Blogparade: Es war einmal die Lernlust | Bob Blume

Bob Blu­me ruft zu einer Blog­pa­ra­de auf. Dabei geht es um Per­sön­li­ches. Dar­über schrei­be ich eigent­lich ja nicht im Netz, obwohl ich auf Ver­an­stal­tun­gen durch­aus viel Per­sön­li­ches erzäh­le. Der der Auf­ga­be besteht also dar­in, distan­ziert zu blei­ben und trotz­dem etwas preiszugeben.

Ich hat­te Angst. Vor jeder Sport­stun­de. Vor jeder Eng­lisch­stun­de. Vor jeder Geschichts­stun­de. Unan­ge­kün­dig­te Voka­bel­test, die nie Voka­beln abfrag­ten, son­dern immer gan­ze, teil­wei­se sehr kom­ple­xe Wen­dun­gen. Die grü­nen Eng­lisch­ar­beits­hef­te unter dem Arm, ohne dass irgend­wann irgend­wie ein Hin­weis fiel, dass an die­sem Tag eine Arbeit geschrie­ben wer­den wür­de.  Aus der Quin­ta kom­mend, gaben mir die Noten die­ses Leh­rers fast den Rest. Ver­set­zung gefähr­det. Nach­hil­fe bei älte­ren Schü­le­rin­nen. In Geschich­te ähn­lich. In Sport: Rie­gen: „Rie­ge 1 spielt gegen Rie­ge 2!“ „Oha, in Rie­ge 1 schafft jetzt jeder einen Auf­schwung. Erzählt mal den ande­ren, was ihr gemacht habt!“ Dop­pel­kopf in einer Jugend­her­ber­ge auf Sylt gelernt. Uns selbst ein Gelän­de­spiel auf der gro­ßen Wan­der­dü­ne aus­de­cken müs­sen. Bei 2 Meter Bran­dung geba­det. Um die Süd­spit­ze von Sylt gelau­fen. „Er kün­digt die Arbei­ten und Tests nicht an, weil er möch­te, dass ihr auf jede Stun­de vor­be­rei­tet seid. Er möch­te nicht, dass Kin­der einen Vor­teil haben, die von zu Hau­se aus Unter­stüt­zung erfah­ren – daher macht er das!“, berich­te­te mei­ne Mut­ter nach dem Eltern­sprech­tag. Ich hat­te Ende der ach­ten Klas­se eine Drei in Eng­lisch. Ich muss­te für die­ses Fach nie wie­der etwas tun und bin nie unter einem Aus­rei­chend nach Hau­se gegangen.

Nach heu­ti­gen Maß­stä­ben hät­te ich mehr­mals tot sein und psy­chi­sche Schä­den davon­tra­gen müs­sen. Uner­bitt­lich her­kunfts­un­ab­hän­gig gerech­te, lei­ten­de, for­dern­de Men­schen wie er ebne­ten mir als ers­tem aus unse­rer Fami­lie den Weg an die Uni. Das Rie­gen­sys­tem: Sprach­lich-mili­tä­risch, im Kern maxi­ma­les koope­ra­ti­ves Ler­nen. Jede Rie­ge war fair zusam­men­ge­setzt aus Men­schen mit sport­li­chen Stär­ken und Schwä­chen. Es ging ums Gewin­nen. Gewin­nen als geschlechts­über­grei­fen­des Mann­schafts­er­leb­nis. Das Gelän­de­spiel als selbst­be­stimm­te, grup­pen­dy­na­mi­sche Übung wür­de heu­te mit kom­plett pro­to­ty­pisch kom­pe­tenz­be­sei­ert ver­zück­ter Spra­che beju­belt. Die­se Drei in Eng­lisch war eigent­lich eine Eins (ein Mäd­chen hat­te eine Zwei bekom­men). Es war emo­tio­nal eine schwie­ri­ge Zeit. Aber wir alle lern­ten das Den­ken bei ihm.

