EduCamp in Hamburg 2010

Die­ser Arti­kel wird ein Kon­vo­lut ohne Kohä­renz – Gedankensplitter.

Was ich gelernt habe (1)

Durch Gesprä­che ist mir klar­ge­wor­den, dass eine Pres­se, die aus­schließ­lich nach Schul­struk­tur­re­for­men schreit, sich genau so ver­hält, wie eine Lan­des­re­gie­rung, die die­se Schul­struk­tur­re­for­men ver­ord­net, ja die­ser metho­disch sogar in die Hän­de spielt. Bei­des ist näm­lich „top-down“. Schul­struk­tur­re­for­men haben wir in Deutsch­land schon vie­le gese­hen – die Aus­wir­kun­gen auf den Unter­richt, auf das Sys­tem Schu­le waren – nun­ja. Inne­re Refor­men, z.B. Qua­li­fi­zie­rung von Lehr­kräf­ten usw. gehen rich­tig ins Geld – Struk­tur­re­for­men eher nicht. Allei­ne sor­gen sie eher dafür, dass noch weni­ger Leis­tung bei den­je­ni­gen ankommt, um die es in Schu­le eigent­lich geht/gehen soll­te.  Schön wäre es doch, wenn inne­re Refor­men Schul­struk­tur ver­än­dern wür­den. Hat das schon jemand über­haupt mal ver­sucht? Ach nee, das wäre ja viel­leicht demo­kra­tisch: Schu­len, die ihre Struk­tu­ren bedürf­nis­be­zo­gen selbst fin­den – welch eine Bedrohung!

Was ich gelernt habe (2)

Es gibt Wirt­schaft, die auf Gewinn­ma­xi­mie­rung aus ist. Es gibt Wirt­schaft, die auf Gewinn­erzie­lung aus ist. Die ers­te will man an Schu­le wirk­lich nicht haben. Über die zwei­te müss­te man mal inten­siv nach­den­ken. Auch gibt es Res­sour­cen jen­seits von Geld, z.B. die Poten­tia­le, die in den SuS ste­cken. Wie „wirt­schaf­tet“ Schu­le damit eigent­lich? Und wei­ter: Wir machen an Schu­le viel über Daten­schutz, Ver­brau­cher­schutz, kri­ti­sche Sicht auf Wirt­schaft. Wir mei­nen damit auf genug die gewinn­ma­xi­mie­ren­de Wirt­schaft und erzie­hen dadurch pri­mär den Kon­su­men­ten von mor­gen. Viel­leicht brau­chen wir aber auch die ande­re Sei­te. Viel­leicht müs­sen wir viel mehr dar­über reden, was wirt­schaft­li­chen Den­ken nicht nur bezo­gen auf die Res­sour­ce Geld bedeu­ten kann. Klar wird das in Fächern wie Geschich­te, Erkun­de, Poli­tik schon gemacht – aber viel­leicht wäre es schön, weni­ger über Coca-Cola, Shell, Mons­an­to usw. zu spre­chen, son­dern min­des­tens eben­so oft über Eisen­hen­kel, Tisch­le­rei Schmidt oder Fri­seu­ralon Gaby. Das geht auch in Che­mie – durchaus.

Was ich gelernt habe (3)

Was mache ich als Insti­tu­ti­on, wenn mir der Wild­wuchs auf Bar­camps nicht passt? Ich insti­tu­tio­na­li­sie­re die­ses Bar­camp, indem ich mei­ne Insti­tu­ti­on dort prä­sen­tie­re. Es gab Per­so­nen, die das in die­sem Jahr an dem Edu­Camp beson­ders kri­ti­siert haben. Ich war zum ers­ten Mal und auch nur einen Tag dort und habe es daher nicht so stark emp­fun­den. Aber es wäre schon ein­mal span­nend zu schau­en, wie das Ver­hält­nis von institutionellen/kommerziellen Vor­trä­gen (top-down) zu Vor­trä­gen von Pri­vat­per­so­nen (bot­tom-up) auf ande­ren Ver­an­stal­tun­gen aus­sieht, z.B. auf der moodlemoot2010 in Ber­lin. Obwohl ich dort nicht als Insti­tu­ti­on auf­tre­te, mache ich mir jetzt schon Gedan­ken dar­über, ob der Plan „Short-Pre­sen­ta­ti­on => Dis­kus­si­on zu mei­nem Vor­trag“ dort noch stim­mig ist, oder ob ich das doch eher ses­si­ons­mä­ßig aufziehe.

