Persönliche Verschwörungstheorie
Im letzten Artikel hatte ich über Erfahrungen aus der Familienquarantäne geschrieben. Solche persönlichen Artikel sind für mich eher ungewöhnlich. Deswegen mache ich jetzt mal wieder etwas Kreatives. Es ist eine reine Fiktion.
Nichts hiervon ist belegbar oder stimmt.
Also ein fiktiver Text, wie ihn Verschwörungstheoretiker schreiben könnten.
Schulöffnungen maßgeblich für zweite Infektionswelle verantwortlich
Politiker:innen hielten wesentliche Informationen zurück, um Wirtschaft nicht zu gefährden
13.10.2021, Landkreis Dreieichen. Der Landkreis Dreieichen zählte vor einem Jahr zu den am meisten betroffenen Corona-Hotspots in Deutschland. Wie sich in der Rückschau herausstellt, gingen die Infektionsketten dabei von Kindern und Jugendlichen aus. Durch Schließungen von Schulen und Kindertagesstätten hätte sich das Ausmaß der Epidemie im Landkreis vermeiden lassen.
Hildegard Kempten (Name geändert) steht fassungslos vor dem Grab ihres im letzten Winter an den Folgen einer Coronainfektion verstorbenen Ehemannes. Jeder im Landkreis kennt jemanden, bei dem Familienmitglieder Opfer im Kreise der Familie zu beklagen hat. Der Landkreis zählte bis kurz vor den Herbstferien des letzten Jahres zu den nahezu coronafreien Gebieten. Niemand hatte damals mit dem immensen Einfluss von Kindern und Jugendlichen beim Infektionsgeschehen gerechnet. Prof. Nobert Einhaus von der örtlichen Klinik, Spezialist für Lungenkrankheiten, stellt heute resigniert fest: „Wir waren blind für atypische und asymptomatische Krankheitsverläufe bei jüngeren Patienten. Das muss man in der Rückschau deutlich feststellen.“ Der Landkreis Dreieichen zählt mit zu den jüngsten deutschlandweit. Das Virus hatte sich weitgehend unentdeckt unter jüngeren Menschen verbreitet, die damals mit einer Verzögerung von wenigen Wochen das Virus an ihre näheren Verwandten weitergegeben haben. Durch fehlende Testungen zu Anfang von Quarantänemaßnahmen war die Überzeugung bei den Verantwortlichen entstanden, dass Schulen und Kindergärten bei der Infektion eine untergeordnete Rolle spielen würden. „Da war in der Rückschau doch mehr der Wunsch der Vater des Gedankens“, gibt sich Einhaus nachdenklich: „Niemand wollte sich ernstlich dem Vorwurf aussetzen, durch erneute Schulschließungen das gesamte Wirtschaftsleben hier vor Ort zum Erliegen zu bringen und große Teile der Zivilgesellschaft über Gebühr zu belasten.“
Die weitere Entwicklung in Dreieichen sorgte genau dafür: Irgendwann war der Punkt erreicht, dass Schulen und Kindergärten schlicht aus Personalmangel doch die Tore schließen mussten: Erzieher:innen und Lehrkräften erkrankten reihenweise oder befanden sich in behördlicher Quarantäne. Die Auswirkungen kamen teilweise einem lokalen Lockdown gleich. Arbeitnehmer aus allen Bereichen des Wirtschaftslebens waren betroffen. Ganze Produktionen konnten nicht mehr aufrecht erhalten werden. „Irgendwann kam der Punkt, an dem wir auch mit unserem ganzen innerhalb des Landkreises querversetzten Personal die Kontakte nicht mehr nachverfolgen konnten“, sagt Bernd Siefke, Leiter der lokalen Gesundheitsamtes, ein bedächtiger, in sich gekehrter Mann. „Es waren keine Clusterereignisse mehr ausmachen wir beim ersten Fall innerhalb einer Familienfeier, das Virus war einfach überall, ohne erkennbares Muster.“ Der Landkreis Dreieichen hatte damals frühzeitig mit weit schärferen Verordnungen als vom Land aus vorgesehen reagiert und damit den ersten Infektionsherd innerhalb einer Gemeinde im Nordkreis erfolgreich bekämpft. Bemerkenswert: Es kam im Nordkreis durchaus zu behördlich angeordneten Schulschließungen.
