Mit WordPress Hausaufgaben einsammeln

Mich nervt die kolos­sal umständ­li­che Auf­ga­ben­ver­wal­tung in z.B. Mood­le. Bis ich mich da ein­zeln durch­ge­klickt habe, las­se ich mir den Kram lie­ber als Zet­tel auf den Tisch legen. Daher expe­ri­men­tie­re ich gera­de mit einem Fea­ture von Word­Press her­um. Es erlaubt per E‑Mail zu pos­ten. Man schickt dazu ein­fach eine Mail an eine E‑Mailadresse und ruft peri­odisch wp-mail.php auf (etwa per cron­job). Der Betreff der Mail wird der spä­te­re Titel des Arti­kels und der Body dann der eigent­li­che Text. Man kann sogar HTML und Bil­der in die Mail ein­fü­gen. Jeder per Mail ein­ge­trof­fe­ne Arti­kel bekommt zunächst den Sta­tus „Ent­wurf“, erscheint also nur im Admin-Inter­face. Dort könn­te man ihn kor­ri­gie­ren, kom­men­tie­ren und über ein enspre­chen­des Plug­in per Klick an den Ein­rei­cher zurück­sen­den. Archi­vie­ren lässt sich die Geschich­te durch die Mas­sen­be­ar­bei­tung auch sehr gut: Jede Klas­se bekommt eine Kate­go­rie, jeder Schü­ler und jede Schü­le­rin eine Unter­ka­te­go­rie. Am Schluss gibt es dann ein net­tes klei­nes Port­fo­lio mit Tex­ten von jedem.

Nach­tei­le:

Man muss die Ein­sen­de­adres­se in der Lern­grup­pe publik machen und eine stan­dar­di­sier­te Sub­ject­zei­le vor­ge­ben, damit man die Auf­ga­be auch einem Schü­ler zuord­nen kann – etwa:

MAIK RIECKEN: Titel der Hausaufgabe

Wenn sich die Adres­se her­um­spricht, hat man sehr bald sehr viel Müll im Interface…Das eigent­li­che Blog muss man dann natür­lich mit .htac­cess oder so vor Bots und ande­rem Geschmeiß verrammeln.

Vor­tei­le:

Man kann Jäger und Samm­ler spie­len, sehr schnell und über­all kor­ri­gie­ren und hat die kom­for­ta­blen Mas­sen­ver­wal­tungs­funk­tio­nen von Word­Press zur Ver­fü­gung. Ich arbei­te ger­ne mit dem Backend von WP. Man kann sogar Haus­auf­ga­ben zum Kom­men­tar durch die Klas­se frei­ge­ben oder klei­ne Mini­port­fo­li­os als Argu­men­ta­ti­ons­hil­fe für den Eltern­sprech­tag anle­gen. Auch „vorher“-„nachher“-Spiele sind mög­lich: Wie schreibt jemand nach einem Jahr Riecken die glei­che Text­form. Und: Kein Log­in – kei­ne Ober­flä­chen. Ein­fach nur eine Mail verfassen.

Wie akti­vie­re ich das Ganze?

Unter Ein­stel­lun­gen => Schrei­ben fin­det sich die Rubrik „per E‑Mail blog­gen“. Mit dem Stan­dard­re­per­toire von Word­Press kann man nur die Kate­go­rie fest­le­gen, in die neue Bei­trä­ge auf­ge­nom­men wer­den. Wei­te­re Hin­wei­se fin­den sich direkt bei den Einstelloptionen.

