfah­rung“ gab hin­ge­gen viel Anlass zum Nachdenken .

iOS, Android oder Windows8?

Ich habe ein Luxus­pro­blem. Wir als Schu­le und ich als Bera­ter ste­hen jetzt all­mäh­lich vor der Fra­ge der End­ge­rä­te. Tablets wür­den z.B. bei uns in der Schu­le nicht in einen luft­lee­ren Raum fal­len, son­dern sich in ein vor­han­de­nes Netz inte­grie­ren müs­sen. Das ist ein wesent­li­cher Unter­schied zu ande­ren Schu­len, die so etwas gar nicht oder nur sehr rudi­men­tär besit­zen und daher zwin­gend auf das Netz der Net­ze ange­wie­sen (UMTS/LTE) sind oder sich inner­halb von Klas­sen­räu­men eige­ne, meist App­lenet­ze bau­en müs­sen. Unser Netz ist schul­weit ange­legt und ver­füg­bar. Jeder an der Schu­le bei uns besitzt:

  1. Einen eige­nen Ord­ner, der aus dem Schul­netz oder auch über das Inter­net über eine Viel­zahl von Pro­to­kol­len lesend und schrei­bend zugäng­lich ist
  2. Zugriff auf gemein­sa­me Verzeichnisse
  3. Eine voll­wer­ti­ge E‑Mailadresse
  4. Zugriff auf meh­re­re Netz­dru­cker (Man kann sogar von zu Hau­se aus drucken…)
  5. Zugriff auf ein flä­chen­de­cken­des WLAN in der Schu­le (bald mit Captiveportal)
  6. Bald Zugriff auf einen Strea­ming­ser­ver (Fil­me und Audio­da­tei­en aus dem Mer­lin­pro­jekt aufs End­ge­rät streamen)
  7. […]

Es gibt Berei­che, die sind für die aller­meis­ten Lehr­kräf­te Magie – dazu gehört das gera­de ent­ste­hen­de Cap­tiv­e­por­tal zur WLAN-Nut­zung oder die WLAN-Rou­ter mit bald WPA2-Enter­pri­se und DD-WRT mit ihrer zen­tra­len Steue­rung (das könn­te man aber auch „bedien­bar“ für fast jeden für teu­res Geld ein­kau­fen). Der größ­te Bereich ist nicht „magic“, son­dern wür­de auch noch lau­fen, wenn „Maik mor­gen vom Bus über­fah­ren wird“ – wie ein Kol­le­ge immer ger­ne argu­men­ta­tiv in Feld führt. Das liegt dar­an, dass wesent­li­che Dienst­leis­tun­gen hier extern ein­ge­kaut werden.

Das Netz wird genutzt und die Nut­zung steigt kräf­tig – wie das Moni­to­ring zeigt. Aber auch Art und Umfang der an mich gerich­te­ten Anfra­gen geben einen guten Ein­blick dar­in, was tat­säch­lich alles schon gemacht wird – vie­les wäre noch vor einem hal­ben Jahr völ­lig undenk­bar gewesen.

Kurz gefasst: Das Fun­da­ment steht – vie­le Schu­len fan­gen ja eher mit dem Dach an (End­ge­rä­te). Die Ent­schei­dung für End­ge­rä­te steht bei uns aber jetzt defi­ni­tiv an. Das ist ein gro­ßes Pro­blem für mich, weil End­ge­rä­te sehr teu­er im Ver­gleich zu Netz­werk­ge­rä­ten sind. Unse­re Netz­kom­po­nen­ten kos­ten umge­rech­net auf die Schü­ler­zahl lächer­lich wenig.

1:1 Aus­stat­tung ist bei uns zur­zeit kein The­ma. Dazu muss noch sehr viel in Fort­bil­dung und Akzep­tanz inves­tiert werden.

Ich „ver­mark­te“ unser Netz bewusst nicht, indem ich über sozia­le Netz­wer­ke jede Neue­rung bekannt­ge­be. Ich möch­te dafür erst noch mehr Res­sour­cen in die Qua­li­fi­ka­ti­on aller Betei­lig­ten ste­cken. Oft kommt sonst nur her­aus, dass bis­her Ana­lo­ges jetzt ein­fach digi­ta­li­siert wird. Das ist für mich(!) z.B. dann der Fall, wenn Arbeits­blät­ter ohne kol­la­bo­ra­ti­ve Funk­tio­nen ein­fach 1:1 auf einem Tablet abge­bil­det sind und der Mehr­wert eigent­lich nur dar­in besteht, dass das Ergeb­nis pro­je­zier­bar ist – das geht auch mit Foli­en und Doku­men­ten­ka­me­ras. Wei­ter­hin ist unse­re Schu­le mit ihrem Netz in Nie­der­sach­sen gar nicht so etwas Beson­de­res – da gibt es eini­ge mehr, die da sogar noch wei­ter sind. Die Mehr­heit der Schu­len hat aber auch deut­lich(!) weniger.

