Netzsperren
Wer etwa eine Stunde Zeit aufbringt, kann sich anhand eines Vortrages von Herrn Freude darüber recht neutral und umfassend informieren. Hier der Link:
Gedanken zu Bildung, Lehre und Schule
Wer etwa eine Stunde Zeit aufbringt, kann sich anhand eines Vortrages von Herrn Freude darüber recht neutral und umfassend informieren. Hier der Link:
Auf meinen Streifzügen durch das Web treffe ich immer wieder auf Lehrende, die jammern. Und ich treffe auch Menschen, die diesem Gejammer mit den immer wieder gleichen Argumenten begegnen. Mit zwei immer wieder gehörten Argumenten möchte ich mich ein wenig auseinandersetzen.
Jammere nicht: Du bist finanziell gut versorgt. Du bist unkündbar und hast Privilegien, von denen andere Berufsgruppen nur träumen können.
Hier in Niedersachsen gibt es seit einiger Zeit das Zentralabitur und thematische Schwerpunkte, d.h. man bekommt im Prinzip grob gesagt, welche Inhalte für die Abiturprüfung relevant sind. Was in der Pralinenschachtel der Abiturprüfung tatsächlich steckt, sehe ich auch erst mit den SuS zusammen. Für die Korrektur wird ein Erwartungshorizont mitgeliefert, der mal mehr, mal weniger dezidiert ausweist, wie viele Punkte für welche Teilaufgabe zu geben sind. Über die Qualität und den Anspruch der Aufgaben sowie den Erwartungshorizont schreibe ich besser einmal nichts. Ich frage mich gelegentlich, ob das Gelieferte den Ansprüchen der früheren Fachberater – die haben damals meine eingereichten Aufgaben schulextern gegengeprüft – gerecht geworden wäre.
Lange Rede – kurzer Sinn. Ich habe gestern durch meinen Korreferenten etwas gelernt: Er gab mir zwei Dinge mit auf den Weg:
Ich finde, dass er mit beiden Aussagen Recht hat. Und finde es nicht schlimm, wenn meine Kontrollinstanz sagt, dass ich vor dem eingangs zitierten Kontext doch bitte noch den einen oder anderen Notenpunkt herausrücken soll – trotz aller verbleibenden Freiheit. Ich mag ein gutes Ergebnis im Abitur.
Vorwort
In diesem Text steht viel, was ich in der Weise wie es dort steht, nicht verstanden wissen will. Wer Dinge findet, die er wiedererkennt, darf sie für sich behalten oder einer Person oder vielen an einem Ort und in einer Art und Weise seiner Wahl mitteilen. Der Text ist stark inspiriert durch „Fünf Regeln, Liebe zu verhindern“ von Claude Steiner, quasi ein Paralleltext.
1. Regel: Zeige nicht, dass du deine SuS magst
Sei sparsam mit Anerkennung und Lob ihnen gegenüber. Behalte unbedingt für dich, wenn du dich über ein Lerngruppenmitglied sehr freust. Zeige in deinem Verhalten eher das Gegenteil, damit niemand – die betreffende Person eingeschlossen – merkt, dass du sie gerne hast. Persönliche Beziehungen trüben die Objektivität und schaden der Autorität.
2. Regel: Traue SuS nichts zu
Du bist der Lehrer, du hast studiert. Alle deine methodischen und fachlichen Fähigkeiten hast du im Studium oder in der Schulzeit erlernt. Das Leben und die Erfahrung außerhalb der Schule prägen nicht. Schulisch relevant ist nur die Schule. SuS können z.B. Inhalte nicht strukturieren, SuS wirken nicht auf die Klasse. SuS sind unfertige Menschen und in ihrer Individualität keine Bereicherung für dein Leben und deinen Unterricht.
3. Regel: Freue dich nicht über eine gelungene Unterrichtsstunde
Eigenlob stinkt. Erzähle niemandem davon. Sei nicht stolz auf deine Fähigkeiten und Möglichkeiten. So bleiben alle Schätze bei dir und dein eigen. Lernen kann von dir niemand etwas. Dafür ist dein Stil zu individuell.
4. Regel: Bitte nicht um Hilfe oder um Lob
Nur wenn jemand von sich aus erkennt, dass du guten Unterricht machst, ist diese Anerkennung etwas wert. Äußere deshalb niemandem gegenüber, dass du Bestätigung brauchst oder gelobt werden willst, auch wenn du es von dir aus dringend brauchst. Daraus könnten sich Gespräche entwickeln, in denen deine Schwächen offenbar werden. Du bist Lehrer, nicht Mensch. Gespräche über Schwächen schaffen Distanz, nicht Nähe.
5. Regel: Freue dich nicht über Kleinigkeiten
Wende deinen Blick auf das, was schiefgelaufen ist. Den ideellen Lehrerlohn gibt es sofort oder nie. Deine Stunden spielen im späteren Lebenslauf von SuS keine Rolle.
6. Regel: Nimm kein positives Feedback an
Traue niemandem – auch und insbesondere nicht SuS – der deinen Unterricht lobt. Jemand, der das tut, möchte sich grundsätzlich bei dir einschmeicheln. Unterricht kann nie von vorne bis hinten völlig gelungen sein.
7. Regel: Traue deinen ethischen Grundsätzen nicht
Alles ist relativ. Jedes Verhalten ist in einem entsprechenden Kontext denkbar. Du musst keine Werte und Grundsätze vermitteln, weil heute sowieso alles im Fluss ist. Außerdem würde dadurch ein Teil deiner selbst offenbar, den du gerade vor SuS immer verstecken musst.
8. Regel: Sei stets verteidigungsbereit
Alles Neue ist ein Angriff auf das Bewährte. Jede Kritik richtet sich direkt gegen deine Person und gegen deine bisherige Arbeit, nicht gegen deine Rolle.
Lutz Berger und Christian Spannagel haben eine neue Idee. Ich zitiere:
Abseits der ausgetretenen Pfade möchten wir uns auf die Suche nach den „stillen Helden des Alltags“ begeben, die tagtäglich ihre Schüler und Studenten begeistern, die sich mit großem Engagement einsetzen und die das bislang für sich behalten haben.
Wir möchten mit diesen Menschen sprechen, sie begleiten und vorstellen, wir möchten ihren Unterricht filmen, ihre Schüler und Studenten interviewen und nachfragen. Dazu suchen wir überzeugende Lerncoaches, Unternehmen mit innovativen Lernideen und Bildungsexoten mit außergewöhnlichen Projekten.
Wer von euch also stille Blumen kennt, die aus eurer Sicht eine Anerkennung und mehr Popularität verdient haben, kann hier Vorschläge für Reiseziele der Expedition machen. Es ist dabei egal, (wirklich!) ob ihr Schülerinnen oder Schüler, Eltern, Kolleginnen und Kollegen oder sonstwer seid. Helft Lutz und Christian bei ihrer – wie ich finde – tollen Idee.
Eins noch:
Manche Blume ist still, weil sie still sein will. Ungeachtet der Tatsache, ob es gut ist, dass sie still ist, darf sie still sein und bleiben, wenn sie es möchte. Also seid so nett und fragt eure Blumen vorher…