Regeln, um kein LdL zu machen
Vorwort
In diesem Text steht viel, was ich in der Weise wie es dort steht, nicht verstanden wissen will. Wer Dinge findet, die er wiedererkennt, darf sie für sich behalten oder einer Person oder vielen an einem Ort und in einer Art und Weise seiner Wahl mitteilen. Der Text ist stark inspiriert durch „Fünf Regeln, Liebe zu verhindern“ von Claude Steiner, quasi ein Paralleltext.
1. Regel: Zeige nicht, dass du deine SuS magst
Sei sparsam mit Anerkennung und Lob ihnen gegenüber. Behalte unbedingt für dich, wenn du dich über ein Lerngruppenmitglied sehr freust. Zeige in deinem Verhalten eher das Gegenteil, damit niemand – die betreffende Person eingeschlossen – merkt, dass du sie gerne hast. Persönliche Beziehungen trüben die Objektivität und schaden der Autorität.
2. Regel: Traue SuS nichts zu
Du bist der Lehrer, du hast studiert. Alle deine methodischen und fachlichen Fähigkeiten hast du im Studium oder in der Schulzeit erlernt. Das Leben und die Erfahrung außerhalb der Schule prägen nicht. Schulisch relevant ist nur die Schule. SuS können z.B. Inhalte nicht strukturieren, SuS wirken nicht auf die Klasse. SuS sind unfertige Menschen und in ihrer Individualität keine Bereicherung für dein Leben und deinen Unterricht.
3. Regel: Freue dich nicht über eine gelungene Unterrichtsstunde
Eigenlob stinkt. Erzähle niemandem davon. Sei nicht stolz auf deine Fähigkeiten und Möglichkeiten. So bleiben alle Schätze bei dir und dein eigen. Lernen kann von dir niemand etwas. Dafür ist dein Stil zu individuell.
4. Regel: Bitte nicht um Hilfe oder um Lob
Nur wenn jemand von sich aus erkennt, dass du guten Unterricht machst, ist diese Anerkennung etwas wert. Äußere deshalb niemandem gegenüber, dass du Bestätigung brauchst oder gelobt werden willst, auch wenn du es von dir aus dringend brauchst. Daraus könnten sich Gespräche entwickeln, in denen deine Schwächen offenbar werden. Du bist Lehrer, nicht Mensch. Gespräche über Schwächen schaffen Distanz, nicht Nähe.
5. Regel: Freue dich nicht über Kleinigkeiten
Wende deinen Blick auf das, was schiefgelaufen ist. Den ideellen Lehrerlohn gibt es sofort oder nie. Deine Stunden spielen im späteren Lebenslauf von SuS keine Rolle.
6. Regel: Nimm kein positives Feedback an
Traue niemandem – auch und insbesondere nicht SuS – der deinen Unterricht lobt. Jemand, der das tut, möchte sich grundsätzlich bei dir einschmeicheln. Unterricht kann nie von vorne bis hinten völlig gelungen sein.
7. Regel: Traue deinen ethischen Grundsätzen nicht
Alles ist relativ. Jedes Verhalten ist in einem entsprechenden Kontext denkbar. Du musst keine Werte und Grundsätze vermitteln, weil heute sowieso alles im Fluss ist. Außerdem würde dadurch ein Teil deiner selbst offenbar, den du gerade vor SuS immer verstecken musst.
8. Regel: Sei stets verteidigungsbereit
Alles Neue ist ein Angriff auf das Bewährte. Jede Kritik richtet sich direkt gegen deine Person und gegen deine bisherige Arbeit, nicht gegen deine Rolle.
Und warum heißt der Eintrag jetzt ‚Regeln, um kein LdL zu machen‘ und nicht ‚Regeln, um seinen Unterricht nicht zur Schülerorientierung hin zu verändern’oder irgenwie so? Weiß nicht, warum du den Bezug zu LdL so herausstellst, wo der eigentliche Text auch auf andere (unterrichtsmethodische) Arrangements zutrifft.
„wo der eigentliche Text auch auf andere (unterrichtsmethodische) Arrangements zutrifft.“
Vielleicht, weil die von dir angesprochenen, aber nicht näher konkretisierten unterrichtsmethodischen Arrangements Teil oder Konsequenz aus dem Menschenbild von LdL sind bzw. m.E. sein können. Es gibt diese Elemente im Unterricht von vielen KuK mit Sicherheit bereits. Ich bin es leid, immer wieder betont zu sehen, worin sich Lehrer A nun von Lehrerin B unterscheidet – es gibt eben auch Gemeinsamkeiten. Die scheinen mir manche KuK vor lauter abgrenzenden Terminologien aber partout nicht sehen zu wollen. So werden Worte und Prinzipien gerade in Deutschland immer wieder ideologisch „verbrannt“. Ich mache überhaupt kein LdL in Reinform. Durch den Kontakt mit LdL geraten aber andere Fragestellungen in meinen Fokus, obwohl ich keineswegs methodisch voll und ausschließlich auf LdL stehe.
Ich weiß, dass der von mir gewählte Zugang recht ungewöhnlich ist. Das ist Absicht.
Die Regeln sind köstlich!
@riecken
„Ich weiß, dass der von mir gewählte Zugang recht ungewöhnlich ist. Das ist Absicht.“ – Diese Absicht macht mir Spaß. LdL kann m. E. ja als Mischform und neben anderen Methoden eingesetzt werden und in der Praxis ist die Terminologie erst einmal sekundär, die braucht es erst, wenn drüber geredet wird.
Und Regel 8 kann ich besonders gut mit gewissen Beobachtungen in Lb in Verbindung bringen ;-)
Gruß,
Torsten