Von der Kunst Fragen zu stellen

Immer wie­der bin ich ent­setzt, wenn ich in einem Forum auf bestimm­te Fra­gen­stel­ler tref­fe. Ich spre­che von Men­schen, bei denen ich drei bis vier Nach­fra­gen stel­len muss, bevor die rele­van­te Infor­ma­ti­on zur Lösung des Pro­blems mei­nes Gegen­übers end­lich ver­ba­li­siert ist. Meist ist das ein Bruch­stück, was eben nicht erwähnt wur­de – bewusst oder unbe­wusst. Ich wün­sche mir im Sin­ne der Effi­zi­enz oft Fol­gen­des von mei­nem Gegenüber:

  1. Dei­ne Welt ist nicht mei­ne Welt: Was kann eine Frem­der wis­sen und was muss ich ihm expli­zit mit­tei­len, weil er nicht mei­ne Hand­lun­gen mit­er­lebt hat?
  2. Wenn du offen­sicht­lich Mist gebaut hast, bist du fehl­bar, ein Mensch und sym­pa­thisch: War­um muss der Feh­ler so oft ver­schwie­gen oder ver­deckt wer­den? War­um muss ich als Ant­wort­ge­ber auch noch rhe­to­risch dafür sor­gen, dass jemand sein Gesicht wah­ren kann? Ich hel­fe doch schon auf der Sachebene.
  3. Der Wunsch nach Effi­zi­enz ist kein per­sön­li­cher Angriff: Durch Nach­fra­gen möch­te ich nie­man­den Bloß­stel­len und zei­gen, was er/sie nicht berück­sich­tigt hat. Ich möch­te in Erfah­rung brin­gen, wie ich am bes­ten und schnells­ten hel­fen kann.
  4. Threads sind Tex­te, die man lesen muss: Ich fin­de es immer doof, wenn ich expli­zit dar­auf hin­wei­sen muss, dass die und die Infor­ma­ti­on wei­ter oben doch schon steht. Das ist immer ein wenig pein­lich. Ander­seits mag oft nicht das Glei­che noch­mals tippen.

Bei Kin­dern und Jugend­li­chen fin­de ich eine sub­op­ti­ma­le Fra­ge­tech­nik abso­lut in Ord­nung, weil sie noch ler­nen und expe­ri­men­tie­ren. Bei Erwach­se­nen scho­ckiert mich manch­mal der aus­ge­präg­te Man­gel an Empa­thie – bei Erwach­se­nen in „päd­ago­gi­schen Beru­fen“ fürch­te ich mic immer davor, dass vor Grup­pen mit dem glei­chen Grad an Empa­thie wie im Forum x agiert wird – glück­li­cher­wei­se ist das nicht so, weil das Netz eben bestimm­te Ver­hal­tens­wei­sen durch sei­ne Anony­mi­tät begünstigt.

Bildung im Gleichschritt vs. Kompetenzmodell

Über die Rich­tung im Bil­dungs­sys­tem bin ich immer ver­wirr­ter. Auf einer Fort­bil­dung zum neu­en Kern­cur­ri­cu­lum Deutsch habe ich gehört, dass eine stär­ke­re Zusam­men­ar­beit zwi­schen LuL – aus mei­net­we­gen einer Fach­schaft – gewünscht wird. Man ent­wi­ckelt z.B. gemein­sam Ein­hei­ten mit­ein­an­der und pro­biert die­se dann im „Gleich­schritt“, aber mit indi­vi­du­el­ler Leh­ren­den­per­sön­lich­keit aus. Danach erfolgt eine Eva­lua­ti­on und eine Über­ar­bei­tung der Ein­heit, sodass ein evo­lu­tio­nä­rer Pro­zess der Ver­bes­se­rung ein­tritt, alle SuS die glei­chen Chan­cen haben und LuL von Unter­richts­vor­be­rei­tun­gen ent­las­tet sind.

Ich fin­de den Grund­ge­dan­ken nicht falsch, aber das ist natür­lich Bil­dung im Gleich­schritt, wobei ich immer ger­ne Viel­falt mag. Die prak­ti­schen Pro­ble­me – man braucht z.B. Arbeits­mit­tel, Räu­me und Zeit – las­se ich hier uner­wähnt – das ist eine rei­ne Geld- und Wil­lens­sa­che in der Politik.

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LdL auf Systeme anwenden?

