KI in der Schule? Ist sie nun einmal da und muss man sich deswegen damit beschäftigen?

Es ver­geht kein Tag auf Social Media mit neu­en, coo­len Tipps zur Nut­zung von KI im Unter­richt. Ich zie­he seit drei Jah­ren mit einem Vor­trag zu KI durch alle mög­li­chen Grup­pen und Gre­mi­en, der sich mehr und mehr zu einer sehr kri­ti­schen Sicht auf das The­ma gewan­delt hat.

1. KI-Anwendungen, die Sprache generieren, verhindern Lernprozesse

Ver­schie­de­ne For­scher und Exper­ten wei­sen auf gra­vie­ren­de Män­gel in Sprach­mo­del­len hin, die das Rück­grat vie­ler Ange­bo­te für den Bil­dungs­be­reich bil­den. Auch die Aus­wir­kun­gen auf Lern­pro­zes­se wer­den zuneh­men kri­tisch beschrie­ben. Bezeich­nen­der­wei­se kommt die dif­fe­ren­zier­tes­te Kri­tik dabei nahe­zu immer von Men­schen mit infor­ma­ti­schem Hin­ter­grund. Ver­fech­ter der Nut­zung von Sprach­mo­del­len im Unter­richts­kon­text hal­ten stets dage­gen, dass es dabei immer auf die Art der jewei­li­gen Nut­zung ankommt. Davon bin ich nicht überzeugt.

Exem­pla­risch ver­wei­se ich auf eine aktu­el­le Stu­die von Rai­ner Mühl­hoff und Mar­te Hen­ningsen, die sich ein Fobizz-Tool zur auto­ma­ti­schen Bewer­tung von Haus­auf­ga­ben genau­er ange­schaut haben. Von die­sen Werk­zeu­gen bzw. Ange­bo­ten gibt es meh­re­re auf dem deut­schen Markt, sogar sol­che, die Grün­der­prei­se erhal­ten haben. Ihnen gemein ist, dass sie sich auf die glei­che infor­ma­ti­sche Tech­no­lo­gie stüt­zen und sich expli­zit an Lehr­kräf­te rich­ten. Die Daten­ba­sis der Stu­die ist ver­hält­nis­mä­ßig gering – das ist lei­der im Bil­dungs­be­reich bei vie­len Stu­di­en so. Hier eini­ge Aus­zü­ge aus den Ergebnissen:

  1. Sowohl die vor­ge­schla­ge­ne Gesamt­no­te als auch das qua­li­ta­ti­ve Feed­back vari­ier­ten erheb­lich zwi­schen ver­schie­de­nen Bewer­tungs­durch­läu­fen der­sel­ben Abga­be. Die­se Vola­ti­li­tät stellt ein erns­tes Pro­blem dar, da Lehr­kräf­te, die sich auf das Tool ver­las­sen, unbe­merkt qua­si “aus­ge­wür­fel­te” und poten­zi­ell unge­rech­te Noten und Rück­mel­dun­gen ver­ge­ben könnten.

  2. Selbst mit voll­stän­di­ger Umset­zung der Ver­bes­se­rungs­vor­schlä­ge war es nicht mög­lich, eine “per­fek­te” – d.h. nicht mehr bean­stan­de­te – Ein­rei­chung vor­zu­le­gen. Eine nahe­zu per­fek­te Bewer­tung gelang nur durch Über­ar­bei­tung der Lösung mit ChatGPT, was Schüler:innen signa­li­siert, dass sie für eine Best­no­te auf KI-Unter­stüt­zung zurück­grei­fen müssen.

  3. Das Tool weist grund­le­gen­de Defi­zi­te auf, von denen die Stu­die meh­re­re als “fata­le Gebrauchs­hin­der­nis­se” klas­si­fi­ziert. Es wird dar­auf hin­ge­wie­sen, dass die meis­ten der beob­ach­te­ten Män­gel auf die inhä­ren­ten tech­ni­schen Eigen­schaf­ten und Limi­ta­tio­nen gro­ßer Sprach­mo­del­le (LLMs) zurück­zu­füh­ren sind. Aus die­sen Grün­den ist eine schnel­le tech­ni­sche Lösung der Män­gel nicht zu erwarten.

Die Stu­die bezieht sich auf die Nut­zung von Sprach­mo­del­len durch Lehr­kräf­te. Dies ist eine Nut­zung durch Expert:innen mit ent­spre­chen­der Erfah­rung und Exper­ti­se bei der Umset­zung von Bewertungen.

Die weit­ge­hend fach­lich unre­flek­tier­te For­de­rung nach flä­chen­de­cken­der Bereit­stel­lung von soge­nann­ten KI-Tools zieht sich sowohl durch die Pres­se­land­schaft als auch durch Ver­bän­de. Unser Medi­en­zen­trum stellt Lehr­kräf­ten an Schu­len in Trä­ger­schaft des Land­krei­ses tat­säch­lich einen sol­chen Zugang bereit. Ich wür­de mitt­ler­wei­le dar­über nach­den­ken, die­se Bereit­stel­lung an eine vor­he­ri­ge ver­bind­li­che Schu­lung und Sen­si­bi­li­sie­rung zu koppeln.

In Bezug auf die Nut­zung durch Schüler:innen hat Jep­pe Klit­gaard Stri­cker für mich bemer­kens­wer­te The­sen bzw. Beob­ach­tun­gen auf- bzw. angestellt:

  1. Intel­lek­tu­el­le Spie­ge­lung: Schüler:innen über­neh­men unbe­wusst von LLMs gene­rier­te Sprachmuster.
  2. Digi­ta­le Abhän­gig­keits­stö­rung: Schüler:innen gera­ten in Panik, wenn KI-Tools nicht ver­füg­bar sind.
  3. Die Illu­si­on der Beherr­schung: Schüler:innen den­ken, sie hät­ten es ver­stan­den, weil AI es erklärt hat.
  4. Ver­fall der kol­la­bo­ra­ti­ven Intel­li­genz: Schüler:innen ver­zich­ten auf mensch­li­ches Brain­stor­ming, wenn KI schnel­ler ist
  5. Ver­wir­rung zwi­schen Rea­li­tät und Prompt: Schüler:innen betrach­ten Her­aus­for­de­run­gen aus dem wirk­li­chen Leben als Prompt zur Optimierung
  6. Kri­se des Wis­sens­ver­trau­ens: Schüler:innen zwei­feln an der mensch­li­chen Weis­heit im Ver­gleich zur KI-Gewissheit
  7. KI-indu­zier­ter Per­fek­tio­nis­mus: Der Druck, die feh­ler­frei­en Ergeb­nis­se der KI zu erreichen

