Vortrag „Gefahren im Internet“
Am vergangenen Dienstag hatten wir zu einem Aulaabend zum Thema „Gefahren im Internet“ geladen. Dieser ist Teil unseres Präventionskonzeptes und war für die Eltern gedacht. Einer der Vortragenden war ich – und ich durfte ca. 15 Minuten sprechen. Mein großes Thema ist und bleibt dabei „Identität“.
Hauptansatzpunkt dabei ist, dass Erwachsene bei der Füllung und Bewertung dieses Begriffes aufgrund ihrer Lebenserfahrung ihren Kindern in der Regel überlegen sein sollten. Im Kontext der neuen Medien ist das Gefühl von Überlegenheit in der überwiegenden Mehrheit aus der Altergruppe der um die 40jährigen oft ja nicht so ausgeprägt. Im Folgenden umreiße ich lediglich mein gedankliches Skript bei diesem Vortrag. Weil ich primär bei Vorträgen mit mir als Person arbeite, würde die dazugehörige Präsentation wahrscheinlich wenig nützen.
Im bin eingestiegen mit einem Video, das ich zum ersten Mal bei René Scheppler gesehen habe:
Das Original gibt es auf http://www.dubestemmer.no auch mit englischem Untertitel. Ich finde die Stimmmelodie der Lehrerin so absolut fantastisch, dass ich mich für das nicht-untertitelte Original entschieden und die gute Frau live synchronisiert habe – als Nordlicht kann man Norwegisch nach mehrmaligem Hören eigentlich dem Sinn nach ganz gut verstehen. Dummerweise habe ich vergessen, darauf hinzuweisen, dass mir die englischen Untertitel bekannt waren – nunja, jetzt denken alle, ich könnte Norwegisch.
Im Anschluss bin ich darauf eingegangen, dass SuS im Netz in Communitys viel von sich preisgeben – und das können z.B. auch Lehrerinnen und Lehrer abrufen. Gewürzt habe ich das mit der einen oder anderen Anekdote aus meinem Unterricht: So konnte ich z.B. schon einmal jemandem beweisen, dass er zu einem bestimmten Zeitpunkt geschwänzt hat oder dass ein anderer in der Woche noch bis nach zwei Uhr „on“ war.
Es folgte eine Folie mit zwei Teilen, die so aufgebaut war, wie eine typische Profilseite: Ein Bereich mit persönlichen Angaben, der vom Benutzer frei nach eigenem Ermessen gestaltet werden kann und ein Bereich – z.B. ein Gästebuch, der von Dritten gestaltet wird. Bei allen meinen Anekdoten stand die wesentliche Info immer im zweiten Teil: In Online-Communitys geben u.U. Dritte Informationen über mich preis, markieren mich auf Bildern usw. Das kann ich nicht verhindern.
Dann habe ich – wie Web2.0‑ketzerisch – zunächst eine Opposition aufgemacht zwischen der realen und der virtuellen Welt. Für die reale Welt wappnen viele Eltern ihre Kinder mit so typischen Regeln wie: „Nimm‘ nichts von Fremden an!“ / „Du bist um xx:xx Uhr zu Hause“ usw. Für die virtuelle Welt kommt oft maximal ein „Aber mach‘ nix Verbotenes!“ rüber. Hinter diese Hilflosigkeit stand der Satz in einer sich öffnenden Sprechblase „Ich kenne mich nicht aus“.
Dann habe ich – wie Web2.0‑regelkonform – beide Welten zusammengeführt in dem Satz, dass in beiden Welten Menschen vorherrschen – und mit Menschen kennen sich Erwachsene ja in der Regel durch ihre Lebenserfahrung besser aus. Eltern können in der Regel entscheiden, ob das Bikinifoto mit Sangriaeimer am Ballermann wirklich hochladendswert ist oder nicht. Das können Eltern – eigentlich – und es funktioniert unabhängig von jedweder technischen oder medialen Kompetenz. Und: In der realen Welt ist ja beleibe nicht so, dass beim abendlichen Bier tonnenweise relevante Informationen fließen würden – da ist viel Geplapper dabei – wie im Netz. Menschen halt.
Ich habe herausgestellt, dass (um die Sache rund zu machen) der virtuellen Identität in Zukunft eine große Rolle zukommen wird und man diese Chance nutzen muss, um bewusst in das Netz einzuspeisen, um bewusst den eigenen Mythos zu gestalten (und keiner möge mir erzählen, er wäre im Netz genauso wie im realen Leben – zumindest was seine Tiefen angeht). Identität als Chance und Identität als Investition.
Schlussendlich habe ich Twitter als Web2.0 Dienst vorgestellt und seine Potentiale für z.B. die Vorbereitung der Hausaufgaben oder des Unterrichts. Ich wollte damit nochmals unterstreichen, dass „das Netz“ wichtig und entlastend sein kann durch die neuen Kommunikationsformen, dass es eben nicht nur eine „Spielerei“ ist – wie es so mancher Erwachsene wahrnehmen mag. Dazu gab es zuerst eine Folie zur grundsätzlichen Funktion und dann einen Blick in mein Tweetdeck.
Ich hatte geplant während der sich eigentlich anschließenden Diskussion Plenumsfragen in Twitter einzugeben, aber die Leute waren dann dann recht satt. Immerhin hat noch das verbleibende Fünfergrüppchen an meinem Ubuntulaptop („Ist das schon das neue Windows7?“) ein paar Reaktion meiner Follower auf eine Frage mitbekommen.
Ich habe sehr bewusst die Eltern mit Samthandschuhen angefasst (Ich war ja wenig „radikal“). Ich möchte nämlich nicht zeigen, was sie alles nicht können und wie viel sie tun und lernen müssen, sondern in einem ersten Schritt das bewusst machen, was sie jetzt schon ganz konkret (tun) können. Wenn die Tür schon einmal offen ist, geht es sich leichter in das unbekannte Wunderland – so meine Meinung. SuS holen wir wie selbstverständlich dort ab, wo sie stehen (oder fordern das). Eltern sind für mich auch Mitmenschen genau wie SuS. Und es waren von sieben Klassen bestimmt dreieinhalb komplette „Klassensätze“ an Eltern anwesend – toll.
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