Deutsch: Kreative Geschichten von SuS besprechen lassen
Ich probiere gerade etwas mit Eigenverantwortlichkeit im Unterricht herum. In meiner Unterstufenklasse gestalten wir gerade Geschichten zum Thema: „Erlebnisse im Internet“ – etwas im Fahrwasser unserer Schulungen zur Medienkompetenz. Da ich jetzt öfter eine Doppelstunde zur Verfügung habe, sind auf einmal ganz andere Methoden möglich, weil ich eine faire Chance habe, mit den Lernprozessen auch zu einem runden Abschluss zu kommen.
Die Geschichten sollten in einer Lesekonferenz besprochen werden. Ich mag immer Kriterien, anhand derer ich bespreche. Deswegen haben wir zunächst eine Mindmap erstellt. „Zufälligerweise“ ist im Methodentraining der Klasse gerade auch dieses Thema dran, warum also das nicht gleich im Deutschunterricht verwursten?
Unsere Mindmap sah so aus:
Dazu muss man sagen, dass die SuS auch schon am Schuljahresanfang ein Bildgeschichte gestaltet haben und während des Zusammentragens natürlich auch ihre Aufzeichnung aus ihren Regelheften verwenden durften – sonst wäre die Map in einer Unterstufenklasse kaum so vollständig. Bei der Kategorisierung und dem Finden der Oberbegriffe habe ich natürlich ein wenig geholfen – ist also teilweise geschummelt mit der Schülerzentrierung.Diese Mindmap bestand in ihrer Ursprungsform „in Kreide“. Lässt sich natürlich auch bei entsprechender Ausstattung der Klassenraumes gleich auf http://www.mind42.com erstellen – dann entfällt das Abschreiben.
Das weitere Vorgehen ist hier beschrieben (den freien Stuhl habe ich in dieser Klasse weggelassen) – die Auswertung des Fishbowls hat mich ziemlich umgehauen – ein paar Eindrücke:
- Beobachter hatten den Eindruck, dass die Gruppe im Fishbowl sehr bald ihre Umgebung vergessen hatte
- Beobachter sagten deutlich, dass stille Naturen auch in der Kleingruppe still waren und dass man als Gruppe darauf achten muss
- Beobachter sagten deutlich, dass immer jemand die Kleingruppe dominiert und dass man darauf achten muss
- Beobachter hatten den Eindruck, dass sich der Kommunikationsprozess oft festfährt, sie hätten gerne eingegriffen (Mist – den freien Stuhl hatte ich weggelassen, um das Setup nicht zu komplex werden zu lassen)
- Beobachter beschrieben, dass es hinderlich ist, wenn man sich nicht traut, den fremden Text zu kritisieren(!)
- Tja – ich musste irgendwie wenig sagen. Eigentlich recht erholsam.
Was werde ich zukünftig bei Lesekonferenzen verändern?
Ich möchte gerne ein Spezialistensystem in der Lesekonferenz einführen. Jeder schaut auf einen anderen Aspekt („folgt einem anderen Ast der Mindmap“). So sinkt der Reflexionsanspruch und jeder kann etwas in den letzten beiden Phasen beisteuern, weil er auf seinem Gebiet eben einmalig in der Gruppe ist. Gleichzeitig müsste der Zeitbedarf mit der Reduzierung der Komplexität eigentlich sinken, sodass mehr Ressourcen auf die letzten beiden Phasen verwandt werden können.