H’am Sie hier ’nen Kühlschrank?
Dieser Artikel wird der erste einer neuen Kategorie: Die Anekdoten. Ich bin ja Lehrer. Und da erzählt man ja viele Anekdoten. Das tut man ja vor allem dann, wenn am Ende des Stoffs noch so viel Stunde übrig ist. Vielleicht verhindert die Dokumentation hier ja den inflationären Gebrauch… Die meisten meiner Anekdoten kommen aus dem Chemieunterricht. Da es kleine Erzählformen sind, passen sie für mich hier besser zur Kategorie Deutschunterricht. Hier die Anekdote:
Warum man sich nicht in einem Kühlschrank versteckt
Wir alle kennen die Warnungen unserer Großeltern, die auf Bauernhöfen mit großen Scheunen lebten, in der allerhand Zeugs herumstand. Sie warnten uns als Kinder oft eindringlich davor, uns beim Versteckspiel in Kühlschränken- oder Truhen niederzulassen. Warum eigentlich nicht?
Angeblich bekommt sie von innen nicht wieder auf. Das stimmt so nicht. Ein kräftiger Fußtritt sollte die Magnetdichtung auch von innen überwinden können (vorausgesetzt die Behausung ist so groß, dass man noch treten kann).
Kühlschränke haben die unangenehme Eigenschaft, so ziemlich luft- und schalldicht zu sein. Man atmet also innerhalb eines abgeschlossenen Raumes Kohlenstoffdioxid aus und Sauerstoff ein. Dabei steigt die Kohlenstoffdioxidkonzentration schnell an, da das zur Verfügung stehende Luftvolumen in einem Kühlschrank mit „Menschenbeladung“ recht eng bemessen ist.
Ein zu hoher Kohlenstoffdioxidgehalt – das wissen wir spätestens aus dem Film „Apollo 13“ – hat so seine Nebenwirkungen (Desorientierung, eingeschränkte Leistungsfähigkeit – wir wollten doch die Tür aufmachen?, Bewusstlosigkeit durch Hypoxie). Da ist es dann doof, wenn man nicht gefunden oder in der Erkenntnis um die prekäre Lage gehört werden kann. Das kann also eine einmalige Erfahrung werden.
Die Geschichte kann man gut zum Thema Kohlenstoffdioxid im Chemieunterricht erzählen. Das habe ich in der letzten Woche auch in einer 9. Klasse getan, die im Anschluss an meine Stunde eine Mathearbeit schreiben sollte.
Kommentar einer Schülerin: H’am Sie hier ’nen Kühlschrank für mich?
> Großeltern [vs.] Magnetdichtung
Ich glaube, dass die meisten alten Kühlschränke, also aus der Großelterngeneration, nicht mit einer Magnetdichtung verschlossen wurden, sondern über ein Hebelschloss, etwa so wie es in dieser Abbildung eines „Retro“-Kühlschranks zu sehen ist. Die bekam man von innen wohl wirklich nicht auf, wenn sie einmal zugeschnappt waren, nicht einmal durch einen Fußtritt …
Das ist ja eine hübsche Erweiterung für die Anekdote – danke. Mit einem solchen Schnappschloss hat man die einmalige Erfahrung ja mit noch höherer Wahrscheinlichkeit – dummerweise weiß man das dann sofort nach dem „Klick“. Brrrr…