Schulnetzwerk
In den letzten beiden Wochen habe ich mich ein wenig in unser Schulnetzwerk eingegraben – als medienpädagogischer Berater kann man es ja nicht auf sich sitzen lassen, dass man anderswo nichts vorzustellen hat – zudem haben wir hier mittlerweile vor Ort so ausgezeichnete Bedingungen, dass sich bestimmt auch einmal eine Tagung organisieren lässt. Weil unser Schulträger zurzeit massiv in bauliche Maßnahmen investiert, ist man geneigt, sich bei der Beantragung von Mitteln für den Vermögenshaushalt eher zurückzuhalten oder eben noch etwas zu warten.
Bei uns mangelt es nicht an Kupfer, das im Gebäude verlegt ist – es gibt sogar Glasfaserstrecken zwischen den einzelnen Gebäudeteilen. Es gibt in den Naturwissenschaften und in einzelnen Gebäudeteilen auch WLAN, jedoch längst nicht flächendeckend. In den PC-Räumen werkeln noch P4‑2,8Mhz-Kisten mit 512MB RAM vor sich hin. Zur betreuenden Firma kann ich noch nicht viel sagen – so richtig habe ich noch nicht mit ihr zusammengearbeitet. Gut wäre auf lange Sicht sicher ein periodischer Termin zur Sichtung und Besprechung der anfallenden Aufgaben.
Ein wenig möchte ich das Netzwerk planen und seinen Aufbau koordinieren, werde in der Anfangszeit aber etwas selber zaubern müssen. Immer wieder mache ich die Erfahrung, dass sich dabei viel Gehirnschmalz und Arbeit am Anfang ungemein positiv für die langfristige Ausrichtung auswirken. Folgende Grundsätze halte ich für Schulnetzwerke mittlerweile für essentiell:
- Eine zentrale Authentifizierung ist unbedingt notwendig. Ich nutze für meine Webservices dafür seit Jahren LDAP – kann auch ein AD (Windows) sein. Das ist quasi das Backend für alles weitere – am besten mit zumindest periodischer, nicht-physikalischer Anbindung (CSV, USB-Stick) an das Verwaltungsnetz der Schule. Dann kann man auch das mit der Datensparsamkeit realisieren.
- PC-Räume sind sowas von eighties. Die Zukunft liegt in der Cloud, die man sich entweder selbst bastelt oder einkauft. Folgerichtig muss ein wesentliches Augenmerk auf WLAN und Uplink liegen, um mittelfristig viele mobile Geräte bedienen zu können.
- Softwaredeployment ist der Schlüssel für Nachhaltigkeit. Software muss sich zwingend zentral verteilen lassen, am besten per PXE. So hat z.B. eine Firma einen zentralen Punkt, an dem neue Software eingepflegt wird – das spart Wartunsgkosten und öffnet gedankliche Räume für die Weiterentwicklung des Schulnetzwerks. Lösungen dafür gibt es viele, z.B. opsi, fog oder RIS.
- Ohne didaktisches Konzept ist jedes Schulnetzwerk wertlos. Die Technik muss die Freirräume schaffen.
- Ohne Fortbildung des pädagogischen Personal ist jedes Schulnetzwerk wertlos. Die Technik muss die Freiräume schaffen.
- Das System selbst muss didaktisches Potential und Partizipationsmöglichkeiten schaffen – Warum nicht Schülerinnen und Schüler mit in die Arbeit integrieren? Da gibt es viel zu lernen und zu erfahren. Also OpenSource. Zumindest auf dem Server.
- Das Netzwerk muss Bandbreite liefern – Gbit ist Mindeststandard – vor allem bei den Switches.
