Projektideen – Teil 1
An dieser Stelle hatte ich die Frage gestellt, ob es 2011 über das gegenseitige Referenzieren und miteinander Nachdenken andere, konkretere Formen der Zusammenarbeit geben könnte. Herr Rau hat in einem Kommentar bereits einen konkreten Vorschlag gemacht und zum Ausdruck gebracht, dass es schon etwas mit inhaltlicher Anbindung und keineswegs „Web2.0‑Methodengehudel“ sein sollte. Da bin ich natürlich mit ihm.
Ich denke darüber hinaus, dass es nicht zu brav sein darf. Projekte bedürfen meiner Ansicht nach einer angemessenen Rezeption, um längerfristig erfolgreich und motivierend zu sein. Technik und Serverressourcen sind übrigens kein Problem – das würde von mir kostenlos geliefert. Ebenfalls ist bei mir Standard, dass stets aktuelle Abzüge aller Dateien (MySQL, Dateien als ZIP-Datei) jederzeit für alle Projektbeteiligten zum Download bereitstehen. Das machen Cronjobs und schieben den Link dann ich einen geschützten Bereich.
Projektidee 1
Ich habe mich im letzten Jahr furchtbar über einige Verlage aufgeregt. Ich könnte mir vorstellen, dass einige Lehrerblogs ihre inhaltlichen (Didaktik, Methodik) Beiträge an einer zentralen Stelle bündeln. Solche Plattformen gibt es eher noch nicht – man findet natürlich Arbeitsblattdownloadportale – teilweise sogar als „Ausgründung“ renommierter Verlage, die irgendwie laufen, weil sie natürlich immer primär konsumierende Naturen (Harvester) ansprechen.
Diese Portale nützen mir eher nichts. Ich brauche eher Ideen und Reflexionen von Inhalten oder auch Arbeitsblättern. Und wir Lehrer brauchen Öffentlichkeit. Es würde ein ansehnlicher Materialpool zusammenkommen, der sich qualitativ durchaus mit Verlagsseiten messen und so vielleicht zu einer größeren Seite aufsteigen könnte. Wenn ich bekannt werden wollte, würde ich zur Zeit eine Seite nur mit Diktattexten aufmachen (das sind bei mir ca. 1/4 aller Uniques).
Aus so einem Projekt wird wahrscheinlich eher nichts, weil der Einzelne dann um sein Blog und seine Individualität fürchten muss. Und das ist viel wichtige ideelle Bestätigung, die dann wegfiele. Allerdings: Wenn die Seite dann nach drei bis vier Jahren renommiert ist…
Projektidee 2
Mich hat die nun ins Deutsche übersetzte Dokumentation über Wikileaks sehr beeindruckt. Gegenüber der englischen Originalfassung ist einiges geschnitten und die Übersetzungen der Interviews scheinen mir für mein bescheidenes englisches Sprachgefühl nicht immer ganz stimmig. Eine Stelle hat es mir besonders angetan: Wikileaks hatte gehofft, dass viele Menschen auf der Welt dabei mithelfen, Kommentare und Analysen zu den Dokumenten zu verfassen. Passiert ist laut Assange da nicht viel, was wohl maßgeblich mit dazu beigetragen hat, die Spielregeln immer wieder zu verschärfen und mehr und mehr Material zu veröffentlichen, um von einer kritischen Masse rezipiert zu werden. Nur das sorgt bis heute für die Wahrnehmung dieser Plattform durch Öffentlichkeit und auch für ihren nicht unbeträchtlichen Einfluss.