Die Lage

Die Edu­sze­ne ist sich nahe­zu welt­weit einig, dass iOS-Gerä­te (iPad, iPho­ne) der didak­ti­sche Befrei­ungs­schlag schlecht­hin sind. Leich­te Bedien­bar­keit, her­vor­ra­gen­de Ver­ar­bei­tungs­qua­li­tät, brei­te App-Aus­wahl, vie­le Expe­ri­men­te und Erfah­run­gen im Unter­richt sind Plus­punk­te, die App­le­pro­duk­te aus­zeich­nen. Stolz sieht man Klas­se um Klas­se iPads auf Pres­se­fo­tos  in die Höhe hal­ten. Für Schu­len, die noch kein eige­nes Netz besit­zen, ist die App­le­welt nach mei­ner Mei­nung das Mit­tel der Wahl – zumin­dest momen­tan. Aber einer gewis­sen Grö­ße und je nach Anfor­de­run­gen kann es aber auch hier pro­ble­ma­tisch werden.

Weit im All­tag ver­brei­tet sind Andro­id­ge­rä­te. Mitt­ler­wei­le ist das Bedien­kon­zept eigent­lich ganz brauch­bar, es gibt ver­nünf­ti­ge Gerä­te am Markt und auch die App-Aus­wahl kann sich mehr und mehr sehen las­sen. Aus dem Bil­dungs­be­reich liest man wenig über Android. Andro­ids bewe­gen sich sehr sicher im Netz, da sie sehr gut mit den dort übli­chen Stan­dards (CSS, Flash, HTML5) zurecht­kom­men – kein Wun­der, bestimmt doch Tan­te Goog­le als größ­ter Play­er auf die­sen Ter­rain kräf­tig mit. Mich als Tech­ni­ker nervt die Update­po­li­tik bei Android – u.U. ist man gezwun­gen mit einem Gerät zu arbei­ten, was nach weni­gen Mona­ten vol­ler Sicher­heits­lü­cken ist – in gro­ßen Net­zen möch­te man sowas als Admi­nis­tra­tor eher nicht sehen – das dürf­te auch der Grund dafür sein, dass Android bis­her nur im Con­su­mer­be­reich nen­nens­wert Fuß fas­sen konnte.

Mit Windows8 gibt es hin­ge­gen im Edu­be­reich kei­ne Erfah­run­gen – weder mit der Ver­ar­bei­tungs­qua­li­tät von Gerä­ten, noch mit dem zuge­ge­be­ner­ma­ßen sehr gewöh­nungs­be­dürf­ti­gen Bedien­kon­zept, was Fir­men bei Neu­ge­rä­ten mit Windows8 schon zu Down­gra­de­li­zen­zen auf den Vor­gän­ger Windows7 treibt. Haupt­ar­gu­ment: Mit einer Table­tober­flä­che sei kaum pro­duk­ti­ves Arbei­ten mit Spe­zi­al­soft­ware mög­lich. Für Schul­net­ze sehe ich Vor­tei­le: Windows8 lässt sich recht leicht in bestehen­de Infra­struk­tu­ren ein­bin­den (dru­cken, Ein­bin­dung von Netz­lauf­wer­ken usw.). Es gibt in den Pro­fes­sio­nal­va­ri­an­ten von je her Mög­lich­kei­ten, Gerä­te zen­tral zu steu­ern und zu ver­wal­ten. Für ein neu­es Gerät muss ich in unse­rem, Netz etwa 5–10 Minu­ten mei­ner Zeit für eine kom­plet­te Vor­in­stal­la­ti­on auf­wen­den – das dau­ert bei iOS-Gerä­ten ohne zen­tra­le Ver­wal­tung zur Zeit deut­lich län­ger. Es gibt von je her ein Mul­ti­user­ma­nage­ment. Zusätz­lich kann ich zumin­dest zwei Apps neben­ein­an­der betrei­ben. Bei den Nicht-RT-Vari­an­ten ist das Betriebs­sys­tem nicht fest mit dem End­ge­rät ver­bun­den wie bei Android oder iOS – d.h. wenn einer Linux­dis­tri­bu­ti­on der gro­ße Tablet­schlag gelingt, kann man z.B. wechseln.

