RAMBO (Riecken Arbeitet Mit Blogs Online) – Folge 4

Die Zeit vor den Halb­jah­res­zeug­nis­sen ist geprägt von vie­len Fahr­ten: Big­band, Thea­ter, Aus­flü­ge usw.. Da vie­le Grup­pen klas­sen­über­grei­fend sind, sit­ze ich oft vor recht gelich­te­ten Rei­hen – so auch in mei­ner eige­nen Klas­se. Heu­te haben wir daher den Früh­jahrs­putz in unse­rem Klas­sen­blog etwas vor­ge­zo­gen: Schlag­wör­ter wur­den ergänzt und ver­wais­te Arti­kel Kate­go­rien zuge­ord­net, nicht mehr benö­tig­te Ent­wür­fe gelöscht und, und, und… Da alle Schü­ler Autorenrrech­te besit­zen, kön­nen sie fast belie­big über ihre jewei­li­gen Tex­te ver­fü­gen. Neben­bei ist das eine klei­ne Rei­se durch den Unter­richt des letz­ten Jah­res (zum letz­ten Schul­halb­jah­res­wech­sel ging das in die­ser Klas­se mit der Blog­ge­rei los). Unse­re Schlag­wort­wol­ke sieht jetzt so aus:

Der kun­di­ge Deutsch­leh­rer unter euch wird allein dar­aus eini­ges zu mei­nem Unter­richts­gang erah­nen kön­nen. Gram­ma­tik- und Recht­schreib­ein­hei­ten las­sen sich eher schlecht blog­gen und feh­len daher.

Ich weiß nicht, was die­se Zeit­rei­se den Schü­le­rin­nen und Schü­lern kon­kret gebracht hat. Ich habe gemerkt, dass durch die­se Tag-Cloud mei­ne Arbeit für mich ein biss­chen mehr Sub­stanz bekom­men hat und auch für den nächs­ten Kol­le­gen, der nun not­falls ohne mich auf einen Blick z.B. weiß, wel­che Kurz­ge­schich­ten schon gelau­fen sind und wel­che Schwer­punk­te gesetzt wur­den. Ich habe wahr­ge­nom­men, dass fast alle wäh­rend der Stun­de im PC-Raum an der „Früh­jahrs­putz­auf­ga­be“ gear­bei­tet haben und wenig ander­wei­tig gesurft wurde.

Ich pla­ne, dass die Schü­le­rin­nen und Schü­ler am Ende des Schul­jah­res aus ihren „Best-of“-Produkten ein E‑Portfolio mit Maha­ra erstel­len. Der Import ist dank RSS-Autoren­feeds ja ein Kinderspiel…

Sagenkern als Kurzmeldung

Bild­hau­er bringt Lehr­ling um
Der Erfin­der der Töp­fer­schei­be und der Säge ist tot! Letz­te Woche wur­de Talos vom Bild­hau­er und Bau­meis­ter Dai­da­los von der Burg­mau­er Athens her­un­ter­ge­sto­ßen. Der Täter begang die Flucht. Er nahm sei­nen Sohn mit. Zur­zeit weilt er bei König Minos auf der Insel Kre­ta. Sol­da­ten sind unterwegs.

Ich fin­de die­sen Text gera­de auch von der Wort­wahl schon beacht­lich in der Klas­sen­stu­fe 6. Auf­ga­be war es, den wahr­schein­lich wah­ren Kern der Dai­da­los-Sage in eine kur­ze Zei­tungs­mel­dung zu trans­for­mie­ren. Ein­bet­tet war die­se Auf­ga­be ich eine Ein­heit über Sagen, bzw. auch ver­schie­de­ne Typen von Sagen. Eigent­lich auch eine schö­ne Vor­übung für die Inhaltsangabe…

