E.T.A. Hoffmann – Der Sandmann

End­lich ein­mal wie­der etwas aus dem Unter­richt – begin­nend mit einem Textauszug:

Er stell­te sich und Kla­ra dar, in treu­er Lie­be ver­bun­den, aber dann und wann war es, als grif­fe eine schwar­ze Faust in ihr Leben und ris­se irgend­ei­ne Freu­de her­aus, die ihnen auf­ge­gan­gen. End­lich, als sie schon am Trau­al­tar ste­hen, erscheint der ent­setz­li­che Cop­pe­li­us und berührt Kla­ras hol­de Augen; die sprin­gen in Natha­na­els Brust, wie blu­ti­ge Fun­ken sen­gend und bren­nend, Cop­pe­li­us faßt ihn und wirft ihn in einen flam­men­den Feu­er­kreis, der sich dreht mit der Schnel­lig­keit des Stur­mes und ihn sau­send und brau­send fort­reißt. Es ist ein Tosen, als wenn der Orkan grim­mig hin­ein­peitscht in die schäu­men­den Mee­res­wel­len, die sich wie schwar­ze, weiß­haup­ti­ge Rie­sen empor­bäu­men in wüten­dem Kamp­fe. Aber durch dies wil­de Tosen hört er Kla­ras Stim­me: „Kannst du mich denn nicht erschau­en? Cop­pe­li­us hat dich getäuscht, das waren ja nicht mei­ne Augen, die so in dei­ner Brust brann­ten, das waren ja glü­hen­de Trop­fen dei­nes eig­nen Herz­bluts – ich habe ja mei­ne Augen, sieh mich doch nur an!“ – Natha­na­el denkt: Das ist Kla­ra, und ich bin ihr eigen ewig­lich. – Da ist es, als faßt der Gedan­ke gewal­tig in den Feu­er­kreis hin­ein, daß er ste­hen bleibt, und im schwar­zen Abgrund ver­rauscht dumpf das Getö­se. Natha­na­el blickt in Kla­ras Augen; aber es ist der Tod, der mit Kla­ras Augen ihn freund­lich anschaut.

aus: E.T.A. Hoff­mann „Der Sandmann“

Auf­ga­be:

Ver­fas­sen Sie den Anfang des Gedich­tes, wel­ches hier in Pro­sa umschrie­ben wird. Gestal­ten Sie ihn so, dass Kla­ra kei­ne ande­re Wahl hat, als das Werk zu ver­nich­ten, so wie sie es auch mit Natha­na­els Werk im wei­te­ren Ver­lauf der Hand­lung tut.

Zwei Men­schen voll treu­er Lie­be und erfüll­ter Lebensfreude

Getrennt durch einen Schat­ten der dunk­len Tiefe.

Vor dem Altar, um sich ewig zu bin­den und in Lie­be zu leben,

Der Bräu­ti­gam mit­ge­ris­sen und verschleppt.

Wie ein Sturm reist das Böse ihn durch dunk­le Gassen

Die Braut ihren Gelieb­ten wie­der ins Licht holt

Sacht ihm ver­sucht die Augen zu öffnen.

Einen Moment vom Bösen entfernt

geret­tet

wie­der zurück ins Schwar­ze gezogen

trü­gen die Augen der Braut

Der Bräu­ti­gam auf ewig gefan­gen in den Zwän­gen des Schattens.

Es gab noch wei­te­re Gedich­te – jam­bi­sche mit Kreuz­reim, Tex­te mit Bild­spra­che, jedes für sich ein Lern­an­lass zu Gedich­ten. Die­ses jedoch schien uns als Kurs pas­send zur Auf­ga­be. Die Ver­dich­tung inner­halb der Kür­ze der zur Ver­fü­gung ste­hen­den Zeit fin­de ich schon beacht­lich. Und die Auf­ga­be schien den meis­ten aus dem Kurs Freu­de gebracht zu haben – und ein pro­ba­tes Mit­tel, um sich in einen Text zu ver­s­tie­fen, ist es allemal.

