Schulleitung als „Digitalisate-Sucher“

Die GEW Witt­mund berich­tet unter die­ser Über­schrift auf ihrer Web­sei­te, auf wel­che Wei­se das Kul­tus­mi­nis­te­ri­um hier in Nie­der­sach­sen sei­nen Ver­pflich­tun­gen, die sich aus dem “Gesamt­ver­trag zur Ein­räu­mung und Ver­gü­tung von Ansprü­chen nach § 53 UrhG” erge­ben, nach­kom­men möch­te. Die­ser Ver­trag wur­de erst kürz­lich öffent­lich in der Schul­tro­ja­ner­de­bat­te z.B. auf Netz­po­li­tik diskutiert.

Allem Anschein nach sol­len die Schul­lei­tun­gen in Nie­der­sach­sen bestä­ti­gen, dass zu einem gege­be­nen Stich­tag alle sich unter der Kon­trol­le befind­li­chen PC-Sys­te­me einer Schu­le frei von durch den Gesamt­ver­trag nicht legi­ti­mier­ten Digi­ta­li­sa­ten sind. Rein objek­tiv muss die­ser Bestä­ti­gung eine Prü­fung vorausgehen.

Um zu begrei­fen, wel­che Maß­nah­men not­wen­dig sind, um ein „uner­laub­tes Digi­ta­li­sat“ zu iden­ti­fi­zie­ren, defi­nie­re ich zunächst – viel­leicht falsch – was unter die­sem for­mal­ju­ris­ti­schen Begriff viel­leicht gemeint sein könnte.

Ein Digi­ta­li­sat ist für mich die digi­ta­le Reprä­sen­ta­ti­on einer ursprüng­lich ana­lo­gen Vor­la­ge – und jetzt auf deutsch: Ein Scan einer Papier­vor­la­ge, die z.B. über ein Schul­netz­werk ver­teilt wird. Das kann z.B. der Lücken­text aus dem Zusatz­ma­te­ri­al für den Deutsch­un­ter­richt sein, der über Mood­le allen Schü­lern einer Lern­grup­pe z.B. als PDF zugäng­lich gemacht wird. Streng­ge­nom­men dürf­ten Audio- oder Video­da­tei­en (z.B. Hör­ver­ste­hens­übun­gen) nicht dazu zäh­len, da sie bereits in digi­ta­ler Form vor­lie­gen (Aus­nah­me: Kas­set­ten und VHS-Vide­os).  Zähl­ten sie nicht dazu, wäre das jedoch unlo­gisch im Sin­ne der für mich erkenn­ba­ren Inten­ti­on des Rahmenvertrags.

Über­spitzt for­mu­liert sol­len offen­bar die Schul­lei­tun­gen jetzt „Schul­tro­ja­ner“ spie­len. Die GEW Witt­mund fragt m.E. zu Recht, ob das über­haupt zu leis­ten ist. Soll­ten ggf. vie­le Schu­len sich außer Stan­de sehen, die­se Prü­fung durch­zu­füh­ren, wäre eine Soft­ware zur Iden­ti­fi­zie­rung uner­laub­ter Digi­ta­li­sa­te doch gera­de­zu „ein Segen“. Immer­hin muss in jedem Ein­zel­fall eine urhe­ber­recht­li­che Recher­che durch­ge­führt wer­den, die bei juris­tisch nicht vor­ge­bil­de­tem Per­so­nal bis zu 20 Minu­ten je Fall dau­ern dürf­te – ohne dass dabei irgend­ei­ne Form von Rechts­si­cher­heit entstünde.

Was die­se Soft­ware leis­ten muss, wird ange­sichst der vie­len unter­schied­li­chen Datei­for­ma­te und mög­li­chen Spei­cher­or­te (pri­va­te Frei­ga­be auf einem per­sön­li­chen PC oder Schul­rech­ner?), dürf­te klar wer­den, wenn man sich als Mensch „in die Lage“ die­ser Soft­ware ver­setzt. Das ist bereits breit dis­ku­tiert wor­den und soll hier nicht wie­der­holt werden.

Ich den­ke zur­zeit vor allem an mich als Admi­nis­tra­tor – ganz ego­is­tisch. Letzt­end­lich müss­te ich eine anlass­lo­se, inhalt­lich nicht zu leis­ten­de Gesamt­über­prü­fung aller PC-Sys­te­me vor­neh­men, die sich in mei­nem direk­ten Ein­fluss­be­reich befin­den. Mir fällt kei­ne recht­li­che ein­wand­freie Mög­lich­keit ein, wie ich sämt­li­che Schü­ler- und Leh­rer­ver­zeich­nis­se in Ein­klang mit den gel­ten­den Daten­schutz­ge­set­zen scan­nen (auch: las­sen) dürf­te. Dazu bedarf es nach mei­nem Ver­ständ­nis zumin­dest einer Ver­ein­ba­rung mit den Per­so­nal­ver­tre­tun­gen, die dann jedoch wie­der­um einer recht­li­chen Prü­fung stand­hal­ten müsste.

