SchiLf Leitbildentwicklung

Ein Leit­bild ist eine schrift­li­che Erklä­rung einer Orga­ni­sa­ti­on über ihr Selbst­ver­ständ­nis und ihre Grund­prin­zi­pi­en. Es for­mu­liert einen Ziel­zu­stand (Rea­lis­ti­sches Ide­al­bild)[1]. Nach innen soll ein Leit­bild Ori­en­tie­rung geben und somit hand­lungs­lei­tend und moti­vie­rend für die Orga­ni­sa­ti­on als Gan­zes und die ein­zel­nen Mit­glie­der wir­ken. Nach außen (Öffent­lich­keit, Kun­den) soll es deut­lich machen, wofür eine Orga­ni­sa­ti­on steht. Es ist eine Basis für die Cor­po­ra­te Iden­ti­ty einer Orga­ni­sa­ti­on. Ein Leit­bild beschreibt die Mis­si­on und Visi­on einer Orga­ni­sa­ti­on sowie die ange­streb­te Orga­ni­sa­ti­ons­kul­tur. Es ist Teil des nor­ma­ti­ven Manage­ments und bil­det den Rah­men für Stra­te­gien, Zie­le und ope­ra­ti­ves Handeln.

Quel­le: http://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmensleitbild

Unse­re Schu­le hat sich in den letz­ten bei­den Tagen auf den Weg gemacht, ein sol­ches Leit­bild zu ent­wi­ckeln, wobei auf exter­ne Mode­ra­ti­on zurück­ge­grif­fen wur­de. Vor­be­rei­tet wur­den die­se zwei Tage in einer Steue­rungs­grup­pe. Her­aus­ge­kom­men sind zwölf Sät­ze, die nun redak­tio­nell über­ar­bei­tet wer­den. Mit in die­se zwölf Sät­ze sind die Vor­schlä­ge der Eltern- und Schü­ler­ver­tre­tung ein­ge­flos­sen.  Im Wesent­li­chen erfolg­te die Erar­bei­tung in vier Schritten:

Schritt 1 – SOFT-Analyse

Eine SOFT-Ana­ly­se lehnt sich an das Prin­zip der SWOT-Ana­ly­se an. Nach einer Vor­stel­lung der kom­men­den SchiLf auf einer Dienst­be­spre­chung soll­te zu den Punk­ten der SWOT-Ana­ly­se ein Papier in Stich­wor­ten aus­ge­füllt wer­den, des­sen Aus­wer­tung dann den Ein­stieg zur SchiLf bildete.

Schritt 2 – Kritikphase

In klei­nen Grup­pen hat jeder auf eine Kar­te geschrie­ben, wel­che Pro­ble­me an der Schu­le auf­tre­ten. Aus die­sen Kar­ten hat die Grup­pe dann drei aus­ge­wählt und auf ein Pla­kat geklebt. Die­se Kar­ten konn­ten dann vom Ple­num spä­ter „bepunk­tet“ (Kle­be­punkt)  wer­den. Die Top 10 wur­den zu einer Vor­la­ge verarbeitet.

Schritt 3 – Utopiephase

In klei­nen Grup­pen hat jeder auf eine Kar­te geschrie­ben, wel­che Wün­sche er – los­ge­löst von orga­ni­sa­to­ri­sche, räum­li­chen oder finan­zi­el­len Beschrän­kun­gen hat. Aus die­sen Kar­ten hat die Grup­pe dann drei aus­ge­wählt und auf ein Pla­kat geklebt. Die­se Kar­ten konn­ten dann vom Ple­num spä­ter „bepunk­tet“ (Kle­be­punkt)  wer­den. Die Top 10 wur­den zu einer Vor­la­ge verarbeitet.

Schritt 4 – Leitsatzformulierung

Nach einem kur­zen Input zum Wesen eines Leit­bil­des ging es mit einer umfang­rei­chen Mate­ri­al­samm­lung dar­an, kon­kre­te Sät­ze für das Leit­bild zu for­mu­lie­ren. Als Mate­ri­al stand zur Verfügung:

  1. Das Arbeits­er­geb­nis der Schü­le­rin­nen und Schüler
  2. Das Arbeits­er­geb­nis der Eltern
  3. Das Arbeits­er­geb­nis der der ers­ten bei­de Phasen
  4. Ergeb­nis­se der letz­ten SchiLf
  5. Der theo­re­ti­sche Input
  6. Wei­te­re Din­ge, die ich jetzt ver­ges­sen habe