Ich möch­te das Wort „Schüler:innen“ hier ger­ne all­ge­mei­ner durch das Wort „Ler­nen­de“ erset­zen, denn vie­le der Punk­te dürf­ten eben­so auf Erwach­se­ne zutref­fen. Für mich ist die­se Per­spek­ti­ve recht neu, weil ich bis­her bei mei­ner Kri­tik an der Nut­zung von Sprach­mo­del­len im Unter­richt eher kogni­ti­ons­theo­re­tisch unter­wegs war:

In aller Kür­ze: Unser Arbeits­ge­dächt­nis ent­hält das, was wir aktu­ell den­ken. Es speist sich u.a. aus dem, was wir im Lau­fe des Lebens in unser Lang­zeit­ge­dächt­nis über­nom­men haben. Der Ver­net­zungs­grad die­ses Wis­sens im Lang­zeit­ge­dächt­nis ist bei erfah­re­nen Per­so­nen (Exper­ten) grö­ßer als bei eher uner­fah­re­nen (Novi­zen). Der Out­put von Sprach­mo­del­len über­las­tet die Kapa­zi­tät des Arbeits­ge­dächt­nis­ses bei Noviz:innen viel schnel­ler als bei Expert:innen, weil weni­ger Kom­pen­sa­ti­on durch vor­ver­netz­tes Wis­sen aus dem Lang­zeit­ge­dächt­nis erfolgt.

Natür­lich ist KI z.B. bei der Erstel­lung von Semi­nar­ar­bei­ten in jeder Pha­se nutz­bar. Zu prü­fen ist aber sehr genau, in wel­chem Umfang das für Noviz:innen mit sehr hete­ro­ge­nem Ver­net­zungs­grad – so sind Lern­grup­pen zusam­men­ge­setzt – im Lang­zeit­ge­dächt­nis sinn­voll ist.

Unter Berück­sich­ti­gung der bis­he­ri­gen Prä­mis­sen sind Sprach­mo­del­le erst dann lern­för­der­lich nutz­bar, wenn bei den Noviz:innen bereits ein gewis­ses Maß an ver­netz­tem Vor­wis­sen vor­han­den ist. Unver­ant­wort­lich wird für mich eine unter­richt­li­che The­ma­ti­sie­rung allein auf der Benut­zungs- und Bedienungsebene.

Expert:innen hin­ge­gen kön­nen wahr­schein­lich zwar die Aus­ga­ben von Sprach­mo­del­len deut­lich bes­ser bewer­ten, sie aber ohne ein Grund­ver­ständ­nis für deren Funk­ti­on nicht reflek­tiert nut­zen. Wer lässt denn z.B. den glei­chen Text mehr­fach durch ein KI-Werk­zeug bewer­ten und ver­gleicht die Aus­ga­ben dann zusätz­lich mit­ein­an­der, wie es in der zitier­ten Stu­die gesche­hen ist? Zudem ist das Mar­ke­ting­ver­spre­chen der Zeit­er­spar­nis damit ziem­lich schnell hin­fäl­lig. Auch Expert:innen sind ten­den­zi­ell „anfäl­lig“ für die von Stri­cker for­mu­lier­ten Mechanismen.

2. Produkte von KI-Anwendungen sind das neue Plastik und kontaminieren den Kommunikationsraum des Internets

Unter ande­rem von Linux Lee kommt die Idee, Pro­duk­te gene­ra­ti­ver KI ana­log mit aus Erd­öl her­ge­stell­tem Plas­tik zu sehen. Genau wie das Erd­öl­pro­dukt unse­rer fass­ba­re Welt füllt, fül­len die Pro­duk­te gene­ra­ti­ver KI (Musik, Bil­der, Vide­os, Tex­te etc.) den kom­mu­ni­ka­ti­ven Raum des Internets.

Im Zuge von Nach­hal­tig­keits­den­ken gerät Plas­tik schnell in eine nega­ti­ve Ecke, ist aber als Werk­stoff aus einer moder­nen Gesell­schaft an viel­fäl­ti­gen Stel­len nicht weg­zu­den­ken. Ein gra­vie­ren­der Unter­schied besteht dar­in, was man mit vor­han­de­nem Plas­tik machen kann. Prin­zi­pi­ell ist Plas­tik aus Erd­öl recy­cle­bar, nur ist das weder wirt­schaft­lich noch gibt es ent­spre­chen­de Steue­rungs­me­cha­nis­men in der Pro­duk­ti­ons- und Ver­wer­tungs­ket­te, die das über­haupt ermög­li­chen wür­den. Bei einem gut struk­tu­rier­ten Plas­tik­kreis­lauf ist eine Mehr­fach­nut­zung des Werk­stoffs ohne sehr gro­ße Qua­li­täts­ein­bu­ßen prin­zi­pi­ell denkbar.

Je mehr Pro­duk­te gene­ra­ti­ver KI in den Kom­mu­ni­ka­ti­ons­raum des Inter­nets gelan­gen, des­to wahr­schein­li­cher ist die Gefahr, dass sie wie­der­um selbst die eigent­lich Trai­nings­ba­sis für KI wer­den. Man spricht dabei von einem soge­nann­ten „Rebound-Effekt“. Mehr oder weni­ger humor­voll wur­de bezo­gen auf das Bil­dungs­we­sen die The­se for­mu­liert, dass irgend­wann eine „Lehr­kräf­te-KI“ die „KI-Haus­auf­ga­ben“ der Schüler:innen bewer­tet. Iro­ni­scher­wei­se lie­fert die Stu­die von Mühl­hoff und Hen­ningsen ja genau dafür eine „Anfangs­evi­denz“. Im Gegen­satz zum Plas­tik aus Erd­öl ist die Res­sour­ce „Pro­dukt einer gene­ra­ti­ven KI“ nicht wirk­lich begrenzt, wenn z.B. rege­ne­ra­ti­ve Ener­gie zu deren Pro­duk­ti­on genutzt wird. Damit gibt es kein wirk­li­ches Inter­es­se oder gar eine Not­wen­dig­keit, die­se Pro­duk­te zu regu­lie­ren. Allein die kri­ti­sche Betrach­tung von KI im Bil­dungs­kon­text wird durch­aus mit Inno­va­ti­ons­feind­lich­keit in Ver­bin­dung gebraucht.

Das wie­der­um hat damit zu tun, dass KI oft nicht dif­fe­ren­ziert betrach­tet wird: Mit ähn­li­chen infor­ma­ti­schen Mecha­nis­men kann eine KI Spra­che erzeu­gen oder aber sehr effi­zi­ent Pro­te­in­struk­tu­ren in der Ent­wick­lung von Medi­ka­men­ten berech­nen. Das kön­nen nach­hal­ti­ge Pro­duk­te wer­den, wie sie auch beim Plas­tik aus Erd­öl mög­lich sind. Bei­des „ist“ KI.