Als Alter­na­ti­ve sehe ich für mich eigent­lich nur die voll­stän­di­ge Löschung aller Fest­plat­ten mit anschlie­ßen­der kom­plet­ter Neu­in­stal­la­ti­on. Auch hier stellt sich mir die Fra­ge nach der Ver­halt­nis­mä­ßig­keit und wie bzw. wann ich das ohne nicht ein­mal eine Ent­las­tungs­stun­de leis­ten kön­nen soll. Natür­lich ist das Auf­ga­be des Schul­trä­gers. Aber der wird sich natür­lich auch bedan­ken und orga­ni­sie­ren muss ich die Sache trotzdem.

Das nie­der­säch­si­sche Beam­ten­ge­setz – so wie ich es ver­ste­he – ver­langt bei jeder Dienst­an­wei­sung die Ein­hal­tung zwei­er Kri­te­ri­en: Die muss ver­hält­nis­mä­ßig sein und in Ein­klang mit gel­ten­den Rechts­nor­men ste­hen. Wenn man mit tech­ni­schen Argu­men­ten nicht wei­ter­kommt, müss­te man doch zumin­dest for­mal­ju­ris­tisch gegen­hal­ten kön­nen. Natür­lich unter Wah­rung des Dienst­we­ges, aber unbe­dingt unter der Bera­tung von Juristen.

Appleprodukte und ich

Hali­na Zar­em­ba / pixelio.de

 

Unter Eltern ist fol­gen­de Anek­do­te bekannt:

Mein Kind ist sei­ne Man­da­ri­ne nur, wenn ich sie ihm geschält und zer­legt in die Tup­per­do­se lege. Tue ich das nicht, kommt sie unge­ges­sen wie­der zurück. Das ist jeden Mor­gen echt ein ziem­li­cher Auf­wand und eigent­lich kann es doch nicht so schwer sein, die Man­da­ri­ne selbst zu schä­len! Aber ich will doch, dass mein Kind Obst isst. Was soll ich nur tun? Mich nervt das!“

Kin­der sind heu­te sowohl im Kin­der­gar­ten als auch in der Schu­le nicht uner­heb­li­chen Belas­tun­gen aus­ge­setzt. Nicht sel­ten gin­ge die Schäl­zeit von wert­vol­ler Spiel­zeit ab. Gleich­wohl wird die­se durch Lebens­zeit der Erwach­se­nen bezahlt – je nach­dem wie man sei­ne Eltern­rol­le auf­fasst, wird man in sol­chen oder ähn­li­chen Situa­tio­nen reagie­ren, in denen man eine Ent­schei­dung zwi­schen „Selbst­stän­dig­keit för­dern“ und „Bewah­ren vor nicht kind­ge­rech­ten Belas­tun­gen“ zu tref­fen hat. Das Man­da­ri­nen­bei­spiel dürf­te eines der harm­lo­se­ren sein. Natür­lich hät­te ich per­sön­lich auch lie­ber eine geschäl­te Man­da­ri­ne in mei­ner Früh­stücks­do­se! Mein All­tag ist auch vol­ler Belas­tun­gen und alles, was mir das Leben leich­ter macht, ist zunächst ein­mal posi­tiv für mich – das soll­te ich mir ein­fach wert sein.

Ich hal­te App­le­pro­duk­te für eine geschäl­te und zer­leg­te Man­da­ri­ne. Apple hat mein Bedürf­nis nach Erleich­te­rung begrif­fen und gibt mir durch ein funk­tio­na­les und her­vor­ra­gen­des Design eine ech­te Ent­las­tung in mei­nem Lehreralltag.

Trotz­dem will ich, ich ganz per­sön­lich, App­les geschäl­te Man­da­ri­ne nicht. Das hat mit den ideel­len Kos­ten zu tun, die für mich zu hoch sind, dass ich nach wie vor lie­ber selbst schä­le oder eben dafür ande­re Werk­zeu­ge ein­set­ze. Wäre ich nicht zusätz­lich der Über­zeu­gung, dass der tech­ni­sche Ansatz von Apple auch Aus­wir­kun­gen auf die Gesell­schaft hat, zöger­te ich kei­ne Minu­te, selbst eine iPad-Klas­se ins Leben zu rufen. An Mög­lich­kei­ten dazu fehlt es hier vor Ort im Gegen­satz zu ande­ren Land­krei­sen defi­ni­tiv nicht. Finan­zi­ell ste­hen wir glän­zend aus­ge­stat­tet da. Um zu erklä­ren, war­um ich nicht auf den gera­de anrol­len­den Zug auf­sprin­ge, muss ich etwas ausholen.