Wie sich in der Rückschau herausstellte, war genau diese Reaktion entscheidend für die lokale Eindämmung. Da bei einigen Reihentests ca. 5–6 Tage nach Beginn der Schulschließungen nichts Wesentliches herauskam, war man sich sicher, hier richtig gehandelt zu haben. Heute weiß man: Die infektiöse Zeit bei Kindern und Jugendlichen ist bedeutet geringer als bei Erwachsenen. Der junge Organismus wird mit dem Virus in der Regel weitaus schneller fertig, so dass bereits zwei bis drei Tage nach einer asymptomatischen Infektion der damalige PCR-Test nicht mehr anschlug. Durch die frühzeitige häusliche Quarantäne konnte diese Kinder das Virus auch in den Familien kaum weitergeben.
Ganz anders die Entwicklung in der Kreisstadt: Die Schulen blieben im Wesentlichen geöffnet. Das Virus konnte sich weitgehend unentdeckt in der Schülerschaft verbreiten. Mit einer Verzögerung von ca. 1–2 Wochen erfasste es Eltern, Großeltern und Freunde der Familie, aber auch Lehrkräfte. Anders als zu Anfang der zweiten Welle schien das Virus nun aus der Mitte der Gesellschaft zu kommen. Die starke Korrelation zwischen der Anzahl der Kinder und der Anzahl der positiven Fälle innerhalb einer Familie konnte angesichts der dramatischen Entwicklungen niemandem auffallen. Dazu war die Zahl der Kinderlosen innerhalb der Kreisstadt auch zu gering.
„Der Zug war nicht mehr aufzuhalten, das Spiel war verloren“, stellt Landrätin Simone Peters resigniert fest. Die Strategie wurde grundsätzlich geändert. Man setzte im Landkreis auf gezielte Durchseuchung, entzog Risikogruppen dem öffentlichen Leben. Altenpflegekräfte zogen in die Altenheime, Krankenpflegekräfte ins Krankenhaus. Pflegende Angehörige wurden von ihren Arbeitgeber:innen freigestellt.
In der Notfallversorgung und auf den Intensivstationen innerhalb des Kreises kam es zu dramatischen Entwicklungen, die an die Zustände in Norditalien wie am Anfang der Pandemie im Frühjahr 2020 erinnerten. „Das war der Preis.“ Der Blick von Landrätin Peters wird starr. Im Landkreis verstarben um die 800 Patient:innen unmittelbar oder mittelbar an den Folgen einer Coronainfektion. Um die 200 von Ihnen konnten aufgrund eines völlig überlasteten Gesundheitssystems nicht die in diesen Fällen vorgesehene Therapie erhalten. „Wir konnten zwischen einem totalen Lockdown mit der vagen Hoffnung auf Besserung und einer Zerstörung großer Teile der lokalen Wirtschaft oder der gezielten Durchseuchung mit den absehbaren Folgen entscheiden. Beides keine hoffnungsvollen Optionen.“, sagt Peters. „Mich wird diese Bürde mein Leben lang begleiten.“
Der Landkreis Dreieichen zählte zu einem der ersten deutschlandweit, die als durchseucht galten. Er steht heute wirtschaftlich vergleichsweise gut da. Statistiken bescheinigen dem Landkreis wesentlich geringere Sterberaten durch Vereinsamung bei alten oder depressiven bzw. psychisch labilen Menschen. Landrätin Peters gilt heute als eine der schärfsten Kritiker:innen des Krisenmanagements in den Kultusbehörden. Unterstützt von Persönlichkeiten aus dem Landkreis hat sie verschiedene Klagen gegen führende Ministerialbeamte initiiert.
Nichts hiervon ist belegbar oder stimmt. Dieser Text ist eine reine Fiktion mit Fantasieereignissen, Fantasiezitaten und Fantasienamen.