 

Interaktive Tafeln

Ich sehe zur­zeit viel bau­li­chen Unsinn in Zusam­men­hang mit inter­ak­ti­ven Tafel­lö­sun­gen. Oft bedin­gen die bau­li­chen Gege­ben­hei­ten immense Ein­schrän­kung bei der Nut­zung von inter­ak­ti­ven Tafeln, die sich durch etwas Über­le­gung und wenig Mehr­kos­ten leicht ver­mei­den las­sen, teil­wei­se aber auch die Pro­dukt­wahl von vorn­her­ein beein­flus­sen. Ich möch­te an die­ser Stel­le ein­mal vier ver­schie­de­ne Grund­set­tings vor­stel­len und auch gleich wer­ten. Ich ver­tre­te dabei die Grund­an­nah­me, dass jede Lösung immer in ein Sys­tem inte­grier­bar sein muss – dabei ist es egal, ob es sich um ein tech­ni­sches oder didak­ti­sches Sys­tem han­delt. Außer­dem ver­wen­de ich den Begriff „SMART-Board“ genau wie das Wort „Tem­po“ für Taschen­tuch: Damit sind auch die Pro­duk­te von Epson, Pro­me­the­an usw. gemeint – eben Tafeln, die als grö­ßen­wahn­sin­ni­ge Pen Tablets kon­zi­piert sind.

Set­ting A – oft anzutreffen:

Kurz­be­schrei­bung:

Ein SMART-Board wird an der Stel­le der Tafel mon­tiert und besitzt ein leis­tungs­fä­hi­ges Laut­spre­cher­sys­tem. Ein Note­book oder ein Steue­rungs­rech­ner steht auf einem Tisch dane­ben. Es ist idea­ler­wei­se in eine Schul­netz­werk­lö­sung eingebunden.

Mög­lich­kei­ten:

Man kann alle Medi­en und Inhal­te aus dem Inter­net auf das SMART-Board holen. Mit der inter­ak­ti­ven Soft­ware las­sen sich Tafel­bil­der erstel­len und auf einem Lauf­werk der Schul­netz­werk­lö­sung ggf. auch Schü­le­rin­nen und Schü­lern direkt nach der Stun­de durch ein­fa­ches Spei­chern zur Ver­fü­gung stel­len. Durch das Stan­dard­note­book ist man bei der Wahl der Soft­ware nicht wei­ter eingeschränkt.

Ein­schrän­kun­gen:

Es ist schon „by design“ ein streng fron­ta­les Set­ting. Kol­la­bo­ra­ti­on ist nur im dem Rah­men denk­bar, wie sie auch mit einer nor­ma­len Krei­de­ta­fel mög­lich ist (das geht aber tat­säch­lich). Als Lehr­kraft steht man immer mit dem Rücken zur Lern­grup­pe. Man kann das durch den Ein­satz einer wer­ti­gen Funk­tas­ta­tur lin­dern. Die­se Lösung bil­det in 80% aller Unter­richts­si­tua­tio­nen Schu­le ab, wie sie heu­te ist, bzw. lädt gera­de­zu dazu ein. Nur durch recht teu­re Fort­bil­dungs­ar­beit erwei­tert so eine Lösung die metho­di­schen und didak­ti­schen Mög­lich­kei­ten. Ich wür­de so etwas nicht kau­fen oder empfehlen.

Set­ting B:

Wie Set­ting A, nur dass der Steue­rungs­rech­ner direkt neben oder auf dem Leh­rer­pult steht. Die­se Lösung ist bau­lich mit einem SMART-Board viel schwie­ri­ger zu rea­li­sie­ren, da USB, VGA und Netz­werk­an­schlüs­se zum Leh­rer­pult geführt wer­den müs­sen. Das geht mit einem Hohl­bo­den sehr gut, den ich auch aus ande­ren Grün­den in Schu­len für sinn­voll halte.