Ich den­ke heu­te mit Lust an sei­ne Stun­den zurück. Die Angst ist nicht mehr die prä­gen­de Erinnerung.

Es gab ein Klau­sur zurück. Fran­zö­si­sche Revo­lu­ti­on. Rede von Rob­bes­pierre oder war es Mon­tes­quieu? (Anci­en ©gime). Er tob­te. Inner­lich. Er las uns die Rede vor und ersetz­te in ers­ter Lesung das Wort „Natio­nal­ver­samm­lung“ durch „NSDAP“, in zwei­ter Lesung war es die „Volks­kam­mer der DDR“. Ein­drück­lichs­te Bespre­chung einer Klau­sur. Betrof­fen­heit im Kurs. Es hat­te kaum einer das wah­re Gesicht der Rede erkannt. Angst. Ich viel­leicht auch nicht? „Auf das Schärfs­te zu ver­ur­tei­len“ stand in mei­nem Fazit in der Klau­sur. 12 Punk­te. In der Ober­stu­fe lief es bei mir eigent­lich. Ich muss­te nie etwas tun. In Geschich­te habe ich es nie mehr auf die­se Punkt­zahl gebracht, im Abitur in der münd­li­chen Prü­fung habe ich mich ohne Vor­be­rei­tung auf 7 Punk­te gela­bert. Ich hat­te ein Fun­da­ment – von wem wohl? Der Ober­stu­fen­leh­rer wur­de ein­mal rich­tig aus­fal­lend. Wir frag­ten um Erlaub­nis, auf eine Demons­tra­ti­on gehen zu dür­fen. „Haben Sie sie noch alle? Wenn Sie für Ihre Rech­te auf die Stra­ße gehen, dann tra­gen Sie halt die schu­li­schen Kon­se­quen­zen! Wie naiv muss man denn sein, zu glau­ben, dass der Kampf für Rech­te kon­se­quen­zen­los bleibt!“

Wir sind gegan­gen. Wie begos­se­ne Pudel. Sehr viel Schwei­gen auf der Hinfahrt.

Darf ich mich zu Ihnen set­zen?“ Was mich ich da wohl gerit­ten hat­te. Er war mein Phi­lo­so­phie­pro­fes­sor. Semi­nar zum us-ame­ri­ka­ni­schen Tran­szen­den­ta­lis­mus (Ralph Wal­do Emer­son z.B.). Aber an dem Abend war in der Knei­pe sonst kein Platz mehr frei und ich hat­te Hun­ger und konn­te ja nicht im Ste­hen essen. „Jun­ger Mann, vie­le mei­ner Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen glau­ben, Phi­lo­so­phie sei ein Selbst­zweck, selbst­re­fe­ren­ti­el­le Wis­sen­schaft. Ich sage: Die Phi­lo­so­phie steht in der Ver­ant­wor­tung nach­zu­wei­sen, dass sie der Gesell­schaft, von der sie bezahlt wird, wirk­lich etwas nützt. Ein Phi­lo­soph darf nicht hof­fen, irgend­wie an der Uni­ver­si­tät unter­zu­kom­men. Er muss sich aktiv um eine Stel­lung bemü­hen!“ Man kann sich den­ken, dass er in sei­ner Fakul­tät nicht so vie­le Freun­de hat­te. Aber eine Men­ge kon­kre­ter Umset­zungs­ideen zu sei­ner eige­nen For­de­rung (Heu­te darf man ja auch for­dern ohne eine Idee zur Umset­zung zu haben). Schließ­lich über­nahm er nach fast zwei Stun­den Gespräch mei­ne Rechnung.

Es war ein bis heu­te prä­gen­der Abend.

Alles Erleb­nis­se sind aus heu­ti­ger Sicht streit­bar und inhalt­lich, ver­klärt durch eine zur jewei­li­gen Zeit nicht voll­kom­men durch­re­flek­tier­te Hal­tung. Sie sind zudem nur ein Aus­zug aus allem Erleb­ten. Schu­le und Uni spei­sen mich als Per­sön­lich­keit gegen­über ande­ren Fak­to­ren eigent­lich ver­nach­läs­sig­bar gering. Genau die­se Span­nung, die Schwe­be, die­se Ambi­va­lenz der Emp­fin­dun­gen ist das, was für mich heu­te die Lust am Ler­nen ausmacht.

