Dieses Blog war noch nie besonders politisch … (Laschet)
… aber das, was gerade im Kontext der unbeschreiblichen Flutkatastrophe an Verhalten von einem Bundeskanzlerkandidaten zu sehen war, hat für mich dann doch grundsätzliche Bedeutung.
Bundespräsident Steinmeyer hält eine Rede im Krisengebiet – auch darüber kann man eigentlich schonmal reden. Annalena Baerbock wurde vorgeworfen, nicht ins Krisengebiet gefahren zu sein. Meine Bekannten zum THW-Zug aus Cloppenburg haben zu beiden Ansätzen so ihre Meinung, sprechen z.B. von „Zusatzbelastung“ von Hilfsorganisationen im Kontext von Presseterminen vor Ort.
Im Hintergrund ist Armin Laschet zu sehen, wie er – von wahrscheinlich Parteikollegen – angesprochen wird und mit ihnen herzhaft lacht. Im Vordergrund wird von Herrn Steinmeyer gleichzeitig betroffen gesprochen.
Deutschland erlebt eine Krise von internationalem Ausmaß – wenngleich relativ klein im Vergleich zu anderen Katastrophen in der Welt. Laschet wird ggf. Kanzler werden. Stellen wir uns einmal vor, er besucht ein Krisengebiet in einem anderen Land und verhält sich in dieser Art und Weise. Seine Reaktion auf Kritik an seinem Verhalten auf Twitter sah so aus:
Er bedauert den Eindruck, der entstanden ist. Bis zu diesem Punkt hätte ich es irgendwie erklären können, warum man als Übersprungshandlung in einer solchen Situation lacht – meinen Kindern hätte ich das nicht durchgehen lassen. Passenderweise hat Twitter gleich eine analoge Kommunikationsstrategie herausgesucht.Beide entschuldigen sich nicht für ihr Verhalten, sondern für den Eindruck, die ihr Verhalten in der Öffentlichkeit womöglich hinterlassen hat. Es geht überhaupt nicht um die Betroffenen oder die Situation: Es geht allein darum, möglichen Schaden von der eigenen Person oder Institution abzuwenden. Das ist natürlich politische Kommunikation, die von Berater:innen ersonnen wurde, die nicht im Dienst der Öffentlichkeit stehen. Zudem flammt jetzt noch in der Presse auf: „Steinmeyer hat ja auch gelacht!“ – wenn dem so ist, ist das natürlich auch nicht Ordnung, aber zur Verteidigung Laschets jetzt nicht so optimal.
Was hätte ich gerne von Herrn Laschet in dieser Situation gesehen?
Herr Laschet wird humorvoll von Parteikolleg:innen angesprochen. Ich hätte jetzt gerne einen scharfen Blick und beschwichtigende Hände mit eindeutiger Geste gesehen. So gehört sich das für einen Menschen, der einen Leitungsanspruch in Deutschland erhebt. Das ist mein Maßstab. Vielleicht ist der überhöht. Vielleicht unterschätze ich den Druck, unter dem Herr Laschet persönlich steht.
Er hat es maximal verfehlt. Mir ist nicht so klar, ob ihm selber dieses Licht aufgegangen ist, oder ob er mit seinem Statement lediglich auf die öffentliche Kritik reagiert.
Was er aus meiner Sicht hätte sagen müssen, ist sowas hier:
Mein Verhalten war angesichts der Situation pietätlos gegenüber den Opfern, Helfern und Betroffenen in dieser beispiellosen Flutkatastrophe. Im Wahlkampf stehe ich unter enormen Druck, was zu meinem Fehler mit beigetragen hat. Ich bitte alle Betroffenen um Verzeihung. Ich stelle mich nun der aus meinen Fehlverhalten resultierenden öffentlichen Debatte und übernehme dafür die Verantwortung.
Wenn ich Herrn Laschet maximal negativ denke, werden wir unter seiner möglichen Kanzlerschaft als erste Maßnahme eine Regulierung der sozialen Medien sehen – damit solche „Eindrücke“ künftig schon im Keim erstickt werden können. Rezo, wo bist du? Mehr Vorlagen braucht es nicht für ein neues Video.