Mög­lich­kei­ten:

Wie bei Set­ting A. Zusätz­lich ist aber die Arbeit für die Lehr­kraft leich­ter, weil ich die Lern­grup­pe wäh­rend des Unter­richts anschau­en kann. Wenn ich die Anschlüs­se fle­xi­bel als Box aus­le­ge, kann ich sogar sehr schnell mein eige­nes, mit­ge­brach­tes Gerät ver­wen­den und z.B. in einer Stil­l­ar­beits­pha­se ohne Unter­richts­zeit­ver­lust vor mich hinstöpseln.

Ein­schrän­kun­gen:

Wie Set­ting A.

Set­ting C:

Neu: Es wird kein akti­ves Board ein­ge­setzt, son­dern eine Lösung mit akti­ven Stif­ten, wie sie etwa Dymo vertreibt.

Mög­lich­kei­ten:

Wie bei Set­ting A & B. Da die Tech­no­lo­gie note­book­sei­tig nicht auf USB, son­dern auf einem schlich­ten Funk­tas­ta­turme­cha­nis­mus beruht, sind Kabel­ver­bin­dung nur beim Anzei­ge­ge­rät für VGA/HDMI erfor­der­lich. Durch Zusatz­pro­duk­te, etwa ver­schie­de­nen Ein­ga­be­ge­rä­ten, kann ich auf Schü­ler vom Platz aus am Board arbei­ten las­sen. Läuft die bis­he­ri­ge Tafel an Pylo­nen, kann ich den Zwi­schen­raum weiß strei­chen und als Pro­jek­ti­ons- und Arbeits­flä­che nut­zen – die Tafel bleibt als zusätz­li­che Lösung dabei erhal­ten. Das Sys­tem kos­tet mit 700,- Euro weit­aus weni­ger als eine Tafel­lö­sung mit berüh­rungs­emp­find­li­cher Ober­flä­che. Das gespar­te Geld lässt sich z.B. in einen wirk­lich licht­star­ken Bea­mer mit ordent­li­chem Bild ste­cken – den ich beim Markt­füh­rer immer mehr ver­mis­se.  Für glei­che Kos­ten las­sen sich ca. zwei Räu­me bei bes­se­rer Pro­jek­ti­on aus­stat­ten. Auch ohne(!)  Pro­jek­ti­on kann auf einer nor­ma­len Tafel ein Bild digi­ta­li­siert wer­den – dem Gerät ist es egal, ob es mit oder ohne opti­sches Feed­back digitalisiert.

Ein­schrän­kun­gen:

Wie Set­ting B. Die akti­ven Stif­te wer­den zwar berüh­rungs­los (induk­tiv) gela­den, besit­zen aber gleich­wohl ein in sei­ner Lebens­dau­er begrenz­ten Akku. Das Sys­tem basiert auf Infra­rot- und Ultra­schall­di­stanz­mes­sung. Es geht das Gerücht, dass ein­fal­len­des Son­nen­licht für Stö­run­gen sorgt.

Set­ting D:

Stell­ver­tre­tend habe ich ein­mal eine App­le­lö­sung aus­ge­sucht – man kann dafür auch ande­re Pads uns ande­re Bild­über­tra­gungs­tech­ni­ken (RDP, FreeNX, VNC usw.) nut­zen. Jeder Schü­ler ver­fügt über ein eige­nes End­ge­rät, des­sen Bild­schirm­in­halt an die zen­tra­le Tafel vor­ne über­tra­gen wer­den kann. Das geht über App­les Air­play-Tech­nik recht ein­fach, wenn man für den Klas­sen­raum eine weit­ge­hend aut­ar­ke Netz­in­fra­struk­tur baut. Bei Stan­dard­kom­po­nen­ten ist eine stär­ke­re Ein­bin­dung in eine ggf. vor­han­de­ne Schul­cloud denkbar.

