Dienstgeräte
Diese Überschrift ist meiner Meinung nach schon irreführend. Es kann keine Dienstgeräte aus dem Förderprogramm des Bundes geben, bzw. keine Geräte, die den Status „Dienstgerät“ erhalten werden.
Was sind Dienstgeräte?
Auf Dienstgeräte werden u.a. Daten verarbeitet, die im dienstlichen Kontext entstehen, z.B. Noten, Adressdaten usw. von Schutzbefohlenen, Fotos, sonstige Leistungsdaten etc.. Vielleicht werden auch dienstliche Vorgänge darüber abgewickelt, z.B. Reisekosten- oder Beihilfeanträge. Ein Dienstgerät muss daher mit technischem Support versehen und vom Dienstherrn intervenierbar sein, wenn gleichzeitig bei Lehrkräften der Anspruch nach Daten- und Rechtssicherheit bei der Nutzung vorhanden ist. Das ist bei offenen Geräten, die individuell anpassbar sind, schlicht nicht möglich: Organisatorisch, personell und technisch nicht. Es mag Schulen geben, denen das gelingt.
Dienstgeräte adressieren aber Kolleg:innen an kleinen Grundschulen ebenso wie Kolleg:innen großer berufsbildender Schulen. Für individuelle Bedürfnisse ist da kein Platz, wenn es Support, Daten- und damit auch Rechtssicherheit geben soll.
Was sind Privatgeräte?
Privatgeräte sind Geräte durch Durchführung und Vorbereitung des eigenen Unterrichts. Sie sind durch Nutzer:innen individuell an Bedürfnisse anpassbar, dort kann eigene Software installiert und erprobt werden. Mit Privatgeräten dürfen Verwaltungsdaten nur unter hohen Auflagen oder online auf z.B. Landesplattformen verarbeitet werden, wenn das Gerät nur als Zugangsgerät genutzt wird. Das treibt z.B. seltsame Blüten, dass z.B. dienstliche E‑Mailadressen bereitgestellt werden, aber nicht mit lokal installierten Clients (Thunderbird, Outlook, AppleMail) verarbeitet werden dürfen. Privatgeräte sind nicht intervenierbar. Durch unzählige denkbare Programme oder auch Betriebssysteme kann für ein solches Gerät mit vertretbarem personellen Aufwand kein Support und keine Daten- sowie Rechtssicherheit ermöglicht werden.
Was wollen viele Lehrkräfte?
Viele Lehrkräfte möchten maximale individuelle Freiheit auf ihrem Gerät. Gleichzeitig wünschen sie aber umfassenden Support und Daten- sowie Rechtssicherheit. Und natürlich das neueste Modell mit Magnesiumgehäuse. Und bei 40 Kolleg:innen bitte 50 Gerätevarianten (Sorry für den Rant).
Das ist nicht zu leisten. Schon gar nicht bei kleinen Schulträgern, die die große Mehrheit stellen.
Daher wird es bei der Endgeräteförderung für Lehrkräfte meiner Meinung nach nie um Geräte gehen können, die den Status eines Dienstgerätes (s.o.) erhalten. Es kann nur um Geräte mit dem Status eines Privatgerätes gehen. Echte Dienstgeräte werden nicht akzeptiert werden, da diese eine recht strenge Standardisierung erfordern.
Daher wäre es am einfachsten, allen Lehrkräften einfach einen Zuschuss mit dem Gehalt auszuzahlen. Dann kann jeder machen, was er will, es gibt keine Ausschreibungsmodalitäten zu beachten und keinen Ärger.
Wenn sich die Träger wirklich auf irgendetwas anderes einlassen würden – meine Hochachtung wäre groß, meine Verwunderung würde keine Grenzen kennen. Selbst bei kleinen Trägern stehen da schnell mal 100 Lehrkräfte mit ihrem individuell eingerichteten Gerät bei jedem Problem auf der Matte.
Eine Lösung
Eine aus meiner Sicht sehr gute Lösung wäre, den Lehrkräften einfach einen Zuschuss für ein Privatgerät auszuzahlen und gleichzeitig eine Clientanwendung zu entwickeln, die eine sichere Kommunikation mit einem Landesnetz ermöglicht, in dem dann alle Verwaltungs- und Verarbeitungsvorgänge online mit Transportverschlüsselung ablaufen. Das ist auf jedem Betriebssystem möglich. Die lokale Verarbeitung von dienstlichen Daten auf dann diesem Privatgerät wird einfach untersagt. Dann kann jeder machen, was er oder sie will. Support gibt es dann nur für die Onlineanwendungen im Landesnetz und bei der Installation des „Landesclients“. Leider fehlt dafür eine winzige Kleinigkeit: Ein entsprechend aufgestelltes Landesnetz. Achso – und ein Landesclient.
Der derzeitige „Zuschuss“ darf sich doch jedes Jahr beim Finanzamt zurückgeholt werden… ;-)
Ich unterstütze deinen Vorschlag, einen Zuschuss zum Gehalt auszuzahlen vollständig!
Jede Kollegin und jeder Kollege hat andere Erwartungen und Ansprüche an ein – ich formuliere es mal so – „Gerät für die Schule“. Wir haben bei uns die treuen Apple-Fans und die überzeugten Microsoft-Nutzerinnen und ‑Nutzer und wir haben diejenigen, die schon jetzt einen Linux-Dienstlaptop vom Schulträger haben ;-)
Auf diesem kann mit Nutzerrechten nichts installiert und auch keine Veränderungen an der Konfiguration vorgenommen werden. Die Geräte werden zentral verwaltet und falls sich jemand ein Programm wünscht, dann kann das aber auch, wenn die Geräte zuhause sind, zentral auf alle Geräte ausgerollt werden. Dateien können natürlich nur in einem verschlüsselten LUKS-Container gespeichert werden. Sollte Geld zur Verfügung gestellt werden, so werden wir unser Linux-Laptop-Programm (es werden Convertibles mit Stifteingabemöglichkeit werden) mit Unterstützung unseres Schulträgers ausweiten. Damit werden aber nicht alle KuK’s glücklich sein. Manche möchten halt ihr ‚Apple‘ oder ‚Microsoft‘ haben und in der Lage sein, nach eigenem Gusto Programme zu installieren. Das werden wir nicht bieten können. Wir sind aber in der Lage, sehr schnell zentral Programme, wenn gewünscht und möglich, nachzuinstallieren und Einstellungen anzupassen.
Die Verarbeitung personenbezogener Daten (insb. Zeugnisse) geht bei uns übrigens über einen Linux-Terminal-Server. Die KuK’s können über einen ssh-Tunnel von Linux, Windows und Mac OS aus eine Verbindung zum Terminal-Server im Serverraum der Schule herstellen und dort dann mit ihrem Nutzeraccount Noten ins Zeugnisprogramm eintragen.
Die Lösung von Felix klingt aus meiner Sicht sehr professionell.
Man könnte auf einem Linux-Dienstgerät (genügend Leistungsreserven vorausgesetzt) noch ein virtuelles Windows draufpacken, mit dem die Leute dann machen können, was sie wollen (so lange sie natürlich keine pers. bez. Daten verarbeiten). Wenn sie das Windows dabei kaputtspielen, wird es per Snapshot zurückgesetzt.
In meiner Robotik-AG kommen 6klässler gut klar mit Virtualbox, vielleicht wäre das auch was für Lehrer.
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