Momentan habe werden unsere Clients mit dem schon nicht mehr erhältlichem Microsoft Shared Computer Toolkit so verrammelt, dass Änderungen an der lokalen Installation auch ohne Zusatzhardware nicht möglich sind. Ein Schulserver regelt Freigaben via Samba und fungiert gleichzeitig als Netzfilter – über den Ansatz lässt sich trefflich streiten, aber er funktioniert. Leider bringt er diverse Nachteile mit sich, die die Punkte 4+5 meiner Liste betreffen.
Eine Software auf allen unseren Clients zu installieren, dauert ungefähr 20 Arbeitsstunden, da nicht nur die Software eingespielt werden will, sondern auch die Rechner immer wieder aus der Domäne fliegen usw.. Das geht so nicht. Deswegen Deployment (Punkt 3) – image- (fog) oder systemdienstbasiert (opsi). Das ist ein Muss – gerade auch in heterogenen Systemlandschaften mit verschiedenen Windowsversionen. Es gibt schicke Windowslösungen, z.B. RIS. Kostet. Summen.
Perspektivisch muss so oder so ein neuer Server her, der z.B. einem eventuellem Dienstleister die Grundlage für eine Wartungstätigkeit bietet. In Niedersachsen läuft das an vielen Schulen über iserv. Es ist die in meinen Augen zur Zeit ausgereifsteste Schulserverlösung überhaupt (neben paedML aus BW) – kostet aber. Bezeichnenderweise ist die Kiste an einer Schule entstanden, die Punkt 6 meiner Liste sehr ernst genommen hat. Dummerweise kann iserv von Hause aus keine Terminals bedienen – das hätte ich aber soooo gerne. Die Vorstellung, 0815-Hardware auch in öffentlichen Bereichen der Schule zur Verfügung stellen zu können, finde ich nett. Zudem können unsere bestehenden Clients PXE. Fürs Terminal reicht die Hardware dicke.
Wo will ich hin?
- Kollege XY hat den Wunsch nach einer Software, die idealerweise frei verfügbar ist (sonst muss er die Lizenzen eben auftreiben). Ich oder ein Schüler oder ein Dienstleister modifiziert Remote das Basisimage. Ein Systemdienst weckt nachts die Clients via WOL auf und spielt das Image neu auf. Kollege XY kommt am nächsten Morgen und kann arbeiten.
- Die Festplatte eines Notebooks an einem SMART-Board versagt. Der Techniker der Hardwarefirma kommt mit einem Ersatz, bootet via PXE und das Image wird ohne Nutzereingriff restauriert auf den letzten Stand.
- Das Notebook in der Chemie ohne festen Netzzugriff wird durch einen Kollegen verkonfiguriert. Ich sage dem Schulassistenten Bescheid, der es zu sich in die Werkstatt nimmt und per PXE über einen GBit-Uplink zum Deploymentserver das Image restauriert und nach 30 Minuten wieder in die Chemie stellt.
- Ein Mediaserver im Schulnetz versorgt nach Klärung von Lizenzfragen das Schulnetz per DLNA mit Audiofiles (Fremdsprachen-CDs) und Filmen (z.B. Merlin). Jedes Android‑, iOS- oder Sonstwiegerät mit DLNA-Client spielt das im Klassenraum z.B. über WLAN ab. DLNA-Clients sind übrigens oft sehr schicke Apps, mit denen jeder Mausschubser zurechtkommt.
Technisch ist das alles möglich – heute, komplett mit OpenSource. Müsste das für unsere Schule umgesetzt werden, würde ich inkl. Migration bei einer fähigen Firma dafür drei Wochen mit ca. 120 Mannstunden ( 80,- Euro Stundensatz – soll ja eine fähige Firma sein) ansetzen. Dann wäre mit einem Kapitaleinsatz von ca. 20.000 Euro inkl. Hardware aber für einige Zeit Ruhe. Und: Man spart auf mittlere Sicht erheblich bei den Wartungskosten. Außerdem habe ich eigentlich das Unterrichten gelernt und sollte mich darauf konzentrieren. So – und jetzt Fundraising.