Letz­te­ren Ein­satz von KI wür­de ich deut­lich anders bewer­ten, da das ent­ste­hen­de Pro­dukt auf eine völ­lig ande­ren Ebe­ne Wirk­sam­keit ent­fal­tet. Die­se Unter­schie­de in der Betrach­tung ver­mis­se ich in der gesell­schaft­li­chen Dis­kus­si­on. Gera­de im Bil­dungs­be­reich ist das The­ma meist mar­ke­ting- und buz­zword­ge­schwän­gert und trifft auf eine infor­ma­tisch meist nicht aus­rei­chend vor­ge­bil­de­te Zielgruppe.

Ja, was soll man denn machen? KI ist ja nunmal da!

… und geht nicht wie­der weg. In einer Rede zum Abitur mei­nes Soh­nes habe ich beschrie­ben, dass die Mög­lich­keit, sich ent­schei­den zu kön­nen, eine Luxus­si­tua­ti­on ist. Tat­säch­lich kann man sich dafür ent­schei­den, Sprach­mo­del­le im Unter­richt nicht zu nut­zen. Ich per­sön­lich tue mich schwer damit, län­ge­re Text­pro­duk­tio­nen ist die Haus­auf­ga­be zu geben – das mache ich lie­ber im Unter­richt, z.B. in Kom­bi­na­ti­on mit kol­la­bo­ra­ti­ven Schreib­werk­zeu­gen. Die ent­ste­hen­den Pro­duk­te stel­len schon eine eigen­stän­di­ge Leis­tung dar. Sehr gut funk­tio­niert eine ortho­gra­fi­sche und gram­ma­ti­sche „Nach­kon­trol­le“ durch ki-basier­te Werk­zeu­ge. Gera­de in der Mit­tel­stu­fe soll­ten die Kom­pe­ten­zen zur Bewer­tung der „KI-Ein­grif­fe“ in die­sem Bereich im Prin­zip schon­mal im Schul­le­ben vor­ge­kom­men und „vor­ver­netzt“ im Lang­zeit­ge­dächt­nis vor­lie­gen – eigentlich.

Eine der wesent­li­chen Haupt­auf­ga­ben von Bil­dung wird sein, wie man ver­mit­teln kann, dass bestimm­te Din­ge gekonnt wer­den soll­ten, bevor KI zum Ein­satz kommt – gera­de weil die Maschi­ne es doch so viel bes­ser kann. Und das nicht nur bei Schüler:innen son­dern vor allem auch bei uns Lehrkräften.

Wenn wir dar­über nach­den­ken, lan­den wir sehr schnell bei struk­tu­rel­len Über­le­gun­gen zum Bil­dungs­sys­tem an sich.

Ach, Lui­se, lass … das ist ein zu wei­tes Feld.“ (Theo­dor Fontane)

Unterrichtsvorbereitung und ‑material online

Grundlagen und Hintergründe

Vie­le Men­schen schwö­ren auf Notiz­apps zur Orga­ni­sa­ti­on von Fund­stü­cken und Wis­sens­ar­te­fak­ten. Ich wer­de damit nicht warm. Die dabei ent­ste­hen­den For­ma­te sind oft pro­prie­tär, schlecht in edi­tier­ba­re For­ma­te kon­ver­tier­bar und immer wie­der gibt es Her­aus­for­de­run­gen beim Umgang mit Mul­ti­me­dia- und sons­ti­gen Datei­en („Assets“). Die Such­mög­lich­kei­ten ver­blei­ben oft genug in der Kate­go­rie „so lala“. Bei kom­mer­zi­el­len Anbie­tern wer­den nach Lock­an­ge­bo­ten Preis­schrau­ben ange­dreht, unnö­ti­ge Fea­tures ergänzt, sinn­vol­le dage­gen fal­len weg oder die Ent­wick­lung wird ganz ein­ge­stellt, weil man sich ver­kal­ku­liert hat. Sou­ve­rä­ni­tät in Bezug auf die eige­nen Pro­duk­te sieht anders aus.

 

DokuWiki als Konsequenz

Alles, was mir wich­tig ist, liegt daher in einem Text­for­mat vor – kein Word, kein Libre­Of­fice, kein PDF (außer als Asset). Ein­ge­bet­tet wer­den exter­ne For­ma­te (Audio, Video, Bild = Assets) durch ent­spre­chen­de Ver­wei­se in die­sen Text­da­tei­en. Ein Sys­tem, wel­ches das mus­ter­gül­tig umsetzt, ist Doku­Wi­ki. Doku­Wi­ki ist ein Wiki ohne exter­ne Daten­bank mit einem soge­nann­ten „Flat­fi­le-Sys­tem“ und küm­mert sich im Hin­ter­grund z.B. um die Tren­nung von Text und Assets. Doku­Wi­ki ist sehr ein­fach zu instal­lie­ren – ein­fach auf irgend­ei­nen Web­space kopie­ren, der PHP unter­stützt, Instal­la­ti­ons­rou­ti­ne auf­ru­fen, fer­tig. Genau­so ein­fach kann man die Inhal­te sichern: Ein­fach alles an Datei­en herunterladen.

Doku­Wi­ki bietet:

  • die Mög­lich­keit, eige­ne Sei­ten­be­rei­che zu defi­nie­ren, die eine eige­ne Navi­ga­ti­ons­leis­te besit­zen. So kann ich für Lern­grup­pen eige­ne Unter­be­rei­che gestalten.
  • die Mög­lich­keit, ein­zel­ne Bereich hin­ter einem Log­in zu ver­ber­gen. So kön­nen z.B. Schüler:innen selbst Wiki­sei­ten gestal­ten, die nicht öffent­lich sind.
  • eine sau­ber struk­tu­rier­te Ord­ner­struk­tur im Hin­ter­grund, die eine Wei­ter­nut­zung aller Inhal­te in ande­ren Sys­te­men ermöglicht
  • die Mög­lich­keit, jeder­zeit Inhal­te als PDF oder ODT-Datei her­un­ter­zu­la­den, wobei der Down­load aus dem aktu­el­len Zustand der jewei­li­gen Sei­te gene­riert wird
  • Erwei­ter­bar­keit durch Plug­ins (auto­ma­ti­sche Über­set­zung von Sei­ten, sau­be­re Dar­stel­lung von Pro­gramm­code, ver­schie­de­ne Arten von Boxen)

Doku­Wi­ki erfordert:

  • die Bereit­schaft, sich auf eine mark­down­ähn­li­che Syn­tax einzulassen
  • Lei­dens­fä­hig­keit bei der For­ma­tie­rung von Tabellen
  • etwas Ein­ar­bei­tungs­zeit bezüg­lich von Kon­tex­ten mit eige­ner Sitebar
  • einen Platz bei einem Hos­ter, bei dem es betrie­ben wer­den kann (ab. ca. 1,- Euro pro Monat)

Es gibt durch­aus auch WYSI­WYG-Erwei­te­run­gen von Doku­Wi­ki, nur wür­de ich von einer Ver­wen­dung abse­hen, weil dann wie­der irgend­wel­che unsau­be­ren Ele­men­te in den Text­da­tei­en vorkommen.