Die fast schon reli­gi­ös anmu­ten­de Aura, mit der App­le­pro­duk­te kon­no­tiert sind, kön­nen Windows8 und Android nicht trans­por­tie­ren – ich stel­le mir gera­de vor, wie SuS stolz Win8-RT-Tablets in die Höhe hal­ten – der Spott im Netz wür­de zum jet­zi­gen Zeit­punkt wohl kei­ne Gren­zen kennen.

Was tun?

Ich habe kei­ne Ahnung. Für ein so gro­ßes Netz wie das unse­re, das im Prin­zip eine Viel­zahl von Gerä­ten unter­stüt­zen wür­de – mit der Rah­men­be­din­gung, kei­ne Mög­lich­kei­ten zu 1:1 Set­tings zu haben, spre­chen ange­sichts der ver­füg­ba­ren Res­sour­cen zur Pfle­ge der Gerä­te und der Anbin­dung an vor­han­de­ne Arbeits­ab­läu­fe zumin­dest für Schul­ge­rä­te alle Argu­men­te für Windows8.

Nut­zer­ak­zep­tanz wür­de man viel eher mit iOS-Gerä­ten erhal­ten („App­le­au­ra“), schafft sich dann aber eine Rei­he von Her­aus­for­de­run­gen bei Pfle­ge und Ver­wal­tung. Schu­len mit rudi­men­tä­ren Net­zen haben eigent­lich kaum eine sinn­vol­le Alter­na­ti­ve zu iOS (iPad), weil das Netz ja oft des­we­gen zu rudi­men­tär ist, da die Res­sour­cen und das Wis­sen zum Auf­bau vor Ort fehlen.

Ich löse das für mich vor­erst sehr zurück­hal­tend mit zwei Sät­zen an gebrauch­ten Sub­note­books für die Grup­pen- und AG-Arbeit. Wie wird das ein­ge­setzt? Wel­che Pro­ble­me tre­ten auf? Ist die Boot­zeit das ent­schei­den­de Problem?

Arbeit an Strukturen

Schon vor den Som­mer­fe­ri­en ergab sich auf Twit­ter eine für mich sehr inter­es­san­te Fra­ge­stel­lung. Kern war die Dis­kus­si­on, inwie­weit Arbeit an Struk­tu­ren außer­halb der eige­nen Per­son sinn­voll und mög­lich ist. Ich habe die­se Fra­ge auch noch ein­mal auf einer SchiLF auf­ge­wor­fen. Ich gebe eine paar State­ments aus bei­den Quel­len wie­der, die ich nur sinn­ge­mäß zusammenfasse:

Ver­än­dern kannst du dich nur selbst. An den Struk­tu­ren, die dich umge­ben, arbei­test du dich kaputt.“

Wenn du für dich sorgst, dann haben du und dei­ne SuS viel gewonnen.“

Wenn immer mehr Men­schen so den­ken und han­deln, dann wird sich auf lan­ge Sicht auch die Struk­tur verändern.“

[…]

Dahin­ter steckt ja eine Hal­tung, aber eben auch eine Erfah­rung mit dem bestehen­den Sys­tem. Es geht nicht mehr um „Bil­dung hacken“, son­dern offen­kun­dig – sehr über­spitzt for­mu­liert – um die Schaf­fung indi­vi­du­el­ler Wohl­fühl­b­la­sen – Stress und Anfein­dun­gen gibt es im Sys­tem ja wahr­lich schon genug.

Ich hal­te das für eine Kapi­tu­la­ti­on. Und ich hal­te das für eine Auf­ga­be eines soli­da­ri­schen Prin­zips. Mei­ne Wohl­fühl­b­la­se nützt näm­lich einem Gegen­über ggf. gar nichts, weil es u.U. nicht ein­mal mehr in der Lage ist, von mir die Struk­tur „Auf­bau einer Wohl­fühl­b­la­se“ zu über­neh­men. Selbst wenn, wür­de dann irgend­wann die Anfor­de­rung von Links zwi­schen den Bla­sen ent­ste­hen, wodurch der Stress wie­der beginnt. Klar – ich könn­te mich selbst jetzt vie­ler posi­ti­ver Aspek­te mei­ner exis­tie­ren­den Bla­se rüh­men, aber ich bekom­me damit zuneh­mend Schwierigkeiten.

