Sexuelle Aufklärung
Ich habe diese Woche eine schöne Rückmeldung per E‑Mail zu einem meiner ganz alten Artikel erhalten: Schon seit zehn Jahren dürfte der Beitrag „Gemischtes Schlafen auf Freizeiten“ im Netz stehen – das Alter merkt man dem Teil auch deutlich an. Rechtlich hat sich seitdem gar nicht so viel verändert, außer dass der Gesetzgeber homosexuelle Kontakte mittlerweile den heterosexuellen rechtlich angeglichen hat und auch nicht mehr zwischen den Geschlechtern unterscheidet.
Ich könnte zu dem Thema eine Menge mehr schreiben, weil es so ambivalent ist:
- Einerseits grinsen uns von jedem Plakat Sixpacks und potentielle Milchverpackungen an, anderseits kommt es immer noch zu Schwangerschaften bei Kindern.
- Einerseits schimpft Deutschland oft über die „prüden Amerikaner“, andererseits zieht man sich am Strand eigentlich nur noch Sachen über die nassen Sache „drüber“ oder die Badebekleidung eben gleich „drunter“ – absolut hygienisch im Sommer.
- Immer noch legen wir in der Schule den Schwerpunkt auf „Geschlechtsakt-“ statt auf Aufklärungsunterricht, obwohl in Zeiten des Cyber-Groomings und Anspruchswolkenkratzern hinsichtlich der Partnerfindung und des eigenen Körperbildes gerade durch die Werbung auch noch ganz andere Dinge wichtig wären.
Vielleicht sollte man wirklich in der Schule mehr zum Thema „sexualisierte Sprache“, „sexuelle Abgrenzung“, „Selbstbehauptung“, „Loslassen“, „Sexualisierte Werbung“, „Mein Körper und ich“ und so Kram machen. Das alles gab es zu Zeiten, in denen ich noch als Teamer Klassentagungen geleitet habe, ziemlich oft, und es hat allen auch immer sehr viel Spaß gemacht. Das System Schule scheint mir jedoch für die dafür erforderliche pädagogische Nähe nicht ausgelegt.
Wesentlicher Teil unserer Tagungen war eine Übung, die da hieß „Fragen an das andere Geschlecht“ (ging nicht mit jeder Schulklasse und erst recht nicht mit jeder Begleitlehrrkraft):
Die Jungen durften sich sechs Fragen an die Mädchen, die Mädchen sechs Fragen an die Jungen ausdenken. Fünf Fragen mussten bearbeitet, eine durfte abgelehnt werden. In einem Reverse-Fischbowl (eine Gruppe sprach in der Mitte über die Fragen, die andere saß mit dem Gesicht zur Wand um sie herum) diskutierten dann z.B. die Mädchen unter Moderation einer Teamerin über die Fragen der Jungen und später dann umgekehrt. Höhepunkt bildete immer ein letzte Runde: „Fragen an die Erwachsenen“ (Teamer unter sich im Reverse-Fischbowl, ging auch nicht in jedem Team…).
Am meisten Spaß bei dieser Übung hatten wir übrigens an dem Wochenende, an dem die Teamerinnen und Teamer sie im Rahmen ihrer Ausbildung selbst ausprobiert und erlebt haben… In Schule könnte ich mir so etwas zur Zeit eher nicht vorstellen, eher im externen Bereich – obwohl: Auch das könnte witzig und lehrreich werden…