Quo vadis, riecken.de?

Hin und wie­der schaue ich mir die Abruf­sta­tis­ti­ken mei­ner Arti­kel an – rela­tiv aktu­ell sieht es über die drei Jah­re so unter den Top20 aus:

Arti­kel Abru­fe Klas­si­fi­ka­ti­on
tipps4you.net 9,106 C
Bloch: Der jun­ge Goethe […] 8,583 C
Von deut­scher Baukunst 4,655 C
Dik­tat­text zu Groß- und Kleinschreibung 3,767 M
Zum Schä­ke­spears Tag 3,247 C
Schü­ler­ver­such: Reak­ti­on von Kup­fer und Schwe­fel quantitativ 2,424 C
Demas­kie­rung des Bewusstseins 2,375 C
Abi in NDS: Deut­sche Spra­che der Gegenwart 1,805 M
Spiel­kram – Kleinwindrad… 1,715 S
Eine Refle­xi­on zur einem Auf­satz mit krea­ti­ver Auf­ga­ben­stel­lung schreiben 1,451 M
Ver­such zum Treibhauseffekt 1,440 C
Fet­te – fest oder flüssig? 1,425 M
Kugel­teil­chen­mo­dell over head… 1,374 M
E‑Learning – Evolutions 1,107 H
Titra­ti­ons­kur­ve berechnen 1,048 M
Das Klas­sen­spiel (Celia Rees) 1,010 M
Inhalts­ver­zeich­nis 1,006 C
Dik­tat­tex­te: Zeichensetzung 951 M
Sub­jek­ti­vis­mus und ideo­lo­gi­sche Barrieren 809 H
Down­load: Mood­le­kurs mit Ideen zur Medienbildung 787 C
Ver­such zum Treib­haus­ef­fekt – Deutungsansatz 741 M
Schü­ler­deu­tun­gen: Kup­fer und Schwe­fel quantitativ 734 M
Mood­le – eine per­sön­li­che Zwischenbilanz 712 H
Ich bin ein schlech­ter Lehrer… 697 H
Reduk­ti­on von Kup­fer­oxid quantitativ 681 M

Alle Arti­kel habe ich natür­lich pri­mär geschrie­ben, weil ich Lust dazu hat­te – aber wenn man ganz ehr­lich ist, spie­len dabei auch immer ande­re Bedürf­nis­se zumin­dest mit(!) eine Rol­le. Ich habe die Arti­kel ein­mal mit einer inter­nen Klas­si­fi­zie­rung ver­se­hen, die das domi­nie­ren­de ver­steck­te Motiv (es gibt natür­lich Schnitt­men­gen) hin­ter dem Arti­kel mit berücksichtigt:

  1. C = cal­cu­la­ted – das sind Arti­kel, bei denen ich von vorn­her­ein wuss­te, dass sie Traf­fic ver­ur­sa­chen wür­den, weil sie z.B. die the­ma­ti­schen Schwer­punk­te im jewei­li­ge Abitur­jahr­gang berühren
  2. M = memo­ri­al – Denk­mä­ler, also Din­ge, die ich fest­hal­ten will, um spä­ter dar­an den­ken zu kön­nen, z.B. wenn ich wie­der das glei­che The­ma unterrichte
  3. S = spon­ta­neous – kei­ne Hin­ter­ge­dan­ken, ein­fach so herausgeblasen
  4. H = hear­ted – Arti­kel mit Inhal­ten, die mir nahe gehen und mich bewegen

Man sieht an den abso­lu­ten Zah­len recht gut, wovon die­ses Blog eigent­lich ideell „lebt“: Es ist die Kate­go­rie „cal­cu­la­ted“ – oder freund­li­cher: Brot-und-But­ter­ar­ti­kel, bei denen davon aus­zu­ge­hen ist, dass sie irgend­wann irgend­wer brau­chen kann. Kein ein­zi­ger Web2.0‑Artikel hat es in die Top20 geschafft, auch kein „Tech-Talk“-Geschreibsel. Von der Web2.0‑Gemeinde allein könn­te zumin­dest ich ideell nicht über­le­ben. Eine Über­ra­schung ist für mich z.B. die hohe Popu­la­ri­tät von Arti­keln wie z.B. „Ich bin ein schlech­ter Leh­rer“ oder die „Kup­fer und Schwe­fel­ge­schich­te“, die unter­schied­li­cher nicht sein könn­ten: Der ers­te ist lite­r­a­ri­sier­tes Emp­fin­den (und wäre fast im Papier­korb gelan­det), wel­cher in kur­zer Zeit vie­le Lese­rin­nen und Leser gefun­den hat, der zwei­te halt so Stan­dard­zeugs aus dem Che­mie­un­ter­richt, der die Klicks eben über die Zeit „macht“.