Wenn ich mich mit LDAP-Pro­to­kol­len her­um­quä­le, zei­gen mir die enga­gier­ten Anwen­der natür­lich kol­lek­tiv den Vogel. Aber genau das (den Vogel gezeigt bekom­men)  macht mir Spaß. „Bei Riecken muss man im Auf­satz min­des­tens ein­mal ‚Ambi­va­lenz‘ schrei­ben und immer Ent­wick­lun­gen auf­zei­gen!“ Ich weh­re mich inner­lich gegen sol­che Ste­reo­ty­pe. Aber eigent­lich stimmt dieser.

Wenn ich mein Schü­ler wäre, näh­me ich mich als Leh­rer total ambi­va­lent wahr. Kon­se­quenz und Gesump­fe eng bei­ein­an­der. Viel Span­nung ent­steht aber dadurch, dass es mir zuneh­mend schwe­rer fällt, Hal­tun­gen und Hand­lun­gen in eine Zahl zu pressen.

Und sie waren tatsächlich da …

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Von dem Bild bekommt man einen guten Ein­druck von dem Besuch der Kin­der­gar­ten­kin­der bei uns im Che­mie­kurs (rei­ner Abde­cker­er­gän­zungs­kurs, kein Cur­ri­cu­lum). Das Bild ist übri­gens mit einer GOPRO-Action­ka­me­ra gemacht (sowas hält unser Medi­en­zen­trum für die akti­ve Medi­en­ar­beit in der Schu­le bereit).  Mein Kurs hat selbst Expe­ri­men­te für Kin­der erar­bei­tet – dabei stand im Mit­tel­punkt, dass es nicht um die lei­der immer mehr didak­ti­schen Raum ein­neh­men­de Phä­no­me­no­lo­gie gehen soll, son­dern um Deu­tun­gen, die für Kin­der ver­steh­bar sind.

Adhä­si­on bei der Chro­ma­to­gra­phie kann man z.B. modell­haft durch Kin­der erklä­ren, die von ande­ren Kin­der gescho­ben wer­den – mal auf einem Bein ste­hend, mal auf zwei Bei­nen ste­hend. Das Lauf­mit­tel (das schie­ben­de Kind) kann das Farb­stoff­teil­chen (das gescho­be­nen Kind) unter­schied­lich gut bewe­gen. In sol­chen ver­meint­li­chen Details steckt sehr viel Denk­ar­beit (nicht mei­ne!): Die Erklä­rung ist nicht über die Maßen sim­pli­fi­ziert, ermög­lich aber trotz­dem eine in Grund­zü­gen kor­rek­te Vor­stel­lung von einem Teil­be­reich der sich tat­säch­lich abspie­len­den Vorgänge.

Neben der Schul­lei­te­rin waren auch Ver­tre­ter der ört­li­chen Lokal­zei­tun­gen zeit­wei­se anwe­send – die Inter­views haben natür­lich die Schü­le­rin­nen und Schü­ler selbst gege­ben. Die resul­tie­ren­den Arti­kel in den Zei­tun­gen haben mir bei­de sehr gut gefal­len. Für mich ist die­se „Ver­mark­tung“ rela­ti­ves Neu­land – die Akti­on selbst ist ja schon ein Remake. Den Schü­le­rin­nen und Schü­lern war die Öffent­lich­keit aber gar nicht so wich­tig – zumin­dest hat das unse­re klei­ne Eva­lua­ti­on hin­ter­her erge­ben. Die Atmo­sphä­re wäh­rend der Ver­an­stal­tung war so, dass fast alle Erwach­se­nen, die von außen kamen, lan­ge geblie­ben sind – es gab unglaub­lich viel zu schau­en, zu hören und zu erle­ben, z.B. sehr fokus­sier­te und gespann­te Kinder.