Mög­lich­kei­ten:

Wie bei Set­ting A & B. Eine inter­ak­ti­ve Tafel ist gar nicht erst not­wen­dig, da die Pads die inter­ak­ti­ve Kom­po­nen­te voll­stän­dig über­neh­men – daher reicht ein leis­tungs­star­ker Bea­mer eigent­lich aus.  Man ver­mei­det media­le Brü­che zwi­schen Papier und Digi­ta­lem. Die Kame­ra beim SMART-Board ist ja lieb gemeint, macht aber eigent­lich nur bestehen­de Struk­tu­ren digital.

Ein­schrän­kun­gen:

Es dürf­te noch sehr weni­ge Erfah­run­gen mit so einem Sys­tem geben. Pads ohne WLAN sind für mich wie Häu­ser ohne Fens­ter. Ein WLAN für 20+ simul­ta­ne Cli­ents ist aber tech­nisch nicht tri­vi­al. Die Kos­ten sind immens, da schließ­lich eine 1:1‑Ausstattung mit ent­spre­chen­den Finan­zie­rungs- und War­tungs­kon­zep­ten erfor­der­lich ist. Mit geschick­ter App-Aus­wahl und kon­se­quen­tem Ein­satz der vor­han­de­nen Ange­bo­te (Taschen­rech­ner, Wör­ter­buch, digi­ta­le Schul­bü­cher etc.) lie­ße sich das aber kompensieren.

Abschlie­ßen­de Bemerkungen

Keins der Set­tings berück­sich­tigt eine Schu­le, die sich den ver­än­der­ten Gege­ben­hei­ten und Anfor­de­run­gen durch die fort­schrei­ten­de Digi­ta­li­sie­rung bereits voll­stän­dig ange­passt hat. Das sieht man natür­lich an den grund­sätz­li­chen Raum­ge­stal­tun­gen. Da könn­te ich mir noch ganz ande­re Din­ge vor­stel­len, z.B. Tisch­pro­jek­tio­nen usw.. Set­ting D hat viel Reiz, ist aber stark von einem zu ent­wi­ckeln­den Gesamt­kon­zept abhän­gig – die gan­ze Schul­ge­mein­schaft soll­te da mit­kom­men. Selbst 60 iPads pfle­gen zu müs­sen, wäre für mich schon eine Hor­ror­vor­stel­lung.  Für klas­si­sche Netz­wer­ke gibt es da zen­tra­le Lösun­gen und Steue­run­gen – für Pads sind die­se nur zugäng­lich, wenn die Hard­ware lös­ge­löst vom Betriebs­sys­tem funk­tio­niert. Sonst macht man eben kei­ne Turnschuh‑, aber immer noch Kof­fer­bück­ad­mi­nis­tra­ti­on – 1:1 wäre da schon wünschenswert.

Vie­le Nach­tei­le von den Set­tings A‑C las­sen sich auch heu­te schon durch Ein­satz von Web2.0‑Tools kom­pen­sie­ren: In einem Goo­g­le­Docs- oder Ether­pad-Lite-Doku­ment lässt sich mit belie­bi­gen End­ge­rä­ten gleich­zei­tig und kol­la­bo­ra­tiv arbei­ten. Die inter­ak­ti­ven Tafeln ver­kom­men dann natür­lich wie ggf. ein Pad zu rei­nen Anzei­ge­ge­rä­ten. Ich per­sön­lich habe aber auch nach meh­re­ren Schu­lun­gen noch kei­nen gro­ßen Sinn in der zu einem inter­ak­ti­ven Sys­tem pas­sen­den Soft­ware gefun­den – außer dass sie den Rech­ner lang­sam macht.

Wer das übri­gens auch so sieht, soll­te einen Blick auf Easy­Chalk wer­fen: 1,4 Mbyte groß, voll­stän­dig HTM­L5-basiert – rennt auf jedem End­ge­rät mit aktu­el­lem Brow­ser wie Schmidts Kat­ze, spei­chert auf Wunsch gleich in der Cloud und ist recht bezahlbar.