Ich würde gerne Dokumente mit Schülerinnen und Schüler übersetzen (Englischlehrer), inhaltlich und stilistisch analysieren (Deutschlehrer), kritisch hinterfragen (Politiklehrer, Ethik‑, Religionslehrer) und danach bewerten hinsichtlich ihres Gefährdungspotentials, um dann die Arbeitsergebnisse zu präsentieren – vielleicht sogar zusammen mit Presseorganen. Es gibt viele kleine überschaubare Dokumente, die es in einen weltpolitischen Kontext einzubinden gilt. Man muss vielleicht nicht mit den Einsatzberichten beginnen, in denen von Kindstötungen berichtet wird – vielleicht tut es auch die Botschaftsdepesche zur Bewertung deutscher Pressereaktionen auf US-amerikanische Außenpolitik. Oder die Berichte aus dem Bankvorstand…
Klingt erstmal modern. Ich denke, dass Whistleblowerplattformen jedoch zumindest mittelfristig ein Gegengewicht zur institutionellen Macht darstellen werden und man in der Auseinandersetzung damit in eine Kernbereich der Demokratie vorstoßen kann – auch mit Schülerinnen und Schülern.
So – soweit meine ersten beiden Ideen. Alleine oder ausschließlich in der eigenen Region bzw. im eigenen Bundesland ist sowas natürlich doof. Vielleicht gibt es weitere Vorschläge, Modifizierungen, Ergänzungen, ganz neue Ideen?
Da es mich interessiert, ich aber müde bin und glaube, morgen vergessen zuhaben – kurz: Darf ich ins Unreine reden?
Zur Projektidee 1 könnte ich mir eine Art Schneeballsystem der „Ideen und Reflexionen“ vorstellen, um deine Wortwahl zu benutzen. Oftmals kommt es doch vor, dass man etwas entdeckt (Foto, Bild, Buch usw.), eine Idee hat, aber eben nicht mehr im Augenblick. Würde ich dies zu einem Schneeball im Netz machen und damit weiterreichen, könnte es doch andere geben, die wiederum Ideen dazu haben…und am Ende wirds eine schöne Lawine. (Technisch bin zu unbegabt, um mir das vorzustellen – wie eine Mindmap, bei der in der Mitte das Gefundene steht und außen rum jeder beiträgt, was ihm dazu einfällt)
Zur Projektidee 2 und dem Vorschlag von Herrn Rau, die beide interessant sind, aber dennoch einen Haken aus meiner Sicht haben: dass sie zu eng begrenzt sind auf eine Jahrgangsstufe. Mein Ehrgeiz, an Projekten teilzunehmen, die sich um Jahrgangsstufen drehen, die ich nicht unterrichte, hält sich immer wieder in Grenzen. Außer es handelt sich dabei um Bereiche, die ich gut übertragen kann oder wo ich Technik kennenlerne, die mich interessiert – ob dann mein beigetragener Inhalt von Wert ist, sei dahingestellt. (Hinweis: ich arbeite an einer Realschule – die geht hier von 5 bis 10)
Englisch ist leider auch nicht mein Fach, daher würde ich an ein Projekt denken wollen, welches mehrere Fachbereiche anspricht. Ähnlich wie oben das Schneeballding: ein Zentrum ausgeben und dann zusätzliche Schichten bilden mit den jeweilgen Fachgebieten. Dies wäre umso interessanter, wenn Lehrer aus verschiedenen Bundesländern / Regionen daran mitarbeiten würden.
„Dies wäre umso interessanter, wenn Lehrer aus verschiedenen Bundesländern / Regionen daran mitarbeiten würden.“
Genau das erlebe ich wieder und wieder als die größte Herausforderung…
Das Schneeballsystem ließe sich technisch ganz gut mit Mahara in Form von Ansichten umsetzen, die man dann gemeinsam erweitert.
Viele Kollegen sagen bei sowas: Oh, das könnte Mehrarbeit bedeuten. Stimmt. Aber es kommt ja auch was zurück, was meinem Rückgrat hilft.
Mein Blog macht z.B. Arbeit. Es entlastet mich aber mit den Jahren immer und immer mehr bei Unterrichtsvorbereitungen.
Maik
PS: Sorry, die Antwort kam ein wenig spät.