 

Organisation der Inhalte

Die Haupt­in­hal­te wer­den in maxi­mal drei Tie­fen orga­ni­siert. Alles, was mir so über den Weg läuft, kommt ins Wiki. Für die Schüler:innen erstel­le ich für jede Lern­grup­pe einen eige­nen Bereich mit eige­ner Sei­ten­leis­te, die nicht zu den Haupt­in­hal­ten zurück­führt. Dabei kann ich die Inhal­te der Wiki­sei­ten ein­fach per Copy&Paste kopie­ren, die Assets lie­gen nur ein­mal vor und wer­den inner­halb der Tex­te refe­ren­ziert. Die Tex­te sind zwar dann dop­pelt vor­han­den, fres­sen aber kaum Spei­cher­platz. Zudem gäbe es die Mög­lich­keit, dass zur Unter­richts­zeit Ände­run­gen vor­ge­nom­men wer­den, bei denen ich am Schul­jah­res­en­de ent­schei­den kann, ob ich sie – wie­der­um per Copy&Paste – in die Haupt­in­hal­te übernehme.

Medizinische Eingriffe vs. Schulentwicklung im Alltag

Mir ist nach zwei Jah­ren wie­der eine alte Folie über den Weg gelau­fen:Der All­tag in einer Schu­le ist geprägt von vie­len Her­aus­for­de­run­gen, zu denen man schnell eine Lösung fin­den will. Man möch­te schnell eine Lösung fin­den, weil man weiß, dass sich ansons­ten immer mehr Auf­ga­ben und Din­ge ansam­meln, für die es eine Lösung zu fin­den gilt. Bei bestimm­ten Auf­ga­ben­stel­lun­gen wird die­se Tak­tik ver­läss­lich schnell zu einem Desas­ter, weil schlech­te und schnel­le Lösun­gen im Nach­gang oft einen enor­men Nach­steue­rungs­be­darf erzeu­gen kön­nen, der zu den All­tags­pro­ble­men dann noch dazu kommt.

Des­we­gen macht man es in der Medi­zin oft anders: Selbst bei ver­hält­nis­mä­ßig klei­nen Ein­grif­fen wird ein ziem­lich hygie­ni­scher Auf­wand betrie­ben: Rasur, Jod­tink­tur groß­zü­gig auf den Haut­be­reich der Ope­ra­ti­on auf­ge­tra­gen, keim­dich­tes Abkle­ben mit ste­ri­len Tüchern, OP-Schleu­se mit leich­tem Über­druck im OP-Bereich – die Vor­be­rei­tun­gen dau­ern dann meist 2x län­ger als der eigent­li­che Ein­griff. Der Lohn sind i.d.R. voll­kom­men kom­pli­ka­ti­ons­los ver­lau­fen­de Wund­hei­lun­gen und eine zügi­ge Ent­las­sung aus dem Kran­ken­haus. Das hat sich so hin­kon­fi­gu­riert, weil Fall­pau­scha­len eben nicht z.B. zwei Wochen Anti­bio­se und Nach­be­hand­lun­gen abde­cken. Daher „rech­net“ sich die­ser Auf­wand, obwohl er in hohen Pro­zent­an­tei­len der Fäl­le wahr­schein­lich nicht not­wen­dig wäre.

Schu­le wird nach mei­ner Erfah­rung oft auf­ge­fres­sen von Pro­zes­sen, die ver­meint­lich schnell und ein­fach gelöst wur­den und deren Nach­steue­rungs­be­dar­fe dann die ohne­hin schon knap­pen Zeit­res­sour­cen ver­til­gen. Man scheut den anfangs unbe­streit­bar viel hören Auf­wand, weil man an die­ser Stel­le nicht das gesam­te Inte­gral betrach­ten kann (Wirt­schaft soll da ab einer gewis­sen Grö­ße auch in einer ähn­li­chen Liga spielen).

Und nicht jeder Pro­zess ver­dient tat­säch­lich die­sen Auf­wand – aber wer sen­si­bi­li­siert Lei­tungs­per­so­nal dafür? Gute Theo­rie gäbe es ja, z.B. mit dem sys­te­mi­schen Projektmanagement.

Blogparade #KIBedenken

Joscha Falck und Nele Hirsch haben zu einer Blog­pa­ra­de auf­ge­ru­fen. Hin­ter­grund ist, dass bei den bei­den ange­sichts der Debat­te rund um den Ein­satz von KI im Kon­text von Lehr-/Lern­pro­zes­sen Ent­wick­lun­gen auf­tau­chen, die Nele und Joscha kri­tisch sehen. Ich zitie­re die Punk­te der bei­den ein­mal im Voll­text, damit auch die weni­gen, die mei­nen Blog über RSS wahr­neh­men nicht all­zu viel quer­le­sen müssen:

  1. In der KI-Debat­te geht es zu viel um digi­ta­le Tools und um das Zei­gen von Anwen­dun­gen, die an sich nicht beson­ders schwer zu bedie­nen sind. Dazu wer­den oft gan­ze Fort­bil­dungs­ta­ge ver­an­schlagt. Es fehlt damit an Fort­bil­dungs­zeit für The­men, die päd­ago­gisch und gesamt­ge­sell­schaft­lich ange­sichts der Kri­se unse­res Bil­dungs­sys­tems und unse­rer Gesell­schaft deut­lich wich­ti­ger wären.
  2. Der Fokus auf KI als Werk­zeug steht dem Fokus auf Ler­nen im Weg. Aspek­te der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung wer­den eben­so (zu) wenig in den Blick genom­men wie fach­di­dak­ti­sche Fragen.
  3. Auf­grund der Omni­prä­senz von KI und der erwünsch­ten raschen Anwendung/Implementierung gerät die drin­gend nöti­ge Ver­än­de­rung der Lern­kul­tur und Lehr-/Lern­kon­zep­te wie bei­spiels­wei­se das selbst­ge­steu­er­te Ler­nen oder Indi­vi­dua­li­sie­rung in den Hin­ter­grund. Die Ver­knüp­fung mit KI scheint oft mehr „päd­ago­gi­sches Fei­gen­blatt“ als tat­säch­li­cher Ver­än­de­rungs­wil­le zu sein.
  4. Der empi­ri­sche Beleg der Wirk­sam­keit von KI-Tools im Unter­richt steht noch aus, wes­halb didak­ti­sche Emp­feh­lun­gen und ange­prie­se­ne Tools aus unse­rer Sicht mehr Skep­sis ver­tra­gen könnten.
  5. Die mit KI ein­her­ge­hen­de (zurück­ge­kehr­te?) Too­li­fi­zie­rung in der Bil­dung ver­sperrt den Blick auf die viel wich­ti­ge­re Fra­ge, wie wir gutes Ler­nen in einer zuneh­mend von KI-gepräg­ten Welt gestal­ten können.
  6. Im Fokus ste­hen sehr oft Tools pro­fit­ori­en­tier­ter inter­na­tio­na­ler Kon­zer­ne, deren Geschäfts­mo­del­le von Intrans­pa­renz geprägt sind. Auch man­gels Alter­na­ti­ven fließt der­zeit viel öffent­li­ches Geld in pri­vat­wirt­schaft­li­che Fir­men anstel­le Inves­ti­tio­nen in eine demo­kra­tisch kon­trol­lier­te, öffent­li­che KI-Infra­struk­tur zu tätigen.
Die kurze Antwort

