Mit der Waage zählen

Die Her­aus­for­de­rung:

In der Che­mie hat man es sehr oft mit Zah­len­ver­hält­nis­sen zu tun – sel­te­ner mit Mas­sen­ver­hält­nis­sen. Das ein­fachs­te Bei­spiel ist die soge­nann­te Sum­men- oder Ver­hält­nis­for­mel. So bedeutet

Cu2S

etwa, dass im Stoff Kupfer(I)-Sulfid immer zwei Kup­fer­ato­me auf ein Schwe­fel­atom kom­men, bzw. das Anzahl­ver­hält­nis von Kup­fer- zu Schwefelatomen

2:1

beträgt. Nun haben wir so gewis­se Pro­ble­me, Ato­me in der rea­len Welt optisch aus­zu­ma­chen – zwar kann unser Auge weni­ge Pho­to­nen wahr­neh­men, ein­zel­ne Ato­me las­sen sich damit jedoch nicht anschau­en. Selbst Elek­tro­nen­ras­ter­mi­kro­sko­pe (ste­hen eher nicht in der Schu­le her­um) machen im Prin­zip ledig­lich Elektronen(-hüllen) durch Elek­tro­nen sicht­bar – die dort abge­bil­de­te Wirk­lich­keit passt jedoch erstaun­lich gut zur Quan­ten­theo­rie. Den­noch kommt der Begriff „Atom“ (von griech. ἄτομος/átomos) schon in der Anti­ke und weit vor der Erfin­dung des Ras­ter­mi­kro­skops vor. Wie um Him­mels Wil­len sind die Men­schen dar­auf gekom­men, dass unse­re Welt aus win­zi­gen, klei­nen Teil­chen besteht?

Im Wesent­li­chen wur­de zu expe­ri­men­tel­len Befun­den eine Theo­rie ent­wi­ckelt.  Lässt man Stof­fe mit­ein­an­der reagie­ren, so tun sie das immer in einem ganz bestimm­ten Mas­sen­ver­hält­nis. Ein klas­si­sches Bei­spiel ist die­ser Ver­such. Wie kommt man aber von der Tat­sa­che, dass Stof­fe in einem bestimm­ten Mas­sen­ver­hält­nis mit­ein­an­der reagie­ren, zur Annah­me, dass Ato­me, d.h. win­zi­ge Teil­chen mit weit­ge­hend kon­stan­ter Mas­se existieren?

Mei­ne bis­he­ri­gen Lösungansätze

Schritt 1:

Ich mache im Unter­richt die­sen oder die­sen Ver­such, bzw. las­se ihn die SuS machen. Ich ach­te dar­auf, dass die Ergeb­nis­se unge­fähr hin­kom­men – des­we­gen schie­be ich oft noch die Kup­fer­oxid­ge­schich­te hin­ter­her, wenn der ers­te Ver­such nicht so ein­deu­tig ver­läuft. Man bekommt her­aus, dass Stof­fe nicht in jedem belie­bi­gen Mas­sen­ver­hält­nis mit­ein­an­der reagie­ren – anschau­lich wird das beson­ders dadurch, indem man für jede Teil­mes­sung nor­miert, d.h. z.B. immer berech­nen lässt, mit wie wel­cher Mas­se Schwe­fel bzw. Sau­er­stoff 1g Kup­fer reagiert hät­te. Dafür braucht es heu­te nicht ein­mal einen Drei­satz mehr, da ich hier in Nie­der­sach­sen Raub­bau in der Mathe­ma­tik betrei­ben kann. Die lehrt Pro­por­tio­na­li­tä­ten in ihren Spi­ral­cur­ri­cu­lum näm­lich so:

Man muss nur ope­ra­tio­na­li­sie­ren, wie man auf den Fak­tor kommt (Fall 1: Die Zahl 1 ist klei­ner als der Mess­wert, Fall 2: Die Zahl 2 ist grö­ßer als der Mess­wert). – das ken­nen die SuS aber eigent­lich aus dem Mathe­ma­tik­un­ter­richt, bzw. das kommt dann schnell wie­der. Frü­her habe ich tat­säch­lich Ver­hält­nis­glei­chun­gen mit den SuS auf­ge­löst oder Gera­den mit Stei­gungs­drei­ecken gezeich­net. Damit erle­be ich heu­te eher kei­ne Erfol­ge mehr. Es ist eben so wie es ist und die oben skiz­zier­te Rechen­ope­ra­ti­on ist durch den Mathe­ma­tik­un­ter­richt in der 7. Klas­se hier in Nie­der­sach­sen sicher eingeführt.