Kristian Köhntopp und die Netzpolitik

Ich möch­te auf einen zwar recht emo­tio­na­len und radi­ka­len, aber in sei­ner Kern­aus­sa­ge abso­lut inspi­rie­ren­den Arti­kel hin­wei­sen. Es ist erstaun­lich, dass die aktu­el­len Ereig­nis­se in der „Inter­net­po­li­tik“ immer mehr Men­schen in die poli­ti­sche Debat­te zie­hen – selbst mich. Kris­ti­an ist zu diver­sen tech­ni­schen The­men ein wesent­li­cher Pflock, der mich schon sehr lan­ge beglei­tet und von dem ich viel, viel über Linux und Ser­ver­diens­te gelernt habe, dabei ken­nen wir uns nicht und haben uns auch noch nie geschrie­ben, sei es in Foren oder per Mail. Kur­ze Lese­pro­be sei­ner Gedanken:

Unse­re Net­ze sind Kopier­ma­schi­nen. Wir sagen wir ’sen­den eine Nach­richt‘, aber das Wort ist falsch. ‚Sen­den‘ impli­ziert, daß die Nach­richt sich bewegt und für den „Ab“-Sender nicht mehr da ist. Das ist in der rea­len Welt so, aber nicht im Netz: Wir kopie­ren eine Nach­richt an die Empfänger.

Kris­ti­an ver­tritt oft unkon­ven­tio­nel­le Ansich­ten, etwa zum The­ma Fire­wall und RAID, die – wenn man sei­ne Ideen offen wei­ter­trägt – bei vie­len eta­blier­ten Tech­ni­kern und Admi­nis­tra­to­ren auf Kopf­schüt­teln und Unver­ständ­nis sto­ßen (gera­de aktu­ell trat wie­der genau des­we­gen Funk­stil­le mit jeman­dem ein). Ich mag Kris­ti­an – Pseud­onym: iso­topp (auch auf Twit­ter). Lohnt sich, genau wie sein Blog.

Werbende Schulbuchverlage

Ich bin ja nun schon ein Weil­chen Leh­rer. Ich habe schon nach weni­gen Jah­ren fast auf­ge­hört, Mate­ria­li­en bei Schul­buch­ver­la­gen zu bestel­len oder deren Wer­be­brie­fe zu öff­nen. Ganz schlimm war das im Refe­ren­da­ri­at, als ich fast täg­lich mit Post von diver­sen Ver­la­gen bom­bar­diert wor­den bin. Wenn ich nun­mehr etwas benö­ti­ge, gehe ich auf Raub­zug zu Mes­sen oder in die Läden der Ver­la­ge. In der Regel schnap­pe ich Ideen bei Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen auf. Trotz­dem quillt nach wie vor mein Fach über von Wer­be­brie­fen – mit dem Ein­tritt in einen Berufs­ver­band wur­de das erst rich­tig schlimm.

Den völ­li­gen Hals bekom­me ich dann, wenn ich wirk­lich aus­nahms­wei­se ein­mal etwas direkt bei einem Ver­lag bestel­len möch­te – wohl­ge­merkt zum Lis­ten­preis: Eine Bestel­lung ist ohne Anga­be von Schul­form und Fächern oft gar nicht mög­lich – das bekommt jeder Ebay-Ver­käu­fer mit Anga­be einer Ver­sand­adres­se bes­ser hin. Trotz ISBN-Num­mer sind vie­le Arti­kel über Bar­sor­ti­men­te nicht bestell­bar. „Du willst es? Kriegs­te aber nur, wenn du uns sagst, was wir zur Opti­mie­rung unse­rer Wer­be­stra­te­gie von dir wis­sen wol­len!“ Ich möch­te die  wirt­schaft­li­chen Aus­sich­ten des Bau­markts sehen, bei dem man nur noch mit haus­ei­ge­ner Kun­den­kar­te ein­kau­fen darf. Lebt Ebay nicht irgend­wie vom Spon­tan­kauf? Ich wür­de mich als Betrieb über jedes Pro­dukt freu­en, was ich abset­zen kann. Bei der Bahn reicht die Anga­be einer Kre­dit­kar­ten­num­mer. Kau­fen kann man weit­ge­hend anonym.