Das ist alles so. Aber ich wei­ge­re mich, das als ein Spe­zi­fi­kum von KI zu sehen. Es gilt für nahe­zu alle digi­ta­len Ent­wick­lun­gen, die wir in den letz­ten Jah­ren im Kon­text von Schu­le gese­hen haben.  Man könn­te den Begriff „KI“ durch belie­bi­ge ande­re aus­tau­schen. Inter­es­sant ist für mich viel­mehr die Fra­ge, war­um sich Struk­tu­ren und Dis­kur­se rund um Neue­run­gen wie­der und wie­der wie­der­ho­len. Die The­sen von Joscha und Nele beschrei­ben für mich letzt­lich Phä­no­me­ne, die wir schon lan­ge kennen.

Wenn man noch wei­ter abkür­zen woll­te, müss­te man das gesam­te The­ma letzt­lich wie­der ein­mal auf Hal­tung komprimieren.

  1. Medi­en­bil­dung ohne infor­ma­ti­sches Grund­la­gen­wis­sen ist mög­lich, aber in mei­nen Augen sinn­los. Trotz­dem will das Auto immer wie­der zwar „gefah­ren“, aber kei­nes­falls „ver­stan­den“ wer­den, weil es ja auf das Fah­ren ankommt – die­se Hal­tung clasht recht hübsch mit den Anspruch an Mün­dig­keit im digi­ta­len Raum.
  2. Mit Phä­no­me­nen wie den Out­puts von gene­ra­ti­ver KI lässt sich auf unter­schied­lichs­ten Ebe­nen viel Geld ver­die­nen, etwa mit Klick&Wisch- oder Super­promp­tin­g­kur­sen zu Tools. Dafür gibt es eine Nach­fra­ge, die auch bedient wird, weil alle das Auto mög­lichst schnell fah­ren wol­len – genau die­se Hal­tung zemen­tiert bestehen­de Muster.
  3. Der vor­läu­fi­ge Waf­fen­still­stand mit der Digi­tal­in­dus­trie bestand dar­in, dass die­se z.B. im Mes­sen­ger­um­feld alle Meta­da­ten abgreift und die Inhal­te der Nutzer:innen selbst ver­schlüs­selt. Die Ver­schlüs­se­lung war tech­nisch so kon­zi­piert, dass auch die Anbie­ter selbst nicht in Inhal­te hin­ein­se­hen konn­ten. Die Nut­zung von gene­ra­ti­ver KI in der Brei­te gewährt der Digi­tal­in­dus­trie jetzt Zugriff auf die Inhal­te selbst und zwar auch auf sol­che, von denen sie bis­her nie zu träu­men gewagt hät­te. Die rei­nen Auto­fah­rer fin­den das cool, weil der Asphalt jetzt noch glat­ter wird. Eine kri­ti­sche Hal­tung dazu erfor­dert recht anstren­gend zu erwer­ben­des Wis­sen. War­um soll­te man den lang­sa­men Feld­weg neh­men, auf dem auch noch Krims­krams her­um­liegt, der das Auto beschä­di­gen kann? War­um selbst kor­ri­gie­ren oder Rück­mel­dun­gen geben, wenn doch eine von mir vor­ge­promp­te­te KI zu 90% immer ver­füg­bar ist und das ermü­dungs­frei sto­isch erledigt?
Meine Erfahrungen

Ich habe im Novem­ber 2022 gene­ra­ti­ve KI zu ers­ten Mal in einer Fort­bil­dung im Kon­text zum digi­ta­len Schrei­ben vor­ge­stellt. Das war weni­ge Wochen vor dem rake­ten­haf­ten Auf­stieg von ChatGPT. Bei den Teil­neh­men­den über­wog damals das Gefühl des Ent­set­zens. In der Fol­ge der All­ge­mein­ver­füg­bar­keit von ChatGPT muss es in Nie­der­sach­sen von unter­schied­li­chen Stel­len aus „Order“ gege­ben haben, sich mit die­sem The­ma dienst­lich aus­ein­an­der­zu­set­zen. Ganz so schlecht schei­nen mei­ne Vor­ar­bei­ten und Ansich­ten nicht gewe­sen zu sein, sodass ich durch sehr vie­le teil­wei­se sehr ein­fluss­rei­che Kon­tex­te gezo­gen bin. Über­wog anfangs noch über­wie­gend die Angst, nun­mehr stän­dig „betro­gen“ zu wer­den ver­bun­den mit dem Ruf nach for­ma­len Lösun­gen, ver­sach­lich­te sich das The­ma nach und nach. Das ging nach mei­nem Ein­druck bis dahin, dass ich teil­wei­se ein­ge­la­den wur­de, damit man den for­ma­len Auf­trag „von oben“ abge­ar­bei­tet hat­te, um dann „back to topic“ gehen zu können.

Ich hat­te kei­nen Auf­trag, das zu tun, was ich da getan habe. Ich habe es als mei­nen Auf­trag gese­hen, Wis­sen wei­ter­zu­ge­ben, mich selbst schlau­zu­ma­chen und ein­zu­ar­bei­ten und dabei auch die ethi­sche Per­spek­ti­ve mit ein­zu­be­zie­hen. Ich bin in der glück­li­chen und pri­vi­le­gier­ten Posi­ti­on, dass das Teil mei­ner Abord­nung als medi­en­päd­ago­gi­scher Bera­ter ist. Ich muss kein Geld oder Rei­se­kos­ten neh­men. Das ist alles mit mei­nem Gehalt und den Rei­se­kos­ten­er­stat­tun­gen abgegolten.

Aber zu der Sache mit dem Geld kommt noch etwas viel Ent­schei­den­de­res als Pri­vi­leg: Sehr vie­le Men­schen, die sich neben dem Lehr­be­ruf für Fort­bil­dung ein­set­zen, tun das, weil das ihnen viel Freu­de und Aner­ken­nung bringt – viel­leicht die Freu­de und Aner­ken­nung, die in Schu­le selbst manch­mal feh­len. Natür­lich wird Aner­ken­nung durch Reich­wei­te und Erfül­lung von Bedar­fen mit erreicht und der Bedarf ist eben in der Brei­te oft das Auto­fah­ren (s.o.) – hier syn­onym für Too­li­fi­zie­rung ste­hend. Das trägt mit Sicher­heit mit zu den Phä­no­me­nen bei, die Joscha und Nele beobachten.