Apple ver­kauft pro­prie­tä­re Appli­ances, d.h. eine Ver­bin­dung aus Hard- und Soft­ware. Apple tut sehr viel dafür, dass sich bei­de Kom­po­nen­ten nicht ohne Wei­te­res tren­nen las­sen. Das gelingt der Fir­ma im Bereich der Mobil­ge­rä­te z.Zt. natür­lich weit­aus bes­ser als im Desktopumfeld.

Eine Appli­ance hat Vorteile:

  1. Sie funk­tio­niert
  2. Sie besitzt eine kon­sis­ten­te Oberfläche
  3. Sie hat eine intui­ti­ve Ober­flä­che, die sich mühe­los bedie­nen lässt
  4. Sie ist durch das geschlos­se­ne Kon­zept war­tungs­arm und zuverlässig
  5. Im Fal­le vom App­le­pro­duk­ten sind die Gerä­te lang­le­big und hoch­wer­tig verarbeitet

Eine Appli­ance hat Nachteile:

  1. Jede Funk­ti­on der Appli­ance ist abhän­gig vom Her­stel­ler der Appliance
  2. Eine Appli­ance ermög­licht genau das, was der der Her­stel­ler der Appli­ance ermög­li­chen will
  3. Eine Appli­ance ist nicht transparent
  4. Die Sicher­heit der Appli­ance bewegt sich im Rah­men der Sicher­heits­vor­stel­lun­gen des Herstellers
  5. Was die Appli­ance tut, ent­zieht sich gän­gi­gen Kon­troll­me­cha­nis­men. Ver­trau­en ist angesagt.

Und – für mich sehr wich­tig: Mit einer Appli­ance lernt man, die Man­da­ri­ne zu essen und zu genie­ßen, nicht sie zu schä­len. Zudem wird man bald erwar­ten, dass alle Man­da­ri­nen geschält sind und sie nur noch so akzep­tie­ren. Ob das ok ist oder nicht, muss jeder für sich ent­schei­den und der Kon­text spielt zusätz­lich eine Rol­le: Wenn eine Appli­ance in einem eng begrenz­ten Umfeld etwas macht, was Exper­ten (huch – die sol­len doch bald über­flüs­sig sein?) bes­ser kön­nen als ich, dann ist das abso­lut sinn­voll – Fire­walls für Rechen­zen­tren sind oft als Appli­ance rea­li­siert. Wenn eine Appli­ance jedoch wesent­li­che kom­mu­ni­ka­ti­ve Abläu­fe in mei­nem Leben struk­tu­riert und bestimmt, dann tue ich mich schwer damit. Mein „Nicht­ex­per­ten­tum“ ist die­sem Bereich für einen Anbie­ter Kapi­tal – und zwar nicht bezo­gen auf eine hoch­spe­zia­li­sier­te Nische.

IT beherrscht unser Leben. Infor­ma­tik ist für mich ein Fach, wel­ches z.B. zeigt, wie man Man­da­ri­nen schält, wel­che unter­schied­li­chen Ansät­ze dafür exis­tie­ren und wie sich der Pro­zess des Schä­lens opti­mie­ren lässt. Wer kei­ne Man­da­ri­nen schä­len kann, ist auch anfäl­lig dafür, mit einem Kol­ben­fres­ser auf der Auto­bahn lie­gen­zu­blei­ben, weil der Bord­com­pu­ter den defek­ten Öldruck­sen­sor nicht gemel­det hat. Der Blick unter die Motor­hau­be auf den Peil­stab ist heu­te eben nicht mehr zeitgemäß.

Ich habe Freu­de am Ver­ste­hen. Ich habe Freu­de dar­an, hin­ter die Fas­sa­den zu schau­en. Ich freue mich über ein­fa­che und genia­le Lösungs­stra­te­gien, die ganz ande­re Wege gehen. Ich möch­te das Men­schen ver­mit­teln. Dafür muss ich Man­da­ri­nen haben, die noch eine Scha­le besit­zen. Ein App­le­pro­dukt hat für mich kei­ne Scha­le mehr. Allein das saf­ti­ge, per­fekt frei­ge­leg­te Frucht­fleisch bleibt. Ich möch­te eine Man­da­ri­ne sehen, wie sie ist und nicht wie sie mir jemand mund­ge­recht in die Obst­do­se gelegt hat. Des­we­gen benut­ze ich Open­So­ur­ce, des­we­gen bekom­me ich von den „Tech­nik­af­fi­nen“ oft genug den Stem­pel „Nerd“ – nicht weil die Man­da­ri­nen da nicht geschält wären, son­dern weil ich das Gan­ze sehe könn­te, wenn ich woll­te und Zeit hät­te. Das ist mei­ne Vor­stel­lung von Unab­hän­gig­keit. Ja – und ich genie­ße auch das Stau­nen ande­rer Men­schen, wenn sie fra­gen: „Wie machst du das nur?“ – Mei­ne Anwort: „Ich schä­le Man­da­ri­nen selbst. Schon ganz schön lange.“

