Kleingruppenergebnisse präsentieren
Der folgende Artikel entstammt alten Jugendarbeitszeiten und ist daher in der „Du-Form“ gestaltet. Manches lässt sich auch in der Schule umsetzen..
Kleingruppen sind ohne Zweifel in der Schule und Jugendarbeit eine beliebte Arbeitsform, entgeht man doch auf elegante Weise dem Problem des „Frontalvortrags“ und fördert in gewisser Weise auch die selbstständige Arbeit der Teilnehmer. Wenn es um die Präsentation der Kleingruppenergebnisse geht, kann es leider sehr schnell dröge werden. Die letzte vorstellende Gruppe hat besonders schwer, da oftmals bereits vieles vorher schon gesagt worden ist. Wie entgeht man diesem Dilemma?
Ich habe für euch hier ein paar „Auswege“ zusammengestellt. Manchmal sind die Auswege recht banal und ohne viel Vorbereitung zu beschreiten. In der Regel ist es aber erforderlich, sich einige Gedanken zu machen.
Arbeitsteiliger Auftrag
Was man braucht:
* Einen ausreichend großen Raum oder mehrere Räume
* Schreibzeug für jeden
* Schreibunterlagen (Tisch, Buch, Klemmmappen…)
* Ein Thema, welches in kleine Unterthemen zerlegt werden kann
* Eine Tafel o.ä., auf der die Ergebnisse zusammengetragen werden können
Wie das geht:
Der Titel spricht hier eigentlich schon für sich selbst: Ein Thema wird in Unterthemen aufgegliedert, wobei jede Kleingruppe eines der Unterthemen bearbeitet.
Ein Beispiel: Ihr wollt etwas zum Thema „Vertrauen“ erarbeiten. Das Thema „Vertrauen“ ist unglaublich weit gefaßt. Es könnte z.B. um das Vertrauen zu den Eltern, zum Freund/zur Freundin, zum Partner/zur Partnerin, zu sich selbst, zu Gott usw. gehen. Jede Kleingruppe nimmt sich nun eine andere Art von „Vertrauen“ vor.
Die Ergebnisse der Kleingruppen werden zum Schluß im Plenum zusammengetragen. Dafür eignen sich eine Tafel oder so ein neumodischer Flipchart sehr schön.
Erfahrungen:
Die Aufmerksamkeit des Plenums ist bei dieser Methode auch der letzten Gruppe gewiß. Man muß allerdings arg aufpassen, daß alle Unterthemen etwa gleich interessant sind oder daß die verschiedenen Interessenlagen der Teilnehmer berücksichtigt sind.
Festlegung der Reihenfolge
Was man braucht:
* Eine bereits beendete Gruppenarbeitsphase
* Eine gute Beobachtungsgabe und etwas Diplomatie
Wie das geht:
Während der Gruppenarbeit geht ihr als Leiter herum und versucht, die sich anbahnenden Ergebnisse qualitativ einzuschätzen. Die Kleingruppe mit dem „banalsten“ Ergebnis beginnt, diejenigen mit dem „herausragendsten“ Ergebnis stellt selbiges erst am Ende vor. Die Reihenfolge der Gruppe wird dabei auuscließlich von euch als Leiter bestimmt.
Erfahrungen:
Das klingt beim ersten Lesen unglaublich unfair und aufgesetzt, dient aber dazu, die Kleingruppen zu schützen, deren Ergebnis – aus welchen Gründen auch immer – nicht so dolle ausgefallen ist. Nichts ist peinlicher als nach einen brillianten Vortrag der anderen nur noch extrem wenig beitragen zu können.
Durch die aufsteigende „Qualitätsreihenfolge“ bleibt es zudem für die Zuhörer interessant, da laufend neue Aspekte mit in die Diskussion einfließen.
Flexible Zettelwand
Was man braucht:
* 15–25 Leute
* ungefähr 60–100 Pappkarten ca. 15*25cm
Tesakrepp-Klebeband oder Clones
* Eine Tafel (gut gewischt) oder eine glatte Wand (der Traum hierbei wären Pinnägel und eine Riesenpinwand
* Eddings satt
* Einen relativ großen Raum
Wie das geht:
Die Kleingruppen erhalten jeweils eine Anzahl von Pappkarten, Eddings und ihren Arbeitsauftrag. Die Ergebnisse sollen als Stichworte auf den Pappkarten festgehalten werden. Pro Karte ist nur ein groß- und leserlich geschriebenes Stichwort erlaubt. Es darf von jeder Gruppe nur eine bestimmte Anzahl von Pappkarten beschrieben werden. Als Anhaltspunkt: Die maximale Kartenanzahl sollte die Zahl 35 nicht überschreiten. Die Schwierigkeit bei dieser Methode besteht also darin, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Nach Abschluß der Kleingruppenarbeit werden alle Pappkarten willkürlich mit Tesakrepp an der Tafel/Wand fixiert. Laßt euch dabei unbedingt von den Teilnehmern helfen. Man kann während der Kleingruppenarbeit schon auf einer Tischkante eine Anzahl von zurechtgerissenen Klebestreifen vorbereiten.
Im Plenum werden nun Zettel mit gleichem Inhalt nach Abstimmung mit der betreffenden Kleingruppe aussortiert und dann die verbleibenden Zettel in Spalten geordnet, so daß jede neue Spalte einen anderen Inhalt repräsentiert. Die allgemeineren Begriffe stehen dabei oben, die spezielleren weiter unten. Es kann u.U. erforderlich sein, im Plenum neue Oberbegriffe für die Spalten zu suchen.