Ein Segen ist, dass ich Teil­neh­men­de aus der Video-AG mit in mei­nem Kurs sit­zen habe, die gemein­sam mit zusätz­lich frei­ge­stell­ten Schü­le­rin­nen die Doku­men­ta­ti­on über­nom­men habe. Ver­ti­kal­fahrt? GOPRO auf der Krei­de­ab­la­ge der Pylo­nen­ta­fel. Hori­zon­tal­fahrt? GOPRO auf fahr­ba­rem Over­head­pro­jek­tor (zu etwas müs­sen sie ja gut sein). Wack­ler? „Die GOPRO macht 4K – das kann man genau wie die opti­sche Ver­zer­rung durch den extre­men Weit­win­kel her­aus­rech­nen, Herr Riecken!“

Und wie geht es wei­ter? Zunächst habe ich fast sowas wie einen didak­ti­schen Kaper­brief bekom­men. Das Niveau von vie­len Erklär­vi­de­os (auch kom­mer­zi­el­len) gefällt mei­nen Schü­le­rin­nen und Schü­lern nicht. „Nä, das ist tech­nisch nicht gut gemacht, Herr Riecken!“ „Die Idee ist ja schon nett, aber die dra­ma­tur­gi­sche Umset­zung … !“ Und ich: „Fach­lich stimmt da und da aber etwas nicht!“. Der Kurs hat beschlos­sen, das bes­ser zu kön­nen. Nun denn. Ein neu­es Pro­jekt in einem neu­en Halb­jahr, dies­mal akti­ve Medi­en­ar­beit gepaart mit erhöh­tem fach­li­chen Anspruch. Ich weiß noch nicht ganz genau, wie ich das ange­he. Ich könn­te mir gut vor­stel­len, z.B. im Bereich der Koh­len­hy­dra­te – das eig­net sich sehr gut für Erklär­vi­de­os – zunächst in einen Input­pha­se zu gehen, um inhalt­li­che Ori­en­tie­rung zu schaf­fen, um dann dies­mal die SuS eige­ne Pro­jekt­pla­nun­gen (Zeit­ras­ter, Mile­sto­nes) ent­wi­ckeln zu las­sen. Aber das wird noch bis zum neu­en Jahr reifen.

Engagement und Selbstausbeutung

Ich habe mit sehr vie­len enga­gier­ten Men­schen zu tun, aber auch mit frus­trier­ten und aus­ge­brann­ten. Das ist nicht nur in der Schu­le so, son­dern auch in vie­len ande­ren Kon­tex­ten. Dabei fal­len immer wie­der zwei Wor­te: Enga­ge­ment (Schul­lei­tun­gen erwar­ten das z.B. von ihrem Kol­le­gi­um) und Selbst­aus­beu­tung (Kol­le­gi­en wer­ten oder emp­fin­den bestimm­te Ver­hal­tens­for­men so).  In der herbst­li­chen Dun­kel­heit ist wie­der Zeit, Model­le zu ent­wer­fen bzw. in die­sem Fall das gute, alte Tank­mo­dell zweck­zu­ent­frem­den. Ich glau­be, dass eine Gren­ze zwi­schen die­sen bei­den Begrif­fen gibt, die nach dyna­mi­schen Aspek­ten ver­schieb­bar ist.

tankmodell

Ein Bei­spiel neh­me ich einen Home­page­be­treu­er an einer Schu­le. Das ist je nach Kon­zept eine wich­ti­ger Teil der Öffent­lich­keits­ar­beit und bie­tet Mög­lich­kei­ten ein eige­nes Hob­by sinn­voll für eine Gemein­schaft ein­zu­set­zen. Neben­bei bekommt man so eine Men­ge aus dem Schul­le­ben mit – das ist beson­ders wich­tig bei gro­ßen Schu­len und erhält so eine Infor­ma­ti­ons­vor­sprung – auch eine klei­ne ideel­le Macht­op­ti­on. Viel­leicht gibt es posi­ti­ve, bestär­ken­de Rück­mel­dun­gen von der Schulgemeinschaft.