Die For­mu­lie­rung erfolg­te wie­der in Grup­pen. Die Sät­ze wur­den wie­der­um im Ple­num bepunk­tet und ein Ran­king (Top 12) ent­wi­ckelt. Unnö­tig zu erwäh­nen, dass es alle Sät­ze unse­rer Klein­grup­pe in die Top 12 geschafft haben :o)…

Schritt 5 – Vor­stel­lung des Ergeb­nis­ses und Ausblick

Die Steue­rungs­grup­pe stell­te die for­mu­lier­ten Sät­ze und das wei­te­re Ver­fah­ren vor. Die Sät­ze wer­den jetzt redak­tio­nell bear­bei­tet und an die Eltern- und Schü­ler­ver­tre­tung zurück­ge­ge­ben, um sie nach einer Art Beneh­mens­her­stel­lung dann in der Gesamt­kon­fe­renz zu beschließen.

Der Rah­men

Die SchiLf erfor­der­te zwei Tage, wobei an einem Tag der Unter­richt noch bis zur 6. Stun­de statt­fand. Für das leib­li­che Wohl, für eine gute Atmo­sphä­re und für viel Zeit zwi­schen den Arbeits­pha­sen zum Aus­tausch war her­vor­ra­gend gesorgt. Deut­lich war zu mer­ken, wie viel Arbeit, Gedan­ken und Sinn für Details im Vor­feld  in die­se SchiLf gesteckt wur­de. Ich habe es als eine Form von Wert­schät­zung gegen­über dem Kol­le­gi­um emp­fun­den. Es gab für die Betei­lig­ten kei­nen Blu­men­strauß oder obli­ga­to­ri­schen Fla­schen zum Dank. Es gab etwas voll­kom­men ande­res, was die­se erfah­re­ne Wert­schät­zung wie­der­um erwi­der­te und was in die­ser Form noch nie da gewe­sen ist.

Kom­men­tar

Die Mode­ra­ti­on wen­de­te Metho­den des Pro­jekt­ma­nage­ments an, wie es in Fir­men und vie­len Ver­wal­tun­gen üblich ist (und zum Glück auch zuneh­mend bei uns in der Medi­en­be­ra­tung). Beein­druckt hat mich vor allem die Ein­wand­be­hand­lung im Ple­num. Ein­wän­de las­sen sich für mich immer in zwei Kate­go­rien unterteilen:

  1. Pro­zess­re­flek­tie­ren­de Ein­wän­de (z.B. „War­um machen wir das eigent­lich so und nicht anders?“)
  2. Risi­ko­mi­ni­mie­ren­de Ein­wän­de (z.B. „Kommt dabei denn wirk­lich auch das her­aus, was wir an Qua­li­tät erwarten?“

Die Mode­ra­ti­on ging sehr sou­ve­rän und schlag­fer­tig mit die­sen Ein­wän­den um. Dahin­ter steckt natür­lich die Über­zeu­gung, dass das Ver­fah­ren erprobt war, aber auch die Fähig­keit zu „reframen“, d.h. den Ein­wand selbst als wert­schät­zen­des Moment und nicht als Angriff umzu­deu­ten. Das ist immer ein­fa­cher, wenn man als Exter­ner agiert und daher bera­te ich mein eige­nes Sys­tem z.B. grund­sätz­lich nicht, wur­de aber in den Klein­grup­pen dabei „erwischt“, selbst in die Bera­ter­rol­le zu fal­len :o)…

Leit­bild­ent­wick­lung sehe ich aus einer exter­nen Bera­ter­rol­le immer etwas kri­tisch: Leit­bil­der zei­gen mir eher, wor­an eine Orga­ni­sa­ti­on noch arbei­ten muss. Gleich­wohl habe ich als Teil­ge­ben­der der SchiLf vor allem den Pro­zess zur For­mu­lie­rung der Leit­bild­sät­ze auch als iden­ti­täts­stif­tend und damit sehr wert­voll erlebt. Ein­mal mehr ist mir auf­ge­fal­len, dass unter­schied­li­che Men­schen mit unter­schied­li­chen Begrif­fen unter­schied­li­che Din­ge mei­nen, aber im Grun­de das Glei­che wol­len und die glei­chen Bedürf­nis­se haben – übri­gens ein zen­tra­les Kon­zept sys­te­mi­schen Denkens.