PS: Kei­ne Sor­ge. Ich baue auch Net­ze für geschäl­te Man­da­ri­nen inkl. Genie­ßer­kur­se. So rea­lis­tisch bin ich dann schon.

Wulff

ZDFheu­te lie­fert heu­te nähe­re Infor­ma­tio­nen zur Haus­fi­nan­zie­rung Chris­ti­an Wulffs unter Beru­fung auf exter­ne Quel­len (FR). Es gibt nach der Frank­fur­ter Rund­schau Hin­wei­se dar­auf, dass mit Tricks ver­sucht wor­den ist, die Her­kunft des Gel­des für die Haus­fi­nan­zie­rung zu ver­schlei­ern. Dafür las­sen sich zwei unter­schied­li­che Moti­ve for­mu­lie­ren: Ein mehr oder min­der wohl­wol­len­des und eines, was mich in einem Gedan­ken bestä­tigt, der mich zur Wulff-Affä­re schon län­ger umtreibt:

  • Wulffs Bera­ter dräng­ten ihn damals zu die­sem Schritt, da sie nega­ti­ve Aus­wir­kun­gen für sei­ne Publi­ci­ty befürch­te­ten. Wulff ist schlicht die­sem Rat­schlag gefolgt. Als Mensch, der viel zu ent­schei­den hat, macht man unwei­ger­lich Feh­ler. Das ken­nen z.B. Leu­te, die ein Haus gebaut haben und Leu­te, die vie­le Klau­su­ren korrigieren.
  • Wulff war klar, dass sei­ne Haus­fi­nan­zie­rung nach gän­gi­gen Maß­stä­ben vor dem Hin­ter­grund sei­nes poli­ti­schen Amtes nicht ganz sau­ber ist und hat in die­sem Bewusst­sein die Her­kunft des Gel­des selbst verschleiert.

Es ist eigent­lich egal, was davon stimmt und ob es über­haupt stimmt. „Nor­mal“ wäre für einen durch­schnitt­li­chen Bür­ger gewe­sen, sein Haus schlicht und ergrei­fend auf dem frei­en Markt zu finan­zie­ren. Man hät­te dann ggf. nicht die glei­chen Kon­di­tio­nen erhal­ten, was bei einem Minis­ter­ge­halt wahr­schein­lich aber zu ver­schmer­zen gewe­sen wäre. Aber die Sache wäre durch und durch sau­ber.  Ein ande­rer Weg hät­te dar­in bestan­den, offen damit umzu­ge­hen und eben nicht mehr oder min­der panisch zur BW-Bank umzu­schul­den. Das hät­te man wahr­schein­lich leich­ter über die beleg­ba­re lang­jäh­ri­ge Freund­schaft durch­ste­hen kön­nen – aber Leben ist eben wie Bör­se: Hin­ter­her ist es immer einfach.

So bleibt für mich jetzt der Ein­druck, dass sowohl Macht­er­halt als auch, nen­nen wir es mal „scho­nen­der Umgang mit den eige­nen Kapi­tal“ die Haupt­mo­ti­ve gewe­sen sind. Bei­des dürf­te „dem Volk“, des­sen Ober­haupt er ist, schwer zu ver­mit­teln sein – es ist kein Aus­druck von Nähe, es ist für mich Aus­druck einer unglaub­li­chen Distanz.

Das ist mein Vor­wurf an Chris­ti­an Wulff, weil es für mich nicht Aus­druck eines iso­lier­ten Feh­lers, son­dern einer grund­sätz­li­chen Hal­tung ist.

Das Tele­fon­ge­spräch und ob er nun die Bericht­erstat­tung ver­hin­dern oder ver­zö­gern woll­te, ist für mich völ­lig ohne Rele­vanz. Es ist wahr­schein­lich nichts wei­ter als eine emo­tio­na­le Reak­ti­on auf die poten­ti­el­le Bedro­hung der eige­nen Macht – und es wird vor­aus­sicht­lich dem­nächst eh gele­akt wer­den. Mich wun­dert eher das Ver­hal­ten der Bild­zei­tung, die ja nicht unbe­dingt dafür bekannt ist, vor­her zu fra­gen. Wie­viel Sub­stanz hat der Vor­wurf, Chris­ti­an Wulff habe den Arti­kel ver­hin­dern und nicht ver­zö­gern wollen?