Schritt 2:

Ich ver­tei­le zwei Arten von Kugeln. Leich­te und schwe­re Kugeln, wobei die Kugeln bei­der Gat­tun­gen aber unge­fähr die glei­che Mas­se haben. Jede Grup­pe erhält zusätz­lich eine Waa­ge und soll mit einem defi­nier­ten Start­wert von Kugeln begin­nen, also etwa drei leich­ten und einer schwe­ren Kugel. Die Mas­se der leich­ten Kugel wird ins­ge­samt bestimmt wie auch die Mas­se der schwe­ren Kugel. In den wei­te­ren Durch­gän­gen soll das Mas­sen­ver­hält­nis von leich­ten und schwe­ren Kugel­por­tio­nen stets erhal­ten blei­ben und die jewei­li­gen Anzah­len von leich­ten und schwe­ren Kugeln sol­len notiert werden.

Eine Tabel­le könn­te dann so aussehen:

m(Kugelportion,leicht) m(Kugelportion,schwer) Quotient(leicht/schwer) n(Kugeln, leicht) n(Kugeln,schwer) Quotient(leicht(schwer)
5g 5g 1 3 1 3
10g 10g 1 6 2 3
15g 15g 1 9 3 3

Her­aus­kom­men soll natür­lich: Hal­te ich das Mas­sen­ver­hält­nis der bei­den Kugel­ar­ten kon­stant, so bleibt auch das Anzahl­ver­hält­nis kon­stant. Ich fürch­te bloß, dass heu­te kaum noch etwas mit dem Begriff „Zah­len­ver­hält­nis“ anfan­gen kann – natür­lich könn­te ich bei der Tabel­le wie­der her­ge­hen und jeweils auf eine schwe­re Kugel normieren…

Schritt 3:

Was bedeu­tet das für den Ver­such mit Kup­fer und Schwe­fel bzw. Sau­er­stoff? Eine mög­li­che Erklä­rung für unse­re Beob­ach­tung der kon­stan­ten Mas­sen­ver­hält­nis­se könn­te dar­in lie­gen, dass die Stof­fe Kup­fer und Schwe­fel aus ein­an­der glei­chen, aber stoff­spe­zi­fisch unter­schied­lich schwe­ren „Kugeln“, den Ato­men auf­ge­baut sind – es gibt fai­rer­wei­se auch ande­re Erklä­run­gen, aber das klingt erst­mal plau­si­bel. Die Kis­te so zu erklä­ren deckt sich zudem mit ande­ren Beob­ach­tun­gen aus der Chemie.

Schritt 4:

Dann kommt ein klei­ner Exkurs in den Begriff des Ver­hält­nis­ses. Ich arbei­te immer mit Mäd­chen- und Jun­gen­por­tio­nen in einer Klas­se: Wenn jeder Jun­ge 40 Kilo wiegt, wie vie­le Jun­gen sind dann in einer Jun­gen­por­ti­on mit einer Mas­se 400 Kilo ent­hal­ten?  Dann ist der Weg zur Berech­nung von Anzahl­ver­hält­nis­sen nicht mehr weit.

Von

n(Junge)=m(Jungenportion)/m(Junge)

ist es dann auch nicht mehr weit zu

n(Kupferatom)=m(Kupferportion)/m(Kupferatom)

Man kann sogar ket­ze­ri­sche Fra­gen stel­len, on die Jun­gen lie­ber in Klas­se a) wäre, für die gilt:

n(Jungen)/n(Mädchen) > 1

oder in Klas­se b), für die gilt:

n(Jungen)/n(Mädchen) < 1

Pro­blem:

Ich fin­de kei­nen über­zeu­gen­den Über­gang von Schritt 2 zu Schritt 3. Ich muss das im Unter­richt immer übers didak­ti­sche Knie bre­chen. Ich habe in die­sem Jahr auch schon Schritt 4 vor­ge­zo­gen… Immer sel­te­ner höre ich die­sen Gedan­ken­gang von mei­nen SuS. Viel­leicht ist Schritt 2 ja auch doof. Oder die SuS gehen in ihrem All­tag sel­ten mit Ver­hält­nis­sen um… . Viel­leicht lässt sich im Vor­we­ge noch mehr und etwas anders machen. Habt ihr da drau­ßen Ideen? Ich hät­te es schon ger­ne etwas selbst­be­stimm­ter, weil für mich genau so etwas ja auch natur­wis­sen­schaft­li­ches Den­ken ausmacht.