Die Methode stellt hohe Anforderungen an euch als Moderator. Jede „Verschiebung“ sollte sowohl die Zustimmung des Plenums als auch die der betreffende Kleingruppe finden. Das Ergebnis kann auf einem großen Stück Papier fixiert (aufgeklebt) werden.
Erfahrungen:
Diese Methode eignet sich vor allen Dingen für komplexere Thematiken, die in ihrem Facettenreichtum erstmal geordnet und erfaßt werden sollen (Bsp. „Die Probleme der Jugendlichen heute“). Der Hauptvorteil liegt hierbei in dem konkreten Ergebnis und in der Strukturierung. Man sollte den Wert einer gutem Strukturierung niemals unterschätzen, da man hier die Basis für jede Weiterarbeit legt.
Aquarium
Was man braucht:
* 15–25 Leute
* Stühle für alle Beteiligten & ein weiterer Stuhl
* Einen relativ großen Raum
Wie das geht:
Ihr teilt die Kleingruppen ein und gebt den Arbeitsauftrag aus. Danach geht es direkt in die Kleingruppen. Das sich anschließende Plenum wird geteilt in einen Innenkreis und einen Außenkreis. Im Innenkreis sitzt je ein Vertreter aus jeder Kleingruppe. Die Bestimmung des Vertreters ist ausdrücklicher Teil des Arbeitsauftrages. Im Innenkreis werden die Ergebnisse der Kleingruppenarbeit vorgestellt und kurz diskutiert. Der Außenkreis hat die Aufgabe, das Gespräch im Innenkreis aufmerksam zu verfolgen und sich ggf. für Rückfragen Notizen zu machen. Im Anschluß (d.h. nach ca. 20–30 Min. oder an geeigneter Stelle) erfolgt eine weitere Diskussion mit allen gemeinsam. Es sind zwei Varianten möglich: Ein geschlossener Innenkreis und ein offener Innenkreis. Beim geschlossenen Innenkreis bleiben die Vertreter der Kleingruppen unter sich. Beim offenen Innenkreis bleibt ein Stuhl im Innenkreis frei. Einzelne Zuhörer aus dem Außenkreis können hier kurz Platz nehmen und mit ihren Beiträgen die Diskussion bereichern.
Es sollten nicht mehr als sieben Personen im Innenkreis und höchsten 20 Personen im Außenkreis sitzen. Es ist während der Diskussion unbedingte Ruhe erforderlich. Das Aquarium sollte spätestens nach 20–30 Minuten beendet werden.
Erfahrungen:
Die Vorteile dieser Methode liegen weniger auf thematischen als auf der methodischen Ebene. Als Innenkreis lernt man zwangsläufig die Diskussion vor Publikum. Die Leute im Außenkreis hingegen müssen sich in Geduld üben und ihre Argumente über einen längeren Zeitraum „konservieren“, was oft gar nicht so einfach ist. Die Methode erfordert eben neben Mut und Interesse vor allem die Disziplin, die man in selbst in seriösen Talkshows so oft vermisst. Daher ist der Anspruch an die Gruppe hier äußerst hoch.
Mixgruppen
Was man braucht:
* 8, 16 oder 32 Leute
* …oder jemanden, der besser rechnen kann als ich
* Mehrer Räume und einen großen Gruppenraum
Wie das geht:
Ihr teilt Kleingruppen ein und vergebt den Arbeitsauftrag. Jetzt geht es in die Kleingruppenarbeit. Nach deren Beendigung werden aus den bestehenden Kleingruppen neue Mixgruppen gebildet, die sich jeweils aus mindestens einem Vertreter der vorherigen Kleingruppen zusammensetzen. Die Anzahl der Mixgruppen richtet sich damit logischerweise nach der Teilnehmerzahl der vorherigen kleinsten Kleingruppe – alles klar? Ein Beispiel:
Es gibt fünf Arbeitsgruppen, eine mit fünf, zwei mit sechs und zwei mit sieben Mitgliedern. Es können also fünf gemischte Gruppen gebildet werden, damit die kleinste Gruppe überall vertreten ist. Die großen Gruppen sind also in einigen Mixgruppen doppelt vertreten.
In den Mixgruppen stellen sich nun alle gegenseitig die Ergebnisse aus ihrer jeweiligen Kleingruppe vor. Mögliche Fragestellungen wären dabei:
– Was war mir in meiner Arbeitsgruppe wichtig?
– Was haben wir zum Thema herausgefunden?
Wenn man auf Krampf noch ein Ergebnis fixieren möchte, kann man später am Tag noch ein Plenum stattfinden lassen. Ich z.B. bin für sowas immer zu haben. Im Vordergrund sollte hier aber weiterführende Fragen stehen. Es ist unbedingt zu vermeiden, alles nochmal „durchzukauen“.
Erfahrungen:
Eine tolle Methode, die aber die Fähigkeit zum selbstverantwortlichen und eigenständigen Arbeiten erfordert. Jeder ist hier gezwungen, einen Beitrag zum Gesamtergebnis zu leisten. Der Vorteil von Kleingruppenarbeit besteht ja gerade darin, stilleren Naturen ein kleineres Forum zu geben, in dem es leichter fällt, sich zu äußern.
Die Methode ist nicht zu empfehlen, wenn ihr greifbare, fixierte Ergebnisse braucht, die zudem allen zugänglich sein sollen. Also absolut nichts für „Lehrernaturen“, denen die Ergebnissicherung über alles geht…