Was wäre wenn…
Ich habe heute zum allerersten Mal etwas von LdL gehört. Das liegt daran, dass ich einen Blog Artikel von Herrn Rau – dem Urgestein der Lehrerbloggerszene in Deutschland – dazu gelesen habe. Ich habe lediglich einen kurzen Film aus einer Französischsstunde dazu gesehen – wobei ich kein Französisch verstehe. Der Ansatz hat mich fasziniert und mir sind sofort drei meiner Klassen eingefallen, die mit klassischen Methoden nur sehr suboptimal zu beschulen sind und für die das vielleicht – ich weiß ja noch sehr wenig darüber – etwas wäre.
Ich mache zaghafte Ansätze in diese Richtung, indem ich z.B. die Gruppenpuzzlemethode gerne missbrauche, um Theoriestoff, den ich sonst nur frontal unterrichten könnte – ein Orbitalmodell kann ich SuS z.B. nicht zeigen – auf Kopien vorbereite und jeder Gruppe zu knacken gebe. Danach werden in Expertengruppen Restfragen geklärt, wobei ein anschließendes Plenum als Fallback dient. Wenn ich ganz ehrlich bin, gab es noch nie innerhalb dieses Plenums irgendwelche ernsthaften Fragen zu klären und die anschließende Lernkontrolle fiel auch stets zufriedenstellend aus. Dabei habe ich nichts gemacht, außer eine Sozialform zu organisieren und natürlich ein konkretes Lernziel zur Lokomotive zu machen. Klar musste man bei groben Fehltritten lenkend eingreifen, aber allein das entspricht meiner gefühlten Rolle als Lehrer weit mehr als das klassische Verständnis – im Idealfall mache ich mich selbst überflüssig und entlaste mich durch Nutzung der Kompetenzen innerhalb meiner Lerngruppe.
Ganz besonders gefallen hat mir an der besagten Französischstunde die Antivirtualität. In der direkten Interaktion liegt darin für mich der Gewinn. Der erste Impuls eines technikaffinen Menschen wie Mailk Riecken ging hin zu der Idee, die SuS innerhalb von Moodle asynchron arbeiten zu lassen und das Ergebnis dann z.B. in einem Blog oder E‑Portfoliosystem zu präsentieren. Das wäre dann Web 2.0, aber auch durch die Virtualisierung durch den Verlust wichtiger Wahrnehmungen entmenschlicht.
Eigentlich ist es doch ganz einfach: Ich erlebe täglich wie sich in der Interaktion mit SuS mein Fachwissen immer weiter vernetzt und ich eine immer bessere Vorstellung von z.B. den Zusammenhängen innerhalb der Welt der Moleküle bekommen. Das wiederum koppelt zurück auf meinen Unterricht, der sich im Wissen um diese Vernetzung neu konzipiert und andere Schwerpunkte setzt. Ich bin persönlich vielleicht ein LdL-Typ. Was für mich gut ist, kann ja vielleicht gelegentlich für SuS nicht schlecht sein.
Scheitern wird das allenfalls an fehlenden Sozialkompetenzen seitens der SuS. Denn Zuhören sollte man sich schon können, ebenso ein Mindestmaß an Empathie aufbringen. Diese Tugenden sind heutzutage nicht unbedingt in jeder Lerngruppe selbstverständlich, eine gute Unterrichtsatmosphäre braucht Regeln, Konsequenzen und Arbeit.