Sein poli­ti­sches Über­le­ben wird jetzt nicht mehr von sei­nen insti­tu­tio­nel­len Macht­res­sour­cen durch das Amt abhän­gen, son­dern von dem, was er an ideel­len Res­sour­cen auf­ge­baut hat und noch recht kurz­fris­tig unter dem jet­zi­gen Druck auf­bau­en kann.

Warum NC-Lizenzen im Bildungsbereich?

Zwi­schen den Fei­er­ta­gen kommt es im Netz zu Dis­kus­sio­nen, inwie­fern NC-Lizen­zen, also der Aus­schluss einer kom­mer­zi­el­len Nut­zung frei­er Bil­dungs­in­hal­te sinn­voll sind. Lesens­wert ist der in die­sem Zusam­men­hang häu­fig zitier­te Arti­kel von Eric Möl­ler. Auch hier im Blog ist das The­ma in einem Kom­men­tar, den ich bis­her noch nicht ange­mes­sen rea­li­siert habe. Visio­nen von einer neu­en „Bil­dungs­cloud“ sind von Chris­ti­an Fül­ler in der TAZ zu lesen. Ent­schei­dend für die Rea­li­sie­rung die­ser Visi­on wird einer­seits die Rech­te­fra­ge sein ande­rer­seits aber auch die Bereit­schaft sowie die grund­le­gen­de Hal­tung der dar­an mit­wir­ken­den Per­so­nen. Bei letz­te­rem Aspekt hege ich Zwei­fel, inwie­fern eine „Nicht-NC-Lizenz“ sich posi­tiv aus­wirkt und das liegt an den beson­de­ren Umstän­den des Bereichs „Bil­dung“ hier in Deutsch­land. Neh­men wir ein­mal nüch­tern den Ist-Zustand:

  1. Bil­dungs­in­hal­te im schu­li­schen Bereich sind zu > 90% mono­po­li­siert im kom­mer­zi­el­len Bereich (Schul­buch­ver­la­ge)
  2. Erstel­ler von Bil­dungs­in­hal­ten sind zu einem nicht uner­heb­li­chen Anteil Lehr­kräf­te, die für z.B. einen Ver­lag arbei­ten. Die Ver­trags­be­din­gun­gen wären für mich zur­zeit zu schlecht, um so etwas auch zu machen. Vie­le Kol­le­gen, die ich ken­ne, tun es auch mehr der eige­nen Repu­ta­ti­on willen.
  3. Es gibt Platt­for­men mit frei­en Inhal­ten. Nach­hal­tig wer­den die­se Platt­for­men oft von einem per­so­na­li­sier­ten, har­ten Kern mit viel Lie­be und Enthu­si­as­mus getra­gen. Oft sind es „HTM­Ler der ers­ten Stun­de“ und es gibt auch hier gele­gent­lich Nachwuchssorgen.
  4. Vie­le Inhal­te lie­gen auf Ein­zel­web­sei­ten, Blogs usw. weit ver­streut im Netz her­um – hier im Blog ja auch das eine oder ande­re. Es gibt Erschlie­ßungs­ver­su­che durch spe­zi­el­le Such­ma­schi­nen, die man (plu­ra­lis maje­s­ta­tis) aber hin­sicht­lich der Ergeb­nis­qua­li­tät und ‑prä­sen­ta­ti­on eigent­lich eher nicht sinn­voll nut­zen kann.
  5. Es ist im schu­li­schen Bereich üblich, Mate­ri­al aus kom­mer­zi­el­len Quel­len zusam­men­zu­ko­pie­ren ohne die Anga­be einer Quel­le. Wer eine Fest­plat­te aus einem Schul­ko­pie­rer aus­baut, wird wahr­schein­lich nicht vie­le Quel­len­an­ga­ben fin­den. Des­we­gen gibt es eigent­lich auch den Rah­men­ver­trag mit den Ver­la­gen: Es geht dar­um, eine nicht lega­le Pra­xis in begrenz­tem Umfang zuzu­las­sen, dar­an zu ver­die­nen und hin­ter­grün­dig um das Ein­ge­ständ­nis, dass die bestehen­den kom­mer­zi­el­len Lizenz­mo­del­le eigent­lich nicht pra­xis­taug­lich sind.
  6. Weil das Ver­hal­ten unter 5 üblich ist, wird man sei­ne öffent­lich bereit­ge­stell­ten Tex­te als Lehr­kraft auch immer wie­der in kom­mer­zi­el­len Pro­duk­ten ohne Anga­be der Quel­le fin­den – das spei­sen wahr­schein­lich die glei­chen Lehr­kräf­te ein, die mor­gens ihren zusam­men­ge­schnip­pel­ten Zet­tel auf den Kopie­rer legen (wenn sie den nicht sogar erst vor Ort zusammenschnippeln)
  7. Es gibt ein­zel­ne, sor­ry ver­ein­zel­te, die Mate­ria­li­en heu­te schon in ver­schie­de­ner Form (Blog, Wiki usw.) tau­schen. Die Moti­vik scheint mir sehr unter­schied­lich. Vie­len ist gemein, dass sie die­se indi­vi­du­el­le Form der Selbst­be­stimm­heit wegen wäh­len. Die Bereit­schaft zur Schaf­fung gemein­sa­mer Pro­jek­te scheint mit doch recht gering. Das ist bei mir nicht anders. Die­ses Blog dient kla­ren Zwe­cken bar jed­we­der altru­is­ti­schen Zie­le. Selbst­ver­wirk­li­chung ist nur einer. Die­je­ni­gen, die sich öffent­lich im Netz prä­sen­tie­ren, sind gut ver­netzt und berich­ten ein­an­der von neu­en Inhal­ten und Mate­ria­li­en. Dadurch ent­steht manch­mal der Ein­druck, dass das sehr vie­le Men­schen sind. Das stimmt wahr­schein­lich nicht. In der Mit­te einer Schwarms von 100 Fischen sieht man den Rand nicht. Dazu muss man immer wie­der aus dem Schwarm her­aus­schwim­men. Gleich­wohl bewegt die­ser klei­ne Schwarm etwas, von dem ich mich zunehe­mend fra­ge, was es denn genau ist. Mit nebu­lö­sen „Internet-Revolution-Ubergangsphänomen“-Geschnacke tue ich mir äußerst schwer.