Die­se Aspek­te fül­len (in der Skiz­ze: A) den „Tank der Moti­va­ti­on“, brin­gen ihn aber nicht zum Über­lau­fen, denn es gibt auch einen Abfluss (in der Skiz­ze: B). Die Arbeit des Home­page­be­treu­ers könn­te z.B. von der Schul­ge­mein­schaft als selbst­ver­ständ­lich ange­se­hen wer­den. Ein­zel­ne könn­ten ihm unter­stel­len, sich nur in eine bes­se­re Posi­ti­on gegen­über der Schul­lei­tung brin­gen zu wol­len. Viel­leicht nei­den auch Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen die damit in Aus­nah­me­fäl­len ver­bun­de­ne Ent­las­tungs­stun­de. Viel­leicht küm­mert sich eine Schul­lei­tung nicht dar­um, Infor­ma­tio­nen an den Home­page­be­treu­er wei­ter­zu­ge­ben, sodass das die­ser sich immer müh­sam alles selbst zusam­men­su­chen muss. Viel­leicht sorgt das Schul­sys­tem ins­ge­samt dafür, dass für Extra­auf­ga­ben immer weni­ger Zeit bleibt. Viel­leicht lei­det das Fami­li­en­le­ben unter dem Enga­ge­ment. All das leert den Tank der Motivation.

In dem Tank gibt es einen Füll­stand (in der Skiz­ze: C), der gewahrt sein muss, damit unse­re Home­page­be­treu­er sei­ne Arbeit als erfül­lend erlebt (grü­ner Bereich). Je nach per­sön­li­chem Emp­fin­den (in der Skiz­ze: D) kann die­ser not­wen­di­ge Füll­stand variieren.

Von Enga­ge­ment spre­che ich, wenn der Füll­stand C dau­er­haft über dem Füll­stand D liegt (roter Bereich). Natür­lich wird es Pha­sen geben, wäh­rend derer das nicht der Fall ist, aber wenn sich der Tank hin­rei­chend schnell wie­der füllt, macht das nichts. Ins­ge­samt ist die Sache sta­bil, man kann ggf. wei­ter opti­mie­ren, aber kon­kre­ter Hand­lungs­be­darf ist nicht gegeben.

Von Selbst­aus­beu­tung spre­che ich, wenn der Füll­stand C dau­er­haft unter dem Füll­stand D liegt. Der grü­ne Bereich kann dann ger­ne ab und zu noch­mal auf­fla­ckern, aber die grund­sätz­li­che Ten­denz bleibt. In die­sem Zustand gibt es kon­kre­ten Hand­lungs­be­darf, lei­der auto­ma­ti­sie­ren sich hier auch oft bestimm­te Muster.

Das Indi­vi­du­um

… hat nur sehr begrenz­te Mög­lich­kei­ten, den Füll­stand zu erhö­hen, denn dafür müss­te es den Zufluss A erhö­hen oder den Abfluss B ernied­ri­gen.  Er könn­te sich noch mehr die Auf­ga­be hin­ein­knien, um mehr posi­ti­ve Rück­mel­dun­gen zu bekom­men – schwer bere­chen­bar. Er könn­te für wei­te­re Ent­las­tun­gen oder Res­sour­cen kämp­fen – die gibt es an Schu­len kaum oder nur auf Kos­ten ande­rer (Umver­tei­lung). Er könn­te ver­su­chen, die Arbeit anders zu struk­tu­rie­ren, etwa in Form einer AG oder eines Home­page­sys­tems, in dem sich Ver­ant­wor­tun­gen dele­gie­ren und damit auf meh­re­re Schul­tern ver­tei­len las­sen. Er könn­te aber auch die Qua­li­tät sei­ner Arbeit redu­zie­ren und auf ein Level absen­ken, das den roten Bereich wie­der knapp grün wer­den lässt. Die­se Spi­ra­le wird aber dann abwärts gehen, da ihm das die Schul­ge­mein­schaft auf Dau­er nicht mehr als Enga­ge­ment durch­ge­hen las­sen wird. Das müss­te ihm dann zusätz­lich egal sein. In letz­ter Kon­se­quenz kann unser Home­page­be­treu­er sein Enga­ge­ment ein­stel­len. Das geht ein wenig leich­ter, wenn die­se Auf­ga­be nicht ein eine Funk­ti­ons­stel­le gebun­den ist (der Home­page­be­treu­er ist ja nur ein Beispiel).