Verlorene Links – Teil 6

  1. Es gibt ein neu­es, inter­es­san­tes Leh­rer­blog – wahr­schein­lich sogar aus Nie­der­sach­sen – was ich ent­deckt habe. Der Kol­le­ge oder die Kol­le­gin schreibt anonym mit DE-Domain. Das funk­tio­niert über einen Domain­treu­hand­dienst mit Sitz in der Tür­kei. Man ist so natür­lich schon wesent­lich frei­er mit Mei­nungs­äu­ße­run­gen zum Dienstherren…
  2. Herr Rau zeigt, wie sich über CSS Zei­chen­sät­ze direkt im Web ver­drah­ten las­sen, sodass end­lich alle päd­ago­gi­schen Sei­ten in Comic Sans erschei­nen können.
  3. Auf moodle.org läuft eine Akti­on zum The­ma „49 Fra­gen zu Mood­le“ (spe­zi­el­les Forum). Spe­zi­ell ist hier­bei, dass für ein eigent­lich kol­la­bo­ra­ti­ves Vor­ha­ben das Fra­ge-Ant­wort-Forum genutzt wird, d.h. man sieht erst die Bei­trä­ge der ande­ren, wenn man auch eine Ant­wort gepos­tet hat, was ech­te Kol­la­bo­ra­ti­on und u.a. Inspiration/Evolution durch ande­re Bei­trä­ge wir­kungs­voll ver­hin­dert, aber eben auch dafür sorgt, dass man sich als „Neu­ein­stei­ger“ eben viel­leicht nicht durch Bei­trä­ge von „Mood­le­grö­ßen“ abschre­cken lässt. Ich per­sön­lich fin­de die Metho­dik gewöh­nungs­be­dürf­tig und eben „typisch Mood­le“. Wäre ich in Mood­le noch unbe­leckt, sähe das wahr­schein­lich aber anders aus…

Ähm – ich habe ges­tern ein Fort­bil­dung mei­nes Dienst­her­ren erlebt, die Sinn gemacht hat, d.h. von jeder Schu­le wur­den zwei KuK durch die Dezer­nen­ten dazu ein­be­stellt, weil es schließ­lich um das neue Kern­cur­ri­cu­lum gehen soll­te (des­sen Halb­werts­zeit wahr­schein­lich abzu­se­hen ist). Es ging um Film­ana­ly­se und es wäre metho­disch natür­lich noch mehr her­aus­zu­ho­len gewe­sen – von drei Stun­den hat­ten die Fort­zu­bil­den­den einen geschätz­ten Rede­an­teil von 0,5%. Dum­mer­wei­se habe ich mich dabei ertappt, mich von mei­ner eige­nen Nuller­war­tungs­hal­tung ein­neh­men zu las­sen und eben wie ein ech­ter Leh­rer dort zu sit­zen, des­sen Kör­per­spra­che sagt: „Sprich mich nicht an!“ Erschre­ckend, wie sehr man durch die Jah­re domes­ti­ziert wor­den ist…

Fort­bil­der kann man wohl noch mit Freu­den sein. Die Inhal­te kann ich zumin­dest für mei­nen Unter­richt sehr gut gebrau­chen und sie waren sogar auf die Pra­xis bezogen.

Warum Schulinspektion allein wertlos ist

Tho­mas Ker­stan erwar­tet gespannt die Schul­in­spek­ti­on an der Grund­schu­le sei­ner Toch­ter, bzw. natür­lich auch die Ergeb­nis­se. Die Schul­in­spek­ti­on ist ein Instru­men­ta­ri­um zu Deskrip­ti­on, zur Dar­stel­lung eines Ist-Zustan­des einer Schu­le und läuft hier in Nie­der­sach­sen hin­sicht­lich der Kri­te­ri­en in mei­nen Augen sehr trans­pa­rent ab. Sehr vie­le Res­sour­cen flie­ßen in die Orga­ni­sa­ti­on der Inspek­ti­on, per­so­nell, finan­zi­ell und ideell – es muss geschult, kon­zep­tio­niert, nach­ge­dacht, reflek­tiert wer­den. Nach der Inspek­ti­on hält die Schu­le einen über­sicht­li­chen Plan über ihre Stär­ken und Schwä­chen in der Hand. Das hört sich doch gut an, oder?