Man wird mir ent­ge­gen­hal­ten, dass der Auf­bau von Wohl­fühl­b­la­sen sowohl ein Recht als auch eine Not­wen­dig­keit ist, um selbst gegen destruk­ti­ve Ein­flüs­se zu bestehen. Schließ­lich ist ja nichts damit gewon­nen, in selbst­zer­stö­re­ri­schen Aktio­nen im Meer der Selbst­aus­beu­tung oder men­schen­ver­ach­ten­den Zynis­mus zu versinken.

Wenn ich mit mei­nem begrenz­ten his­to­ri­schen Hori­zont in die Geschich­te schaue, fällt mir aber kei­ne nach­hal­ti­ge Struk­tur­ver­än­de­rung ein, die sich in der Wohl­fühl­zo­ne abge­spielt hat, son­dern sehr oft waren die­se Umwäl­zun­gen mit per­sön­li­chem Risi­ko aller Akti­ven verbunden.

Daher glau­be ich nicht in Aus­schließ­lich­keit an das Konzept

Wenn vie­le Men­schen an vie­len klei­nen Orten klei­ne Din­ge tun, wird sich das Gesicht der Welt verändern.“

Aber wie ändert man Struk­tu­ren ohne dar­an zu scheitern?

Zunächst ein­mal glau­be ich, dass das Schei­tern selbst eine unaus­weich­li­che Neben­wir­kung eines sol­chen Vor­ha­bens ist. Jede Struk­tur hat aber Schwä­chen, die sie nur bedingt zu kom­pen­sie­ren ver­mag. Effi­zi­ent sind Men­schen, die die­se Schwä­chen gezielt fin­den und aus­nut­zen kön­nen. Was geschieht z.B., wenn sich an Schu­len mit Han­dy­be­nut­zung­ver­bot alle SuS ganz offen nicht dar­an halten?

Ein maka­bres Mus­ter­bei­spiel ist in mei­nen Augen dabei der Ter­ro­ris­mus. Er schafft es mit extrem wenig Res­sour­cen und geziel­ten, exem­pla­ri­schen Schlä­gen, Gesell­schaf­ten zu ver­än­dern. Ver­gli­chen mit ande­ren Bedro­hun­gen sind die Todes­zah­len bei ter­ro­ris­ti­schen Anschlä­gen sehr gering. Den­noch wird kei­ne ande­re Struk­tur so oft dazu her­an­ge­zo­gen, Sys­tem­ver­än­de­run­gen im Hin­blick auf ver­rin­ger­te Frei­heit des Ein­zel­nen zu recht­fer­ti­gen und zuneh­mend auch durch­zu­set­zen. Das schafft in mei­nen Augen der Ter­ro­ris­mus dadurch, dass er Struk­tu­ren der öffent­li­chen Ord­nung bedroht: Mit wenig Auf­wand stellt er die Funk­ti­ons­fä­hig­keit staat­li­cher Exe­ku­ti­ve in Fra­ge und ver­rin­gert so das indi­vi­du­el­le Sicher­heits­emp­fin­den. Damit zer­stört er eine funk­ti­ons­fä­hi­ge Struk­tur kei­nes­wegs – er greift sie nur par­ti­ell in einer sehr destruk­ti­ven Art und Wei­se an – jedoch unglaub­lich effi­zi­ent und zwingt sie so zu gra­vie­ren­den struk­tu­rel­len Ver­än­de­run­gen. Wer mehr dar­über wis­sen möch­te und auch im die dahi­ner­ste­hen­den Gedan­ken­gän­ge, möge sich die ent­spre­chen­de TNG-Fol­ge anschau­en, die genau die­ses Phä­no­men schon weit vor 9/11 the­ma­ti­siert hat.

Kei­ne Sor­ge – jetzt kommt nicht der Auf­ruf, Pflas­ter­stei­ne und Molo­tow­cock­tails gegen Ver­wal­tungs­ge­bäu­de der Kul­tus­bü­ro­kra­tie zu wer­fen. Jetzt kommt – wie immer – ein fik­ti­ves Bei­spiel, das im Schul­all­tag so  – natür­lich – nie, nie vor­kommt und an den ich zei­gen will, was Arbeit an Struk­tu­ren für mich bedeu­ten kann. Es geht um eine Fach­schaft, die etwas für den Unter­richt beschaf­fen möch­te. Die Struk­tur könn­te so aussehen:

Mit dem dem „Wohl­fühl­b­la­sen­an­satz“ wird sich die­se Struk­tur wie­der und wie­der wie­der­ho­len. Ich per­sön­lich kann mir eine ande­re Struk­tur vorstellen:

