Winterliche Skidiktate
Bei uns steht die alljährliche Skifahrt nach Österreich an. Passend dazu gibt es hier zwei weitere Diktattexte – quasi die zentralen Trafficmotoren dieses Blogs. Natürlich sind teilweise alternative Schreibungen denkbar. Schwerpunkte bilden diesmal die Zeichensetzung sowie die Groß- und Kleinschreibung. Hinweisen möchte ich noch auf eine hervorragend komprimierte Zusammenstellung von Rechtschreibherausforderungen durch Klaus Schenck, die mir bei der Diktatvorbereitung und ‑verfassung immer wieder eine große Hilfe ist. Ein Besuch auf der sehr umfangreichen Webseite von Klaus Schenck ist quasi unverzichtbar für jeden, der Material zum Deutschunterricht sucht.
Unfall am Skilift
Dass das Skifahren der 7c, einer sonst eher zurückhaltenden und braven Klasse, einen solchen Spaß machen würde, hätte vor der Fahrt niemand gedacht. Schon am dritten Tag sausten alle wie
weise, weiße Skihasender Blitz die rote Piste herunter, um auch den Österreichern zu zeigen, wie gut sie mittlerweile geworden waren. „Anna“, rief Petra, „Anna, schau einmal her!“ Petra hatte leider nicht bedacht, dass Rückwärtsfahren nichts Einfaches ist und raste jetzt ohne Kontrolle den kleinen Hang vor dem Skilift herunter, wobei sie schließlich den Absperrungszaun vor dem Lift so heftig mit ihrem Rücken erwischte, dass einer der Zaunpfähle laut krachend zersplitterte.Alles Fluchen und Schimpfen half den zwei Lehrkräften nichts, die das Ganze hilflos mit ansehen mussten. Die beiden machten sich rasch auf den Weg nach unten und fragten sich dabei, ob sie etwas nicht richtig erklärt hatten. Wie kam dieses Mädchen dazu, sich so zu überschätzen? Die Atmosphäre in der Gruppe war widersprüchlich. Einige schauten entsetzt, während andere sich das Lachen nicht verkneifen konnten.
Petra, eine zierliche Person, konnte nicht mehr aufstehen, da sie starke Rückenschmerzen hatte. Als dann endlich der Rettungshubschrauber kam, atmeten alle erleichtert auf. „Lasst euch das ein Beispiel sein!“, schimpfte Herr Riecken sichtlich aufgebracht, als der Hubschrauber knatternd abhob.
(205 Wörter)
Annas Schussfahrt
Wie der Blitz sauste Kristin, die in ihrem hellen Skianzug
wie ein weiser, weißer Skihasevorzüglich aussah, den Hang hinunter, um nachzuschauen, wie es ihrer Freundin Anna auf ihrer unfreiwilligen Schussfahrt ergangen war. Die kleine Tanne im Wäldchen hatte sich beim Aufprall so geschüttelt, dass es das Schlimmste zu vermuten galt. Etwas Unheimliches und Beklemmendes lag in der nebligen Bergluft.
Kristin tastete sich, nachdem sie ihre Skier abgeschnallt hatte, vorsichtig in das Wäldchen hinein. „Anna“, rief sie, „Anna, hast du dir wehgetan?“ Kristin, eine engagierte Mitschülerin, machte sich, als sie keine Antwort erhielt, noch viel entschlossener auf den Weg zur Tanne.
Voller Euphorie hatte sie bei der Morgenmahlzeit noch verkündet, dass sie bisher noch jedem das Skifahren beigebracht habe. Widersprochen hatte ihr niemand. Allein Herr Streng hatte die Stirn ein wenig in Falten gezogen, was aber nichts heißen musste, denn er konnte mit seinen drei Skiaufenthalten wohl kaum beurteilen, wozu sie, Kristin, in der Lage war.
Seit sie Anna laut rufend am Berg verschwinden sah, fragte Kristin sich, ob Herr Streng wohl doch Recht gehabt hatte. War Anna etwa tot? Kristin empfand nun das blanke Entsetzen. Endlich erklang es aus dem Wald: „Nein. Aber ich hänge etwa zwei Meter hoch in diesem Baum fest!“(205 Wörter)
Passagen wie »wie weise, weiße Skihasen« kennzeichnen Texte dieser Art aber auch als groben Unfug: sie lassen den Text in die Sinnlosigkeit abdriften (inwiefern sollte Skifahrern Weisheit eigen sein? Wieso sind die »Skihasen« (»Skihasen«! Gute Güte!) alle weiß? (Wurden uniforme Skianzüge verteilt? – Etc.)). – Nee, nee, ein Kind, das derart traktiert mit sofortiger Orthographieverweigerung reagiert, darf meiner tief empfundenen Sympathie sicher sein. :-)
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Die Kritik stimmt voll und ganz. Mein Fehler ist es auch, den Kontext dazu nicht mitzuliefern (es gibt einen…) oder eben diese Passage einfach zu streichen, weil die Herkunft und die Motivation dazu sich eben nicht so einfach erschließen – aus Gründen. Ansonsten haben wir zu Diktaten wahrscheinlich ähnliche oder zumindest annähernd identische Meinungen. Mir sind sie vorgeschrieben. Und ich habe zu wählen aus „didaktisch“ sinnvollen Texten aus dem Büchlein oder Eigenproduktionen – die beide die von dir zu Recht monierte Problematik aufweisen.
(Ausführlicher kommentiert in meinem Blog; hast Du ja gesehen.)
Möglicherweise missverstanden wird an dieser Stelle, dass meine Kritik eine Praxis trifft, die – wie so einige – durch schulische Vorgaben (Lehrpläne, Fachanforderungen etc.) bestimmt wird, der Lehrkraft an dieser Stelle aber häufig kaum andere Möglichkeiten bleiben, ohne eben diese Vorgaben zu missachten.
Und vor diesem Hintergrund ist ein Text, über den die S beim Hören des Diktats grinsen, weil er aus dem Erleben der S stammt, natürlich allemal besser als ein beliebiger Diktatsammlungstext …
Es gibt zusätzlich für viele Lehrkräfte noch einen weiteren, nicht öffentlichkeitsgängigen Grund, Diktate erhalten zu wollen: Korrekturaufwand und (scheinbare) Objektivität. Ich kann das nachvollziehen. Diktate vor Weihnachten sind fast die einzige Möglichkeit, die Stapel über Neujahr zumindest auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Sinn macht es dennoch nicht. Also braucht es strukturelle Änderungen an einem fahrenden Öltanker.
Hallo, uns ist beim Üben mit ihren Diktaten ein Fehler aufgefallen.
Rückwärtsfahren
wurde in dem Text Unfall am Skilift falsch geschrieben. (5.Zeile)
Danke für die Übungsdiktate.
Grüße Lilo
„dass Rückwärtsfahren nichts Einfaches ist“
Wäre es ein Verb, müsste es klein geschrieben werden. Es ist hier meiner Meinung nach aber ein Nomen – sogar in der Funktion als Subjekt des Nebensatzes. „Ist“ wird hier zudem als Vollverb verwendet, sodass es eigentlich kein zweites Vollverb geben kann. Wie begründet ihr die eurer Meinung nach andere Schreibung?
Äh…
Es ging hier sicher weniger um die Groß- oder Kleinschreibung, sondern um die richtige Schreibweise: „.…wärts.…“, nicht „.…fährts…“. Aber sonst ein nettes Diktat! Vielen Dank!
Irgendwelche Fehler muss man ja immer nicht korrigieren, um Plagiatoren auffliegen lassen zu können. Jetzt habe ich es auch gesehen.