Verlorene Links – Teil 4

  1. Die CSU setzt sich metho­disch so mit dem poli­ti­schen Geg­ner aus­ein­an­der, wie man es eigent­lich eher von ande­ren Par­tei­en erwar­tet. Naja – das ist bestimmt schon bedroh­lich, wenn man Jahr­zehn­te in Bay­ern allei­ne regie­ren durf­te und jetzt auch noch Gewicht in der Uni­on verliert.
  2. Dami­an Duch­amps for­dert einen Gene­ra­tio­nen­wech­sel in der Leh­rer­schaft und setzt ein wenig ste­reo­typ alt=reformunwillig, jung=reformwillig – zumin­dest könn­te man sei­ne Gedan­ken mit ein biss­chen Bös­wil­lig­keit so lesen. Wenn man „Gene­ra­ti­on“ eher evo­lu­tio­när mit bestimm­ten Per­sön­lich­keits­ty­pen in der Leh­rer­schaft defi­niert, wird da für mich ein Schuh draus. Die­se Dis­kus­si­on ver­dient in mei­nen Augen auf jeden Fall eine Fort­set­zung – gera­de auch bei so man­chem Bildungsjournalisten.
  3. Herr Lar­big twit­tert ein inter­es­san­tes Skript von einen Radio­bei­trag zu Heli­ko­pter­el­tern. Das sind die, die ihr Kind beim ers­ten poten­ti­el­len Regen­trop­fen mit dem Auto zur Schu­le fah­ren… An dem Skript ent­setzt mich eher, dass dort lau­ter Selbst­ver­ständ­lich­kei­ten „wis­sen­schaft­lich ange­stri­chen“ pro­ble­ma­ti­siert werden.
  4. Der Land­tag mei­nes Bun­des­lan­des Nie­der­sach­sen hat heu­te 320 Sol­da­tin­nen und Sol­da­ten in ihre Aus­lands­ein­sät­ze ver­ab­schie­det. Ich emp­fin­de das als eine star­ke Ges­te der Poli­tik. Man kann zur Sache an sich ste­hen, wie man will: Die Sol­da­tin­nen und Sol­da­ten kön­nen am wenigs­ten dafür. Bleibt noch zu hof­fen, dass poten­ti­el­len „Fehl­ver­hal­ten“ vor Ort nicht vor Zivil­ge­rich­ten ver­han­delt wer­den wird: Erst die jun­gen Men­schen in Extrem­si­tua­tio­nen schi­cken und dann hier nach zivi­len Maß­stä­ben ver­kna­cken. Ich per­sön­lich weiß nicht, ob die ethi­schen Grund­sät­ze dann nicht schon ein wenig frü­her grei­fen soll­ten… Die Links­par­tei hat sich der Sache übri­gens ver­wei­gert. Mensch und Sys­tem soll­te man schon tren­nen kön­nen – fin­de ich.
  5. Durch Herrn Rau habe ich die Hype­kur­ve ken­nen gelernt (Ich errei­che übri­gens nie das ers­te Maxi­mum – dazu bin ich wohl zu abge­brüht und ver­kopft). Außer­dem gibt es im Anschluss zum sehr infor­ma­ti­ven Arti­kel auch noch eine schö­ne Dis­kus­si­on zu Mood­le. Cool fin­de ich aber vor allem die Fortbildungseinstiegsidee.