Ich kann aus mei­ner dop­pelt pri­vi­le­gier­ten Posi­ti­on her­aus „knö­tern“ und ande­ren das Spiel­zeug „KI“ auch ein­mal schmut­zig machen.

Wie müsste für mich die ideale Fortbildung (nicht nur zu KI) aussehen?

Dazu habe ich zusam­men mit eini­gen ande­ren ein klei­nes Sche­ma ent­wi­ckelt, was sich erst­mal nach einer Bin­se anhört und sich sehr stark an das Frank­furt-Drei­eck anlehnt.

Für mich waren dar­an drei Aspek­te neu oder sind mir durch die Arbeit stär­ker bewusst geworden:

  1. Der Lebens­welt­be­zug ist nicht nur für Schüler:innen wichtig.
  2. Jede Grup­pe ist hete­ro­gen und erfor­dert eine inne­re Differenzierung
  3. Jede Grup­pe hat Kom­pe­ten­zen, die es zu nut­zen und sicht­bar wer­den zu las­sen gilt

Ganz platt läuft das in mei­ner klas­si­schen Fort­bil­dung zu gene­ra­ti­ver KI folgendermaßen:

  1. Phä­no­me­ne (= Pro­duk­te) gene­ra­ti­ver KI zei­gen (Audio, Video, Bild etc.)
  2. Den Ent­ste­hungs­pro­zess infor­ma­tisch ent­zau­bern – es ist letzt­lich Mathe.
  3. eini­ge weni­ge Anwen­dungs­bei­spie­le für Lern­pro­zes­se zeigen
  4. Unter­schied­li­che Tools mit unter­schied­li­chen Anfor­de­run­gen selbst erkun­den lassen
  5. Erfah­rungs­aus­tausch in der Grup­pe und Trans­fer auf Unterrichtssituationen
Ein Seitenhieb zum Thema Demokratisierung von KI

Nele und Joscha bekla­gen, dass rund um KI das übli­che Oli­go­pol der Big5 ent­steht und gera­de im Bereich der Bil­dung mehr zivil­ge­sell­schaft­li­che Enga­ge­ment not­wen­dig wäre – zumin­dest ver­ste­he ich die bei­den so.

Um das Spiel­zeug schmut­zig zu machen: KI ist letzt­lich nur Mathe, dum­mer­wei­se immens auf­wän­di­ge, kom­ple­xe Mathe­ma­tik. Das Trai­ning eines Modells wird auf abseh­ba­re Zeit nicht zivil­ge­sell­schaft­lich mög­lich sein. Alle frei ver­füg­ba­ren Model­le sind vor­trai­niert und hin­sicht­lich ihrer Quel­len auch nicht wesent­lich trans­pa­ren­ter als die kom­mer­zi­el­len Ansätze.

Wir wer­den als Medi­en­zen­trum dem­nächst eige­ne KI-Model­le betrei­ben, von Schüler:innen wer­den die­se aller­dings nur unter Auf­sicht genutzt wer­den kön­nen, da nicht klar ist, wel­che Inhal­te man die­sen Model­len prin­zi­pi­ell ent­lo­cken kann.

Wie kom­plex das Trai­ning eines Modells ist, kann man dar­an ermes­sen, dass selbst gro­ße Anbie­ter ihre Model­le nach Mög­lich­keit nicht mehr anfas­sen, wenn die­se einen gewis­sen Rei­fe­grad erreicht haben. Statt­des­sen wer­den Daten­ban­ken auf­ge­baut, die Benutzer:innen beim Promp­ting „unter­stüt­zen“ und auch letzt­lich die ethi­schen Aspek­te „umset­zen“. Das Modell selbst wird nicht mehr angefasst.

Daher ist aus heu­ti­ger Sicht aus infor­ma­ti­scher Per­spek­ti­ve mei­ner Mei­nung nach die Demo­kra­ti­sie­rung von KI ein net­tes Luft­schloss. Weder gibt es die not­wen­di­gen Rechen­ka­pa­zi­tä­ten noch das Know-How, aus belie­bi­gen spe­zi­fi­schen Trai­nigs­da­ten ein sta­bi­les Modell zu erzeugen.

Die Schule muss ein Raum ohne noch mehr Bildschirmzeit bleiben!

Zuneh­mend erle­be ich in Bera­tungs­si­tua­tio­nen, dass sich Leh­rer­kol­le­gi­en – vor­wie­gend im gym­na­sia­len Bereich – gegen eine 1:1 Aus­stat­tung aus­spre­chen und – falls sich das durch öffent­li­chen Druck nicht ver­hin­dern lässt – dann wenigs­tens für eine mög­lichst spä­te, etwa in der Oberstufe.

Tat­säch­lich hal­te ich es für falsch, den Grad der Digi­ta­li­tät einer Schu­le an der mög­lichst häu­fi­gen Nut­zung digi­ta­ler Gerä­te zu mes­sen. 1:1‑Klassen mit eltern­fi­nan­zier­ten Gerä­ten sind noch lan­ge kein Garant dafür, dass die poten­tia­le digi­ta­ler Werk­zeu­ge auch tat­säch­lich genutzt wer­den. Die­se Gerä­te stel­len eine Stö­rung dar – eine wort­wört­li­che durch ihr Ablen­kungs­po­ten­ti­al – aber eben auch eine sys­te­mi­sche Stö­rung und (eta­blier­te) Sys­te­me kon­fi­gu­rie­ren sich immer so um, dass die Aus­wir­kun­gen von Stö­run­gen mini­miert wer­den. Das geschieht auch in Sys­te­men, die eine 1:1‑Ausstattung haben: Nach außen gibt es gar nicht so sel­ten deut­lich posi­ti­ve Dar­stel­lun­gen, wohin­ge­gen die natür­lich im Inne­ren vor­han­de­nen Schwie­rig­kei­ten und Kon­flik­te aus­ge­blen­det sind – dabei lie­ße sich dar­an m.E. viel lernen.

Daher ist aus Sicht des Sys­tems völ­lig logisch, Gerä­te nicht stän­dig im Unter­richt prä­sent zu haben oder wenn, dann in mög­lichst spä­ten Ent­wick­lungs­pha­sen. Bemer­kens­wert sind dabei oft die Art und Wei­se des Dis­kur­ses mit den seit Jah­ren wie­der­keh­ren­den Argu­men­ten. Alle gän­gi­gen Argu­men­te sind seit Jah­ren dis­ku­tiert und wis­sen­schaft­lich ein­ge­ord­net, man­che bis heu­te nicht zufrie­den­stel­lend aus­dis­ku­tiert, aber eben­die­se Dis­kus­sio­nen müs­sen immer wie­der neu geführt wer­den und der Anspruch, „dass das ja alles all­mäh­lich klar sein müss­te“, läuft ins Lee­re – weil der Pro­zess zu Ein­sich­ten führt und nicht das blo­ße Lesen.