Arbeit an Struk­tur bedeu­tet für mich dann „nichts“ wei­ter als mir dar­über Gedan­ken zu machen, wie ich Impul­se set­zen kann, um die ein­ge­fah­re­ne, ers­te Struk­tur zu ver­än­dern, die u.U. natür­lich gewach­sen ist und auch ihre Berech­ti­gung hat. Das Ändern die­ser Bei­spiel­struk­tur, die kei­nes­wegs nur typisch für das Sys­tem „Schu­le“ ist, birgt Risiken:

  1. Es wur­de u.U. immer schon so gemacht und ist „demo­kra­tisch“ akzeptiert
  2. Eine Meta­ebe­ne, d.h. Nach­den­ken über die eige­nen Struk­tu­ren tut immer weh, weil sie weni­ger als Chan­ce, son­dern als Kri­tik inter­na­li­siert ist.
  3. Es wird u.U. als alter­na­tiv­los im Kon­text von Schu­le gese­hen, weil es z.B. kaum „Fach­leu­te“ in aus­rei­chen­der Zahl gibt
  4. Fort­bil­dung bedeu­tet immer Res­sour­cen­auf­wand in Form von Auf­merk­sam­keit und Zeit. Bei­de Güter sind rar. Der tem­po­rä­re Mehr­auf­wand wiegt u.U. schwe­rer als die Per­spek­ti­ve kon­ti­nu­ier­li­cher Ent­las­tun­gen bzw. Erleichterungen
  5. […]

Es gibt also genug Punk­te, an denen man bei sei­nem Vor­ha­ben, die­se Struk­tur zu ändern, schei­tern kann, was schon bei die­sem klei­nen Bei­spiel zu star­ken Stö­run­gen in der eige­nen Wohl­fühl­b­la­se führt.

Aber ist es effek­tiv, das in die­ser Fom wei­ter­lau­fen zu las­sen und ein­fach dar­auf zu war­ten, dass mehr Men­schen das ähn­lich sehen (aber dann auch nicht ihre Wohl­fühl­b­la­se ver­las­sen)? – wie­der sehr über­spitzt, klar.

Ich den­ke, dass jedem in sei­nem Umfeld Struk­tu­ren ein­fal­len, die opti­mier­bar sind. Mini­mal­kon­sens: Ande­re gewäh­ren las­sen, die Struk­tu­ren ver­än­dern wol­len und ihnen offen bzw. min­des­tens neu­tral ent­ge­gen­tre­ten. Sie wer­den ja schon sehen, was sie davon haben, oder?

PS – Workshopidee:

  1. Struk­tu­ren visua­li­sie­ren, die mich ner­ven (z.B. mit Flussdiagrammen)
  2. Gemein­sam mit ande­ren über­le­gen, war­um die­se Struk­tur genau so ist, wie sie ist – aber allein auf Basis der Visualisierung!
  3. Gemein­sam mit ande­ren Schwach­punk­te und Anker­punk­te für Ver­än­de­rungs­an­sät­ze in die­ser Struk­tur erarbeiten
  4. Zurück in der Struk­tur das Erar­bei­te­te ausprobieren
  5. Gemein­sam auf einem wei­te­ren Tref­fen die Ergeb­nis­se vor­stel­len und nachbereiten.

Change Management

Die nächs­ten zwei Jah­re wer­den bei mir geprägt sein von der Rück­zah­lung des LAz­Ko. Knapp beschrie­ben: Ich habe acht Jah­re lang mehr oder min­der frei­wil­lig zwei Stun­den mehr gear­bei­tet, als es mein Depu­tat erfor­dern wür­de und damit 16 „Jah­res­stun­den“ ange­sam­melt. Der Dienst­herr hät­te es ger­ne gese­hen, dass ich die­se Stun­den inner­halb von acht Jah­ren abbaue (jeweils zwei Stun­den pro Jahr) – es gab vor dem Dop­pel­jahr­gang sogar ein­mal Zei­ten, in denen der Dienst­herr die Rück­zah­lung am liebs­ten auf einen Zeit­punkt unmit­tel­bar vor der Pen­sio­nie­rung ver­scho­ben hät­te. Die meis­ten Kol­le­gIn­nen fol­gen dem ursprüng­li­chen Wunsch des Dienst­her­ren, der für die­se Treue noch ein­mal 10% „Ver­zin­sung“ drauf­legt (ich könn­te also neun Jah­re lang zwei Stun­den abfei­ern). Eini­ge Kol­le­gen las­sen sich das LAz­Ko aus­zah­len – das lohnt sich jedoch eigent­lich nur für Teil­zeit­kräf­te, da Voll­zeit­kräf­te ledig­lich den Stun­den­satz nach der Mehr­ar­beits­ver­gü­tung erhal­ten, wäh­rend Teil­zeit­kräf­te so behan­delt wer­den, als hät­ten sie – bezo­gen auf mei­nen Fall – ein Jahr 16 Stun­den vol­len Dienst getan, das ist dann schon Geld.