Wohl­wol­lend lie­ße sich for­mu­lie­ren, dass die Deskrip­ti­on eines Ist-Zustan­des immer der ers­te Schritt für nach­hal­ti­ge Qua­li­täts­ent­wick­lung ist. Aus mei­ner guten alten Jugend­ar­beits­zeit ist mir mit Blick auf die „Qua­li­täts­ent­wick­lung“ fol­gen­der Vier­schritt bekannt:

  1. Wo ste­hen wir?
  2. Wo wol­len wir hin?
  3. Wie errei­chen wir das Ziel?
  4. Wel­che kon­kre­ten Maß­nah­men lei­ten wir wann ein?

Die Inspek­ti­on bleibt bei der ers­ten Fra­ge ste­hen. Viel­leicht ver­schrift­licht sie ledig­lich, was an der Schu­le meist dif­fus eh schon bekannt ist – aus unse­rem Inspek­ti­ons­be­richt habe ich z.B. null Über­ra­schun­gen her­aus­ge­le­sen. Trotz­dem ist er natür­lich hilf­reich in bestimm­ten Argumentationssituationen.

Ent­schei­dend ist, dass Schu­le mit den Ergeb­nis­sen der Inspek­ti­on und den letz­ten drei Schrit­ten – also bei der eigent­li­chen Arbeit – weit­ge­hend auf sich gestellt  bleibt oder böse for­mu­liert: Damit allei­ne gelas­sen wird. Die Her­aus­for­de­run­gen sind in der jewei­li­gen Schu­len ent­stan­den – die Her­aus­for­de­run­gen sol­len jetzt intrin­sisch gelöst wer­den. Ich habe gehört, dass Schu­len A14- oder A15-Stel­len für den Bereich der Qua­li­täts­ent­wick­lung aus­schrei­ben und ich habe gehört, dass sol­che oft schul­in­tern besetzt werden.Das hal­te ich für pro­ble­ma­tisch, weil der Fokus dann schnell auf „Noch mehr neben dem Unter­richt“ gelegt wird.

Bes­ser fän­de ich ein umfang­rei­ches und qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ges Ange­bot von exter­nem Per­so­nal, um den Kern schu­li­schen Han­delns zu stär­ken, z.B. die Per­sön­lich­keits­ent­wick­lung von Lehr­per­so­nen und damit den Unter­richt selbst – dafür gibt es kei­ne „inter­ne Instanz“ und die wür­de zudem dort auch gar kei­nen Sinn machen.

Der Nacht­teil liegt auf der Hand: Ein neu­es Kon­zept zu XY ist schnell instal­liert und steht dann in der Lokal­zei­tung. Per­sön­lich­keits­ent­wick­lung dau­ert und ist kaum pres­se­gän­gig, weil Pres­se und Öffent­lich­keit sel­ten auf Nach­hal­tig­keit schau­en. Teu­er ist es auch. Der Tages­satz von qua­li­fi­zier­ten Refe­ren­ten fängt so bei einem Fünf­tel­jah­res­bud­get für die selbst­stän­di­ge Schu­le an – ein Topf, aus dem hier in NDS noch mehr zu bedie­nen ist… Es ist eben auch eine Fra­ge des Geldes.

Update:

Das Land Nie­der­sach­sen bie­tet den Schu­len mit der Schul­ent­wick­lungs­be­ra­tung eine kos­ten­lo­se Unter­stüt­zung an – aller­dings gehört der Auf­ga­ben­be­reich der Per­sön­lich­keits­ent­wick­lung von Lehr­kräf­ten nicht zum Kata­log der Ange­bo­te – der müsst also wohl nach wie vor extern „ein­ge­kauft“ wer­den. Geschätz­te Zah­len und Infor­ma­tio­nen zum Qua­li­fi­zie­rungs­pro­zess der zur­zeit 30 Schul­ent­wick­lungs­be­ra­te­rin­nen und ‑bera­ter an vier Stand­or­ten im Land las­sen sich hier fin­den. Mir fehlt als Infor­ma­ti­on eigent­lich nur ein Link auf die Stu­die der Schwei­zer Fir­ma und Infor­ma­tio­nen zum Umfang der Stun­den­ent­las­tung des inner­halb der Schul­ent­wick­lung­be­ra­tung täti­gen Personals.

