Moodle nutzen – aber wo und wie hosten?
Moodle muss betrieben werden, es bedarf regelmäßiger Pflege, Updates sind essentiell, um die Daten Daten innerhalb eines Moodlesystems bestmöglich zu schützen, schließlich sind es nicht unsere Daten, sondern die der SuS. Vieles spricht also dafür, dass man diese Daten jemandem anvertrauen sollte, der sich damit auskennt. Das wiederum kostet, z.B. bei einem deutschen Moodlepartner richtig viel Geld – selbst im Bereich des ohnehin schon teueren Applikations-Hostings.
Das ist Geld für eine Dienstleistung, von der Einzelne zwar überzeugt sein mag, deren Sinn für eine Schule sich aber nicht sofort erschließt, weil man den Wert von Moodle nicht erzählen, sondern nur erfahren kann. Man kauft also etwas teuer ein, von dem man u.U. als Schulgemeinschaft noch gar nicht weiß, ob das für einen passt. Dementsprechend hoch ist der Drang ebendieser Schulgemeinschaft, dieses Geld lockerzumachen.
Deswegen gehen verschiedene Schule und verschiedene Lehrer damit ganz unterschiedlich um.
1. Der eigene (V)server
Das ist eine absolute Nische für Linuxprofis. Hier gibt es maximale Freiheit, super Performance und all das zu unschlagbar guten Preisen. Vserver um die 10–15 Euro bieten mittlerweile enorme Power und viel Speicherplatz und: Tonnenweise Angriffspunkte für böse Jungs.
Ohne Kenntnisse im DNS-Bereich wird man seine zahlreichen Moodlemails nicht los und und und… Wer Horrorstories darüber lesen mag, darf gerne mal auf moodle.org in den Foren vorbeischauen. Viele Leute trauen sich da einfach Dinge zu, die sie nicht können. Das kann lange Zeit gut gehen, muss aber nicht. Und wenn es zum GAU kommt, dann ist der Eimer so richtig am Dampfen. Ich habe als erfahrener Administrator so viel Angst davor, dass ich mehrere Backups auf physikalisch getrennten Datenträgern vorhalte und selbst RAID nicht trauen würde. Ich würde für mich nie ausschließen, dass sowas auch mal bei mir passiert. Gegen einen gezielten Angriff wird man als Durchschnittsadmin machtlos sein. Das automatisierte Grundrauschen fängt man durch regelmäßige Updates weg,
2. Klassisches Hosting
Man mietet Webspace und installiert Moodle darauf. Wenn man vorher den Provider gut auf den von Moodle benötigten Features abklopft, kann das sehr gut laufen. Die wenigsten Schulen besitzen mehr als 30–40 PCs, mit denen gleichzeitig auf das System zugegriffen wird. Günstig für eine Schule ist, dass die Lastspitzen eher am Vormittag erzeugt werden. Daher sind viele Provider sehr duldsam, wenn Moodle wieder mal mit Speicher herumsaut. Vormittags ist das auf klassischen Webservern eher kein Problem.
Die Updateproblematik bleibt am Administrator hängen. Die ist essentiell für die Datensicherheit. Den fehlenden Anwendersupport kann man sich in den deutschen Foren auf moodle.org holen. Der Provider wird – so er nicht zu groß ist – auch helfen, wenn er Logs lesen kann. In der Mittelklasse findet man da viel Brauchbares im Bereich zwischen 10–15 Euro/Monat.
3. Der Dienstherr
Bayern und Baden-Württemberg haben es gut. Da gibt es Organisationen, die das für einen regeln, eine stabile Umgebung anbieten und teilweise sogar Support leisten. Das ist für mich bisher der Königsweg, der sich noch durch z.B. Anbindung der Systeme an schulische Authentifizierungssysteme verbessern ließe, aber irgendwas ist ja immer. Die Server werden von Personal gewartet, das das gelernt hat und auch für die Sicherheit der Daten sorgt.
Man ist aber in seinen Möglichkeiten auch eingeschränkter. Das eigene Design ist schwerer möglich, oft muss man Kurse erst beantragen und die Einschreibung von Teilnehmenden kann auch mühsam werden: Aber die Daten sind nicht in kommerziellen Händen und weitestgehend unter „öffentlicher Kontrolle“. So kann man sich voll auf das Unterrichten mit Moodle konzentrieren und muss nicht ständig basteln.
Andere Ansätze in der Richtung sind z.B. Schulserverlösungen wie die Musterlösung aus – ebenfalls – Baden-Württemberg oder auch neuerdings Arktur – huhu, lebt der noch?