Das neue Portal der deutschen Schulbuchverlage

Am ver­gan­ge­nen Mitt­woch war ich auf der Didac­ta in Han­no­ver. Hin­ge­kom­men bin ich freund­li­cher­wei­se mit einem net­ten Kol­le­gen aus der Medi­en­be­ra­tung – aber unse­re Wege trenn­ten sich schon sehr früh am Cor­nel­sen­stand. Zwei Ver­tre­ter von Cor­nel­sen leben in unmit­tel­ba­rer Nach­bar­schaft zu mir, wir ken­nen uns pri­vat und so war es auch mög­lich, in Kon­takt mit höhe­ren Mit­ar­bei­tern zu kom­men, wofür ich sehr dank­bar bin, weil sich auf die­se Wei­se viel­leicht die eine oder ande­re Tür für unser Schul­netz­werk öff­net – z.B. die in Nie­der­sach­sen obli­ga­to­ri­schen Hör­ver­ste­hens-Cds per DLNA (der vir­tu­el­le Medi­aTomb-Ser­ver lau­ert schon…) aufs Han­dy / Tablet / Note­book usw. des Leh­rers, der dann nur noch Brüll­wür­fel mit dabei haben muss. Kei­ne Kas­set­ten­re­cor­der oder CD-Play­er mehr durch die Gegend schlep­pen… Und end­lich ein Medi­en­ver­tei­lungs­stan­dard, der zumin­dest in mei­nem Haus­halt schon seit Jah­ren eta­bliert ist.

Die gemein­sa­me Schul­buch Ver­triebs­platt­form des Ver­ban­des Bildungsmedien

Vor­weg: Die­se Platt­form hat auf Twit­ter und in den ein­schlä­gi­gen Medi­en natür­lich die vor­her­sag­ba­ren Beiß­re­fle­xe aus­ge­löst. Tat­säch­lich bie­tet die­ses Por­tal zur­zeit nur sehr wenig mehr als das klas­si­sche Schul­buch bzw. es ist tat­säch­lich ledig­lich weit­ge­hend eine 1:1 Trans­for­ma­ti­on die­ses ana­lo­gen Medi­ums im Netz.  Es gibt:

  • kei­ne Links
  • kei­ne kopi­er- und edi­tier­ba­ren Tex­te, alles ist als Gra­fik abgelegt
  • kei­ne mul­ti­me­dia­len Elemente
  • kei­ne Mög­lich­keit, gezielt Inhal­te zusammenzustellen
  • kein befrie­di­gen­des, dyna­mi­sches Inhaltsverzeichnis
  • Kol­la­bo­ra­ti­on: tota­le Fehlanzeige

Aber:

  • der Store läuft in einem Brow­ser, es ist kein z.B. iDin­gens-Soft­ware­ge­döns not­wen­dig, selbst Linux reicht – oder ein güns­ti­ges Endgerät
  • man kann immer­hin schon Noti­zen inte­grie­ren oder Stel­len für SuS markieren
  • schon heu­te könn­te man die Onlin­ever­sio­nen ein­fach auf ein Tablet laden und dadurch jetzt schon die 20 Kilo-Hacken­por­sche ersetzen
  • zeit­na­he Feh­ler­kor­rek­tu­ren und Updates sind auch möglich
  • es gibt auch eine Offlinelesemöglichkeit

Die Maxi­mal­for­de­run­gen der Netz­ge­mein­de sehe ich zwar nicht erfüllt, aber es gibt eben schon den einen oder ande­ren Schritt in die rich­ti­ge Rich­tung. Vie­le Ver­la­ge pro­du­zie­ren ihre digi­ta­len Medi­en mitt­ler­wei­le so, dass sie in einem Brow­ser lau­fen. Gehört habe ich aber nicht nur ein­mal, dass CDs und DVDs in der Leh­rer­schaft so gar nicht lau­fen, son­dern das im Gegen­teil ursprüng­lich digi­ta­le Inhal­te müh­se­lig nach­träg­lich gedruckt wer­den und dann erst wie geschnit­ten Brot über die The­ke gehen. Das zeigt mir wie­der ein­mal, dass die For­de­rung nach digi­ta­lem Mate­ri­al für sich lieb gemeint ist, aber ohne eine ent­spre­chen­de Nach­fra­ge durch medi­en­kom­pe­ten­te Lehr­kräf­te  eben nicht ren­ta­bel. Aber da arbei­ten wir  Medi­en­be­ra­ter ja dran…