Die­se Art des Argu­men­tie­rens und Strei­tens ist nie spe­zi­fisch für ein Sys­tem. Ich hal­te es mit für eine Fol­ge, dass es nur wenig Res­sour­cen zur schul­über­grei­fen­den Zusam­men­ar­beit gibt. Daher wie­der­ho­len sich Struk­tu­ren eben wie­der und wieder.

Ich habe kei­ne Lösun­gen und kei­ne kla­ren Ant­wor­ten als Bera­ten­der. Ich kann im bes­ten Fall dafür sor­gen, dass es noch mehr, dafür aber ande­re Fra­gen mit brei­te­rem Fokus gibt. Ich kann dafür sor­gen, dass ande­re Per­spek­ti­ven wahr­ge­nom­men wer­den. Aber ich kann „nicht machen, dass alles gut wird“ – dafür braucht es schul­in­ter­ne Vor­aus­set­zun­gen. Jedoch gibt es in den statt­fin­den­den Dis­kur­sen ein paar Grund­struk­tu­ren, deren Kennt­nis hilf­reich bei der Ein­ord­nung bestimm­ter Äuße­run­gen sein kann.

Der Strohmann

Beim Stroh­mann-Argu­ment wird der Ein­druck erzeugt, dass ein geg­ne­ri­sches Argu­ment wider­legt wird, obwohl eigent­lich ein Argu­ment zurück­ge­wie­sen wird, das der Geg­ner gar nicht vor­ge­tra­gen hat, son­dern ihm ledig­lich unter­stellt wur­de. (Quel­le)

Bei­spie­le:

Die Kin­der müs­sen ver­läss­lich das Lesen, Schrei­ben und Rech­nen lernen“

Es ist für die kogni­ti­ve Ent­wick­lung wich­tig, auf Papier zu schreiben“

Es gibt tat­säch­lich ein­zel­ne (in mei­nen Augen eher nai­ve) medi­en­päd­ago­gi­sche Posi­tio­nen, die die­se Behaup­tun­gen ableh­nen oder im digi­ta­len Zeit­al­ter rela­ti­viert sehen wol­len. Das sind aber Ausnahmen.

In der Regel behaup­tet das von den Befür­wor­tern von 1:1‑Klassen an Schu­len nie­mand, son­dern impli­zit wird von den Skep­ti­kern ange­nom­men, dass von nun an aus­schließ­lich mit dem jewei­li­gen Gerät gear­bei­tet wer­den muss. Gemeint ist aber gemein­hin ledig­lich, dass von nun an auch mit dem Gerät gear­bei­tet wer­den kann.

 

Die Monokausalität

Bei einer mono­kau­sa­len Erklä­rung wird ange­nom­men, dass genau ein (alt­grie­chisch μόνος monos ‚allei­nig‘, ‚ein­zig‘) Ereig­nis ein wei­te­res Ereig­nis ver­ur­sacht. Es ist auch mög­lich, dass die­ses eine ursäch­li­che Ereig­nis meh­re­re Wir­kun­gen ent­fal­tet. (Quel­le)

Bei­spie­le:

Seit der Digi­ta­li­sie­rung wer­den Leis­tun­gen von Schüler:innen noch schlechter.“

Durch die Digi­ta­li­sie­rung nimmt die Anstren­gungs­be­reit­schaft von Schüler:innen dras­tisch ab.“

Bei­des ist in den PISA-Gewin­ner­län­dern nicht der Fall. Dass Tai­wan oder Finn­land Deutsch­land im Bereich der Digi­ta­li­sie­rung „gering­fü­gig“ vor­aus sind (wobei die Sache mit der Leis­tungs­stei­ge­rung in Finn­land rück­läu­fig ist), bele­gen die neus­ten Ergeb­nis­se. Es besteht damit zumin­dest Grund zu der Annah­me, dass wei­te­re Fak­to­ren dabei eine Rol­le spie­len könnten.

Eine der nahe­lie­gen­den Ursa­chen ist für mich der weit­ge­hend unre­flek­tier­te Umgang mit Medi­en­the­men in der Brei­te der Zivil­ge­sell­schaft und es wäre gera­de an Schu­le für eine ent­spre­chen­de Kom­pen­sa­ti­on zu sor­gen (s.u.).

Etwas wei­ter her­ge­holt sind für mich dabei gene­rel­le gesell­schaft­li­che Ent­wick­lun­gen aus­schlag­ge­bend: Wenn es z.B. mehr Arbeit gibt, als Men­schen, die sie erle­di­gen und Sozi­al­leis­tun­gen ein grund­stän­dig wür­di­ges Leben garan­tie­ren, muss ein Indi­vi­du­um in der Eigen­wahr­neh­mung vie­ler immer weni­ger leis­ten, um Arbeit zu fin­den. Dass die zur Ver­fü­gung ste­hen­den Jobs im Gegen­satz dazu immer grö­ße­re Anfor­de­run­gen stel­len – auch und vor allem in Hin­blick auf digi­ta­le Fer­tig­kei­ten, steht auf einem ande­ren Blatt. Wir leben in einem rei­chen Land, in dem die Per­spek­ti­ve, noch mehr Wohl­stand errei­chen zu kön­nen, gar nicht so arg rea­lis­tisch ist wie z.B. in Schwel­len­län­dern. Das könn­te zumin­dest ansatz­wei­se Aus­wir­kun­gen auf die Anstren­gungs­be­reit­schaft haben.

 

Cherrypicking

Bei­spiel:

Die Kin­der ver­brin­gen schon viel zu viel Zeit in der Frei­zeit am digi­ta­len Gerät. Es muss bild­schirm­freie Zei­ten und Orte geben.“

Eigent­lich ist das zusätz­lich ein Stroh­mann, denn auch Ver­fech­ter von 1:1‑Klassen wür­den durch­aus beja­hen, dass Expe­ri­men­tie­ren am rea­len Gegen­stand, Sport­un­ter­richt und Dis­kus­sio­nen mit ech­ten Men­schen ohne die Prä­senz von digi­ta­len Gerä­ten wirk­lich sinn­vol­le Aktio­nen sind. Ich set­ze z.B. bis heu­te im Che­mie­un­ter­richt wenig Digi­ta­les ein – dafür gibt es da viel zu viel zu den­ken, bau­en, rie­chen, schau­en, hören usw..