Die meis­ten Blogs sind irgend­wie spe­zia­li­siert und kom­men so auf ihre Lese­rin­nen und Leser. Die­ses Blog ist irgend­wie „brei­ter“. Und das wird auch so blei­ben. Ein wenig unab­hän­gig machen mich die M‑Artikel: Die habe ich eigent­lich ursprüng­lich nur für mich gedacht, damit ich spon­tan in der Schu­le auf etwas zurück­grei­fen kann. Trotz­dem fin­den sie auch Lese­rin­nen und Leser.

Ich den­ke, dass ich an die­ser inhalt­li­chen Aus­rich­tung nichts ändern werde.

Es trei­ben mich aber auch Fra­gen um, z.B.

  1. Das Blog lebt sehr nach dem Mot­to: Wenn ich etwas bewer­ben muss, damit Leu­te kom­men, ist es auch nichts wert. Die Fra­ge ist, ob das trag­fä­hig und in sich strin­gent mit mei­ner andau­ern­den Mecke­rei über Leh­re­rin­nen und Leh­rer ist, die Gutes tun und dar­über nicht spre­chen. Vie­le ken­nen das Blog. Hier an mei­nem Wir­kungs­ort kennt es fast kei­ner. Soll­te man das ändern?
  2. Mehr Popu­la­ri­tät lie­ße sich wahr­schein­lich recht ein­fach durch eine „such­wort­ge­rech­te“ Arti­kel­schrei­be­rei errei­chen, d.h. ich neh­me noch ver­mehr­ter als jetzt schon die Such­be­grif­fe, über die mein Blog gefun­den wird, zum Anlass zu ver­fas­sen. Popu­la­ri­tät ist wich­tig, um Ideen zu „sprea­den“, um gehört zu wer­den, um mehr Ein­fluss zu erlan­gen. Das passt natür­lich so gar nicht zum „Leh­rer-im-klei­nen-Käm­mer­lein-Image“, was ich manch­mal auf­baue. Soll­te man das ändern? Soll­te man die­ses Blog mehr stra­te­gisch aus­rich­ten? Wenn man z.B. frei­es Mate­ri­al zur Medi­en­kom­pe­tenz erstellt, ist ziem­lich, wahr­schein­lich dass hier Leu­te wie Heu­schre­cken ein­fal­len, weil im Web2.0 nun­mal genau wie im Leben 5% lie­fern und 95% abho­len. Wie steht es dann mit eine recht hohern Gut die­ses Blogs? Es hat ja dabei etwas zu ver­lie­ren: Die Authentizität.
  3. Eigent­lich dürs­tet es mich nach etwas Neu­em. Ich habe noch ton­nen­wei­se Stoff für Arti­kel. Mich nervt aber die Ein­zel­kämp­fer­men­ta­li­tät die­ses Blogs. Ich wür­de ger­ne gemein­sam mit ande­ren etwas schaf­fen, ver­wer­fen, ent­wi­ckeln, schrei­ben… Wie schaf­fe ich das? Leh­rer sind nicht unbe­dingt Solidaritätsweltmeister.
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9 Kommentare

  • Hal­lo Meik,

    erstaunt bin ich, dass es doch so vie­le C Arti­kel gibt. Hast Du den Blog pha­sen­wei­se bewusst so aus­ge­legt, dass er ‚erfolg­reich‘ ist? Vor allem im Hin­blick auf die Pageviews?
    Geht es bei der gan­zen Blog Geschich­te aber nicht viel­mehr dar­um, mit Gedan­ken nicht allei­ne zu ste­hen und die­se des­halb zu kom­mu­ni­zie­ren und zu ver­öf­fent­li­chen? Also eigent­lich mehr H Arti­kel als alles ande­re? Typi­sche Schul-News-Maga­zi­ne gibt es ja schon…

    Wo willst Du hin? Ist der Blog ein Bewer­bungs­schrei­ben für eine Posi­ti­on, sodass Du Dich auf ein spe­zi­el­les The­ma kon­zen­trierst und alles ande­re aus­blen­dest? Oder ist es eher ein offe­ner Notizblock(g), auf dem Gedan­ken for­mu­liert und ver­wor­fen wer­den – zweck­frei (erst­mal)?