Transformationen der Macht

Ein alter Hof auf einer noch älte­ren Warft irgend­wo auf einem Nord­see­ei­land. Hek­ti­sches Trei­ben auf den Gän­gen. Zet­tel wer­den auf einen Tisch mit drei schmun­zeln­den Men­schen gelegt. Auf den Zim­mer­tü­ren hän­gen Zet­tel mit Auf­schrif­ten wie „Wür­fel­frucht Inc.“ oder „Urlaub Per­fekt“ oder gar „Regie­rung“. Auch Orts­na­men sind ver­tre­ten „Lino“ z.B. – ein mick­ri­ges Dorf bestehend aus drei Bau­ern und einem Tisch­ler. Das unent­deck­te Eiland „Safo“ muss sich ent­schei­den: Ent­we­der ein Flug­ha­fen für die Tou­ris­ten (und „Urlaub Per­fekt“) oder ein Indus­trie­ha­fen für Wür­fel­frucht Inc. Bei­des geht nicht – so sind die Regeln. Ich bin übri­gens Wirt­schafts­mi­nis­ter in die­sem Spiel. Irgend­wann hat mich kei­ner aus dem Volk mehr lieb und mei­ne Ent­schei­dun­gen wer­den wahr­haf­tig immer sinn­be­frei­ter. Jeder Stroh­halm, jeder Aus­weg ist mir recht. Im Jahr davor war ich Bau­er. Da habe ich den Pro­test­marsch auf das Regie­rungs­zim­mer ange­zet­telt. Mit Trans­pa­ren­ten, mit Paro­len. Das war irgend­wie cooler.

Es ist eines der bes­ten Plan­spie­le, die ich ken­ne. Lei­der wird es nicht mehr auf­ge­legt und die Rech­te­la­ge ist unklar – dabei habe ich alle Rol­len und Regeln noch digi­tal vorliegen.

Man lernt bei Plan­spie­len etwas über Macht, da sich ein gutes Plan­spiel ver­selbst­stän­digt und dann rea­le psy­cho­lo­gi­sche und sozia­le Pro­zes­se ein­set­zen, die Welt abbil­den, wie sie ist. „Safo­bau­er“ sein ist immer ein­fach:  Wenig Ver­ant­wor­tung, mit ein biss­chen Grips und Ver­net­zung (ging auch schon vor mehr als 20 Jah­ren) konn­te man den Mäch­ti­gen eine Men­ge Pro­ble­me machen – aber ent­schie­den haben dann doch ande­re. Zum Schwit­zen brin­gen konn­te man sie – mehr nicht.

Wei­ter­le­sen

Diktattext: S‑Laute

Jaja, ich gebe es zu: In die­sem Jahr habe ich vie­le Dik­ta­te vor Weih­nach­ten schrei­ben las­sen schrei­ben las­sen wol­len. Hier der letz­te Text aus der Rei­he – dies­mal zu S‑Lauten und Fremd­wor­ten. Zei­chen habe ich mitdiktiert.

Erin­ne­rung an damals

Als er sich in der Che­mie­samm­lung beim Auf­räu­men befand, muss­te er sich sehr wun­dern, als ihn der Rhyth­mus einer Leh­rer­be­grü­ßung mit­riss. Die Klas­se sag­te nicht etwa gelang­weilt „Guten Morgen“, son­dern „Einen wun­der­schö­nen guten Morgen!“. Es inter­es­sier­te ihn nun sehr, wer die­se Klas­se war, aber an dem Nie­sen von Melo­dy hat­te er sie sofort erkannt: Es war sei­ne ehe­ma­li­ge Klas­se 6d.
Ein dicker Kloß saß ihm im Hals und fast flos­sen Trä­nen der Rüh­rung aus sei­nen Augen. Alle sei­ne jet­zi­gen Klas­sen waren so aggres­siv, dass er sie min­des­tens fünf Minu­ten auf­ste­hen las­sen muss­te, bevor sie end­lich Ruhe gaben und der Unter­richt begin­nen konn­te. Sie ver­ga­ßen oft die Haus­auf­ga­ben und erwie­sen sich auch sonst als sehr wider­spens­tig. Nie gab es ein so mit­rei­ßen­des Will­kom­men wie damals.
Trau­rig las er die Auf­ga­ben­stel­lung zu der Che­mie­ar­beit, die eine sei­ner neu­en Klas­sen nun gleich schrei­ben soll­te. Er war sich nicht sicher, ob sie das The­ma wirk­lich ver­stan­den hat­ten, denn in den ent­schei­den­den Momen­ten pass­te nie jemand auf. Wie ger­ne hat­te er die Deutsch­ar­bei­ten sei­ner ehe­ma­li­gen Klas­se 6d gele­sen und zensiert. 

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