Was wird oft als wün­schens­wer­ter Zustand formuliert?

  1. Chris­ti­an Fül­ler beschreibt es in sei­nem Arti­kel: Eine von Leh­rern und Wis­sen­schaft­lern geschaf­fe­ne Cloud, in der Inhal­te für For­schung und Leh­re frei sind. Streng­ge­nom­men müss­te man dafür einen gewal­ti­gen Schritt wei­ter gehen: Die Gesell­schaft bezahlt mich nicht ein­mal schlecht dafür, dass ich Leh­rer bin. Von mir in die­sem Rah­men geschaf­fe­ne Inhal­te sind damit eigent­lich kon­se­quen­ter­wei­se Eigen­tum der Gesell­schaft – nicht mei­nes. Genau wie die Inhal­te öffent­lich-recht­li­cher Sen­der und Uni­ver­si­tä­ten mit öffent­li­chen Gel­dern finan­ziert sind und damit gemein­frei sein müss­ten (vie­le Kol­le­gen den­ken das m.E. nicht kon­se­quent zu Ende – bei den Öffent­lich-Recht­li­chen: „haben, haben, schnell haben!“, bei sich selbst: „Also das ist ja wohl ein Ein­griff in mei­ne Pri­vat­s­sphä­re, dazu darf mich kei­ner zwin­gen!“). Jetzt bezahlt die Gesell­schaft Leh­rer, die Inhal­te für Ver­la­ge schaf­fen, um die­se Inhal­te dann unter Lizen­zen zurück­zu­kau­fen, die eine freie Ver­wen­dung erst nach Ablauf von Jahr­zehn­ten ermög­li­chen – die­se Art von „Neben­tä­tig­keit“ gehört meist auch noch zu den gewünsch­ten – ist das logisch?
  2. Idea­ler­wei­se gibt es eine Rei­he von Men­schen, die bereit sind, Inhal­te unter frei­en Lizen­zen zu erstel­len. Zur­zeit erstel­len und ver­öf­fent­li­chen  schät­zungs­wei­se von 100 Leh­rern maxi­mal zwei Mate­ria­li­en, die sich für den Ein­satz im Bil­dungs­be­reich eig­nen und die unter frei­en Lizen­zen ste­hen (das ist opti­mis­tisch). Das hat mit Rech­te­fra­gen nur am Ran­de zu tun. Eher mit Belas­tung und Zeit. Aber eben auch mit Hal­tung: „Dann kön­nen das ja ande­re kopie­ren. Ich will die glei­che Arbeit wie­der schrei­ben kön­nen. Da könn­ten ja Feh­ler ent­hal­ten sein, die mei­ne Repu­ta­ti­on schädigen.“
  3. Idea­ler­wei­se bezahlt der Staat Ver­la­ge für die Erstel­lung frei­er Mate­ria­li­en. Doof nur, dass es den Föde­ra­lis­mus und die Glo­ba­li­sie­rung gibt. Dann pro­fi­tie­ren ja ande­re von den Res­sour­cen einer Volks­wirt­schaft. Ist ja nicht so, dass unse­re Volks­wirt­schaft von Bil­lig­löh­nen und Aus­beu­tung ande­rer Völ­ker profitiert.
  4. Nie­mand muss mehr fra­gen. Alles darf frei ver­wen­det wer­den. Lizen­zen gibt es nur noch in der Form (edit) CC-BY-SA. Das ist einer­seits recht­lich sehr sicher, ander­seits vor allen Din­gen bequem.
  5. Ich wür­de mir ja wün­schen, dass Fol­gen­des pas­siert: Alle Twit­ter- und Blog­ger-Leh­rer legen ihre Kraft in ein gemein­sa­mes Pro­jekt – ver­mark­ten das in der Art und Wei­se einer digi­ta­len Ram­pen­sau, nut­zen alle Kon­tak­te, um das in der Öffent­lich­keit jen­seits des klei­nen Blogs zu prä­sen­tie­ren. Nur eine sol­che gemein­sa­me Arbeit mit kon­kre­ten Selbst­ver­pflich­tun­gen wird den bestehen­den Struk­tu­ren etwas ent­ge­gen­set­zen kön­nen. Das wird nicht gesche­hen, weil nie­mand von uns altru­is­tisch genug dafür ist, weil jedes zu pla­nen­de Pro­jekt an Grund­satz­fra­gen wie „Wel­che Lizenz?“, „Wel­che Platt­form?“, „Wel­che Far­be?“, „Wel­ches Logo?“ usw. zer­schel­len würde.