Ich kann die Ver­la­ge ja ver­ste­hen. Der Kon­kur­renz­kampf ist hart, die Kopier­mo­ral an den Schu­len kennt kaum noch Schran­ken und den Para­dig­men­wech­sel durch die neu­en Medi­en haben die meis­ten Anbie­ter mei­nes Erach­tens auch völ­lig ver­schla­fen (da ist mein Mit­leid jedoch gering). Wie sol­len sie denn ihre Pro­duk­te an den Mann oder die Frau brin­gen? Per Wer­be­brief – Ent­schul­di­gung – per „kun­den­ori­en­tier­ter, ser­vice­ba­sier­ter Pro­dukt­in­for­ma­ti­on“ hat das doch jahr­zehn­te­lang bes­tens funk­tio­niert. Aber die gol­de­nen Jah­re sind zwei­fels­oh­ne vor­bei, Autoren dürf­ten immer schwe­rer zu fin­den sein und sel­bi­ge brau­chen ange­sichts der Ver­gü­tungs­sät­ze und der sons­ti­gen Arbeits­be­las­tung in den Schu­len wohl auch immer mehr Idea­lis­mus für ihre neben­be­ruf­li­che Tätigkeit.

Was soll ein Ver­lag tun?

  1. Feeds anbie­ten – sinn­voll nach Spar­ten geglie­dert. Feeds las­sen sich in weni­gen Sekun­den über­flie­gen. In Feeds lässt sich sogar Wer­bung plat­zie­ren. Man kann sta­tis­tisch aus­wer­ten, wie­vie­le Men­schen den Feed abon­nie­ren. Mich wür­de ein Feed zu Spon­tan­käu­fen animieren.
  2. Prä­senz im Web2.0 zei­gen: z.B. Twit­ter nut­zen, z.B. Face­book nut­zen. Freaks ködern mit the­men­ba­sier­ten Blogs. Mit Com­mu­ni­ty­funk­tio­nen auf der Verlagshomepage.
  3. Kun­den mit dem Bedürf­nis nach Anony­mi­tät ernst neh­men. Eine Ver­sand­adres­se ist zur Abwick­lung eines Geschäf­tes doch ausreichend.
  4. Port­fo­lio bis auf weni­ge Aus­nah­men über Bar­sor­ti­men­te anbie­ten. Was ist eigent­lich schlimm dar­an, wenn SuS Leh­rer­ma­te­ria­li­en erhal­ten kön­nen? (das wer­den eh die wenigs­ten SuS tat­säch­lich umsetzen)

Ich wür­de ger­ne mehr kau­fen. Aber oft ist die Schwel­le zum Kauf der­ma­ßen hoch, dass ich mir beim Kauf­pro­zess schon den­ke: „Bekommst du das auch nicht anders hin? Muss das jetzt sein?“.

Temperatur im Kugelteilchenmodell als Körperübung

Wenn man Luft in einem Luft­bal­lon erhitzt und gleich­zei­tig das Kugel­teil­chen­mo­dell bereits ein­ge­führt hat, bekommt man als Erklä­rung für das Grö­ßer­wer­den des Bal­lons oft zu hören, „dass sich die Kugel­teil­chen aus­deh­nen.“ Da nützt es auch nichts, wenn vor­her sau­ber defi­niert wur­de, das Kugel­teil­chen in Gestalt und Form unver­än­der­lich sind.

Was nach mei­ner Erfah­rung etwas nüt­zen kann, ist ein klei­ne Kör­per­übung, die das Phä­no­men „Aus­deh­nung bei Tem­pe­ra­tur­er­hö­hung eines Gases“ erfahr­bar macht. Dazu bil­det man zwei Grup­pen: Grup­pe 1 (blau) bil­det einen Kreis (mit Anfas­sen..). Grup­pe 2 (oran­ge) bewegt sich inner­halb die­ses Krei­ses, wie in fol­gen­der Abbil­dung dargestellt:

Temperatur im KugelteilchenmodellJetzt gibt es zwei Pha­sen: In der ers­ten Pha­se bewe­gen sich die Mit­glie­der von Grup­pe 2 lang­sam (gehen), in Pha­se 2 schnell (lau­fen). Eine leb­haf­te Klas­se ist dabei kein Nach­teil: Der Kreis soll in der 2. Pha­se ger­ne „zer­stört“ werden.

