ISBN: 3639047079

Das Leben schreibt manch­mal merk­wür­di­ge Geschich­ten. Wie jeder Leh­rer muss­te ich auch wäh­rend mei­nes Refe­ren­da­ri­ats eine zwei­te Staats­examens­ar­beit erstel­len. Das soll­te ein inno­va­ti­ves Unter­richts­pro­jekt sein.

Da mich Cap­tain Picard und sei­ne Crew wäh­rend des Stu­di­ums oft genug von den wich­ti­gen Din­gen des Lebens abge­hal­ten haben, dach­te ich mir: Nun gut – machs­te ein­mal etwas dazu. Die dama­li­ge Fach­lei­te­rin (Gruß, Frau Schütz!) hat­te auch nichts ein­zu­wen­den, also ab die Post. In einer 11ten KLas­se habe ich dann den Kino­film „Start­rek – Insurr­rec­tion“ bespro­chen, der im Übri­gen fast wie­der aktu­ell wer­den könn­te: Ange­hö­ri­ge eines demo­kra­tisch hier­ar­chi­schen Sys­tems rebel­lie­ren auf Grund ihrer mora­li­schen Über­zeu­gun­gen gegen die ihnen gegen­über Wei­sungs­be­fug­ten. Da hat man man heu­te als Leh­rer gele­gent­lich auch nicht übel Lust zu, aber las­sen wir das…

Pri­mär erhoff­te ich mir durch die Ein­heit den Auf­bau von Kom­pe­ten­zen im Bereich des Rezep­ti­ons­ver­hal­tens von SuS: Der Film ent­hält näm­lich eini­ge phi­lo­so­phisch hin­ter­frag­ba­re Klop­fer, die durch mani­pla­ti­ve Tech­ni­ken der Film­spra­che über­deckt werden.

Wie dem auch sei: Fünf Jah­re spä­ter, also unge­fähr vor 4–6 Wochen schreibt mich ein Ver­lag an, ob ich Ihnen nicht ein­mal mein Manu­sskript schi­cken könn­te. Das war sogar noch elek­tro­nisch vor­han­den, was bei mir schon etwas hei­ßen will, da das damals fast noch Win­dows­zei­ten waren.

Tief­stap­le­risch hat­te ich eher ver­mu­tet, dass das ent­spre­chen­de Lek­to­rat sich kaputt­lacht, aber dann woll­te die das tat­säch­lich dru­cken, ohne Vor­fi­nan­zie­rung der Druck­kos­ten, ohne Ver­bind­lich­kei­ten mei­ner­seits. Mit 12% Betei­li­gung an den mög­li­chen Ver­käu­fen soll­te ich hono­riert wer­den. Das klang zu fair, um wahr zu sein, also habe ich Inter­net­fo­ren durch­kämmt und nur Posi­ti­ves über den VDM-Ver­lag ent­de­cken können.

Es war schon komisch, beim Nach­for­ma­tie­ren der Arbeit die Ereig­nis­se der alten Zei­ten wie­der ein­mal so prä­sent zu sehen, aber ich konn­te mein Pam­phlet noch gut ertra­gen (was eine Men­ge hei­ßen will). Der Rest ging dann fast voll­au­to­ma­tisch: PDF-Datei hoch­ge­la­den, Titel­bild aus­ge­sucht, biblio­gra­phi­sche Daten in die Mas­ke ein­ge­gen und weg damit. Arbeits­auf­wand inkl. Kor­re­spon­denz und Recher­chen: 12–13 Stun­den. Ganz fair betrach­tet müss­te man die Zeit für die dama­li­ge Erstel­lung der Arbeit auch dazu­rech­nen, aber mal ehr­lich: Nor­mal­wei­se wäre das Ding doch maxi­mal in zwei­fa­cher Aus­fer­ti­gung im Aus­bil­dungs­se­mi­nar verrottet.

Tja – und jetzt ist es bereits bei Ama­zon und libri.de gelis­tet. Ich erwar­te ja nicht berühmt zu wer­den, aber trotz­dem ist das Gefühl dabei irgend­wie komisch. Hier her­um­zu­blog­gen ist ja das eine, rein Vir­tu­el­le. So eine anfass­ba­re Ver­öf­fent­li­chung ist irgend­wie so beängs­ti­gend real.

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