EduCamp in Bremen

Sehr, sehr viel ist schon von ande­ren zum Edu­Camp geschrie­ben wor­den, z.B. von

Das Edu­Camp ist eine Tagung im Bar­Camp-For­mat, was einen erfri­schend ande­ren Ansatz zu dem dar­stellt, was man als Leh­ren­der „nor­ma­ler­wei­se“ als „Kon­fe­renz“ erlebt. Das fängt schon bei dem offe­nen Raum an:

Getagt wur­de in der GW2-Cafe­te­ria der Uni Bre­men in einem gro­ßen Raum auf meh­re­ren Ebe­nen. Ein Sprin­gen zwi­schen den über 50 Ses­si­ons war so pro­blem­los mög­lich. Bar­camps wer­den ger­ne als „Unkon­fe­renz“ bezeich­net, weil sie mit grund­sätz­li­chen Regeln bre­chen, z.B.

  • man hört Vor­trä­ge und lässt sich berieseln
  • man ist still und hört zu
  • man bleibt höf­lich in einem Vor­trag, wenn er ange­fan­gen hat
  • […]

Nach einem Bar­camp stel­le ich immer für mich fest, dass jede Leh­rer­kon­fe­renz die Bezeich­nung „Unkon­fe­renz“ mehr ver­dient hät­te: Da wird gemalt, gesurft, mit dem Nach­barn gequatscht, gedöst, inef­fek­tiv gere­det. Ein sol­ches Foto von mir gibt es in einer Leh­rer­kon­fe­renz nicht:

Foto: @lutzland

Auf dem Bar­camp wird gemalt, gesurft, get­wit­tert, ein Gedan­ke ins Ether­pad der jewei­li­gen Ses­si­on über­tra­gen, gemein­sam doku­men­tiert und gestal­tet – mit dem Nach­barn wird allen­falls pro­zess­be­zo­gen gere­det oder man wech­selt halt die Ses­si­on – das ist aus­drück­lich gewünscht. Wenn man dösen will, geht es eben in den Loun­ge­be­reich, wo man das bei Saft und fri­schem Obst kann ohne schief ange­schaut zu wer­den. Wenn eine Ses­si­on zu „exper­ti­sie­ren“ droh­te, sag­te das meist irgend­ein Mit­glied der Ses­si­on: „Ich kom­me jetzt nicht mehr mit, die Ebe­nen sind mir unklar…“ – und dadurch wur­de das Gespräch wie­der geöff­net – ent­we­der für ande­re Stim­men oder für lei­se Zuschau­er, die dem Gesche­hen von außen folg­ten –  oft undenk­bar in z.B. einer Fach­kon­fe­renz: „Dann sit­zen wir hier ja noch bis…“

Ich habe an ins­ge­samt vier Ses­si­ons teil­ge­nom­men, von denen ich nur die Grund­fra­ge wiedergebe:

  1. Neue Medi­en für alte Leh­rer – Wie brin­ge ich neue Tech­no­lo­gien in die Flä­che? (Ant­wort: Indem ich zei­ge, wie der All­tag durch sie leich­ter wer­den kann).
  2. Ler­nen in vir­tu­el­len 3d-Wel­ten – Wie und mit wem kann ich in wel­chem Kon­text in Second Life sinn­voll lernen?
  3. Know-How aus­tau­schen – Vor wel­chen Pro­ble­men ste­hen Platt­for­men, die dies ver­su­chen? Wie lässt sich Zusam­men­ar­beit initiieren?
  4. Authen­ti­zi­tät und Wahr­haf­tig­keit als Lern­vor­aus­set­zung – War­um schei­tern so vie­le Leh­rern an Dilemmas?

Außer­dem saß ich zusam­men mit eini­gen blog­gen­den Leh­rern bzw. eduaf­fi­nen Per­so­nen auf der roten Couch zum Talk – ich ver­lin­ke das Video, sobald es online zu sehen ist – beim Live-Stream waren angeb­lich 150 Leu­te mit dabei…

Man muss sehr vie­len Per­so­nen für die­ses Edu­Camp dan­ken, allen vor­an natür­lich Tho­mas Bern­hardt und sei­nen vie­len, vie­len guten Geis­tern und Spon­so­ren. Es wur­de uns wirk­lich ein rund­rum-glück­lich Paket geschnürt, für das leib­li­che Wohl gesorgt, und, und, und…

Auf die Fall­hö­he die­ser Ver­an­stal­tung zu übli­chen Leh­rer­fort­bil­dun­gen, die ich erle­ben muss­te, gehe ich bes­ser gar nicht erst ein – der Ver­gleich hinkt natür­lich auch und ist unfair oben­drein, weil man dort natür­lich nicht Men­schen aus der Wirt­schaft, von Uni­ver­si­tä­ten, von frei­en Bil­dungs­or­ga­ni­sa­tio­nen, von Think Tanks von … trifft, die alle oft allein an einem schei­tern: Der Per­sön­lich­keits­ent­wick­lung derer, für die sie sich ver­ant­wort­lich fühlen.


