Anfänger-LdL

Ich woll­te es heu­te ein­mal wis­sen. Die Vor­aus­set­zun­gen waren sehr gut. Wir hat­ten ver­schie­de­ne Tex­te zum Sturm und Drang bespro­chen und Merk­ma­le der Epo­che her­aus­ge­ar­bei­tet, sodass eine kon­kre­te Anwen­dung die­ses Wis­sens auf einen unbe­kann­ten Text in mei­nen Augen Sinn machen konnte.

1. Stun­de der Doppelstunde

Um umfang­rei­che­re Haus­auf­ga­ben zu bespre­chen, arbei­te ich ger­ne mit arbeits­tei­li­gen Hör­auf­trä­gen  (Spra­che, Inhalt Auf­bau) oder der Lese­kon­fe­renz. Heu­te war ers­te­re Metho­de  zur Aus­wer­tung von Inter­pre­ta­tio­nen das Mit­tel der Wahl, da die Haus­auf­ga­ben­mo­ral sich so opti­mie­rungs­be­dürf­tig dar­stell­te, dass das mit der Lese­kon­fe­renz nicht hin­hau­en konnte.

Die Aus­wer­tung der Haus­auf­ga­ben klapp­te her­vor­ra­gend und ohne nen­nens­wer­te Ein­grif­fe mei­ner Per­son. Die SuS gaben sich gegen­sei­tig Feed­back, wenn­gleich natür­lich immer wie­der der Mecha­nis­mus der 3. Per­son („Also die Petra hat auf geho­be­nem…“) kor­ri­giert wer­den muss­te. Das ist für mich gefühl­mä­ßig schon metho­disch sehr nah an LdL (in Nie­der­sach­sen läuft so etwas unter „schü­ler­ak­ti­vie­ren­dem Unterricht“).

Im Anschluss habe ich die Metho­de gemein­sam mit den SuS reflek­tiert und mit der Gehirn­me­ta­pher erläu­tert, was die Vor­tei­le eines sol­ches Vor­ge­hens sind. Das mache ich auch nicht zum ers­ten Mal – ein­zig die Gehirn­me­ta­pher war neu.

2. Stun­de der Doppelstunde

Ich habe eine neu­en Text (ein Gedicht) aus dem Sturm und Drang erst vor­ge­tra­gen und dann mit dem Over­head­pro­jek­tor an die Wand gewor­fen. Nach einer Ein­le­se­pha­se begann eine Schü­le­rin vor­ne am Pro­jek­tor mit der Vor­stel­lung ihrer Gedan­ken zum Gedicht. Dar­auf­hin ent­spann sich ein mehr oder weni­ger flüs­si­ges Gespräch mit zahl­rei­chen Gedan­ken und inter­es­san­ten sprach­li­chen Beob­ach­tun­gen, die die Lern­grup­pe selbst­stän­dig auf der Over­head­fo­lie fixierte.

Sub­jek­ti­ve Beobachtungen:

  1. wesent­li­che Struk­tur­merk­ma­le wur­den nicht erkannt
  2. eigen­stän­di­ge Text­erschlie­ßung führ­te zu sprach­li­chen Beob­ach­tun­gen, die man auch bei einem fach­kun­di­gen Inter­pre­ta­tor des Gedichts 1:1 nach­le­sen konn­te – ohne wei­te­ren Input
  3. die Form der Ergeb­nis­fi­xie­rung war teil­wei­se mangelhaft
  4. Schü­ler domi­nier­ten das Gespräch mit sehr sach­li­chen Bei­trä­gen, die sich im nor­ma­len Unter­richt sonst eher zurückhielten
  5. gro­ße Ver­un­si­che­rung und fra­gen­de, auf Herrn Riecken gerich­te­te Bli­cke waren oft erkennbar
  6. die Kon­zen­tra­ti­on auf den Inhalt war sehr sehr hoch. Jeder fühl­te sich gefordert.
  7. Ich habe wich­ti­ge Chan­cen zur Len­kung des Gesprächs­in­halts nicht genutzt, weil ich zu viel über ein­zel­ne SuS stau­nen musste.

Äuße­run­gen der SuS danach:

  1. Es war ein zähes Gespräch.“
  2. Ich wuss­te nie, ob etwas falsch oder rich­tig war.“
  3. Ich war viel mehr in den Unter­richt gedank­lich eingebunden.“
  4. Es war inter­es­sant, aber immer kann ich mir das nicht vorstellen.“
  5. Die ers­te Stun­de war für mich ertragreicher.“

Fazit:

Es war das ers­te Mal bewuss­tes LdL. Man muss bei die­ser Metho­de Geduld haben und sehr ehr­lich zu sich selbst sein. Es war nicht mein letz­ter Ver­such – dafür war es zu viel Ertrag. Und es war viel­leicht zu viel kal­tes Was­ser für die SuS und mich. Die meis­ten nega­ti­ven Beob­ach­tun­gen sind daher nicht wei­ter ver­wun­der­lich. Ich muss die ange­mes­se­ne Inter­ven­ti­on üben und die SuS die ange­mes­se­ne Moderation/Gesprächsbeteiligung.

Ach so:

Ich habe durch das Leh­ren mit die­ser Metho­de irgend­wie selbst etwas gelernt. Sehen Sie, es wirkt schon.

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