Zusam­men­fas­sung

Auch 2012 wer­den Leh­rer Leh­rer blei­ben und Men­schen Men­schen. Die Ver­la­ge wer­den wei­ter an einer Soft­ware schrau­ben las­sen, die wahr­schein­lich nie daten­schutz­kon­form ein­setz­bar und tech­nisch immens schwer zu rea­li­sie­ren sein wird. Leh­rer wer­den wei­ter für Ver­la­ge arbei­ten und Leh­rer wer­den mit dem Copy­right wei­ter so umge­hen, wie sie mit dem Copy­right umge­hen. Unter den jet­zi­gen Rah­men­be­din­gun­gen ist für mich die NC-Lizenz so etwas ähn­li­ches wie der Rah­men­ver­trag zur pau­scha­len Ver­gü­tung von Ansprü­chen der Ver­la­ge: Sie ver­hin­dert nicht, dass Mate­ri­al kom­mer­zi­ell ein­ge­setzt wird, aber sie zeigt ein biss­chen mora­lisch auf, dass das nicht fair ist, genau wie die 10%-12-Seiten-Kopierregel mora­lisch de Zei­ge­fin­ger hebt, dass das, was ich da mor­gens am Kopie­rer tue, eigent­lich so nicht ganz in Ord­nung ist – mora­lisch. Recht­lich immer­hin in gewis­sen Gren­zen schon.

DRM – Zweitkontakt

Ich besit­ze einen Account bei Musi­cload. Den nut­ze ich hin und wie­der, wenn ich einen Song schnell auf der Plat­te, bzw. in mei­nem häus­li­chen DLNA-Netz­werk haben möch­te – das ist von den Ton­qua­li­tät nicht immer das Opti­mum, aber in den meis­ten Fäl­len erhält man dort eine eini­ger­ma­ßen sau­ber codier­te MP3-Datei ohne DRM, mit der ich dann machen kann, was ich will.

Ges­tern war ich auf der Suche nach einem Film – es soll­te natür­lich schnell gehen. Goog­le spuck­te Video­load als eine der ers­ten Platf­for­men aus, die auch eine Kauf­op­ti­on anbo­ten. Beson­ders wich­tig war für mich dabei die­ser Satz:

Sie kön­nen die­se Flux-Datei auf DVD bren­nen, wel­che Sie auf jedem DVD-Play­er anschau­en können.

Eine FluxDVD-Datei ist ein DRM-geschütz­ter Con­tai­ner, mit dem sich erst­mal wenig anfan­gen lässt – immer­hin ist er mit dem Win­dows-Media­play­er abspiel­bar, so dass man das Ding etwa über HDMI an einen Fern­se­her oder Bea­mer wei­ter­rei­chen kann. Das funk­tio­niert auch gut. Neben­ef­fekt dabei ist, dass der Con­tai­ner dabei hilft, die Down­load­grö­ße zu begren­zen – nicht jeder hat schließ­lich z.B. einen Kabel­in­ter­net­an­schluss. Beim Bren­nen der DVD jedoch erleb­te ich ein Dra­ma mit meh­re­ren Akten, das in der Kata­stro­phe endete.