Die Schul­lei­tung

… kann wesent­lich mehr leis­ten, da sie die Rah­men­be­din­gun­gen schafft, in denen sich Enga­ge­ment abspielt (Kon­trol­le über den Abfluss B). Sie könn­te z.B. die Kom­mu­ni­ka­ti­ons­struk­tu­ren ver­bes­sern – oft sind das ein­fa­che, orga­ni­sa­to­ri­sche Maß­nah­men, wie z.B. Pres­se­mit­tei­lun­gen nicht an eine E‑Mailadresse, son­dern an einen Mail­ver­tei­ler zu schi­cken, der den Home­page­be­treu­er mit ein­schließt und die­sen Mail­ver­tei­ler auch für das Kol­le­gi­um ver­pflich­tend zu machen.  Die Schul­lei­tung könn­te sich offen vor den Home­page­be­treu­er stel­len, wenn offe­ne oder ver­deck­te Miss­ach­tung (z.B. „Wie­so? Er hat sich doch selbst dazu ent­schie­den, die­se Auf­ga­be zu erle­di­gen!“) geäu­ßert wird. Schul­lei­tung kann sich aktiv um den Stand und die Zufrie­den­heit des Enga­gier­ten erkun­di­gen – etwa durch insti­tu­tio­na­li­sier­te Mit­ar­bei­ten­den­ge­sprä­che (Tank­füll­stands­kon­trol­le).

Die Fra­ge ist dabei fai­rer­wei­se natür­lich immer, wie es um der eige­nen Tank der Schul­lei­tung bestimmt ist. Enga­ge­ment ist ein Segen für jede Schu­le. In Selbst­aus­beu­tung umge­schla­ge­nes Enga­ge­ment hat m.E. erheb­li­che Aus­wir­kun­gen auf neu ent­ste­hen­des. Die­se Pro­zes­se kann man auf Lei­tungs­ebe­ne kaum „neben­bei“ mit­be­kom­men, son­ders muss aktiv auf die Enga­gier­ten zuge­hen. Wahr­neh­mung und Auf­merk­sam­keit sind manch­mal ideell viel güns­ti­ger als man gemein­hin ver­mu­ten mag – und fül­len den eige­nen Tank, da man in Lei­tungs­po­si­tio­nen ja eigent­lich immer mehr mit dem Nega­ti­ven und Schief­ge­lau­fe­nen kon­fron­tiert ist.

Des­we­gen ist die Orga­ni­sa­ti­on von Kom­mu­ni­ka­ti­ons­pro­zes­sen umso zen­tra­ler. je grö­ßer ein Sys­tem ist.

Weiterentwicklung des Datenschutzes

Das Grund­pro­blem

Schu­le hat aus Sicht des Daten­schut­zes ein gra­vie­ren­des Pro­blem: Per­so­nen­be­zo­ge­ne Daten (Namen, Noten, Fehl­zei­ten usw.) wer­den in der Regel auch auf pri­va­ten Gerä­ten (Note­books, Tablets usw.) ver­ar­bei­tet, deren Soft­ware- und Aktua­li­sie­rungs­stand nicht kon­trol­lier­bar ist. Noch schlim­mer: Wer sich in einem Schul­netz wirk­lich ein­mal die Mühe macht, nach Frei­ga­ben und offe­nen Ports bei ein­ge­buch­ten Gerä­ten zu nut­zen, wird mit Sicher­heit fün­dig werden.