Mein Anspruch ist Verengung

Anfang der Woche war ich auf einer Fort­bil­dung auf Schloss Ete­le­sen:

Als medi­en­päd­ago­gi­sche Bera­ter erhal­ten wir eine Ein­füh­rung in die Grund­prin­zi­pi­en der sys­te­mi­schen Bera­tung. Die­se Fort­bil­dung erfolgt in vier Modu­len, wovon zwei in die Feri­en­zeit fal­len. Am Tagungs­ge­bäu­de lässt sich in etwa erken­nen, auf wel­chem Niveau sich das Gan­ze bewegt: Zwei Coa­ches waren für eine Grup­pe aus zehn medi­en­päd­ago­gi­schen Bera­ter zustän­dig. Die Video­ka­me­ra lief auch gele­gent­lich mit, so dass man sich mit dem Blick von außen selbst beob­ach­ten konn­te. Mich beein­druckt eigent­lich wenig – aber die­se Fort­bil­dung gehört zwei­fels­oh­ne zu den Erleb­nis­sen, die mich tief beeindrucken.

Was ist sys­te­mi­sche Beratung?

Für mich ist es die Kunst zu bera­ten ohne dabei selbst Teil eines Sys­tems zu wer­den. Als medi­en­päd­ago­gi­scher Bera­ter „fühlt“ man oft mit z.B. Schu­len, die vom Schul­trä­ger hin­sicht­lich der Medi­en­aus­stat­tung ver­nach­läs­sigt wer­den. Als Tech­ni­ker „fühlt“ man oft mit Sup­port­mit­ar­bei­tern des Schul­trä­gers, die oft genug mit anse­hen müs­sen, wie teu­er beschaff­te Hard­ware nicht oder unsach­ge­mäß genutzt wird. Als Leh­rer „fühlt“ man gele­gent­lich mit Schü­lern, die ihre digi­ta­len Gerä­te auch in der Schu­le nut­zen wol­len usw.. Men­schen, die ich in tech­ni­schen Ange­le­gen­hei­ten bera­te, erwar­ten von mir oft Lösun­gen: „Kauft iPads, macht WLAN usw.“. All das ist von einem sys­te­mi­schen Ansatz her betrach­tet abso­lut unproduktiv.

Bera­ten wer­den in der sys­te­mi­schen Bera­tung – der Name sagt es schon – immer Sys­te­me, also meh­re­re Per­so­nen, Gre­mi­en oder Grup­pie­run­gen. Sys­te­me befin­den sich immer in einer Art Gleich­ge­wicht und ent­wi­ckeln Struk­tu­ren, um die­ses Gleich­ge­wicht zu sta­bi­li­sie­ren. In der sys­te­mi­schen Bera­tung geht es in einem ers­ten Schritt dar­um, die­se oft unbe­wuss­ten Struk­tu­ren bewusst zu machen, ja sie sogar durch bestimm­te Tech­ni­ken zu visua­li­sie­ren. In einem wei­te­ren Schritt wer­den durch geziel­tes Pro­jekt­ma­nage­ment Ideen ent­wi­ckelt, um opti­ma­le Struk­tu­ren zu erhal­ten und nicht-opti­ma­le zu ver­än­dern. Dabei geht es nicht dar­um, das Sys­tem „allei­ne“ zu las­sen, son­dern immer wie­der dar­um, alle Betei­lig­ten dazu zu brin­gen, neue Stand­punk­te und Sicht­wei­sen ein­zu­neh­men, die eine Offen­heit oder eine ande­ren Blick auf z.B. tech­ni­sche Lösun­gen ermög­li­chen – oder in Web2.0‑Sprech: Schwarm­in­tel­li­genz zu katalysieren.