Das Erstaun­li­che:

Die Mit­glie­der der Grup­pe 2 deh­nen sich nicht aus, son­dern benö­ti­gen durch ihre höhe­re Geschwin­dig­keit ein­fach mehr Platz, sodass es zur „Aus­deh­nung“ des Krei­ses kommt. Das ist ein Modell für die Vor­gän­ge in einem Gas bei Tem­pe­ra­tur­er­hö­hung, das sich dann in der Bespre­chung abs­tra­hie­ren lässt – auch mit einer 6. Klas­se. Nach die­ser Kör­per­übung (bit­te auf dem Schul­hof durch­füh­ren) habe ich den Satz „Die Kugel­teil­chen deh­nen sich aus“ weit­aus weni­ger oft gelesen…

Übri­gens spielt man aus dem glei­chen Grund in einer Hal­le mit weni­ger Feld­spie­lern Fuß­ball: Der Raum­be­darf bleibt gleich, jedoch nicht der zur Ver­fü­gung ste­hen­de Raum (Feld­grö­ße). Damit wür­de das Ver­let­zungs­ri­si­ko stei­gen, hät­te man dort auch zehn Feld­spie­ler auf dem Platz. Über sol­che „Links“ bil­de ich mir ein, SuS zu erreichen.

Es ist eine Minderheit…

… die im Netz auf­be­gehrt gegen eine Zen­sur­in­fra­struk­tur und Kon­troll­be­dürf­nis­se poli­ti­scher Insti­tu­tio­nen. Aber die­se Min­der­heit erzeugt zur Zeit ein der­ma­ßen gro­ßes Auf­merk­sam­keits­po­ten­ti­al, wie ich es sel­ten erlebt habe. Die­se Min­der­heit hat sich jetzt poli­tisch im Netz orga­ni­siert. Selbst die Zeit, die ich bis­her für eine gemä­ßig­te, abge­klär­te und poli­tisch recht breit auf­ge­stell­te Wochen­zei­tung hal­te, bie­tet Kom­men­ta­to­ren ein Forum, deren Rhe­to­rik for­mal doch stark zu wün­schen übrig lässt. Da wer­den Grä­ben zwi­schen „den Ana­lo­gen“ und den­je­ni­gen gezo­gen „die ihr eige­nes Leben per Social Net­work und Twit­ter beden­ken­los vor aller Welt aus­brei­ten.“ – ste­reo­ty­per geht’s nim­mer. Da wird davor gewarnt, dass die größ­te Gefahr für die Par­tei aus den eige­nen Rei­hen kommt.

Alle die­se Gedan­ken sind nicht neu. Es liegt mir fern, an die­ser Stel­le eine Lobes­re­de für die Pira­ten­par­tei zum Bes­ten zu geben. Als Par­tei soll­te man in der Lage sein, auf allen wich­ti­gen poli­ti­schen Fel­dern sicher zu agie­ren und das sehe ich bei den Pira­ten in der Tat noch nicht – aber immer­hin hat man das auch ein­mal über die Grü­nen gesagt, die sich spä­tes­tens mit Josch­ka Fischer auch außen­po­li­tisch eta­blie­ren konn­ten. Der Weg dahin war lang und ob die Pira­ten ihn bestehen wer­den, bleibt abzuwarten.

Ich habe mich an einem Satz fest­ge­dacht, der als Unter­ti­tel den Leit­ge­dan­ken von Bernd Ulrich markiert:

Die größ­te Gefahr für die neue Par­tei droht nicht vom Staat, son­dern aus den eige­nen Reihen“

Wei­ter­le­sen

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