Es gibt beim nor­ma­len Anwen­der in der Regel über­haupt kein Bewusst­sein dar­über, wie die eige­nen Gerä­te zumin­dest mit Bord­mit­teln des Betriebs­sys­tems abge­si­chert wer­den kön­nen. Bei geschlos­se­nen Hard­war­uni­ver­sen wir z.B. bei App­le­pro­duk­ten hät­te er – selbst wenn er es woll­te – nicht ein­mal eine Mög­lich­keit der Absi­che­rung, son­dern ist auf die Vor­ga­ben der App­pro­gram­mie­rer und Gerä­te­her­stel­ler angewiesen.

Das ruft natür­lich jeden auf den Plan, der sich mit tech­ni­schem Daten­schutz beschäf­tigt. Es ist ver­lo­ckend, Schu­len in die­ser Hin­sicht Fir­men gleich­zu­stel­len, die in ihrem eige­nen Inter­es­se schon längst tech­ni­sche Lösun­gen dafür ent­wi­ckelt haben, sen­si­ble Daten zu schüt­zen. Dabei darf nicht ver­ges­sen wer­den, dass Fir­men in der Regel über aus­rei­chen­de finan­zi­el­le und per­so­nel­le Res­sour­cen ver­fü­gen, zum einen die Mit­ar­bei­ten­den hin­sicht­lich der Benut­zung der Fir­men­zu­gän­ge zu schu­len und zum ande­ren nicht nicht in der Ver­le­gen­heit sind, ihre Mit­ar­bei­ten­den mit ent­spre­chen­der Hard­ware aus­zu­stat­ten zu kön­nen und sich um deren Pfle­ge sowie Admi­nis­tra­ti­on zu kümmern.

Die Poli­tik ver­weist bei Kri­tik an die­sem Zustand dar­auf, dass es schließ­lich Sache der Schul­trä­ger sei, in den Schul­net­zen für ent­spre­chen­de Aus­stat­tung und Abhil­fe zu sor­gen. Der Schul­trä­ger wie­der­um kennt Netz­struk­tu­ren nur aus den eige­nen Ver­wal­tun­gen und so nimmt das Unheil dann sei­ne Lauf, wenn tech­ni­scher Daten­schutz z.B. im Rah­men der Ver­ar­bei­tung von Mel­de­da­ten 1:1 auf Schu­len über­tra­gen wird. Da gibt es dann

  • Schul­trä­ger, die den Ein­satz von WLAN gene­rell untersagen
  • Schul­trä­ger, die den Ein­satz von pri­va­ten Gerä­ten in Schul­net­zen gene­rell unter­sa­gen (Nein, das Mobil­funk­netz ist kei­ne Lösung, zumin­dest nicht flächendeckend)
  • Schul­trä­ger, die die Schul­netz­werk­lö­sun­gen und den Sup­port dafür out­sour­cen (z.B. damit oder damit), lei­der aber manch­mal Din­ge wie Fort­bil­dung­kon­zep­te für Lehr­kräf­te ver­nach­läs­si­gen oder eben nicht in die Kal­ku­la­ti­on mit einbeziehen.
  • Schul­trä­ger, die auf­grund ihrer Erfah­rung in den Ver­wal­tun­gen, Hard­ware- und Raum­aus­stat­tungs­kon­zep­te fest vorgeben.

Und wer soll­te ihnen genau das ver­den­ken? An Schu­len gibt es schließ­lich meist nur Anwen­der­kom­pe­ten­zen, die das eige­ne End­ge­rät fokus­sie­ren und nicht Din­ge wie die Kon­zep­ti­on eines gan­zen Net­zes mit sei­ner Infrastruktur.

Die For­de­run­gen des Daten­schut­zes tra­gen in ganz erheb­li­chen Maße zu die­sem Dilem­ma bei.