Moodle: Historisches Dokument

Auf dem Edu­Camp in Bre­men wird es eine Ses­si­on zum The­ma Medi­en­päd­ago­gi­sche Wett­be­wer­be als Unter­stüt­zung digi­ta­ler Bil­dung in … geben. Zusam­men mit dem nicht ganz pas­sen­den Arti­kel in der Zeit ver­moch­te dies eine Erin­ne­rung an das Jahr 2005 aus­zu­lö­sen. Damals war die gan­ze Mood­le­ge­schich­te für mich noch völ­lig neu, sodass ich mich im ers­ten Extrem­wert der Hype­kur­ve befand. Mood­le war damals in Deutsch­land noch brand­neu und unbekannt.

Da wur­de mir eine aus­ge­druck­te E‑Mail zu einem loka­len Wett­be­werb ins Fach geflat­tert. Miss­trau­isch war ich schon immer, aber damals habe ich mich schon ein wenig ange­strengt Her­aus­ge­kom­men ist die­se klei­ne Arbeit:

Wett­be­werbs­bei­trag

Das Ding ist sogar kom­plett durch­ge­TeXt – soll­te man mal wie­der kul­ti­vie­ren – der Schrift­satz im Web und von Word & Co. ist dage­gen eine ech­te Katastrophe.

Wer dar­in liest, fin­det eine gan­ze Men­ge Hoff­nun­gen und auch Kon­zep­te, die sich heu­te in Zusam­men­hang mit Mood­le vie­ler­orts eta­bliert haben – und auch eine schi­cke Mood­le­ein­füh­rung neben­bei. Eini­ges klingt in der abge­brüh­ten Rück­schau fast ein wenig nied­lich – aber zu dem Text kann ich noch immer gut stehen.

Gewon­nen hab ich natür­lich nichts – schließ­lich haben das ja kei­ne Schü­ler gemacht (obwohl aus­drück­lich in der Aus­schrei­bung stand, dass …). Ich habe seit­dem Wett­be­wer­be gemie­den. Auf­wand und Nut­zen ste­hen für mich in kei­nem ver­nünf­ti­gen Ver­hält­nis – obwohl ich es damals schon „ein wenig“ über­trie­ben habe. Wenn ich mir bei heu­ti­gen Aus­schrei­bungs­tex­ten die Regu­la­ri­en so anschaue, so sind da häu­fig Din­ge, die ich merk­wür­dig finde:

  • unent­geld­li­che Rech­te­über­tra­gung auf den Aus­rich­ter (so kommt man güns­tig an Inhalte)
  • didak­ti­sche und metho­di­sche Begrün­dung (am bes­ten noch an Lite­ra­tur ange­bun­den) – schwie­rig, gera­de bei Web2.0‑Tools. Klar kann ich da was hin­sei­ern, was sich nett liest, aber eben doch letzt­lich nur net­tes Gesei­er ist (das Ver­fah­ren bewährt sich bei der Erstel­lung von Haus­cur­ri­cu­la außer­or­dent­lich – die zugrun­de­lie­gen­den Kern­cur­ri­cu­la ändern sich ja eh alle zwei bis drei Jahre).
  • zeit­auf­wen­di­ge Auswahlverfahren

Wür­de ich alles ger­ne au mich neh­men – allein es fehlt die Zeit. Außer­dem stürzt jede Woche eine neue Aus­schrei­bung auf mich ein – ist wahr­schein­lich recht medi­en­gän­gig. Nett wäre ein schö­ner Preis – z.B. eine Run­de Net­books (Klas­sen­satz) oder mei­net­we­gen auch die­se iDin­gens (wer­den jetzt ja güns­ti­ger wegen des neu­en iDin­gens). Lust bekom­men habe ich ange­sichts des ver­staub­ten, ring­ge­bun­de­nen Heft­chen aus den Tie­fen des IVAR-Regals schon…

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