    Mir gehen ähn­li­che Gedan­ken durch den Kopf, vor allem dadurch ange­sto­ßen, dass mir emp­foh­len wur­de, mich auf ein The­ma zu kon­zen­trie­ren und dort eine ‚Exper­ti­se‘ auf­zu­bau­en, also irgend­wie Mis­sio­nar zu wer­den. Ande­rer­seits wider­strebt mir das, da mich genau die­se Kar­rie­re­fi­xie­rung resp. Ein­schrän­kung auf einen Kom­plex und eine Sicht­wei­se oft genug bei ande­ren nervt.

    Was Dein Vor­schlag für einen gemein­sa­men Blog angeht: haben wir das nicht mit den Bil­dungs­re­por­tern schon? :-/

    Gruß,

    Felix

  • diolwe

    Pfeif auf die Sta­tis­tik, schreib doch ein­fach wei­ter. Ich lese Dein Blog gerne.

  • @Felix
    Ich habe bewusst nur die 20 „meist­ge­klick­ten Arti­kel“ (ungleich erfolg­reich) aus­ge­wählt. Ich ich schrei­be – wie bereits auch gesagt – in der Haupt­sa­che aus Spaß. Zu sagen, dass ich das aus­schließ­lich(!) aus Spaß tue, hal­te ich für Selbst­idea­li­sie­rung – vgl. 

    http://jeanpol.wordpress.com/2008/11/11/warnung-vor-selbstidealisierung/

    Zur Zeit gibt es in mir recht star­ke Bestre­bun­gen, wesent­lich poli­ti­scher zu wer­den – ich arbei­te schon seit fast drei Wochen unver­öf­fent­licht an der About-Sei­te her­um und bin und bin nicht zufrie­den mit dem bis­he­ri­gen Ergebnis.

    Ein Ziel mit die­sem Blog habe ich für mich ganz klar:
    Ich möch­te mei­ne unver­meid­li­che Daten­spur „ownen“, vgl.

    http://blog.koehntopp.de/archives/2800-Persona-was-Julia-Seeliger-mit-Marcel-DAvis-verbindet.html

    Dazu gehört für mich natür­lich auch Kate­go­rie C in ganz erheb­li­chem Maße – ich hal­te es zur Errei­chung die­ses Zie­les sogar für not­wen­dig. Und ich fürch­te, dass ich schon sehr lan­ge auch „mis­sio­na­risch“ tätig bin…

    @diolwe
    Ohne „Quo vadis“, wüss­te ich nicht ein­mal, dass es dich gibt. 

    Das liegt m.E. an der Art, wie ich schrei­be – meist näm­lich erst, wenn der Gedan­ke schon weit­ge­hend fer­tig ist. Du siehst es recht hübsch an die­sem Arti­kel, der seit lan­gem mal wie­der fragt und dadurch zur Reak­ti­on auf­zu­for­dern scheint.
    Zwei Reak­tio­nen inner­halb der ers­ten Stun­de nach Erschei­nen gab es hier noch nie. Des­we­gen muss es erlaubt sein, dar­über nach­zu­den­ken. Eine Lösung habe ich noch nicht. Ich weiß, dass „Wei­ter­ma­chen wie bis­her“ wahr­schein­lich noch 1–2 Jah­re trägt – des­we­gen möch­te ich modifizieren.