Kei­ne kla­ren Aussagen

Für ein in mei­nen Augen recht weg­wei­sen­des Pro­jekt habe ich ver­sucht, von vorn­her­ein Daten­schutz­über­le­gun­gen mit ein­zu­be­zie­hen. Ich habe mich bei zustän­di­gen Stel­len erkun­digt und kon­kre­te Fra­gen zu kon­kre­ten The­men gestellt. Was dabei her­aus­kommt? Zwei Juris­ten, ein Tech­ni­ker und 3+n Mei­nun­gen. Dabei bräuch­ten Schu­len, die das The­ma Daten­schutz ernst­neh­men wol­len, drin­gend Unter­stüt­zung, z.B. bei:

  • der For­mu­lie­rung von Nut­zungs­ord­nun­gen im Schulnetz
  • der Fest­stel­lung eines Daten­rah­mens, der dem Gebot der Daten­spar­sam­keit genügt (Gehört der Beruf der Eltern in eine Schulakte?)
  • der For­mu­lie­rung von Nut­zungs­be­din­gun­gen bei der Nut­zung des schul­ei­ge­nen WLAN
  • der For­mu­lie­rung von Ein­ver­ständ­nis­er­klä­run­gen zur Nut­zung von Bil­dern der Schü­le­rin­nen und Schü­lern für die Öffent­lich­keits­ar­beit von Schu­len (eher Urhe­ber­recht, aber das ist nicht weni­ger diffizil)
  • der Auf­stel­lung von Min­dest­stan­dards den tech­ni­schen Daten­schutz betref­fend: Wo steht der Schul­ser­ver? Wie ist er gesichert? […]

Beklagt man das Feh­len von Mus­ter­schrei­ben, so wird immer wie­der dar­auf ver­wie­sen, dass jede Schu­le und jeder Schul­trä­ger indi­vi­du­el­le Vor­stel­lun­gen hat und daher immer auf den kon­kre­ten Fall geschaut wer­den müs­se. Wie soll aber eine Schu­le oder ein Schul­trä­ger etwas leis­ten, was sich über­ge­ord­ne­te Stel­len nicht zutrau­en? So geht es jeden­falls in mei­nen Augen nicht wei­ter. Mir scheint, dass die­ses Dilem­ma den Daten­schüt­zern selbst auch durch­aus bewusst ist. Die Tech­nik ist da noch rela­tiv leicht zu lösen und zu beherrschen.

Kri­tik

Man kann in mei­nen Augen nicht ein­fach etwas vor­ge­ben und ver­lan­gen, für das man selbst kei­ne Kon­zep­te und Modell­pro­jek­te vor­zu­wei­sen hat. Die Akzep­tanz wird gegen Null ten­die­ren und jeder wird in dem Bereich der neu­en Medi­en dann eher machen, was er will, bevor dann gar nichts an Inno­va­ti­on geschieht. Und das läuft den Grund­prin­zi­pi­en und der Inten­ti­on des Daten­schut­zes dann oft dia­me­tral entgegen.

Meine Toilettenregelung dieses Jahr

… im Face­book-AGB-Stil und nur für die Ober­stu­fe. Es klappt eigent­lich auf Anhieb her­vor­ra­gend und wird nicht über­mä­ßig aus­ge­nutzt. Anlass war die Umstel­lung des Unter­richts auf ein rei­nes Doppelstundenmodell.

Toi­let­ten­gän­ge:

  • Du fragst nicht um Erlaub­nis, auf Toi­let­te gehen zu dürfen
  • Du war­test einen pas­sen­den, nicht stö­ren­den Moment ab und gehst dann lei­se aus dem Raum.
  • Du lässt die Tür des Unter­richts­rau­mes beim Hin­aus­ge­hen ange­lehnt, sodass du bei dei­ner Rück­kehr nicht klop­fen musst.
  • Du nutzt dei­ne Abwe­sen­heit ergeb­nis­ori­en­tiert, bleibst also nicht zu lan­ge fort.

Der letz­te Satz ist ein typi­scher Riecken :o)…

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