Was ich gelernt habe (4)

In jeder Dis­kus­si­on, in jedem Gespräch, das wir geführt haben, haben wir auf­ein­an­der geach­tet. Leu­te haben sich zurück­ge­nom­men und ande­ren den Vor­tritt gelas­sen, die sich vor ihnen gemel­det hat­ten. War­um fin­de ich die­se Art der Kon­ver­sa­ti­on eigent­lich nicht bei Anne Will (und Co.)? Mei­ne Stand­punk­te waren nicht kom­pa­ti­bel zu ande­ren – es gab aber nie einen Angriff „top-down“ auf mich oder auf irgend­ein ande­res Gegen­über. Das mag für die erfah­re­nen Edu­Cam­per nor­mal sein – für mich war es bemer­kens­wert. Ein her­vor­ra­gen­des Gegen­bei­spiel war die Podi­ums­dis­kus­si­on – das *war* Anne Will in Rein­form, das war „top-down“ („Kind­chen, ich mache das schon x Jah­re…, da hast du noch gar nicht gewusst…“). Ganz herz­li­chen Dank an mons7, die nicht nur dort eins mei­ner Lich­ter war. Nein – wir sind nicht bekloppt in der Art wie wir den­ken, da gibt es noch ande­re Beklopp­te außer uns.

Was ich gelernt habe (5)

Ler­nen braucht nicht immer eine fes­te Struk­tur, wenn die Vor­aus­set­zun­gen stim­men. Ich wuss­te auch schon vor­her etwas über Wirt­schaft und kann­te auch Arti­kel um die von mir wei­ter oben skiz­zier­ten Dif­fe­ren­zie­run­gen. Ver­stan­den, gelernt, erfasst, anders betrach­tet habe ich die The­ma­tik aber erst durch die kon­kre­te Kon­fron­ta­ti­on mit den Erfah­run­gen der ande­ren. Ohne das Vor­wis­sen wäre das Edu­Camp für mich kein sol­cher Fun­dus gewor­den. Das ist ein Plä­doy­er für das Wis­sen und eines für die Erfah­rung. Das eine wird für mich nie ohne das ande­re wirk­lich zu einem Lern­fort­schritt führen.

Was ich gelernt habe (6)

In einer Ses­si­on habe ich dem Refe­ren­ten mei­ne Laser­maus gelie­hen – Rück­fra­ge aus dem Publi­kum: „Sowas stellt dir dei­ne Schu­le – toll!“. Mei­ne Ant­wort wird sich mei­nen KuK erschlie­ßen. Außer­dem haben wir in die­ser Ses­si­on kol­la­bo­ra­tiv an einer Mind­Map gear­bei­ten – ech­tes Fast-Echtzeit-Web2.0. Nicht schlecht, aber mehr als drei Leu­te soll­ten es wirk­lich nicht sein. Ob das auch für Wave gilt?

Wofür ich mich bedan­ken möchte

Ich habe für vie­le Fort­bil­dun­gen viel Geld bezahlt. Das Edu­Camp war kos­ten­los, jede Form der Ver­pfle­gung inklu­si­ve (Saft, Was­ser, Obst, Men­sa­es­sen, WLAN, Steck­do­sen­leis­ten u.v.m.). Gelernt habe ich so viel Rele­van­tes wie sel­ten (s.o.). Und neue Men­schen ken­nen gelernt dazu. Das war eine tol­le Art, neu­es Wis­sen zu erhal­ten und es war eine Erfah­rung. Also etwas, was ich sehr eng mit dem Begriff „geleb­te Bil­dung“ ver­bin­den möch­te. Dan­ke an das gesam­te Orga­team und dan­ke an alle Teilnehmenden!

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