  • Anonym

    Ich kann nur zustim­men, dass die­ser Arti­kel die Leser nahe­zu dazu auf­for­dert, Stel­lung zu neh­men – im Gegen­satz zu vie­len anderen.
    Ich selbst zäh­le mich eben­so zu den Leu­ten, die die­sen Blog seit gerau­mer Zeit regel­mä­ßig besu­chen und sämt­li­che Arti­kel lesen, doch noch nie einen Kom­men­tar irgend­wo hin­ter­las­sen haben. In mei­nem Fall stellt sich meis­tens nur ein „Nick-Effekt“ ein und ein Kom­men­tar mit dem Inhalt „Ja und amen“ habe ich schon immer als rela­tiv unhilf­reich emp­fun­den… Und ich könn­te mir gut vor­stel­len, dass es eini­ge Leser gibt, die sich vor ein ähn­li­ches Pro­blem gestellt sehen.
    Von daher wäre mein ein­zi­ger Vor­schlag, die Arti­kel etwas „ent­wi­ckeln­der“ auf­zu­bau­en, sodass der gedank­li­che Pro­zess dahin­ter deut­lich wird – und zwar bevor er bereits zuen­de gedacht wur­de ;) Das sorgt zwar höchst­wahr­schein­lich für eine Viel­zahl von Arti­keln, in denen ähnliche/identische The­men in meh­rer­lei Hin­sicht durch­dacht wer­den, was für „Unord­nung“ sor­gen könn­te. Immer­hin wäre nicht mehr alles kom­pakt in einem Arti­kel – was man bei Voll­endung der Gedan­ken­gän­ge aller­dings noch nach­ho­len könn­te. Aber ich schät­ze, das könn­te die Anzahl der Kom­men­ta­re in die Höhe trei­ben. Ein Pro­blem wäre aber sicher­lich, dass es nicht leicht ist, Gedan­ken­gän­ge vor­sätz­lich unvoll­endet zu lassen…
    Ansons­ten gefällt mir die Viel­fäl­tig­keit der The­men aller­dings durch­aus, wes­halb ich eine Spe­zia­li­sie­rung nun nicht zwangs­läu­fig als Berei­che­rung sehen wür­de… Ich zäh­le mich im Übri­gen zu den Leu­ten, die der Klas­si­fi­ka­ti­on H den Vor­zug gege­ben haben, wenn ich mal einen Blick über die Top 20 werfe.

    Lie­be Grüße

  • Pfeif auf die Sta­tis­tik. Schreib was du willst, und man wird es lesen oder nicht. Oder wer­de Bil­dungs­jour­na­list, die müs­sen für ein Publi­kum schrei­ben. (Aber bit­te nicht noch mehr Mis­sio­na­re, man kann sich vor Bil­dungs­re­li­giö­si­tät ja nicht mehr retten.)

    Trotz­dem, alle paar Jah­re modi­fi­zie­ren kann schon gut sein. Aber nicht für die Sta­tis­tik. Bei mir lesen immer mehr mei­ner Schü­ler mit und ich über­le­ge, ob ich in den Som­mer­fe­ri­en mein Blog etwas umge­stal­ten wer­de und mehr für mei­ne Schu­le schrei­ben will.

  • Lie­ber Kol­le­ge Riecken,

    das Blog steht schon recht lan­ge auf mei­ner Blogroll…die Sache mit der Ein­zel­kämp­f­erpro­ble­ma­tik tei­le ich ein bißchen…Lehrerblogs sind ja ohne­hin schon­mal tot­ge­sagt worden…wie wäre ein Aus­tausch in Form von Gastbeiträgen?

    Gruß,
    Christian

  • Oder eine päd­ago­gi­sche Gewis­sens­fra­ge, die in ver­schie­de­nen Blogs von deren Autoren gleich­zei­tig beant­wor­tet wird? Noch lie­ber eine Fach­fra­ge, aber da sind die Dis­zi­pli­nen zu verschieden.

  • @Herr Rau: Gera­de *weil* die Dis­zi­pli­nen so ver­schie­den sind, fin­de ich die Idee lustig…man müss­te nur die übli­chen Schul­en­gra­ben­kämp­fe zu ver­hin­dern wissen…

    cd

  • So if you want to sing out, sing out …“

    Ich lese bei Dir nicht nur aus per­sön­li­cher Ver­bun­den­heit mit, son­dern weil ich es span­nend fin­de, wie Du Dich mit ver­schie­de­nen The­men aus­ein­an­der­setzt, ihnen Dei­ne per­sön­li­che Note gibst. 

    Ich habe in Dei­nem Blog schon mehr über Che­mie gelernt, als jemals im gel­ben Ele­fan­ten. Viel ver­ste­he ich davon aber nach wie vor nicht. Zu Dei­nen Lite­ra­t­ur­sa­chen habe ich da schon eher einen Zugang. 

    Und Dei­ne Gedan­ken zum Unter­richts- und Auf­ga­ben­auf­bau inter­es­sie­ren mich als Vater schul­pflich­ti­ger Kin­der. Glei­ches gilt für Dei­ne Aus­füh­run­gen zum „Sys­tem Schu­le“. Na, und der Tech­nik-Anteil inter­es­siert mich eh. 

    Neh­me ich Dei­ne obi­ge Klas­si­fi­zie­rung, dann fin­de ich die H‑Artikel meist am Span­nends­ten. Aber das ist für Dich ver­mut­lich nicht unerwartet. 

    Inso­fern: Schreib doch, was Du willst. Des­halb lese ich hier näm­lich mit. 

    … cau­se there’s a mil­li­on ways to be, you know that the­re are.“

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