Dazu haben wir eine Rei­he von prak­ti­schen Übun­gen absol­viert, bei denen wir qua­si an uns selbst erlebt haben, wel­che Effek­te durch sys­te­mi­sche Tech­ni­ken in einem Kli­en­ten­sys­tem zu errei­chen sind. Für den Lern­pro­zess war genau die­ses Erle­ben das Essen­ti­el­le. Man kann eine Rei­he schlaue Bücher über sys­te­mi­sche Bera­tung lesen – sie wer­den jedoch kei­nen Ein­druck von ihrem Wesen ver­mit­teln. Alles Gelern­te lässt sich direkt bei Bera­tun­gen anwen­den – mei­ne am Frei­tag ver­fass­ten Mails waren schon von den Refle­xi­ons­pro­zes­sen beeinflusst.

Ein abso­lu­ter Glücks­fall war dabei die Grup­pe der medi­en­päd­ago­gi­schen Bera­ter, die ein­fach pass­te und auf die ich mich bei den nächs­ten Modu­len sehr freue. Nur so war Arbeit an dem mög­lich, an was wir uns in Schu­le oft nicht her­an­trau­en: Haltung.

Schulleitung als „Digitalisate-Sucher“

Die GEW Witt­mund berich­tet unter die­ser Über­schrift auf ihrer Web­sei­te, auf wel­che Wei­se das Kul­tus­mi­nis­te­ri­um hier in Nie­der­sach­sen sei­nen Ver­pflich­tun­gen, die sich aus dem “Gesamt­ver­trag zur Ein­räu­mung und Ver­gü­tung von Ansprü­chen nach § 53 UrhG” erge­ben, nach­kom­men möch­te. Die­ser Ver­trag wur­de erst kürz­lich öffent­lich in der Schul­tro­ja­ner­de­bat­te z.B. auf Netz­po­li­tik diskutiert.

Allem Anschein nach sol­len die Schul­lei­tun­gen in Nie­der­sach­sen bestä­ti­gen, dass zu einem gege­be­nen Stich­tag alle sich unter der Kon­trol­le befind­li­chen PC-Sys­te­me einer Schu­le frei von durch den Gesamt­ver­trag nicht legi­ti­mier­ten Digi­ta­li­sa­ten sind. Rein objek­tiv muss die­ser Bestä­ti­gung eine Prü­fung vorausgehen.

Um zu begrei­fen, wel­che Maß­nah­men not­wen­dig sind, um ein „uner­laub­tes Digi­ta­li­sat“ zu iden­ti­fi­zie­ren, defi­nie­re ich zunächst – viel­leicht falsch – was unter die­sem for­mal­ju­ris­ti­schen Begriff viel­leicht gemeint sein könnte.

Ein Digi­ta­li­sat ist für mich die digi­ta­le Reprä­sen­ta­ti­on einer ursprüng­lich ana­lo­gen Vor­la­ge – und jetzt auf deutsch: Ein Scan einer Papier­vor­la­ge, die z.B. über ein Schul­netz­werk ver­teilt wird. Das kann z.B. der Lücken­text aus dem Zusatz­ma­te­ri­al für den Deutsch­un­ter­richt sein, der über Mood­le allen Schü­lern einer Lern­grup­pe z.B. als PDF zugäng­lich gemacht wird. Streng­ge­nom­men dürf­ten Audio- oder Video­da­tei­en (z.B. Hör­ver­ste­hens­übun­gen) nicht dazu zäh­len, da sie bereits in digi­ta­ler Form vor­lie­gen (Aus­nah­me: Kas­set­ten und VHS-Vide­os).  Zähl­ten sie nicht dazu, wäre das jedoch unlo­gisch im Sin­ne der für mich erkenn­ba­ren Inten­ti­on des Rahmenvertrags.