1. Akt

Ich benut­ze Win­dows ja nur in vir­tu­el­len Maschi­nen. Da galt es es vor dem Down­load zunächst ein­mal, eine spe­zi­el­le Soft­ware von Video­load zu instal­lie­ren. Die beschwer­te sich dann dar­über, dass kein AC3-Codec auf dem Sys­tem zu Ver­fü­gung stün­de, hol­te sich aber diver­se Datei­en aus dem Inter­net nach – hät­te man nicht da auch gleich den feh­len­den AC3-Codie­rer instal­lie­ren kön­nen? Um die FluxDVD-Datei bren­nen zu kön­nen, muss­te sie natür­lich wie­der kon­ver­tiert („dekom­pri­miert“) wer­den, was mit den Ein­stel­lun­gen für mei­ne VM etwa 120 Minu­ten dau­er­te. Sie ver­gin­gen etwa 2,5 Stun­den mit Kon­ver­tie­re­rei und Instal­lier­or­gi­en. Dann stell­te ich fest, dass die VM den Bren­ner des Host­sys­tems nicht durch­ge­reicht bekam. Ok – das hät­te ich vor­her mal prü­fen können.

2. Akt

Auf mei­nem Arbeits­rech­ner habe ich die Win­dows7-Par­ti­ti­on belas­sen und ledig­lich ver­klei­nert, konn­te also Win­dows nativ boo­ten. Die Download‑, Instal­li­er- und Kon­ver­tier­or­gie begann von Neu­em, dau­er­te Dank Core i7-4-Ker­ner und 8GB RAM aber dann nur 1,5 Stun­den, bevor ich auf „Bren­nen“ kli­cken konn­te. Das ging natür­lich nicht, da ich dafür auf dem neu­en Gerät kei­ne Lizenz hat­te – also rasch noch eine nach­ge­kauft – muss­te ja schnell gehen und ich fand die Idee ja ganz nett. Was soll ich sagen? Der „Brennen“-Button erschien und die Fort­schritts­an­zei­ge des Pro­gramms sowie die Geräusch­ku­lis­se aus dem Bren­ner klan­gen hoff­nungs­froh. Dumm nur, dass nach „erfolg­rei­chem“ Abschluss des Brenn­vor­gan­ges eine DVD ohne Inhalt aus­ge­wor­fen wur­de. Ach ja – noch­mal bren­nen geht natür­lich nicht, da die Lizenz nur die Erstel­lung eines Daten­trä­gers erlaubt – für das Pro­gramm war ja alles erfolg­reich verlaufen…

3. Akt

Ich bestel­le dem Film bei Ama­zon für 2 Euro güns­ti­ger inklu­si­ve Book­let und Bonus­da­ten­trä­ger. Um den Min­dest­be­stell­wert zu errei­chen, habe ich gleich noch drei Fil­me mehr geordert.

Fazit

Der Dienst ist in die­ser Form für mich unbrauch­bar. Wenn ich einen Film online „kau­fe“, erwar­te ich:

  1. dass ich ihn auf einem mir zuge­sag­tem Medi­um abspie­len kann
  2. dass er güns­ti­ger ist, als die Voll­ver­si­on mit Originalmedium
  3. dass die Soft­ware, die mir auf­ge­zwun­gen wird, funktioniert
  4. dass nach Erstel­lung des Daten­trä­gers die Inte­gri­tät geprüft wird, bevor die Brenn­li­zenz intern als „erfüllt“ getaggt ist
  5. dass der Vor­gang unkom­pli­ziert verläuft

Ich fra­ge mich, wel­che Erfah­run­gen rei­ne Anwen­der mit so einem Dienst machen. Viel­leicht liegt es ja auch allein dar­an, dass ich im nor­ma­len Leben nur Linux nut­ze und mir die „intui­ti­ven“ Pro­zes­se unter Win­dows ein­fach unge­wohnt sind. Viel­leicht möch­te mich die Film­in­dus­trie auch genau zu Akt 3 hin erzie­hen. Ein­fa­cher dürf­te es in jedem Fall sein, sich den Kram ille­gal als Tor­rent zu besor­gen – oder den Stream eines Ver­leih­vi­de­os abzu­grei­fen. Weni­ger Zeit­auf­wand wäre wohl auch erfor­der­lich. Aber das ist weder erlaubt noch in irgend­ei­ner Form fair.

Tat­säch­lich – im Inter­net ist mit Fil­men so wahr­schein­lich nichts zu ver­die­nen. Lie­be Film­in­dus­trie: Men­schen, die für Inhal­te bezah­len wol­len, sind doch für euch eigent­lich die Guten! Denkt bit­te an deren Zeit und tech­ni­sche Fähigkeiten.

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