Mauern ist eine Form von Gewalt
Anfang der Woche hat das zweite Modul meines Trainer-Trainings stattgefunden – ich hatte schon an anderer Stelle darüber berichtet. Diesmal ging es unter anderem um das Thema Konflikte und ein wenig Change-Management.
Wenn man Schulen berät, ist es gar einmal so selten, dass man mitten in einen Konflikt hineingerät. Vordergründig mag es um Medienkonzepte und Technik gehen – hintergründig toben Grabenkämpfe: Handys erlauben oder nicht? WLAN öffnen oder nicht? Web2.0 – und was ist mit dem Datenschutz? Sorgen diese Dinger nicht für eine unglaubliche Entfremdung?
Natürlich dringt man als Berater vermeintlich auch in Refugien ein: Der Systembetreuer macht es seit Jahren so und es hat sich bisher noch niemand beschwert. Die Videokassette passt einfach nicht in den USB-Slot. Sind Film, Overheadprojektor und Tafel etwa keine Medien? Und eigentlich geht das alles doch viel zu langsam.
Die Menschen, die an der Schule im Bereich der neuen Medien und Unterrichtsformen etwas bewegen wollen, sehen vielleicht in mir den Verbündeten. Die Bewahrer sehen vielleicht die Bedrohung ihrer alten Strukturen in mir personifiziert.
Verbündete sind gut, Bewahrer schlecht – sollte man meinen. Die Vereinnahmung meiner Person durch einer dieser beiden Gruppen macht mich in der Logik systemischen Denkens zu eine Teil des Systems. Ein erfolgreicher Beratungsprozess erfordert aber in diesem Kontrukt vor allem eins: Neutralität. Das war dieses Mal in Etelsen in unserer kleinen Gruppe ein zentrales Thema.
- Was mache ich als Berater mit übergriffigen Bermerkungen? (Was soll das schon bringen! Sie haben ja keine Ahnung, was hier los ist!)
- Wie sind Konflikte strukturiert und wie erkenne ich die einzelnen Phasen? Wann hat es z.B. auch schlicht keinen Sinn?
- Wie werde ich den Wasserfallrednern Herr?
- Was mache ich mit Schweigern?
- Wie wahre ich die Distanz zum System?
- Wie lasse ich meine eigenen Vorstellungen (zunächst) außen vor?
- Was bedeutet Veränderung für das System einer Schule?
Auch dieses Mal war die Kamera dabei. Die Settings der Rollenspiele und Übungen wurden anspruchsvoller und herausfordernder. Die Tagung baute auf den Kompetenzen auf, die wir in dem vorangehenden Modul erworben haben. Dabei geschieht so einiges innerhalb einer Gruppe. Grenzen werden erreicht und überschritten. Und der Laptop war drei Tage nicht eingeschaltet, das WLAN-Netz zwar gut ausgebaut, aber dennoch unwichtig.
Für uns geht es im Sommer auf Schloss Puch bei Linz auf der Studienwoche der IAKM weiter – in den Ferien. Der Zug ist schon gebucht. Ich bin sicher, dass auch diese Zeit intensiv wird. Eigentlich sollten Beratungskompetenzen ein ganz fester Teil der Lehramtsausbildung werden… Sie helfen auch im Unterricht und auf Konferenzen.
Wow,
klingt sehr sehr interessant. Als angehender Referendar bin ich gespannt ob du Antworten und Hinweise zu den Fragen bekommen hast? Und wenn ja welche?
Neugierigen Gruß
Hallo Tom – man kann zu diesen Fragen natürlich auch Lösungen hinschreiben. Das bringt aber in diesem Fall nichts, weil sich das ohne entsprechende Übung nicht oder nur sehr schlecht anwenden lässt – das ist eher ganzheitlich angelegt und subjektiv je nach Persönlichkeitsprofil auch durchaus verschieden. In der Beratung ist es z.B. hin und wieder notwendig zu unterbrechen: Dem einen reicht dafür ein Blick, der andere kombiniert Stimme und Körperhaltung… Beides kann geeignet oder ungeeignet sein.
Hier einmal eine Buchempfehlung:
http://www.amazon.de/systemisch-Systemische-Grundlagen-Methoden‑p%C3%A4dagogische/dp/3867020108
Klare Einschränkung: Wenn dich beim Anwenden kein erfahrener Trainer und eine Gruppe anschauen, fehlt m.E. etwas ganz Entscheidendes…
Danke dir