Span­nend ist für mich an die­sem Argu­ment etwas völ­lig ande­res: Es impli­ziert, dass im Bereich der Frei­zeit unkon­trol­lier­ba­res, über­bor­den­des und in der Sum­me schäd­li­ches Medi­en­ver­hal­ten statt­fin­det, wel­ches durch expli­zit „medi­en­freie Räu­me“ kom­pen­siert wer­den muss – aktu­el­le Erkennt­nis­se aus Skan­di­na­vi­en schei­nen das zumin­dest für den Ele­men­tar- und Prim­ar­be­reich zu bestä­ti­gen – wer­den aber gene­ra­li­sie­rend wahrgenommen.

Es ist kei­nes­wegs so, dass Schwe­den sich gene­rell von digi­ta­len Medi­en abkehrt, man tut das im Ele­men­tar- und Prim­ar­be­reich. In der Regel erfolgt die Eta­blie­rung von 1:1‑Klassen in Deutsch­land ab Klas­se 7. Das ist in die­ser Alters­stu­fe sogar in Tei­len von unbe­streit­bar sehr kon­ser­va­ti­ven medi­en­päd­ago­gi­schen Posi­tio­nen gedeckt (vgl. Lan­kau, Spit­zer, Zierer).

Ange­nom­men, dass das mit dem schäd­li­chen Medi­en­kon­sum in der Sum­me stimmt (was – dif­fe­ren­ziert betrach­tet – nicht so ganz tri­vi­al zu beant­wor­ten sein dürf­te): Wer trägt dann die Ver­ant­wor­tung dafür? Kin­der und Jugend­li­che sind sehr oft Spie­gel ihrer Vor­bil­der. Gar nicht so weni­ge die­ser Vor­bil­der neh­men das Han­dy beim Auto­fah­ren in die Hand, legen es beim Essen nicht weg oder nut­zen es inten­siv in beruf­li­chen Kon­tex­ten, die als lang­wei­lig erlebt wer­den – man set­ze sich ein­mal ganz hin­ten in z.B. eine Leh­ren­den­kon­fe­renz. Aber da liegt der Fall ja völ­lig anders als bei Schü­lern, die sich im Unter­richt ablenken.

Es gibt – zumin­dest für medi­en­kom­pe­ten­te Eltern – ja durch­aus Hand­lungs­op­tio­nen. Wenn man aner­kennt, dass der Umgang mit der digi­ta­len Welt eine grund­le­gen­de Fer­tig­keit sein wird, wozu auch Ver­ein­ba­run­gen und Impuls­kon­trol­le gehö­ren, war­um liegt dann die Lösung dar­in, die­se Opti­on aus Schu­le weit­ge­hend her­aus­zu­hal­ten oder mög­lichst spät ein­zu­üben? Immer­hin set­zen beruf­li­che Schu­len die­se Fer­tig­kei­ten bei der Auf­nah­me der Schüler:innen vor­aus oder soll­ten das zumin­dest in Nie­der­sach­sen auf dem Papier vor­aus­set­zen können.

Der Charme der 1:1‑Ausstattung liegt dar­in, dass digi­ta­le Arbeits­tech­ni­ken und der Gebrauch als Lern­werk­zeug (statt als Kon­sum­ge­rät) in Schu­le nie­der­schwel­lig statt­fin­den kann und über­haupt erst auch für kur­ze Pha­sen zugäng­lich wird, was Kof­fer- und Schrank­lö­sun­gen auf­grund des erhöh­ten Auf­wan­des bei Buchung und Trans­port so nicht bieten.

Wie die Bild­schirm­zeit im häus­li­chen Bereich von Eltern ver­ant­wor­tet wird, besteht die­se Mög­lich­keit in der Schu­le grund­sätz­lich für die Lehr­kräf­te – es gibt hier sogar tech­ni­sche Lösun­gen dafür.

 

Projektionen

Die­ser Bereich ist immens sen­si­bel. Vie­le Lehr­kräf­te neh­men sehr wohl drei Din­ge wahr:

  • die digi­ta­li­sier­te Gesell­schaft wan­delt sich auf bis­her nicht erleb­te Art und Weise
  • die eige­ne Kom­pe­tenz kann nicht Schritt hal­ten im Umgang mit aktu­el­len Entwicklungen
  • vie­les scheint mit vie­lem zusam­men­zu­hän­gen und ist daher schwie­rig zu greifen

All dies erzeugt immense Unsi­cher­hei­ten, die sich manch­mal in Kon­flik­ten unschön kana­li­sie­ren. Für mich bringt es Fried­rich Glasl gut auf den Punkt:

Jede Per­so­nen neigt unter­schied­lich stark dazu, eige­ne Schwä­chen nur schwer anneh­men zu kön­nen, was zu inne­ren Span­nun­gen führt. Damit ver­bun­de­ne Ver­hal­tens­wei­sen wer­den in der Fol­ge ande­ren zuge­schrie­ben oder sogar als von die­sen ver­ur­sacht erlebt, was aller­dings mit Selbst­vor­wür­fen und Schuld­ge­füh­len ein­her­geht. Es droht dadurch ein Teu­fels­kreis von zuneh­men­der Anspan­nung, neu­en Pro­jek­tio­nen und ggf. Über­re­ak­tio­nen gegen­über Ande­ren, die wei­te­re Span­nun­gen und Frus­tra­tio­nen erzeu­gen. (Quel­le)

Nicht nur im digi­ta­len Bereich bekom­men enga­gier­te Kolleg:innen in Dis­kus­sio­nen oft eini­ges an Pro­jek­tio­nen aus dem Kol­le­gi­um ab, weil sie einem The­ma eine fass­ba­re Angriffs­flä­che bie­ten: „Du woll­test ja immer schon …“ „Wegen dir haben wir …“ usw. Oft wer­den sie dar­über­hin­aus im öffent­li­chen Dis­kurs in der Situa­ti­on nicht aus­rei­chend von ihren Schul­lei­tun­gen geschützt, da die­se selbst immer mehr in Anhän­gig­kei­ten gegen­über dem Kol­le­gi­um geraten.

In schlimms­ten Fall sehen das ande­re enga­gier­te Kolleg:innen, wor­auf sie sich selbst auch nicht mehr öffent­li­chen Dis­kus­sio­nen aus­set­zen und der Dis­kurs dann letzt­lich eher von den kon­ser­va­tiv-bewah­ren­den Kräf­ten getra­gen wird.

Als Bera­ter von außen ist es nicht sehr tra­gisch, Opfer von Pro­jek­tio­nen zu wer­den – das lässt sich durch ent­spre­chen­de Hand­lungs­mus­ter und rhe­to­ri­sche Stra­te­gien gut auf­fan­gen. Ich bin am nächs­ten Tag wie­der weg.

Jemand, der im jewei­li­gen Sys­tem Wur­zeln hat und noch län­ge­re Zeit leben muss, wird sich zwei­mal über­le­gen, sich zur Pro­jek­ti­ons­flä­che zu machen, wenn ihm/ihr die­ses „Glück“ ein­mal wider­fah­ren ist oder er/sie Kolleg:innen in die­sen Situa­tio­nen erlebt hat.

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