In der Theo­rie von LdL gilt es,  unse­re maslow­schen Bedürf­nis­se und die der SuS ide­al zu befrie­di­gen und somit Unter­richt danach aus­zu­rich­ten. Das steht in der lan­gen Tra­di­ti­on huma­nis­ti­scher Päd­ago­gik, wie sie bereits in den 70er Jah­ren vor allem in der Jugend­be­we­gung inner­halb der evan­ge­li­schen Kir­che in Deutsch­land Fuß gefasst hat.

Tat­sa­che ist aber auch, dass die­se Ideen das grund­sätz­li­che Macht­sys­tem der „kirch­li­chen Obrig­keit“ nur mar­gi­nal zu ändern ver­moch­ten, obwohl sie eine gewal­ti­ge Bewe­gung an der kirch­li­chen Basis gene­rier­ten – so mei­ne Wahr­neh­mung, die Wahr­neh­mung eines Men­schen, der sehr lan­ge in die­sem Sys­tem gelebt hat  Hier hat also eine kri­ti­sche Mas­se an der Basis allein nicht aus­ge­reicht, um bis zur ent­schei­de­nen Stel­le durch­zu­drin­gen. Der Ver­gleich erscheint mir des­we­gen wich­tig, weil auch bei LdL oft von einer kri­ti­schen Mas­se von Men­schen gespro­chen wird, die not­wen­dig für eine wirk­li­che Ver­än­de­rung ist.

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Demaskierung des Bewusstseins

Die­se Wort­kom­bi­na­ti­on taucht bei Hor­vath auf und zwar in sei­nem Pro­sa­text „Gebrauchs­an­wei­sung“ (in: Hor­vath, Ödön von: „Sport­mär­chen“, Gesam­mel­te Wer­ke, Bd. 11, S. 215, Trau­gott Krisch­ke & Susan­na Foral-Krisch­ke (Hrsg.), bei: Suhr­kamp, F.a.M, 1988). Sie ist eine grund­le­gen­de Phra­se zum Ver­ständ­nis des betref­fen­den Tex­tes, der im Wesent­li­chen Hor­vat­hs Auf­fas­sung vom  einem Volks­stück bzw. einem Volks­thea­ter darlegt.

Die Zusam­men­stel­lung der Begrif­fe ver­wirrt auf den ers­ten Blick: „Bewusst­sein“ lässt sich zumin­dest intui­tiv noch fas­sen, „Demas­kie­rung“ sogar recht ein­fach defi­nie­ren, aber was bit­te­schön ist ein demas­kier­tes Bewusstsein?

Ich bin im Unter­richt zunächst von dem Begriff des Bewusst­seins aus­ge­gan­gen und habe mich die­sem in einem Unter­richts­ge­spräch genä­hert. Dabei kamen die SuS sehr schnell dar­auf, dass zwei ver­schie­de­ne Aus­prä­gun­gen von Bewusst­sein unter­schie­den wer­den müssen:

a) indi­vi­du­el­les Bewusstsein

Nach erfolg­rei­cher Iden­ti­täts­fin­dung weiß ein Indi­vi­du­um um sich selbst, z.B. um Stär­ken, Schwä­chen, um die Gren­zen des eige­nen Wis­sens usw.

b) kol­lek­ti­ves Bewusstsein

Eine Grup­pe von Men­schen – das kann eine gesell­schaft­li­che Klas­se (Klas­sen­be­wusst­sein) oder ein gan­zes Volk (Natio­nal­be­wusst­sein) sein. Dabei ist man sich einig über die eige­ne Her­kunft, bestimm­te Wer­te, die die­se Grup­pe ver­bin­den usw.

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Fehlentscheidungen

Ich bekom­me sel­ten bei Sach­tex­ten eine Gän­se­haut. Ich schrei­be auch nicht ger­ne einen Blog­bei­trag, um die Gedan­ken eines Drit­ten zu ver­lin­ken. Aber der Zufall hat mir heu­te einen schö­nen Text in die Hän­de gespielt (Dan­ke, lie­ber nament­lich Bekannter!)

http://www.die-bank.de/beruf-und-karriere/das-phaenomen-der-fehlentscheidung

Man erset­ze „Auf­sichts­rat“ durch ein belie­bi­ges Gre­mi­um im deut­schen Schul­sys­tem und prü­fe, ob sich dort nicht die eine oder ande­re Ana­lo­gie fin­den lässt.

Glück­li­cher­wei­se bie­tet der Autor, Prof. Dr. Klaus Watz­ka dort auch Lösungs­an­sät­ze an… Viel­leicht sind Schu­len, die das so hand­ha­ben, ja in der Mehrheit.

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