Extern betrach­tet hät­te man all das auch in einer Stun­de mit digi­ta­len Werk­zeu­gen erle­di­gen kön­nen. Aber ich glau­be, dass die Ver­bin­dung zwi­schen Ergeb­nis und Gefühl eben auch gemein­sa­me Zeit erfordert.

Die Feh­len­de Zeit und der All­tag arbei­ten da oft gegen ein Sys­tem – aber das kennt auch jeder, der eine Bezie­hung führt. Funk­ti­on und Zufrie­den­heit kom­men nicht allein, sie müs­sen erar­bei­tet sein, weil sie eben durch die­se Arbeits­leis­tung erst ihren Wert erhalten.

Inso­fern darf sich die Schu­le jetzt dar­auf freu­en nach die­sem initia­len Schritt zur Schul­ent­wick­lung wei­ter arbei­ten zu dür­fen :o)…

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3 Kommentare

  • sistu

    Lie­ber Maik,

    ich lese mit Begeis­te­rung und Inter­es­se nun schon seit 2 Stun­den in dei­nem Blog herum.
    Zum obi­gen Text:
    Ich den­ke, dass neben dir vie­le Kol­le­gen/-innen die Leit­bild­ent­wick­lung als iden­ti­täts­stif­tend erlebt haben und auch päd­ago­gi­sche Pro­fis brau­chen immer mal wie­der eine Rück­be­sin­nung auf das gemein­sa­me Ziel ihrer Arbeit. Ich neh­me an, dein Kom­men­tar zur Ver­an­stal­tung Extern betrach­tet hät­te man all das auch in einer Stun­de mit digi­ta­len Werk­zeu­gen erle­di­gen kön­nen. war iro­nisch gemeint. Da du ihn ja im nächs­ten Satz auch relativierst.
    Scha­de wäre es um die inves­tier­te Zeit nur, wenn die Leit­bild­sät­ze irgend­wo auf­ge­hängt wer­den und in 4–6 Wochen alle posi­ti­ven Emo­tio­nen im schu­li­schen All­tag verpuffen.
    Also, wei­ter­ent­wi­ckeln und wie­der gemein­sa­me Zeit inves­tie­ren (z.B. ein Bier trin­ken gehen)!

  • Extern betrach­tet hät­te man all das auch in einer Stun­de mit digi­ta­len Werk­zeu­gen erle­di­gen können.

    Nein, nicht iro­nisch. Metho­disch ist das heut­zu­ta­ge mög­lich – vor spart man sich durch die kon­se­quen­te Ver­wen­dung digi­ta­ler Werk­zeu­ge viel Aus­wer­tungs- und „Zusam­men­tra­g­ar­beit“. Das war für mich aber eben nur *ein* Ziel der zwei Tage. Und die Pau­sen haben eben ihre ganz eige­ne Funktion. 

    btw stel­le ich fest, dass offen­bar viel zu kom­pli­ziert und kom­pri­miert schrei­be. Es ist sehr typisch, dass gera­de der kri­tisch zu ver­ste­hen­de Satz nicht durch den übri­gen Kon­text auf­ge­ho­ben wird.

  • Wir hat­ten für unser Kol­le­gi­um kürz­lich eine ähn­li­che SchiLf, da wir zwar ein tol­les Kon­zept haben, aber das über­ge­ord­ne­te Leit­bild noch in for­mu­lier­ter Form fehl­te, was es neu­en Kol­le­gen oft schwer mach­te, sich dar­über klar zu wer­den, WARUM wir man­che Sachen so tun, wie wir sie im Kon­zept ste­hen haben. Des­halb hat die Arbeit an dem Leit­bild den Bogen zumin­dest in Ansät­zen geschlossen.
    Ich war sehr posi­tiv über­rascht, wie offen sich man­che, denen ich es nicht zuge­traut hat­te, auf hin­füh­ren­de Aktio­nen ein­ge­las­sen haben. Als Impuls­ge­ber dien­ten da Flip­charts mit Sät­zen wie: „Wenn die Schule/ Sport­art ein Tier wäre, wel­che wäre sie?“, „Wenn du mit der Schu­le ein Date hät­test, was wür­dest du ihr mit­brin­gen“, „Was wür­den ande­re [nie] über die Schu­le sagen?“ etc.. Das war für die spä­te­re Arbeit doch sehr hilf­reich, weil es die Blick­rich­tung für die Stär­ken und Schwä­chen der Schu­le und des Kol­le­gi­ums fokus­siert hat.

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