Über­spitzt for­mu­liert sol­len offen­bar die Schul­lei­tun­gen jetzt „Schul­tro­ja­ner“ spie­len. Die GEW Witt­mund fragt m.E. zu Recht, ob das über­haupt zu leis­ten ist. Soll­ten ggf. vie­le Schu­len sich außer Stan­de sehen, die­se Prü­fung durch­zu­füh­ren, wäre eine Soft­ware zur Iden­ti­fi­zie­rung uner­laub­ter Digi­ta­li­sa­te doch gera­de­zu „ein Segen“. Immer­hin muss in jedem Ein­zel­fall eine urhe­ber­recht­li­che Recher­che durch­ge­führt wer­den, die bei juris­tisch nicht vor­ge­bil­de­tem Per­so­nal bis zu 20 Minu­ten je Fall dau­ern dürf­te – ohne dass dabei irgend­ei­ne Form von Rechts­si­cher­heit entstünde.

Was die­se Soft­ware leis­ten muss, wird ange­sichst der vie­len unter­schied­li­chen Datei­for­ma­te und mög­li­chen Spei­cher­or­te (pri­va­te Frei­ga­be auf einem per­sön­li­chen PC oder Schul­rech­ner?), dürf­te klar wer­den, wenn man sich als Mensch „in die Lage“ die­ser Soft­ware ver­setzt. Das ist bereits breit dis­ku­tiert wor­den und soll hier nicht wie­der­holt werden.

Ich den­ke zur­zeit vor allem an mich als Admi­nis­tra­tor – ganz ego­is­tisch. Letzt­end­lich müss­te ich eine anlass­lo­se, inhalt­lich nicht zu leis­ten­de Gesamt­über­prü­fung aller PC-Sys­te­me vor­neh­men, die sich in mei­nem direk­ten Ein­fluss­be­reich befin­den. Mir fällt kei­ne recht­li­che ein­wand­freie Mög­lich­keit ein, wie ich sämt­li­che Schü­ler- und Leh­rer­ver­zeich­nis­se in Ein­klang mit den gel­ten­den Daten­schutz­ge­set­zen scan­nen (auch: las­sen) dürf­te. Dazu bedarf es nach mei­nem Ver­ständ­nis zumin­dest einer Ver­ein­ba­rung mit den Per­so­nal­ver­tre­tun­gen, die dann jedoch wie­der­um einer recht­li­chen Prü­fung stand­hal­ten müsste.

Als Alter­na­ti­ve sehe ich für mich eigent­lich nur die voll­stän­di­ge Löschung aller Fest­plat­ten mit anschlie­ßen­der kom­plet­ter Neu­in­stal­la­ti­on. Auch hier stellt sich mir die Fra­ge nach der Ver­halt­nis­mä­ßig­keit und wie bzw. wann ich das ohne nicht ein­mal eine Ent­las­tungs­stun­de leis­ten kön­nen soll. Natür­lich ist das Auf­ga­be des Schul­trä­gers. Aber der wird sich natür­lich auch bedan­ken und orga­ni­sie­ren muss ich die Sache trotzdem.

Das nie­der­säch­si­sche Beam­ten­ge­setz – so wie ich es ver­ste­he – ver­langt bei jeder Dienst­an­wei­sung die Ein­hal­tung zwei­er Kri­te­ri­en: Die muss ver­hält­nis­mä­ßig sein und in Ein­klang mit gel­ten­den Rechts­nor­men ste­hen. Wenn man mit tech­ni­schen Argu­men­ten nicht wei­ter­kommt, müss­te man doch zumin­dest for­mal­ju­ris­tisch gegen­hal­ten kön­nen. Natür­lich unter Wah­rung des Dienst­we­ges, aber unbe­dingt unter der Bera­tung von Juristen.

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