Ich neh­me mei­ne ange­sam­mel­ten Stun­den am Stück inner­halb von zwei Jah­ren unter Ver­zicht auf jed­we­de „Ver­zin­sung“. Zusam­men mit mei­ner acht­stün­di­gen Abord­nung ans NLQ unter­rich­te ich dann für zwei Jah­re nur noch 8–10 Stun­den. Mir war wich­tig, eine deut­li­che Ent­las­tung zu spü­ren – zwei Stun­den pro Woche gehen eigent­lich in Spring­stun­den unter. Das hat zum einem deut­li­che pri­va­te Grün­de, zum ande­ren bie­tet es mir Raum, um noch eine paar Din­ge aus­zu­pro­bie­ren und offe­ne Fra­ge zu klären.

Din­ge, die ich pro­bie­ren möch­te, sind:

  • ganz viel Pri­va­tes, nicht netzkompatibles
  • Prak­ti­ka an ande­ren Schul­for­men, vor allem an einer Haupt­schu­le – das steht auch schon mehr oder weniger
  • Unter­richt nach grund­sätz­lich ande­ren Prin­zi­pi­en ‑nach den Feri­en wird unse­re Schul­bi­blio­thek so aus­ge­stat­tet sein, dass völ­lig ande­re Lern­ar­ran­ge­ments mög­lich wer­den (zur­zeit lieb­äug­le ich mit Jena­plan)
  • Aus­lo­tung der Umset­zungs­mög­lich­kei­ten von Pro­jek­ten wie die­sem. Die Rah­men­pa­ra­me­ter vor Ort sind dafür gar nicht so schlecht
  • gemach­te Zusa­gen ein­hal­tem, z.B. gegen­über der ZUM.

Fra­gen, die für mich zu klä­ren sind:

  • Wel­che Zukunfts­per­spek­ti­ven bie­tet mir mei­ne momen­ta­ne Schule?
  • Bie­tet mir das Sys­tem Schu­le aus­rei­chen­de Per­spek­ti­ven für den Rest mei­nes Arbeitslebens?
  • Sind Schul­lei­tungs­auf­ga­ben etwas, was mich rei­zen könnte?
  • Sind Schul­lei­tungs­auf­ga­ben sinn­voll an der eige­nen Schu­le wahrzunehmen?
  • Müs­sen klas­si­sche Schul­lei­tungs­auf­ga­ben zwin­gend mit einem Amt ver­knüpft sein oder rei­chen dafür auch Entlastungsstunden?
  • Ist mit­tel­fris­tig Bera­tung als „Sys­tem­ken­ner“ etwas für mich?
  • Und: Wie erset­ze ich mit­tel­fris­tig den durch die sich aus­wei­ten­de Euro­kri­se zu erwar­ten­den Ver­dienst­aus­fall von ca. 20–25%? (die Fra­ge mag heu­te skur­ril wir­ken, aber in mei­nen Augen nicht unrealistisch)

Für einen Außen­ste­hen­den mag sich das Gan­ze viel­leicht etwas ambi­tio­niert anhö­ren. Dazu muss man aber wis­sen, dass vie­les in mei­nem Berufs­le­ben sehr eng ver­zahnt ist. Durch die Zusam­men­ar­beit mit Schul­lei­tern, Schul­trä­gern und vie­len Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen erge­ben sich unglaub­li­che Syn­er­gi­e­ffek­te. Ich baue und bera­te pri­mär noch tech­ni­sche Netz­wer­ke – mehr und mehr jedoch auch sozia­le hier in der Regi­on. Das ist nicht immer nur Zucker, aber den­noch sehr span­nend und lehr­reich. Scha­de ist, dass die über­re­gio­na­le Ver­netz­umg über das Inter­net bei mir eigent­lich ziem­lich an Bedeu­tung ver­lo­ren hat – da wür­de ich ger­ne irgend­wann nachjustieren.

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