4. Kostenlose Dienste
Es gibt mit Key2School einen Anbieter, der das „Rundrum-Glücklichpaket“ für lau anbietet. Dazu möchte ich eines sagen:
„Die Währung der Kostenlosen sind Daten. Das ist so, so wird es bleiben. Sind ja keine Samariter, sondern Konzerne.“
Man speichert so u.U. personenbezogene Daten auf einem Server, den man noch weit weniger kontrolliert als einen Vserver oder ein Hostingpaket in Deutschland. Das wäre für mich im Erwachsenenbereich bei entsprechender Aufklärung kein Problem – aber bei uns anvertrauten Kindern? Auf einem Server außerhalb deutscher Gerichtsbarkeit? Nicht dass die Gerichtsbarkeit immer toll wäre, aber so gar nicht? Moodle ist ja eigentlich aus Schutzgründen als geschlossenes System konzipiert. Diesen Schutz führt man ad absurdum, wenn das System „aus der Hand gibt“, oder mit Diensten verbindet, die Daten ungeniert verarbeiten (könnten). Die Anbindung von Moodle an GoogleApps ist mir unter dem Gesichtspunkt auch unheimlich. Man koppelt da über SSO…
5. Der Moodlepartner
Der Moodlepartner dürfte für die Unbedarften unter uns, die einfach nur unterrichten wollen, die einfach nur benutzen wollen, die deutschen, individuellen Support wünschen und die keinen netten Dienstherren haben, die Lösung sein. Gleichzeitig führen Moodlepartner Summen nach Australien zurück, die der weiteren Entwicklung von Moodle zu Gute kommen und so für eine nachhaltige Entwicklung sorgen. Moodle wird getragen durch Moodlepartner, die Entwicklungen erst ermöglichen. Leider sind Moodlepartner vor allem eins: Preiswert. Damit will ich sagen, dass sie ihren Preis wert sind, allein weil sie für Verlässlichkeit sorgen. Nach langläufiger deutscher Lesart würden aber die meisten sagen: Schweineteuer.
Das Partnerkonzept passt für mich unmodifiziert nicht auf Deutschland, weil es Qualität verkaufen und garantieren will. Das will – so glaube ich der Standardmarkt – hier überwiegend nicht. Der US-Amerikaner sagt: „Hey, toll, darüber habe ich gelesen, das mache, ich, das kaufe ich. „. Der Deutsche sagt: „Hm, ob das für mich passt?“. Und mit dieser Einstellung gibt k(aum) einer jährlich Kiloeuro für ein Applikationshosting aus, dass selbst im wesentlich komplexeren und damit vergleichbaren Groupwarebereich günstiger zu haben ist. Leute mit einer anderen Einstellung mögen das tun. Für unsere Schule wäre das undenkbar – allein finanziell. Dafür kann man schon einige Klassen mit Aushilfslehrerstunden versorgen.
In Deutschland muss Bedarf nach meiner Erfahrung erst generiert werden, bevor Leute dafür wirklich zu zahlen bereit sind. Bedarf entsteht durch die Arbeit mit Moodle. Der Einstieg darf nicht zu hochschwellig sein.
Das geht leider sehr oft nur über den Preis. Je mehr man „sparen“ kann, desto eher steckt man Zeit hinein. Und jetzt kommt eine weitere Sache dazu: Wer selbst gehostet hat, weiß auch um die damit verbundenen Freiheiten – die es bei einem Moodlepartner wiederum so nicht oder dann nur gegen Aufpreis – da Individuallösung – gibt, d.h. die Leute steigen u.U. günstig ein, lernen und brauchen dann keinen Anwendersupport mehr. Diese Anwender dürften nach zwei bis drei Jahren für den Moodlepartner verloren sein ohne je etwas an Moodle zurückgegeben zu haben.
Also: Auf moodle.org ist ein „Donate“ Button – wenigstens spenden oder GoogleDocs übersetzen oder Support im Moodleforum geben oder…
Ich habe immer noch einen 2‑Euro-Vserver von Netcup. Dieses Unternehmen hat sehr klein angefangen und sich durch ebendiese kleinen Systeme, die sehr zuverlässig, aber bestimmt nicht profitabel liefen, einen Kundenstamm aufgebaut. Gerade heute habe ich einem Bekannten ein hochpreisiges Standardprodukt von denen empfohlen, weil ich den Support und die Technik kenne. Anfixen, guten Eindruck machen, später Geld durch gute Leistung verdienen oder auch nicht – unternehmerisches Risiko.
Wollte nur mal anmerken, dass es in Berlin auch eine von offizieller Seite gepflegte Installation gibt:
http://www.lernraum-berlin.de/moodle/
Ich glaube, dass in Berlin sogar ein Moodlepartner(!) hinter der Sache steht.
Ich habe vieles vergessen, u.a. auch Ansätze, selbstorganisiert Moodle zu betreiben, so etwa moodleSCHULE .
Pingback: Moodle hosten » Herr Holze.de
War auch nur als Ergänzung gedacht – kein Vorwurf.
Was meinst Du mit „Moodlepartner“? Meines Wissens steht da aber nichts „Externes“ dahinter.
Vielleicht verwechsle ich da tatsächlich was… Und als Vorwurf habe ich es nicht verstanden.
Gruß,
Maik
[Update]
Herr Holze weist darauf hin, dass es u.U. nicht immer der Dienstherr ist, der zentrale Moodlelösungen schafft, sondern dass das u.U. von Schulbereich zu Schulbereich viel diffiziler ist.
Daher eine Modifikation meiner Aussage: In Baden-Württemberg dachte ich an Belwue, in Bayern an das zentrale Moodle für die Gymnasien. Wer da im Einzelnen der Träger ist, weiß ich nicht so genau.
@ Maik: das zentrale Moodle in Bayern für Gymnasien heißt „bayernmoodle“. Träger sind Ministerialbeauftragten der Regierungsbezirke, die Arbeit wird von den MIBs (medienpädagogisch-informationstechnischer Berater) und technischen Administratoren gemacht. Die Kosten werden auch über Sponsoren getragen. Der Dienstherr engagiert sich v.a. im Bereich der Fortbildung: die Lehrerbildungsakademie Dillingen koordiniert und veranstaltet Fortbildungen und Seminare. Ein wirklich von Ministerium gehostetes und bezahltes Moodle kenne ich eigentlich nur aus Österreich.
Dank für deine Zusammenstellung, wir sind gerade auf der Suche nach einem Hosting und ich habe einige Anregungen aus deinem Artikel ziehen können!